bet bei Einsenkung des Sarges gesprochen werden; Ich will ruhen indem schon vor Jahren gedauien Grab neben meiner verewigten Gemahlin Katharina, wie Ich es Ihr versprochen hatte.
6) Die Landestrauer wünsche ich auf 3 Monate beschränkt zu sehen und nur 10 Tage nach meinem Begräbnis soll mit den Glocken geläutet werben, meine Personalien ebenso einfach in den Kirchen gelesen werden.
7) Ich sterbe als wahrer Christ, verzeihe allen meine» Feinden,
danke meiner Familie für ihre innige Liebe, meine» Dienern vom Civil wie vom Militär für ihre treue Anhänglichkeit und Eifer in Erfüllung ihrer Pflichten, allen meinen Untcrthancn für ihre Treue und Gehorsam gegen die Gesetze. Ich habe für die Einigkeit, Selbstständigkeit, Ruhm von Deutschland gelebt, mein Württemberg über alles geliebt, Heil meinem Vaterland für alle Zukunft. (gcz.) Wilhelm.
Seine Majestät der regierende König haben nach genommener Einsicht von obiger Urkunde beschlossen, den darin hinsichtlich des Leichenbegängnisses u. s. w. ausgesprochenen Wünschen Ihres Königlichen Herrn Vaters möglichst nachzukommen. Sie erachten SiL jedoch gegenüber von Ihren Unterthanen verpflichtet, von jenen Anordnungen darin Sich etwas zu entfernen, daß die Leiche Seiner Majestät des Königs Wilhelm an einem der nächsten Tage (wahrscheinlich Dienstag) im großen Marmor- Saale des Residenz-Schlosses dahier össentlich ausgestellt werben soll, damit denjenigen, welche die irdischen Ueberreste eines vielgeliebte» Königs nocb einmal zu erblicken wünschen, bevor solche auf immer der Gruft übergeben werden, die Gelegenheit nicht benommen sei, hierin dem Drange ihres Herzens Folge zu leiste».
Stuttgart, 26. Juni. Nachdem Seine Majestät der König Karl und Ihre Majestät die Königin Olga mittelst Extrazugs auf dem Cannstalter Bahnhof cingetroffen, begaben Sich Allerhöchst Dieselben auf das Landhaus Rosenstein, wo um die Leiche des höchstseligen Königs Ihre Majestät die Königin PauUne, die übrigen hier anwesenden Mitglieder der König!. Familie, die Minister, der Oberhosprediger und Andere versammelt waren. Nach Besprechung mit den Ministern über die zunächst treffenden Anordnungen zogen Sich die Allerhöchsten Herrschaften ans Ihre Billa bei Berg zurück. — Heute Vormittag 11 Uhr findet nach tz. 10 der Verfassungsurkunde in Anwesenheit der Minister, des gesammten Geheimcnrathes und des ständischen Ausschusses die feierliche Unterzeichnung der Urkunde über die Festhaltung der Landesverfassung Von Sr. Majestät statt und nach 11 Uhr wirb die Huldigung der hiesigen Garnison für den neuen Kriegsherrn auf dem Exerzierplätze vor sich gehen.
In Folge tödtlichen Hingangs des Höchstseligcn Königs Wilhelm Majestät machen die K. Ministerien des Innern und des Kirchen- und Schulwesens Folgendes vekannt: 1) daß jede öffentliche Lustbarkeit und Musik und ebenso — mit Ausnahme des Orgclspielens — jede Kirchenmusik unterbleibt, auch 2) in den sämmtlichen Kirchen des Landes täglich Vormittags von 11 bis 12 Uhr, in der Residenzstadt Stuttgart noch weiter Nachmittags von 5—6 Uhr alle Glocken mit angemessenen Unterbrechungen geläutet werben.
Stuttgart, 24. Juni. Nach gestern hier eingetroffeusn Nachrichten hat bei der Abgeordnetenwahl in Crailsheim Rechtskonsulent Sarwey mit der Mehrheit von 150 Stimmen gesiegt.
Stuttgart, 24. Juni. Jakob Heinrich Schäfer von JlS- selb, O.-A. Besigheim, der seine Geliebte Sophie Früh von Heslach am 9. Febr. hier in der Engenstraße ermordet hat, tti vom Schwurgericht zu Eßlingen zum Tobe verurthcill.
(Neckarbundschießen.) In Folge des Todes des Königs wurde das Kreisschießen des Schützenbundes für den Nekarkreis, das am nächsten Montag beginnen sollte, sofort verschoben, und sind die auswärtigen Schützen hievon sofort benachrichtigt worden.
Horb, 22. Juni. Am vorigen Sonntag wurde ein Bauernbursche in Heiligenbronnen bei Händeln mit einem Messer so in den Bauch gestochen, daß sogleich 2 Ellen Gedärme heraushiugen. An seinem Auskommen wird gezweifell.
Alpiröbach, 20. Juni. Heule ereignete sich in einer hie- sigcn Mühle ein gräßliches Unglück. Ein Bäckerlehrling aus Röthenbach war dort, um Spreu zu fassen und kam, wahrscheinlich aus Neugierde, dem gut verwahrten Räderwerke zu nahe. Am Arm erfaßt, wurde derselbe zwischen zwei eiserne Kammräder hineingezogen und so zerdrückt, daß der Tod augenblicklich erfolgte.
(Hundswuth.) Diese Krankheit scheint immer mehr um sich zu greifen. Jeden Tag kommen neue Nachrichten aus Stadt und Land über wüthende Hunde. Es wäre jetzt gewiß Zeit, energisch vvrzngeheu. Es ist besser die Hunde sterben, als daß die
Menschen selbst auf den Hund kommen. Lieber die ganze Meute tobt, als ein Mensch wuthkrank. Man kann mit dem Thierschutz auch zu weit gehen!
Die sächsische Abgeordnetenkammer erklärt in einer Mit- lheilung nach London jede Theilnng Schleswigs ohne freie, unzweideutige Voltszustimmung für eine schwere Rechtsverletzung, gegen welche jeder deutsche Stamm und Staat entschieden prote- stiren und mit allen Mittel» ankämpsen müsse.
Ans Berlin wird geschrieben, daß, sollte cs zu einer Flot- tendemonstration Englands bei Wiederbeginn der Feindseligkeiten kommen, eine russische Flotte gleichzeitig in der Ostsee erscheinen würde.
Berlin, 25. Juni. Spener'scbe Z.: Nach einem Wiener Telegramm ist dort die Nachricht eingegangcn, daß in Karlsbad ein Einverständniß zwischen den deutschen Mächten erreicht wurde, wonach Preußen mit Znstiminuuz Oestreichs am Bundestage die Kriegserklärung Deutschlands gegen Dänemark beantragen werde.
Berlin, 25. Juni. Prinz Albrecht geht in Folge eines Telegramms von Sr. Majestät dem Könige aus Karlsbad heute Abend nach dem Hauptquartier ab. (Köln. Z.)
Flensburg, 26. Juni. Die Trnppenmärsche bauern im größten Maßstabe fort. Das preußische Hauptquartier ans dem Durchmarsch nach Gravcnstein befindet sich hier.
Paris, 16. Juni. Nach eknem ziemlich verbreiteten Gerücht soll England bei den Tuilerie» ans's Neue das Ansuchen gestellt haben, in der schleswig-holsteinischen Frage gemeinsam und thatsächlich vvrzngeheu. Jedoch hat das hiesige Kabinet dankend abgelehnk, und offenbar ans diesen abermals gescheiterten Versuch bezieht sich der heutige Artikel Ltinayrac's. Frankreich wird ruhiger Zuschauer bleiben; es fürchtet die neue Seemacht nicht, ist mit Christian XI. nicht verwandt und hat eine unwandelbare Politik. Deßhalb ist von Seiten des französischen Bevollmächtigten, nachdem einmal der Vertrag von 1652 anfgegeben war, nur Eines geschehen: Ec hat verlangt, die Bevölkerung zu befragen, ehe man über sie verfügt.
Paris, 20. Juni. Die Gerüchte über einen nächstens bevorstehenden ,,halben Staatsstreich" gewinnen immer mehr an Lonsistenz. Man will wisse», der „Moniteur" werde schon in den nächsten Tagen die Welt mit einem Manifest im absolutistisch- reaktionären Sinne überraschen. — Ferner will man wissen, der Kaiser habe sein Kongreßprojekt wieder hervvrgesncht oder vielmehr noch nicht aufgehoben. Der „Moniteur" soll in Form eines kaiserlichen Handschreibens an Dronin de Lbnys verkünde», daß die zwölfte Stunde zur Einberufung des Congrcffes geschlagen habe, wenn man euren allgemeuren Krieg ernstlich verhindern wolle.
London, 23. Juni. „Times": Die Confcrenz ist als geschloffen zu betrachten. Die letzten Anstrengungen Englands, den Frieden aufrecht zu erhalten, waren vergeblich. Die Conferenz wird sich am Samstag noch einmal versammeln, aber nur der Form wegen, um das Protokoll zu lesen und die gewöhnlichen Höflichkeiten vor der Trennung auszntauschen. Oestreich und Preußen machten das höhnische Angebot, ein Schiedsgericht unter der Bedingung anzunehmen, daß sie sich das Recht Vorbehalten, die Entscheidung des Schiedsrichters zu korrigire». Das Pro- gramm Preußens und Oestreichs wird sein, Schleswig-Holstein als unabhängige Herzogthümer zu proklamiren, Jütland als Ga- rantie der Kriegskosten besetzt zu halten und sich noch weiter in Dänemark festzusetzen. England muß Dänemark vertheidigen, wenn die Deutschen weiter gehen und Fühnen und Kopenhagen angrciscu.
London, 26. Juni. Die Konferenz erzielte gestern kein Resultat. Die Waffenruhe erlosch gestern, somit heute die Feindseligkeiten wieder beginnen.
London, 26. Juni. Die Samstagökonfercnz schloß mit gegenseitiger Prolokollzeichnnng. Mehrere Bevollmächtigte werden iid'ermorg'cn abrcisen. Die Torys halten am Dienstag ein Meeting, um cndgiltige Beschlüsse zu fassen. Englands Betheili- gung am Krieg ist höchst unwahrscheinlich. (T. d. S. M.)
Newyork, 14. Juni. Grant hat eine wichtige Bewegung ausgeführk; er hat seine Operationslinie an den Jamcsriver ver- legt. Der Rebellenqeucral Morgan ist in Kentucky geschlagen worden. (T. d. S. M.)
Druck und Perlag der G. W. Zatse r'scheu Buchhandlung. R-daklirn: Holzte.
(Hiezu eine Beilage.)