Wien, 30. April. Eine Proklamation Kossuth'S an die ungarischen Soldaten in Venetien ist dort vielfach verbreitet wor­den. Kossuth erzählt darin, daß er bereits die Bildung des Jn- vasionSheereS vorbereite, welches die Befreiung Ungarns zu bc- ginnen haben werde, und fordert die Soldaten Ocstrcichs, un­garischer Nationalität, auf, die Reihen dieses Jnvasivnshceres zu vermehren, und über de» Miucio zu deserliren.

Wien, 2. Mai. Gutem Vernehmen nach hat der Groß- herzog von Oldenburg hier und voraussichtlich auch anderswo eine umfangreiche Denkschrift übergeben, in welcher er, ge­stützt auf den Beweis, daß er Erbansprüche auf Holstein habe, die denen des Hauses Augustenburg »och Vorgehen, in förmlicher Weise das Herzogihnm für sich in Anspruch nimmt. (FrPstz)

Die Londoner Conferenz hat's endlich zur zweiten Sitzung, aber zu weiter nichts gebracht. Dänemark verlang! Waffenruhe, will aber die Blokade der deutschen Häsen nicht ausheben. Las scheint selbst seinen Gönner» allzuviel Hartnäckigkeit; sie beantragten Aufhebung der Seeblokade, Uebergabe AlscnS an Preußen gegen sofortige Räumung ZütlandS durch Preußen und Oeslreicher. Dabei blieb's; denn die Gesandten der kriegführenden Mächle müsse» erst Instruktiv» daheim cinholeii.

In Kiel hat in der Nacht vom 30. April unter dem Bor­fitze des Herzogs Friedrich von Augustenburg eine Acl vv» Slaatsrathssitzung stattgefunden, um Angesichts der vollständigen Räumung der Herzogthümer von Seite der Dänen ein Programm festzustellen. Nach erregter Debatte entschied sich die gemäßigte Majorität dafür, zunächst bas Resultat der Londoner Eonferenz abzuwarten, dabei jedoch die Politik Preußens scharf im Auge zu behalten. (St.-A.)

Flensburg, 22. April. Die schleswig'schc» Gefan­genen, die von den Tüppeler Schanzen mir den Dänen hier ringebracht worden, sind entlassen worben, doch »nr gegen einen Ausweis, daß sie Schleswiger seien. Das hiesige Hilfskomile war nach Kräften bemüht, ihnen solche Ausweise zu verschaffen und sie mit Reisegeld zu versehen.So, nun seid Ihr frei, aber geht nicht wieder zu den Dänen! Thnt Zhr das und fang ich Euch, werde ich Euch hängen!" Mil solchem Abschiedsgrnß hörte der Correspondenl dcSAllonaer Merkur" den alten Wränget eine Abtheilung von ihnen entlassen, die sich zuln Appell bei ihm hatte einfinden müssen.

Eine Ordre des Feldmarschalls Wränget legt Jütland eine Kontriblirion von vorläufig 650,000 Thaler auf; bis zum 1. Mai hatte Veile bereits 50,000 bezahlt.

Die Festungswerke von Friebericia sollen gesprengt wer­den. Der Magistrat von Horsens, welcher die Krtegsstcner ver­weigerte. wurde nach Rendsburg gebracht.

Auch neuere Nachrichten behaupten, Fridericia habe von den Dänen verlassen werden müssen, weil Meuterei unter den Truppen war. Zuerst habe das 9. Bataillon erklärt, nicht weiter für die Eopenhagener fechten zu wollen; 10 Unlerosfi- ziere seien deßhalb von einem Kriegsgericht zum Tode verur- theilt worden, das kommandirle Bataillon habe sich aber geweigert, die Leute zu erschießen und habe die Waffen niedergelegk. Da auch andere Regimenter widerspenstig geworden seien, so habe man die Festung geräumt.

Rendsburg, 5. Mai. Die Mehrzahl der aus Jütland hiehergebrachtcn Geiseln ist entlassen worben, weil die ausge­schriebene Kontribution bezahlt wurde. Die Entlassung der fest­gesetzten jütischen Amtmänner soll bevorstchen. (T. b. St.-A.)

DieRhein. Ztg." schreibt: Marschall v. Wränget hat seiner Frau seine Photographie gesandt: er trägt einen lange» weißen Bart und keinen andern Orden, als das Hufeisen auf dem Herzen, einen Talisman, den ihm die Kronprinzessin ver­ehrt hatte. Als dem Marschall Wränget angczeigt wurde, der König beabsichtige, ihn zum Fürsten von Düppel zu ernen­nen, antwortete er sofort umgehend »ach Berlin:diese Ehre muß ichmich" verbieten, ich muß erst mit dieserDüppelmatie" fertig werden."

Aargau. Der Gemeinderath von Villmergen hat eine lobens- werthe Verordnung erlassen, worin er die Eltern für das Aus­nehmen von Singvögeln von Seite ihrer Kinder verantwortlich macht. (D. Vlksbl.)

Der Magnetberg der deutschen Sage ist zu einer natu» historischen Wahrheit geworben: In Schwebisch-Lappland ist ein

magnetischer Berg entdeckt worden. Er ist von einer Ader mag. netischen Eisens durchzogen, die eine Dicke von mehreren Fuß hak und die reichste bisher bekannte sei» soll. Der Eigenthümer de« Berges hat die Mine bereits aufgeschlossen, in der Hoffnung, die" ganze Welt mit Magneten von großer Kraft zu versehen. Einen dieser Magnete, der 68 schwedische Pfund wiegt, hat bc- reits der im Fache der Eleetricllät ausgezeichnete Gelehrte Pro­fessor Dove in Berlin erworben.

Klara Blum, ein in Palis sehr bekanntes schamloses Franenznnmer, hatte einem blnijunge». leichtsinnigen Lebemann in zwei Jahren über 200,000 Franks abgeschmelchelr und zum Abschiede noch eine jährliche Rente von 2000 Franks. Der tolle Verschwender war mit einem Vermögen von 2 Miss. Franks zu Ende und Hane nichts mehr als Schulden; er konnte die 2000 Fr. Rente beim beste» Wille» »ich! mehr zahlen. W..S that die freche Dirne? Sie ließ dem ehemaligen freigebigen Verehrer Beinkleider und Hemde», daS einzige, was noch vorhanden war, pfänden und da der arme Verschwender sich weigerte, diese herauS- zngeben und sie anzog, verklagte sie ihn wegen betrügerischer Entwendung vor Gericht. Ter Angeklagte wnrde frei gesprochen, aber die öffentlichen Verhandlungen lieferten ein abschreckendes Sitlcngemälde.

Die wahre Ursache der Abreise Garibaldi's von Eng­land wird von einem Londoner Blatt jetzt initgetheilt. Nicht we­niger als 467 Deputationen halte» darum gebeten, Garibaldi vorgestcllt zu werden, und Dame», alle jung und schön, schickten ln Summa 267,000 Gesuche um Haarlocken ei» Nach vorge- nommener Berechnung stellte eS sich als Thatsache heraus, daß Garibaldi, nachdem er sich alle Haare vom Kopse, sowie seinen Schnauz- und Backenbart hätte abscbecre» lassen, noch 123 Pe­rücken dazu hätte verwenden müssen, wenn er diesen Gesuchen hätte Genüge leisten wolle». Man hat das aber nicht gewollt und Garibaldi ist uns entrissen. Unsere Rührung erlaubt unS nicht, fvrkznfahrcn.

Nachrichten ans Tunis gebe» an, die Empörung sei allge­mein. Ein Korps von 20,000 Beduinen hat die Verbindung zwischen der Hanplstadt und den Provinzen abgelchiiitkcu. Die Empörer haben Qnahrna» besetzt. Sic vedrohen Susa und Monastir. (St.-A.)

Ä t 1 e r 1 e i.

Im Dorfe Nugezd bei Boskowitz wurde im Januar ein 117jähriger Greis zur Erde bestattet; derselbe war bis zum letz­ten Tage seines Ablebens beim klarsten Verstände, ging noch einige Wochen vor seinem Tode mit Hane und Schaufel ins Feld und verrichtete jede häusliche Arbeit. Merkwürdig ist das Zu­sammentreffen seines Geblirts-, Hochzeiis- und Sterbetags an einem Tage. -

Ein preußischer Dichter hat sich die poetische Freiheit herausgenommen, Folgendes zu dichten:

Das Land, wo unsre Brüder liegen.

Das zweimal wir mit Blut gedüngt.

Wo sich mit schwer errungenen Siegen Der Preußen aller Rubin verjüngt.

Dies Land stimmt Gottes Wille ein

Muß unser einst, muß preußisch sein."

Die Hofbuchdruckerei in Berlin war so frei, dies Gedicht in un­zähligen Exemplaren zu verbreiten als poetische Eroberung.

Die nordamerikanischen Unionsstaaten sind nrm das am meisten verschuldete Land ln der neuen Welt, und bevor das Jahr abläuft, werden sie schon mit England auf gleicher Linie stehen. Sie müssen sich dann schwerer besteuern und grö­ßere Lasten tragen, als irgend ein anderes Volk der Welt, oder den schimpflichsten Bankrott erklären. Gegenwärtig haben sie 3000 Mill. Schulden, und etwa 160 Mill. Baargcld (der Staat nämlich, nicht etwa die Privaten), wenn cs hoch kommt 200 Mill. Welch ein Berhältnißl

Logogryph.

(nnfilbig.)

Ich bin ein sehr beliebtes Thier; Nimmst Du das erste Zeichen mir. So findest Du mich nie allein. Muß immer in Gesellschaft sein.

Druck und Verlag »er G. W. Zaiser^schen Buchhandlung. Redalüen: Hotjl».