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"" Stuttgart, 3. Ja». Heute Vosnütag Irak eine Versammlung von mehr als 100 Geistlichen in»d Valeff an« allen-Tbeilen des Landes im großen Saale per Bürgergesellschgfi unter dem Vorsitze von Dr. Reyscher qikS Canniialt zu einer Bsik-alhung über die A u sbl kd» n g üer Or g a n i I a tion E evangelisch", . Landeskirche im Sinne einer Synodalverfafsung zusammen. Die von einer Vorversammlniig redigirten Anträge wurden mit großer Mehrheit »»genommen.
Nürnberg. Hier wurde» im Jahr 1865 234 Pferde geschlachtet, 28 mehr als im vorigen Jahr. Das Fleisch ging reißend ab. — Die Händler lamcntircn über die gedrückten Hopfe» v r e i se und ihre gedrückt vollen Lager.
In einem Dorfe hei Amberg trafen am Weihnachtsabend zwei verfeindete B a »ern knirsch cn im WirthshauS zusammen, fingen landesüblich zu raufe» an und wurden von den andern Gästen hinausgeworfcn. Draußen bearbeiteten sie sich fast Stunden lang mit ihren langen im Griffe feststehenden Messern, die Kleider fiele» ihnen stückwcis vom Leib. Endlich kehrten fie j»S Zimmer zurück, jeder setzte sich an einen besondere» Tisch, das blutige Messer »eben sich legend; nicht lange, so fiel der Eine von der Bank, mau hob ihn auf, er war todl; während man um ihn beschäftigt war, rutschte der Andere von der Bank auf den Boden, aucb er war todt. Er blutete aus 30 Wunden, sein Gegner trug 27 Wunden. So geschehen in der Odcrpfalz. —
In kcutcndorf bei Rcdwitz ist ciine ans 5 Personen bestehende Familie, der Vater, die ihrer Entbindung nabe Mutier und drei Kinder, wah n sinnig geworden. Ihr Irrsinn äußerte sich in der fixen Idee, sie seien Höhere Wesen, konnten Schätze heben u. s. w., dem Vater mußte bereits die Zwangsjacke angelegt werden. Ter heimliche Umgang mit betrügerischen Schatzgräbern, das Lesen mystischer und verwirrender Bücher soll sie soweit gebracht habe».
Preußen. Zwei Jnfantcricregimcntcr kehren a»S Schles- wig nach Preußen zurück, um das Land zu erleichtern. — Tic Regierung läßt in Frankreich zwei Paizzersregatten bauen.
Unter den liberalen Abgeordneten in Preußen gibt- schon vor Eröffnung des Landtags sl5. Januar) stillen Krieg. Es bandelt sich nämlich darum, ob das JahreSbudget, das die Regierung vorlegt, berathen werden soll. Mehrere viel genannte Abgeordnete sagen: »ein; denn die Müh' Und Arbeit ist seit Jahren umsonst, die Regierung gibt das Gelb, ob wirS bewilligen oder nicht, doch aus. Der alte Hrrrkort hat gegen diese gefährliche Bcqucmlichkeitsthcöric einen scharfen Protest erlassen; das ganze Budget mit allen Einzelheiten z» prüfe», sei Recht und Pflicht der Kammer,-komme dabei heraus, was wolle. Es gelte die verfassungsmäßigen Rechte des Volkes zu üben und zu de- hauptcn, auch unter mißlichen Umstäubc». — Die Kriegskosten in Schleswig werden auch eine Rolle spielen. Tic Regierung hat den Krieg ohne Zustimmung der Kammern geführt und die detr. Millionen dem Staatsschatz entnommen. Der soll nun durch die Kammern wieder gefüllt werde».
Düsseldorf, 28. Dez. Der Wasscrstand des jetzt fest zngcfrorenen RheineS ist so niigewöhnlich niedrig, daß viele Schiffe nichtImehr in den Sicherbejkshafen gebracht werden konn- tcu. Ei» Witzbold meinte dieser Tage, cs wäre jetzt mehr Wasser in den Kellern der Gastwirthc als in de» Brunnen der Stadl zu finden.
Hamburg, 5. Jan. Laut einer Meldung des Altonaer Merkurs auS Rendsburg wird das SchleSwig'sche Gouvernement demnächst als Ersatz für die abzieheuden preiMfchcn Regimenter eine Rekrutirung unter der schlcswig'sche» Bevölkerung nach Maß- stab von 1 pro Mille vornehmen »ub die auSgehobeucn Infanterie unter die dort verbleibenden preußischen Regimenter eiurci- dcu lassen; lhcilweise wird auch eine Rekrutirung süc die Marine vorgcnommcii. (T. x>. Feb. Ztg.)
In Pesth wurde der Oberrabbiner Meiscl von den dortigen Jude,, hart angcklagt, weil er an der königlichen Tafel »»koschere Speisen gegessen. Meiscl wies aber durch Zeugen sauswartcude Diener) nach, daß er nur Obst, Käse und Wein genossen habe. Zwar habe er andere Speisen wobl herauSge- laugk und aut seinen Teller gelegt, aber nicht gegessen, sonder» mit Messer und Gabel nur die Pantomime des Essens gemacht,
und keine» Bissen über die Lippen gebracht. Der Hauptankla« gcr, Aordeter Schor, wurde seines Amtes entsetzt.
Nachrichten aus Rom zufolge belauft sich die Zahl der dort augelaugte» Rekruten aus der Schweiz und Frankreich bereits auf zweitausend Mann.
Daß ei» Ei sen b a h nzu g wegen Schulden von Gerichtswegen wegchr»ommcn wird, dürfte zu de» Seltenheiten gerechnet werden; so geschah eS aber kürzlich der »ordspanische» Eisen« bahngcsellschaft, der auf Antrag französischer Fabrikanten ein Zug mit 6 Personenwagen sammk Lokomotive beim Ueberschreiten der französischen Grenze abgepfändet wurde. Die Gesellschaft zahlte sofort.
England vermindert seine Armee um 850 Offiziere und 16,000 Mann. Die Türkei folgt diesem Beispiele mit Reduktion ihrer Reiterei.
London. Die im Vorjahr durch Parlamentsbeschluß eingesetzte Kommission „über die Todesstrafe" bat ihren Bericht nun vrrvffentlicht. Er spricht sich für Beibehaltung dieser Strafe aus, verlangt aber bedeutende Abänderung in ihrer Anwendung.
Jung Blut.
(Fortsetzung.)
Er näherte sich dem Walde, seine Blicke führen suchend umher, ohne die beide» junge» Leute zu finden.
„Sie sitzen unter den Bäumen," sprach er lachend und sprengte schnell auf sie zn.
„Halt!" rief ihm plötzlich eine Stimme zu, in der er die seines Neffen erkannte. Er wandte den Kopf etwas zur Seite und sah denselben mit angeschlagenem Gewehre hinter einem Baume stehen.
„Halt!" wiederholte derselbe, da er sein Pferd nicht sofort anhiclt, und kaum hatte er dies gcrhan, so hallte ein Schuß im Walde wider und die Kugel fuhr pfeifend dicht an ihm vorüber. Sei» Pferd bäumte sich und er halte Mühe, es z» beruhigen.
„Bist Tu des Teufels, Junge!" rief er seinem Neffen zu, einem jungen, kaum einige zwanzig Jahre alten Manne, der, ohne sich viel um ihn zu kümmern, mit lachendem Gesichte hinter dem Baume hcrvorsprang und von einem Hunde gefolgt auf ein nahes Haferfcld zueilte.
„Getroffen! hier liegt er!" rief er dem Major zu, der ihm langsam folgte, indem er auf einen vor ihm liegenden und verendeten Rehbock zeigte.
„Bist Du ganz des Teufels!" wiederbolte der Major. „Keine drei Schritt weit ist die Kugel an mir vorbeigcfloge»!"
„Haha!" lachte der junge Man», „daß weiß ich, aber der Bock wäre mir auch so leicht nicht wieder so schußgerccht gekommen. Länger als eine Stunde babe ich hier schon mit angeschlagener Büchse gestanden. Sieb her, Onkel! Das linke Schulterblatt getroffen! famos! Deßhaib ist daS Thier auch sogleich gefalle» !"
„Das sind Stndenteustrciche, Einem so nahe an der Nase vorbei zu schieße» !" erwiderte der Major. „Zum Kukuk! Du hast noch kein Pulver gerochen, sonst würdest Du vorsichtiger sein! Auf ein Haar und Du hättest mich todkgeschnffen!"
„Ei» dickes Haar von drei Schritt, Onkol!" lachte der junge Mann.
„Wo ist Armgarb?" fragte der Major, sich »mschauend.
„Dort — dort im Walde! Sie hat einen Bock angeschossen ; er schweißte stark und nun folgt sic ihm mit dem Hunde. Horch! — sie meldet sich!" fügte er hinzu, als aus ziemlicher Entfernung ein Schuß hallte.
„Armgard schießt gut, aber zu schnell und ungeduldig", fuhr der junge Mann fort. „Ihr Bock war mindestens noch hundert und zwaussg Gänge entfernt — sie konnte es nicht ab- warteu und schoß los!"
„Und Du Haft sie allein gehen lassen?" fragte der Major. „Ich halte diese» Bock schon auf dem Strich und wollte nicht fahren lassen."
Ei» zweiter Schuß challte aus dem Walde.
„Haha! Siehst Du, wie schnell sic im Schießen ist, und sie ist cs, ich höre es au ihrer Büchse — immer zuviel Pulver; die läßt sich nicht davon abbringeu." (Forts, f.)
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Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung
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