zu sein; ich werde auch für die Zukunft keinem Partikularinteresse huldigen; Fürst und Volk werden ihren Befreiern alle Opfer dün­gen, welche zum Heil Deutschlands gereichen.

In den Donaufürstcnthümern haben sich die Lauern gegen die Gutsherrn anfgelehnt und verlangen, von allen Lei­stungen los zu sein. Man bezweifelt, daß die Regierung den Gutsherrn Beistand leiste.

In Ungarn sind die Erndteaussichten überall die günstigsten.In Siebenbürgen hat der anhattcnde Regen eine Üederschwemmung verursacht. In Elisabethstadl am Kokcl- sluß fuhr man auf dem Marktplatz in Kähne». An andern Orten hat der Sturmwind großen Schaden angerichlei.

Der König von Schwede» hat seinem königlichen Nach­bar in Dänemark den Vorschlag gemacht, ein skandinavisches Unionsparlament zu errichten und eine Verschmelzung der Dyna­stien anzubahuen. Darüber ist es in Schweden zu einer Minister- krists gekommen, s- daß der König sich genöthigl iah, seinen Vorschlag wieder zurückzunehmen.

London, 27. Juni. Lord Palmerston erhielt von der Kö­nigin die Ermächtigung, das Parlament aufzulösen, wenn die Opposition gegen seine Friedenspolitik ein Tadelsvotum durchsetzen sollte. Daß dies der Opposition gelingt, ist jedoch unwahrschein­lich. (K- Ztg.)

London, 28. Juni. In Len Parlamentssitzungen wurden gestern die Protokolle der Konferenz und eine Gesammtübersicht über ihre Verhandlungen vorgelegt. Im Oberhausc sagte Russell nach einer historischen Einleitung. Oestreich habe in der letzten Sitzung erklärt, die deutschen Mächte beabsichtigen nicht, die Feind­seligkeiten außerhalb der Grenze der Heizoglhümer auszudehneu; dies verdiene freilich nicht unbedingten Glauben. Die britische Ehre erfordere nicht die Theilnahme am Krieg. Eng­land habe nie materiellen Beistand versprochen, Frankreich und Rußland hätten diesen geradezu verweigert. Dieses und seine maritimen Interessen, etwaige Feindseligkeiten Amerika'» erwä­gend, müsse England die Neutralität bcibchalten, obwohl weitere Eventualitäten die Kriegtheilnahme nicht absolut ausschließeu. Derby will vorerst keine Diskussion beantragen, tadelt übrigens doch die Haltung der Regierung; Granvill verlangt Aufschub der Diskussion. Im Unterhaus gab Palmerston ähnliche Erklärun­gen und bemerkte hiebei, daß das Parlament befragt, respektive einberufen werden solle, wenn ein Kriegsfall einträle. Disraeli behält sich vor, demnächst eine Debatte hierüber auzuregen.

(T. d. St.-A.)

Der Kaiser von Rußland hat seine» Gesandten von Nom abgerufen. Man sieht darin den ersten Schritt zu energische» Maßregeln gegen den päpstlichen Stuhl.

Amerika. In den Congreffen von Washington und Richmond sind Anträge auf friedliche Ausgleichung des Streites und somit Beendigung des Krieges gestellt, jedoch, wie zu er­warten stand, in beiden Versammlungen verworfen worden. Erst nach Entscheidung des Kampfes bei Richmond ist an Lösung dieser furchtbaren Wirren in einer oder der andern Weise zu denken.

Verbrechen nnd Sühne.

(Fortsetzung.)

Die Nacht vorher hatte Kilian die Doppelschlüssel für den Fremden fertig gemacht und sorgfältig zur Seite gelegt, in der Truhe in einer Ecke der Werkstatt wohl verschlossen. Die Eisen­spangen sollten noch vor Abend für den Rath fertig werden, auch für diesen lagen die Schlüssel bereit. Wenn Alles fertig ist, nach Feierabend, wenn die Arbeiter fort sind, will ich mit meiner Martha reden, so dachte Kilian.

Seine Arbeit für den Rath war um 5 Uhr schon beendigt; da mußte er einen Ausgang machen, man hatte ihn zum Thore an der Rheinbrücke gerufen.

Gut, dachte er, wenn ich wiederkomme, ist es noch Zeit genug.

Die Arbeit war gleich gemacht und er wollte sich schon wie­der auf den Heimweg machen, da sah er Pater Martin von der Brücke her kommen. Er blieb unwillkürlich stehen. Den sendet mir der Himmel, dachte er.

Aber der Pater hatte den Schlossermeister auch gesehen, er ging auf rhu zu.

Ich habe Euch eine Geschichte versprochen, sagte er, nach­

dem er dem Schlosser seine» Segen ertheilt, und Euck ein paar Tage wallen lassen. Ich wollte heute mein Wort halten; aber bei einem Gange zu den Klosterfrauen von Kiingenthal bin ich aufgehalren worden. Habt Ihr Zeit, so geht mit mir wieder zurück, da könnt Jyr sehen, wie Ritter nach Art jenes Schelmen enden"

Wie, jener Ritter" fiel ihm der Schlosser erstaunt und auch erschrocken ins Wort.

Ist tobt, antwortete Pater Marti». Er wollte letzte Nacht in das Kloster von Klingcuthal einbrechen nnd hatte schon im Einverständniß mit einer gottvergessenen Nonne mit einer Strick­leiter die Mauer zu ersteigen begonnen, als die Klosterknechte, benachrichtigt, herbeikamen lind zugleich die Klybeckwache ihre Runde machte. Tie Helfershelfer kämvsten zwar gegen die Wache, aber die Kiosterkncchle halten die Strickleiter, welche die fliehende Nonne oben befestigt, losgelöst und der Verbrecher fiel zu den Füßen der Mauer nieder, wo man ihn auch, nachdem die Kly­beckwache, die Lande des Slraßeuränbcrs zurnckgeschlagen und Einen davon gelödtet, mit zerschmetterten Glieder», aber noch lebend fand. Aus meinem Frnhgauge fand ich den Verbrecher in einem Hause von Ztlybeck auf einem Steoblager; feine Hände hatten sich in der Wukh des Wundsiebcrs in das Holz gegraben; aus seinem Munde quoll blutiger Schaum nnd seine Augen waren aus den Höhlen getreten. Ich wollte die letzte Beichte des Ver­brechers hören, seine Slimmc versagte; bis dielen Abend lag er in den furchtbarsten Schinerzen und gab endlich, ohne sich mit dem Himmel ausgesöhut zu haben, vor einer halben Stunde den Geist aus."

Der Schlosser akhmete lief aus, als er de» Tod dessen er­fuhr, der ihn aus ein einziges Wort hätte iu den Kerker, auf die Tortur bringen können er hatte also an jenem Abende mit einem Räuber verkehrt, der wahrscheinlich seine Spießgesellen befreien wollte!

Er folgte dem Pater, der seine Schritte beschleunigte. Bald kamen sie in diemindere Stadt" und durch die Rebgaffe zum Lläsithor. Viele Leute waren da versammelt vor dem Wachtpo­sten, wohin nun der Tobte gebracht worden. Der alte Pater fand leicht Eintritt und kam gerade in die Stube, als man aus den Befehl des GerichtsdiencrS im Namen des Rathes den Tob­ten aus eine Bahre legte, um ihn zum Rheine zu bringen, i» den er, eine Speise für die Salinen, geworfen werden sollte. Ein Bild des Abseheu's, war der Tobte zu schauen, das wild verzerrte Antlitz, die aus den Höhlen getretenen Augen, mit Blut umkcänzt.

Aber wie schauderte Kilian zusammen, als er den Namen dieses RilterS hörte; eS war der Anführer der berüchligtsten Bande, welche diese Rheingegend um Basel unsicher machte und Schrecken und Grauen überall verbreitete.

Unruhige Träume hatten den Schlosser in der Nacht verfolgt, sein treues Weib horchte wachend den seltsamen Worten, aber sie verstand nicht deren Sinn.

4 .

Der Schlosser war ruhiger geworden des andern Morgens, blieb aber still und nachdenkend bei seiner Arbeit. Martha folgte ihm oft mit den Blicken, wenn er in der Werkstatt etwas suchte und sie in dieselbe trat. Trotz dieser äußern Verschlossenheit zeigte sich jedoch Kilian gegen die Seinen ausnehmend zärtlich, so daß Martha glaubte, sein stilles Hinbrüten sei mehr eine Folge von den Nahrungssorgen, welche allerdings hart genug die Schlosser« familie heimsuchte.

Um zehn Uhr holte ein Diener des Rathes den Schlosser ab, der mit einem seiner Arbeiter die Spangen und Schlösser trug. Er war auf das Höchste verwundert, als man ihn nach dem Stadthause und nicht nach dem Gefängnisse führte; sein Er­staunen nahm jedoch zu, als er hier nach der Schatzkammer ge­führt wurde und die Schlösser und Spangen da an die Stelle der alten anbringen mußte. (Forts, f.)

In Bern habe» sich Biergeschworene aufgethan. Wö­chentlich oder monatlich einmal veröffentlichen sie in der Ortszei­tung die Eigenschaften der einheimischen und fremden Biere jeder Wirthschaft. Ein Weingericht soll Nachfolgen.

Druck «n» Verlag der G. W. Z » i fe r 'scheu Buchhandlung- Redatti«»: -h » l , l «.

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