zogen worden: Nr. 186, 260, 806, 2268, 2812, 3182, 3752, 4362, 5250, 5722, 5734, 5872, 6053. 6425, 6541, 6647, 6669, 6819, 7243, 7547. (St.-A.j

Leipzig, 26. Mai. Bei der hiesige» Guano-Fabrik, die sich bekanntlich zur Abnahme von Maikäfern als Düngemittel, und zwar den Scheffel zu 12 Neugroschen, erboten hatte, sind in Folge dessen dis jetzt 100 Scheffel, nach ungefährer Schätzung 5 Millionen Stück Maikäfer angetanst worden.

Coburg, 3. Juni. Nach zuverlässigen Nachrichten hielten in der Donnerstags-Conferenz die neutralen Mächte an der Lchley- linie fest, am Verbot von Befestigungen und Hafen-Anlagen; ein« stimmig wurde die deutscher Seils vorgeschlagene Apcnradener Grenzlinie und eventuelle Befragung der Bevölkerung abgelehnt. Die Verlängerung der Waffenruhe wurde angeregt; Dänemark will sich erst Montag darüber erklären, falls ihm die Friedens­basis alsdann gesichert erscheine. (T. d. St.-A.)

Berlin. Graf Wrangel nimmt in einem Armeebefehl unter dem 20. Mai Abschied von den Soldaten der allnrten Armee. Um nicht möglichen neuen Strapazen ausgesetzl zu sein, habe ihn Se. Maj. der König in Seine Nähe berufen.

In Berlin ist ein eigenlhiunlicher Fall zur Kenntniß der Polizei gekommen. Vor drei Jahren wollte eine Braut Hochzeit machen, erkrankte aber am Tage der Trauung; kurz entschlossen trat ihre Schwester als Stellvertreterin ein und ließ sich mit dem Bräutigam trauen. Nach der Trauung legte sie das hoch­zeitliche Kleid ab und trat in den Jungfernstand zurück, um später einen andern Mann wirklich zu heirathen. Die Frage ist jetzt: welches Vergehen liegt vor?

In dem Dorfe Mettiugen in Westphalen erhielt der Lehrer zu feinem 25jährigen Dienstjubilänm außer mehreren kleineren Geschenken von der Gemeinde eine Banknote zu 600 Thlr.

Auf dem Riesengebirhe hat man am 25. Mai eine Schlit­tenpartie veranstaltet. Männer und Frauen waren dabei in Pelze gehüllt. Die Fahrt ging schneller als ans der Ecscnbahn.

Die niedere Temperatur der Kälte der letzten Wochen ist nach den Aufzeichnungen der Sternwarte in Wie» seil 1775 im Mai, das ist also seit fast 100 Jahren, nicht vorgekommen. Und doch klagen wir immer, man erlebe nichts Neues mehr.

Am 27. Mai wurde in Genf, Zürich, Basel rc. der 300jäb- rige Todestag des Reformators Job. Calvin gefeiert, ebenso in Holland.

Brüssel, 3- Juni. Die Frestags-Jndependance schreibt: In der Conferenzsitzung verlangen die deutschen Mächte die Grenz­linie, so daß Flensburg und Düppel an Deutschland verbleiben. Die neutralen Mächte bezeichnen die Schley als Grenzlinie. Däne­mark wünscht eine vorgängige Verständigung der deutschen und neutralen Mächte unter sich und schlägt eine Verlängerung der Waffenruhe auf 14 Tage vor, verweigert die fernere Verlängerung, wenn inzwischen die Friedensbasis noch nicht sestgestellt ist. Alles nck rokoreuäum genommen und bis morgen vertagt. (T.d.N.-Z.)

Newyork, 20. Mai. Am Morgen des 18. griff Grant das Centrum und den rechten Flügel Lce's an, war aber ge­zwungen, sich mit einem Verlust von 1200 Tobten und Verwun­deten zurückzuziehen. (Fr. I.)

Verbrechen und Sühne.

(Fortsetzung.)

Gott zum Gruß, gestrenge Meisterin, sagte Wnrmbach, in­dem er auf sie zutrat; ich komme, Cuern Ehegemahl zu einem Trünke nach schwerer Arbeit abzuholen, nur ein kleines Stünd- chen gönnt ihm die Erholung. Ich gehe morgen wieder weiter und habe Eurem kleinen Jakob auch eine Freude machen wollen."

Martha nickte grüßend mit ihrem Kopse.Es ist unrecht von Euch, Gevatter, dem Kleinen Geschenke zu bringen, sagte sie, und niemals ein Mittag« oder Abendbrob bei uns annehmen zu wollen. Heute aber, bei dem wüsten Wetter, solltet Ihr blei­ben, bis der Sturm vorüber ist."

Ja, ja, Gevatter, sagte Kilian, bleiben wir da, wir haben noch eine Kanne Wein im Hause, theilt sie mit uns."

Heute nicht, entgegnete Wurmbach; aber sicherlich, wenn ich wieder vorspreche; da komme ich schon zum Mittagsbrod zu Euch, Gevatterin. Auch treffen wir in dem rothen Ecken noch einen Bekannten, der mir ausgetragen, Euern Mann mitzubrin­gen wegen einer Arbeit, die etwas eintragen wirb"

Da habt Ihr mir aber nichts davon gesagt, Gevatter," fiel ihm der Schlosser in's Wort, der gerne dem Vorschläge seines Weibes gefolgt wäre.

Martha konnte nicht umhin, dem Gast einen mißtrauischen Blick zuznwersen. Und wahrlich, das Aeußere Wurmbach's war auch nicht verlraueneinflößcnd. Das kurzgescborcne Haar, das in's Röthliche schimmerte, der halbverwilderte, wen» gleich spärliche Bart, der sein Kinn zierte, der große Mund, die vorstehende, ei­gen gebogene Nase und das düster sebanenve, bald hämisch leuch­tende Auge, das den Blick des Nächsten scheute; Labei die anS- gemergelte Gestalt mit den nach der damaligen Mode eng an­schließenden bis über die Knie reichenden Hose» von dunklem Tuche, wie auch der kurze Rock, der fast bis znm Knie hinab­reichte, das Alles zusammen machte nicht gerade den besten Ei»« druck. Ei» weiter, aber schon abgeschossener Mantel hing ihm um die Schultern und verbarg das Schwert, bas an seiner Seite hing, nicht aber ein Schwert, lang und breit, wie cs der Bas­ler damals mit Vorliebe trug, sonder» kurz »na schmal die Klinge. Auf seinem Haupte saß das sammtene Baret, das jedoch kein Land schmückte.

Wie ganz anders sah unser Schlosser selbst in seinem Ar- beltsanznge aus. Eine nnkerietzte, krättige Gestalt, mnSkelreich die nackten von der Schlofserart'ctt geschwärzten Arme; sein Ant­litz hatte etwas Gemüthliches, aber die Sorgen für die Seinen halten Furchen in seinem Gesichte gezogen. Sein dichter Bart umrahmte als reicher Schmuck seine Züge und das dichte, gelockte Haupthaar quoll unter der Arbeiksmütze hervor.

Er halte seine Bemerkung nicht gemacht, weil er in Wurm­bach's Mittheilnng einen Zweifel oder Mißtrauen setzte, sonder» er glaubte ganz einfach, Wnrmbach wollte dadurch jeden Einwnrs Marlha's beseitigen, oder aber, er habe ihn mit einem guten Ge­schäft überraschen wollen.

Dieser bestärkte ihn noch in letzterer Meinung.Freilich nicht, mein lieber Gevatter, sagte er. wenn aber doch einmal gesagt ist, so mißt nur, daß ich Euch und Euer l-edes Weid über­raschen wollte."

Wenn dem so ist, entgegnete Kilian, so wolle» wir nicht säumen. Laßt mich nur meine Schürze ablege» und wartet, bis mir mein liebes Weib dmi neuen Rock geholt."

Gleich sollst du ihn haben, Heiri; aber eins »erschlichst du mir, nicht lange auszubleiben, nicht wahr?"

Wenn Jdr nicht fürchtet, daß die Kleinen aunvacben, sagte Wurmbach zn KOian'S Frau, so laßt mich meinen Täufling sehen."

Ja, geht mit, Gevatter, muß auch die herzigen Buben vor'm Ansgang sehen."

Dieses für ihre Kinder an den Tag gelegte Interesse be­sänftigte Martha, ja sic schien ihr Mißtrauen plötzlich abgelegt zu haben, als sie die Beiden in das Wohngemach führte, das zugleich als Empfangssaal und Scklasgemach des Schlossers diente, trotzdem aber nett und sauber, freilich ohne jeglichen Schmuck ein­gerichtet war, wenn man nicht ein mittelgroßes Küncifix in der einen Ecke des Gemaches mit dem Weihwassergesässe als eine» Schmuck ansehen wollte.

Martha führte den Götte zu seinem Täufling, der noch halb­wach ihn mit seinen kleinen Augen anschaute und ihn halb im Traume anlächelte. Martha wollte ihn wecken; aber Wurmbach hielt sie davon ab.Laßt ihn, stört ihn nicht in seiner Ruhe; die Jugend bedarf des Schlafes."

Kilian halte indessen seinen neuen Rock angelegt und machte die Runde bei seinen fünf Kindern, die er nach der Reihe aus die Stirn küßte und auch zum Bettchen trat, in welchem der kleine, vierjährige Täufling Wurmbach's mit seinem jüngeren Brüderchen lag. Nachdem er auch sie geküßt, sagte er zu seinem Gevatter: Nun bin ich bereit; Baret, Schwert und Mantel hängen in meiner Werkstatt. Also, Martha, wendete er sich zu dieser, in einer Stunde bin ich zurück/'

Er drückte ihr die Hand und sie nahm auch freundlicher die Wurmbach's zum Abschiedsgruße.

Der Sturm hatte sich gelegt, als Beide die Werkstatt ver­ließen, die Kilian sorgfältig hinter sich verschloß.

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag der G. W- Z »iser 'scheu Buchhandlung- Redaktion: Holzl«-