würde, nur um den schrecklichen Eindruck der vollkommenen Oede ! zu schwächen, welche um die Straße herrschte. In Fontainebleau ^ ist man nicht unempfindlich gegen den Schmerz des jungen Kai- ^ serpaares in Mexiko, man sühlt sich mit verletzt und wird das auch bald merken lassen. ,

Paris, 5. Juli. DemPays" wird aus Kopenhagen vom 1. d> Mts. mitgelhcilt, baß König Christian geneigt sei, Flieden ^ zu schließen; er sei durch die Drohung der Verbündeten, Jütland ! als eroberte- Land zu behandeln, zu diesem Entschlüsse bewogen worden; die Reise des Prinzen Johann von Glucke barg nach ^ Berlin soll damit in Verbindung stehen. Wie derAbend- Moniteur" meldet, hat der Verlust von Alscn in Kovenhagen eine tiese und schmerzliche Aufregung hervorgeensen. Ma» glaubte nicht, daß die Preußen so schnell hinüber gelange» würden. Ein Amerikaner hatte Torpedos (unterseeische Höllenmaschinen! sofort beim Ablauf des Waffenstillstandes gelegt, allein sie waren, als die Preußen so unerwartet ihren llebergang ansführken, durch die Saumseligkeit der dänischen Artillerie noch nicht mit Zündstoff gefüllt. - DieGazette de France" vernimmt von einem Hei- rathsprojekte zwischen dem jungen Könige von Baiern und einer hannover'schen Prinzessin.

Paris, 7. Juni. Die Nation vernimmt aus Wien, daß Preußen sich anheischig gemacht habe, Ungarn in dem Fall zu besetzen, daß Oestreich in Italien Krieg zu führen haben sollte.

Die englische Regierung steht zwischen Thür und Angel, indem im Unterhaus das beantragte Mißtrauensvotum mit 313 gegen 295 Stimmen verworfen, im Oberhaus aber mit 177 ge­gen 168 Stimmen angenommen wurde.

Für Schleswig-Holstein ist in der Hauptstadt Mexiko un­ter etwa 150 bis 200 dort lebenden Deutschen in wenigen Ta- gen die Summe von 3000 spauischen Thalern gezeichnet worden

Ve^b^echen >n»d Sühne.

(Fortsetzung.)

5.

Und so fand ihn der Morgen; die erste» Lichtblicke der aus­gehenden Sonne fanden ihn ausgerichtet im Bette, der erst Er­wachte in dem bevölkerten Gemache. Er sprang auf, froh dieser nächtlichen Gestalten entledigt zu sein. Froh, ja froh! ES litt ihn nicht mehr in der engen Kammer.

Er trat hinaus in die Werkstatt; noch schlummerten die Seinen.

Was konnte auch die Hausmutter wecken, welche Eile konnte sie treiben, den neuen Tag zu begrüße»? Ec fühlt's, er eilt hinaus. Ist er nicht reich, ein Sack mit Gold soll die Er­wachenden erfreuen! Ja, wenn er es erworben hätte, wenn es sein wäre, rechtlich gewonnen; aber es ist ja nur der Sünde Sold, die Hölle bat es ihm bescheret. Er sühlt's, da ec zu der Trude tritt. Soll er's fassen, das Gold, das er unter den Peinigun­gen des Gewissens, in dem Gefühle der sozialen Berechtigung geraubt, für dessen Besitz er Höllenqualen ausgestanden. Ein neuer Kampf. Nur ei» Stück des goldgefüllten Sackes und das Erwachen der Seinen lst ein fröhliches.

So denkt er, aber tritt zur Truhe und zaudert; er zaudert wieder, wie er vordem, am gestrigen Abend, gezaudert und doch gehandelt.

Er steht noch unschlüssig da, da klopft's; er fährt zusammen; es klopft wieder.

Meister Kilian," ruft eine bekannte Stimme und zu gleicher Zeit klopft es heftig auch am Werkstattladen.

Selbst im Wohngemache des Schlossers hatte man die Stimme des Rufenden erkannt. Frau Martha war aufgefahren aus ihrem Schlummer der Ermattung.

Pater Martin!" rief sie und sprang schnell zum Bette heraus, um sich anzukleiden.

Es war aber nicht dasselbe freudige Gefühl bei dem Schlos­ser, als er dem Harrenden fast zögernd die Thüre öffnete.

Der greise Geistliche trat mit freudestrahlendem Gesichte herein, ein kleines Säckchen mit Münzen i» die Höhe haltend. Hier, meine Kinder, sagte er, das Säckchen auf der Werk- stattbank niederlegend, das ist für die erste Noth. Ihr seid ge­rettet!"

Gerettet!" wiederholte der Schlosser dumpf.

Der Mönch sah ihn befremdet an, aber in diesem Augenblick trat Martha aus der Stube. Sie hatte gehört, was der Greis

gesagt, sie eilte auf ihn zu, faßte seine Hände, die sie mit Thro­nen und Küssen bedeckte.

Ja. gerettet, gerettet, ehrwürdiger Pater. Ihr kommt wie ein Engel des Himmels im Augenblicke, da uns keine Aus­sicht mehr blieb, als Hungertod."

Oder Verbrechen" stieß der Schlosser hervor.

Martha schrack zusammen, ihr Blick hastete fragend, for­schend auf dem bleichen Antlitze des Gatten, der starr zum Bo- l den sah.

Mann, lieber Heiri, ries sie, aus dir spricht das Fieber; I du hast letzten Abend nichts genossen; du gabst den letzten Bissen Lrod den Kleinen.,. l

Ihr Armen! sagte der Mönch. Und so lange mußte ich !

suchen, bis ich bei milbihätigen Seelen diesen Sack mit Almosen !

füllen konnte; doch vertrauet aus Gott, Meister, vertrauet auf ihn, er verläßt Euch in der letzten Stunde, im tiefste» Elend nicht."

Liebreich und wie zum Segen legte der Greis die Hand auf die Schulter des Gebeugten.

Möge der Herr, der über uns Allen wacht, in deiner Seele stets das Vertrauen an ihm wach erhalten!" !

Diese liebreiche Svrache brach die finstere Erstarrung des gebeugten Mannes. Er sank zu den Füßen des Mönchen hin l

und barg das Antlitz in seine ehrwürdigen Hände, ein Thränen- strom quoll ans seinen -lagen und schluchzend stammelte er: Möge !

Gott dem Sünder vergeben! ^

Ec ist die Gnade selbst und nicht vergebens pocht ein reu- j müthigeS Herz an seiner Pforte." l

So sprach der Geistliche, freilich nicht ahnend, daß die t

Sünde, welche den vor ihm knieenden Schlosser drückte, nicht eine !

Sünde im Geist, ein Nichtoertrauen in tue göttliche Voriehnng ^

war. sondern eine schwarze Thal, verübt unter dem Schleier der >

Nacht.

Geht nur, meine Tochter, sagte er zu Martba, eilt, um für Eure Familie das Nöthge zu kaufen, damit die Kleinen, wenn sie ans dem Schlummer der Ermattung erwache», sich stär­ken können, und danket Gott für dte kleine Gabe, die er Euch durch meine Hand gesendet."

Martha und Pater Martin, der noch andere Gänge durch die Stadl zu machen hatte, waren hinansgegangen.

Der Schlosser war allein, noch immer aus seinen Knieen liegend. Seine Hände hatten sich gefaltet, seine Lippen murmel­ten ein still Gebet.

Plötzlich rächte er sich auf.

Nein, nein, die'es Geld darf nicht in meiner Truhe blei­ben, noch heute Nacht will ich's wieder zurücktragen, wo ich es genommen, »uv daun fort, ihr verlockenden Schlüssel."

Dieser Gedanke becubigte einigermaßen den Schlosser; allein man denke sich seine Angst, als schon im Lause des Vormittags das Gerücht durch die Stadt Runde machte, es sei aus der Schatzkammer ein Sack mit Gold entwendet worden. Der Schatz­meister, verschon frühe in der Schatzkammer zu thnu halte, ver­mißte alsogleich den bei seinem letzten Besuche vorn gestandenen Sack. Nirgends bemerkte man jedoch die geringste Spur eines Einbruches.

Ec begab sich selbst vor den Rath, um Anzeige zu machen.

Die ganze Polizeimannschast wird entsendet, um Nachforschungen anzustellen. Mehrere Personen, bei fcübern Diebstählen verdächtig, werden gefänglich eiiigezogen. Allein keine Spur des verschwun­denen Geldes ist zu entdecken, alle eiugebrachten beharren aus ihrer Unschuld.

Der Abend naht. Die Schlosserfamilie begibt sich zur Ruhe.

Auf allen Gesichtern ist die Zufriedenheit gelagert, nur den Schlos­ser plagt die Ungeduld.

Es war fast um Mitternacht, da sehen wir ihn wieder, die dunkle Nacht begünstigte seine Schritte, längs dem Schatten der Häuser der Gerbergaffe hinabgehen. Er kommt endlich zum Markt­platze; er will sich der kleinen Pforte nähern» durch welche er damals in das Gebäude, in die Schatzkammer gelangt war. Aber überall sind Wachen, doppelte Wachen und er kann sich kann; ihren Blicken entziehen, um wieder in die Ge rberstraße zurückzu­kehren.

Dr»ck »»> Verlaz dir >S. W. Laiser -sch-» BuchhaiidUlnz. R-drktio»: 4 » ljl -.