Dir späteren Kriegsjabre gingen für die Stadt Marburg glücklich vorüber. Sie blieb von weitern Besuchen der Feinde verschont.
Heinrich und Marie wurden schon im nächsten Fasching durch den Bund am Altäre für immer vereinigt.
Hold übergab ihnen sei» Geschäft und sei» ganzes Vermö- gen, sich selbst nur ein stilles Plätzchen in ihrem Hause vorbehaltend, an dem er de» Rest seiner Tage ausruhen und des Glü- j ckeS seiner geliebten Kinder sich freuen könne. >
Auch der junge Stauder suchte sich schon nach einem Jahre ! unter den braven Töchtern Marburgs eine Hausfrau und mar in ^ seiner Wahl ebenfalls sehr glücklich. ^
Der Holzschläger Stefan erhielt im Hause Heinrichs die ! Stelle eines Hausknechtes und hcirakhete feine Ursula, die über die Veränderung ihres Wohnsitzes gar nicht böse war. j
Heinrich Kunz aber wurde noch lange Jahre hindurch von seinen Freunden scherzweise der Delinquent genannt, was ihn . jedesmal veranlaßte, seine Geschichte, wieder zum Besten zu geben. ^
Tages-Neuigkeite». ^
Stuttgart, 17. Nov. Direktor v. Etzel, der berühmte , Eisenbahntechniker, ist dieser Tage in Wien an einem Schlaganfall gefährlich erkrankt, weßhalb seine Gattin sofort von hier dahin abrciSte, ihn jedoch bereits wieder in der Besserung fand.
Ludwigsburg, 16. Nov. Bo» den neue» Uniformen, welche vom 1. Januar k. I. an die Generale und K. Adjutanten tragen werben, wird der Reihe nach in den Garnisonen Stuttgart, Ulm und Ludwigsburg ein Muster aufgelegt. Die große Uniform der Generale besteht in schwarzen, ganz kurzen Waffenröcken mit goldener Achselschnur und doppelter Reihe goldener Knöpfe; Kragen und Aufschläge sind golden mit rolher Einfassung. Die Beinkleider sind gleichfalls schwarz mit breiten goldenen Borten, durch die sich zwei schmale rolbe Streife» ziehen. Au dem mützenartigen Käppi ist oberhalb des Wappens ein niedriger weißer Federbnsch angebracht. Bei der kleinen Uni'orm fehlt die Achselschnur am Rocke; die Beinkleider haben das dunkle
Hechtgrau, wie beim übrigen Militär und rothe Streifen. Die Ehabraquen sind bei großer Uniform scharlachroth mit Goldborten und Pelz, bei kleiner grau mit roth. Die Uniformen der Adjutanten sind dieselben, nur haben sie statt Gold Silber und statt Roth Hellblau.
Ansbach, 15. Nov. Bei der heute dahier voigcnominc- 16- Sericnzichung des Ansbach-Gunzenhanser Eisenbahn-Anlehens sind die nachstehenden 42 Serien: 24, 27, 99, 164, 289, 531, 683, 812, 822, 934, 978, 1004, 1023, 1212. 1401, 1447,
1665, 1703, 1741, 1814, 1853, 2355, 2484, 3156, 3225,
3347, 3448, 3499, 3554, 3589, 3619, 3710, 3885, 3994,
4201, 4220, 4228, 4318, 4329, 4680, 4703, 4979, erschienen, welche an der planmäßig am 15. Dez. d. I. stattfindenbe» Ge- winnziehnng Theil zu nehmen haben. (Ll.-A.)
Berlin, 15. Nov. Der König hat gestern den Friedensvertrag unterzeichnet, nachdem die dänische Ratifikation desselben am Sonntag Abend hier eingetroffen war.
Bistritz liegt in Siebenbürgen; dort gibts ein Wochenblatt, in dem zu lesen ist: „In der Gemeinde Wermesch ist die Lehrcr- stelle mit einem Gehalte von 30 Wirthcn zu besetzen." 30Wirlhe oder fette Bauern auf einen Lehrer, — da möchte man sich zu Tische laden; leider bedeuten aber die Dreißig nichts weiter, als daß Jeder von ihnen dem Lehrer jährlich 2 Viertel Frucht und 40 Neukreuzer liefert; das ist die ganze Besoldung des Lehrers, ein abgclöSker Wanbeltisch. In Bistritz und in de» Dörfern umher gehe» die Lehrer auf Taglohn ober sticken die Schuhe!
Wien, 17- Nov. Gestern hat nach der „Generalkorrespondenz" die Auswechslung der Ratifikations-Urkunden über den Frieden mit Dänemark stattgesunden. LcgationSsekretäc Bille bleibt in Wien als dänischer Geschäftsträger.
Triest, 17. Nov. Tie Gazzeita di Trenta meldet, daß gestern früh bei Bagolina in der Lombardei zwischen Garibaldi- nern und italienischen Truppen ei» heißer Kampf stattgesunden hat, bei welchem es beiderseits viele Tobte und Verwundete gab, und welcher mit der Gefangennehmung eines Theilcs und der Zersprengung des Restes der Bande endigte.
Einen schönen Tod starb Herr Crep et in Lyon, Cominau- baut der PompierS. Er bekam den Orden der Ehrenlegion und vor Freude rührte ihn der Schlag.
Turin, 15. Nov. Der Schaden, welchen die Regengüsse und Ueberschwemmnngen verursacht haben, ist unermeßlich. Die Eisenbahn zwischen Florenz und Livorno, Florenz und Pisa, Florenz und Prato und zwischen Prato und Pistoja ist ans lange Strecken zerstört. Die Eisenbahn von Florenz nach Montevarchi ist an zwei Punkten unterbrochen, so auch die von Livorno »ach Nuuziateila. Auch die Bahn von Einpvli »ach Siena und die »eue Linie Pracchia-Pistoja ist furchtbar beschädigt. Der Arno hat in Pisa ebenso wie hier die verheerendste Ueberschwemmung angerichtet. Auf der Straße von Florenz nach Livorno sind mehrere Arbeiter, welche den Bahnkörper ansbesser» wollte», mit der Maschine in das Wasser gerathcn und nm'S Leben gekommen. Eine Uebersicht der zu Grunde gegangenen Menschenleben läßt sich noch nickt gebeff, da alle Postverbindung unterbrochen ist.
Stadt Neuenburger 10 Frs.-Loose. Ziehung am 1. Nov. Nro. 65502 Frs. 5000. Nro. 59997, 70145 je FrS. 200. Nro. 7987. 49603, 413920 je Frs. 100. Nr. 3618, 33007, 34567, 50935. 54067, 59,540, 92031, 105353, 105535, 124743 je Frs. 50. Nro. 2855, 3371, 8626, 8648, 18138, 31839, 56104, 72439, 96586, 113519, je Frs. 40. Nro. 7309, 24055. 33256, 34086, 38776, 39373, 40195, 49128, 50173, 62300. 70925, 72528, 76593. 76878, 92702, 96842, 105620, 105941, 115748. 122414 je Frs. 25. (B.-Z.)
Londo n. Von hier berichtet die „Englische Korrespondenz" unterm 14. Nov.: „Franz Müller ist heute Morgen um, 3 Uhr hingerichtct worden. Alle Anstrengungen, welche der deutsche Rechtsschntzverein zur Erlangung eines Aufschubs aufgeboten, haben bei dem Staatssek. Sir George Grey nichts gefruchtet. Das Comite hat bis zur letzte» Stunde in ununterbrochener Sitzung noch neue Beweisstücke gesammelt, um die Unschuld des Unglücklichen darznthun, und andere Mitglieder waren auswärts mit Nachforschungen beschäftigt. Im Laufe des gestrigen Tages wurde noch eine Menge von Briefen und Memoranden dein Ministerium des Innern zngesanbt, und cs ließen sich mehrere Deputationen anmelden. Sir G. Grcp, obwohl einen Theil deS Tages hindurch anwesend, empfing keine derselben. Wie der „Star" berichtet. hat der Herzog von Sachsen-Kobnrg die Königin telegraphisch ersucht, die Vollstreckung des Urtbcils aufsckieden zu lassen, und eine ähnliche Bitte soll von dem König von Preußen eingetroffen sein. Die von dem Staatssekretär ertheilke Antwort ans die Petition war an den Sachwalter Hrn. Beard gerichtet. Ans seinem letzten Gange begleitete de» Vernrtheilten Dr. Cappel, den Müller gebeten hatte, bis znm letzten Augenblicke bei ihm ansznharren. Vor dem Gesängnißgebäude war ein Platz mit Barrieren eingesriedigt, in dessen Milte baS Schaffok errichtet war. Festen Schrittes näherte sich Müller und ebenso bestieg er das Gerüste. Nachdem der Henker schon den Strick »m den Hals geschlungen, wurde Müller von Dr. Capvel noch angeredct: „In wenigen Augenblicken stehen Sie vor Gott; ich frage Sie nochmals »nd znm letzten Male, find Sie schuldig ober unschuldig?" Müller antwortete: „Ich bin unschuldig." Tr. Cappel: „Sie sind unschuldig?" — „Gott der Allmächtige weiß, was ich gethan habe," erwiderte Müller. Dr. Caphcl: „Gott der Allmächtige weiß, was Sie gethan haben; weiß er, daß Sie diese besondere That verübt haben?" Worauf Müller antwortete: „Ja, ich habe es gethan." — Die Fallthüre fiel »nd der Vernrtheilte verschied ohne Tobeskampf. Wie regelmäßig der Fall, sind unter der znm Anblick der Hinrichtung zusammengcströmken Menge eine Unzahl von Diebereien und Gemeinheiten verübt worden. Eine Frau mit ihrem Kinde sind, erdrückt, ohne Lebenszeichen weggeschafft worden; ein Mädchen, hingesturzt und zertrete», liegt auf dem Todtenbelte. Es ist der Abschaum des rohesten Londoner Gesindels, welcher sich zu derartigen barbarischen Scene» als begieriger Zuschauer einfiudet.
Juarez, der in der letzten Revolution gewählte Präsident der Republik Mexiko hat seinen Widerstand gegen Kaiser Maximilian aufgegebcn und ist mit seiner Familie nach Ncwvork ansgewanbert.
Truck und Verlag der M. W. Zaiser'schen Buchhandlung. Redaktion: Höljl«.
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