schrn Lächeln zu antworlcii, .illein es wollte ihm nicht recht ge« lingen.

Nein, nein, Meister Wurmbach, erwiderte nun Martha ent« schlossen, behaltet Euer Geld und nehmt auch das, was Ihr zu einem Schlitten für die Kleinen meinem Mann gegeben." Mit diesen Worten holte sie aus einer Schublade der Werkstatt ein Papier, in welchem noch unberührt die Silbcrstücke des Gevat­ters lagen.

Er wollte sich weigern, das Gelb zu nehmen.

Nehmt und geht, verlaßt die Werkstatt! nef nun Martha zornig, macht nickt, daß ich die Nachbar» zu Hilfe rufe!"

Wurmbach nahm das Papier mit verbissenem Grimm, wandte sich aber dann zu Pater Martin mit den Worten:So nehmt Ihr daS Geld als ein Geschenk von mir für die Kirche."

Behaltet es für Euch; es wird wohl nicht sehr redlich ver­dient sein, da Ihr eS der Kirche bietet."

Wurmbach erbleichte. Aber er schrack zusammen, als sich die Thüre öffnete und von der Straße drei Gerichtsbicner in die Werkstatt traten.

Im Namen des Gesetzes verhafte ich Euch," sagte der Eine, indem er Wurmbach aus die Schulter klopfte.

Dieser war bewegungslos, wollte etwas stammeln.

Vorwärts, in's Gesängniß, Bursche, herrschte ihn der Ge« richtsbiener an. Dießmal sollst du uns nicht entgehen." Sie führten ihn hinaus.

Meister Wurmbach hat heute Nacht einem Tuchscheerer vier­zig Goldgulden gestohlen, erklärte Pater Martin der erstaunten Martha; allein der Bestohlene bemerkte cs zu früh für den Dieb und die Polizei war rasch zur Hand."

Er bol mir vierzig Goldgulden zum Geschenke," sagte Martha.

Es sind ohne Zweifel die Gestohlenen, durch deren Besitz er den Beweis der That liefert."

Es schlug neun Uhr auf der Burg, und die übrigen Uhren der Stadl wiederholten den Zcitruf. Eine Menge Lenke drängte sich über die Brücke zum Gerichtshause dem jetzigen Gesell- fchaftShause. Der Schlosser Kilian sollte heute gerichtet werde», und man war auf sei» Urthcil begierig. Aber die Zahl der Mit­leidigen war wohl größer, als die Derjenige», welche nur Neu­gierde allein zu dem ernsten Schauspiele trieb. Darin» auch fiel mancher mitleidige Blick beim Vorübergehen au der Kapelle auf der Rheinbrücke auf die da kniende Gruppe, die Mutter mit ihren fünf Kindern und aus den ihnen zur Seite betenden Mönch, da­rum auch wichen sie freundlich, ja ehrerbietig zurück, als diese sieben Wese», nach Vollendung ihres Gebetes, binnberschritten nach dem Gerichtshause, »m in dieses zu treten und den Gerichts- saat zu erreichen, in welchem schon Alles zu der um zehn Uhr beginnenden feierlichen Handlung gerüstet war.

Unter der zuschauenden Menge herrschte eine tiefe Stille, als sie eintraten und ans den vom Bcrthcidiger ausgewirkten Plätzen sich niederließen. Dieser Letztere kam nn» ans die Mut­ter zu; es war ein vom Alter gebeugter Mann mit freundlichen Zügen.Hoffet!" sagte er, indem er der bclrüdtcn Mutter die Hand reichte. Mehr sagte er nicht, aber dieses eine Wort war ja schrn ein Balsam für das geängstigte Weiberheiz.

Tic Richter traten nun in ihrem Schmucke ein, zwei zu zwei mit ihren langen Talaren und dem schwarz und weißen Barel. Sie nahmen auf ihren Sitzen im Hintergründe im Halbkreise Platz- Zur Linken, auf erhöhtem Sitze befand sich der Gerichts- s Präsident, ihm zur Rechten der Staatsanwalt, weiter dem Halb­kreise gegenüber stand das Pull des Vertheidigers und diesem zur !

Seite befand sich die Bank für den Angeklagten. !

Die zehnte Stunde schlug, da klingelte der Präsident und befahl, den Angeklagten hereinznfnhren.

Zwischen zwei Gerichtödienern trat er herein, sein Haar ge­bleicht, aber in seinem Antlitz las man den Ansdruck frommer Ergebenheit. Allerdings wankte er, als er dicht bei seinem Platze, nur von der Barriere getrennt, die Seinen erblickte. Seine Au­gen trafen die seines WcibcS, in denen eine Thräne glänzte, und feine Hände falteten sich zum Gebete, als er sie da sah, die

Kinder seiner Liebe, die seine That zu Waisen macken sollte.

Aber die Gegenwart des greisen Paters, der wie schützend hinter den Seinen stand und dessen Hände sich jetzt, um gleichsam einer Frage des Angeklagten zu antworten, wie zum schützenden Segen

erhoben, gab ihm wieder die Kraft der stillen Ergebung.

Er setzte sich auf die Bank.

Der Präsident eröffncte die Gerichtssitzung unter den ge- wöhnlichon Formalitäten, indem der Angeklagte sich erhoben und stehend die Anklage, die Verlesung der Akten, sowie den Vortrag bcS Staatsanklägers anhörcn mußte. (Forts. s.)

Allerlei.

Aus Zusmarshausen schreibt mau wegen einer Je- remiade über Dienstboten. Alles darin Gesagte mag wohl seine Richtigkeit haben: nur falsch ist die Meinung, daß man heut zu Tage durch Zwangsmittel Dienstboten dahin bringen will, eine bestimmte Zeit auf ihrem Platze verbarren z» müssen. In einem civilisirten Staate muß jedem Individuum seine Willens­freiheit garantirt sein, so lange letztere sich in den Schranken der Gesetzmäßigkeit bewegt. Die Brutalität der Dienstboten entstand durch die bäufige Nachfrage nach solchen, und d.n Dienst- boten-Mangel können wir größtenthcils nur der Commvdilät un­serer Frauen und Töchter zusckreibcn. Wenn die Mütter ihre Töchter anstatt zur Putz- und Prunksucht zur häuslichen Arbeit erziehen würden, so tonnte manche Familie recht wvbl ohne Magd existireu. Leider jedoch ist der falsche Wahn in den meisten Fa­milien vorherrschend, daß Arbeiten eine Schande sei und unser Herrgott eben ausschließlich nur den Dienstboten zur Arbeit er­schaffen habe. Würden ferner solche Frauen, welche wirklich Mägde brauchen, anstatt sich alles nur Mögliche von Letzteren vor die Füße tragen zn lasse», selbst Mitarbeiten, I» würde manche Magd dem Beispiele ihrer Gebieterin folgen müsse»; jedoch schleckte Beispiele von Leite der Herrschaft schaffen die schlechten Sitten der Dienstboten. Darum Frauen und Töchter! rührt euch selbst; greift selbst zur häuslichen Arbeit; geht den Dienstboten mit gu­ten Beispielen voran und ihr werdet in kurzer Zeit sehen, daß in jeder Beziehung die DiensthvlemEalamität verschwunden sein wird.

Ein Mittel gegen die Wassersucht will vr. Trinkowsky in Ungarn gefunden haben, nämlich die Citrone. Ueber einen speciellen Fall lesen wir Folgendes von einer Frau, bei der alle anderen Heilmittel erfolglos geblieben waren: Die Patientin, eine Frau von 50 Jahre», verzehrte nach ärztlicher Anordnung in den ersten drei Tagen je eine geschälte und mit Zucker be­streute Citrone; in den weiter folgenden drei Tagen je zwei, so­dann drei Stück dieser Frucht, bis sie eS ans 18 Stücke an einem Tag brachte, worauf sie i» demselben Verhältnisse wieder bis ans ein Stück hinabging. Sie während dieser Zeit kein Fleisch. Schon am sechsten Tag zeigte fick eine gute Wirkung, und drilt- halb Monaten war die Kranke vollkommen geheilt. Der genannte Arzt soll sich schon mit großem Erfolge seit Jahren dieser Heil­methode bedienen und veröffentlicht sic uneigennützig zum Heile der Leibenden.

Preis-Charade. *)

Der crstcn Silbe rosiacs Gefieder Verleiht dem Jugendlenz den Zaubcrschcin;

Es flattert »m die lebensfrische» Lieder, ... *

Die er uns singt in Judelmclodein; -------

Bringt Heil, wenn cs durchdringt des Hstmmkl'S Pforte,

Beim Tönen wehmuthsvollcr Mollakkorde.

Die zweite trachtet nach dem höchsten Ziele,

Liegt sic gebettet in der Menschenbrust

Bald tief und bald auf hochgcwölbtcm Pfühle,

Und so dem Pilger wird der Zweck bewußt.

Für den er ausgesandt in dieses Leben:

Daß die Vollendung sei sein heißes Streben.

Und wenn sic mit der crstcn sich verbindet.

Mein Ganzes Dich mit heitern Blicken grüßt.

Mit seinen Blumenkränze» Dich umwindet.

An seiner Hand das Leben dir verfließt;

Dann gehst Du leichten Schritts am Wandcrstabc Dem hohen Ziele nach, bis zu dem Grabe.

*) Unter denjenigen unserer Abonnenten, welche die richtige Lösung dieser Charade bis zum 12. August (einschließlich) cinscndcn, kommt ein schön gebundenes Eremplar vonNick, Wilhelm 1. König von Württem­berg, ein vaterländisches Geschichtsbild", zur Verloosung. Zudem werden die Namen der glücklichen Errathcr im Blatte veröffentlicht werde». Briefe erbittet man sich franko.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung. Redaktion: Hdijle-