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skiiiem Freunde an dem Löschen dcS Feuers mitzuwirke».
Er dachte nicht daran, daß er ringsum von Feinden umgeben.
Aber auch diese nahmen sich keine Zeit, denjenigen näher zu betrachten, der es ihnen allen an Mnth und Kühnheit im Kampfe gegen das verheerende Element zuvvrthat.
Sie arbeiteten gemeinschaftlich, um das Eigenthum eines Mitmenschen zu retten.
Als das Feuer soweit glücklich bewältigt war, daß keine weitere Gefahr mehr zu befürchten stand, begab sich Heinrich wieder in den Garten zu de» Seinen.
Der alle Hold drückte ihn stumm und herzlich an seine Brust und reichte dann seine Hände den zwei Stauders, welchen er zunächst sein Leben und Habe zu verdanken hatte.
„Welch ein Wiedersehen!" lispelte Maria, als sie am Halse ihres Geliebten hing und sich willenlos trotz der Zeugen von ihm liebkosen ließ. Es that ja beiden wohl, nach der mit so furchtbaren Umständen verbundenen Trennung wieder ganz ihr Herz ergießen zu lassen.
Sie vergaßen ihre Umgebung, vergaßen die Gefahr, die über Heinrich bei einem längeren Verweilen schwebte, und bemerkte nicht, daß Fremde Gäste in den Garten drangen.
Hold erkannte sogleich den General Grouchy und seine Offiziere.
„Mein Gott! flüsterte er ängstlich zu den Stauders, der General kommt — wenn er Heinrich erkennt. Das müssen wir verhüten, wenn es noch Zeit ist."
Sogleich bewegten sich die drei Männer' den Kommenden entgegen, um sie nicht zu weit hereinkommen zu lassen.
„Welche Ehre, Herr General," stotterte verlegen der Goldschmied."
„Ich komme, sprach freundlich der Gefürchtete, um mich von dem Vorgänge persönlich zu überzeugen und zugleich Ihnen Glück zu wünschen, daß die Sache noch so ziemlich gut abgelaufen. Freilich haben Sie bedeutenden Schaden — aber immer besser, als wenn Alles nicdergebrannt und Sie ausgeraubt worden wären."
„Der Hilfe ihrer braven Leute, Herr General! habe ich ja die Rettung meiner Habe zu danken."
„Das freut mich — freut mich doppelt, weil dadurch die Ehre meiner Soldaten gerettet wird. Schiebt man doch alles Schlechte: Raub, Mord und Brand, gewöhnlich unS Franzosen in die Schuhe. Ich bin überzeugt, daß. wen» das Bubenstück gelungen wäre, man es wieder den Franzosen zugeschrieben hätte. Aber, wo sind denn die Schurken? Laßt sie doch Herblingen!"
Sogleich war der Befehl vollzogen und die Gefangenen in den Garten gebracht.
Als der General den rothen Fritz gewahrte, ries er überrascht:
„Ah! das ist ja der Mann, welcher mir de» jungen Kunz glaub ich — ausgelicfert und die Tausend Gulden verdient hat. Nun, dem steht ja der Mord, Brandlegung schon auf dem Gesichte angeschrieben. Dafür soll er auch sicher die Bekanntschaft mit dem Galgen machen."
Fritz sah mit trotzigem Gesicht auf den General, dann auf seine Umgebung, zuckte plötzlich zusammen und, indem sich sein Gesicht zu einem furchtbar grinsenden Lachen verzog, schrie er:
„So werde ich wenigstens nicht allein dahin gehe». Mein Todfeind soll auch mit — ha! ha! seht nur dort, wie das Milchgesicht mit dem Aeffchen koset. Herr General! Dort ist Ihr Delinquent — der so famos entwischt — es ist Heinrich Knnz. Und da steht ja auch sein Freund Staudcr, der ihn Euch mitten von der Exekution weg entführte."
Diese Worte wirkten wie ein Schlag auf die verschiedenen Anwesenden.
Hold und der alte Stander erblaßten — der General und seine Adjutanten wandten sich hastig nach dem Liebespaare — welches durch diese Worte ebenfalls aus seiner Entzückung gestört, starr vor Schrecken dastand.
Nur der junge Stauder hatte die Besinnung nicht verloren.
Bevor Grouchy und sein Gefolge noch von der Ueberraschung sich erholt, war er bei seinem Freunde, riß ihn heftig von der Seite seiner zitternden Geliebten und zog ihn mit sich nach dem Hintergrund.
Der Verräther glaubte wohl nicht, daß gerade er den Beiden die Flucht aus dem Garten möglich gemacht.
Fritz nämlich batte, bevor er mit seinen Genossen an das Werk schritt, eine Leiter auf der Jmienseit und eine zweite auf
der Mauer angelegt — um so de» Rückzug mit der Beute schneller zu bewirken.
Als die Flüchtlinge an die Mauer kamen und sich nach einem Punkte umsahen, auf dem sie möglicherweise übersetzen könnten — bemerkten sie in dem Augenblicke, wo schon das Herannahen der Soldaten vernehmbar war und ihnen den Angstschweiß auf die Stirne trieb, die bewußte Leiter.
Nasch waren sie oben, zogen die Leiter nach sich und eilten wieder jenseits abwärts.
Sie erreichten kaum den Erdboden, so hörten sie schon an dem Lärmen und Schreien, daß die Verfolger ebenfalls an der Mauer seien.
Bevor jedoch diese Leitern herbeischafften und selbe erklimmen konnten, hatte» Heinrich und Stauder bereits eine bedeutende
Strecke durch den Stadtgraben gegen die Drau hinab zurückgelegt.
*
Es war gegen sieben Uhr des andern Morgens.
Ursula hatte eben den Topf mit der marinen Frühstückssuppe aus Schöpsenfleisch vom Feuer genommen und unwillig auf den Tisch gestellt, als sich die Thüre öffnete.
Ei» junger Bursche in stark getragenen Loden gehüllt, an den Füßen die schwere» Zockeln, auf dem ungekämmten, langen Haare einen grauen Filzhut und mit der ehrlichste» Miene von der Welt bewegte sich mit dem größten Phlegma herein, dann mit einem vodro jutro auf das Mädchen zu und drückte einen schallenden Kuß aus ihre rechte Wange.
„Was hast denn heule wieder?" fragte er, nachdem sie ihm» gar keine Antwort gab und nur unverständlich Zeug murmelte.
„Was soll ich haben, stieß sic endlich hervor, der Vater ist noch nicht da und Hab' schon zweimal das Essen an's Feuer stellen müssen. Aber jetzt wart' ich nicht länger. Komm Stefan, setz Dich her und esse mit."
„Er wird so lange ausgehcn, bis er nicht mehr kommt!" meinte dieser 1?nd nahm ohne weiteres Platz.
Wie sie in der besten Arbeit waren, die Schüssel, worin die Suppe »»gerichtet ward, zu leeren, hörten sie von Außen Schritte, die sich der Hütte näherten.
„Helf Gott! sagte das Mädchen, jetzt kommt der Alte, da gibl's wieder ein Wetter!"
„Warum kommt er nicht früher!" erwiderte kurz der Bursche und fährt fort zu essen.
Die Thür geht auf, aber statt dem alten Holzschläger treten unsere Abenteurer von Marburg ein.
„Laßt Euch nicht stören, sagte Heinrich, die Verlegenheit des Paares bei so unerwartetem Besuch merkend, nur wenn Euch was übrig bleibt, laßt cs uns zukommen, denn wir haben ebenfalls verteufelten Hunger."
Sogleich holte Ursula noch zwei hölzerne Löffel herbei, Stefan rückte zu und die Freunde machten der Köchin alle Ehre.
Nach Tisch führte Ursula ihren Gesellschafter als einen Arbeiter ihres Vaters auf, so lange nämlich dieser noch im Holzschlage beschäftigt war.
Heinrich runzelte die Stirne und fragte ziemlich barsch: Also auch einer von dem Gelichter?
„Nein, mein Herr! glaubt das nicht, fiel ihm rasch das Mädchen ins Wort, Stefan ist ei» braver, ehrlicher Bursche. Der Vater kann ihn deßwcgen nicht mehr leiden, weil Stefan ! nicht mithalten will — darum soll auch ich ihn nicht gern haben ! — aber —"
^ „Schon gut, ich glaube Dir. Es freut mich, daß Du einen ^ so braven Burschen gewählt. Da, Stefan, gib mir Deine Hand!"
^ „Danke recht schön!" sagte dieser und streckte seine Hand
nach Heinrich aus. (Schluß folgt.)
— Nach den neuesten Erhebungen können in den alten Pro- vinzen und in der Lombardei 461 Männer und 574 Weiber von 1000, in den Marken, Umbrien und Toskana 641 Männer und 750 Weiber von 1000, in Neapel und Sicilie» 832 Männer
und 938 Weiber von 1000 weder schreiben noch lesen. Von
den 45,011 Gemeinden des Reiches besitze» 7290 keine Schulen. Unter allen Provinzen zählt die Lombardei die meisten mit Schulen versehenen Gemeinde», und es ist dort der Bolksunterricht am verbreitetsten. _
Druck ri«L Verlag de^G. W. Zaiser'sche» Buchhandkunz. Redaklio«: Höljle»