lichkeitr« det Nacht» bei Licht verboten werben. Da» Brand- ««glück war übrigen» „och furchtbarer, als man anfangs annahm. Die Beerdigung von 2100 Leichen ans dein Kirchhofe ist regist- rirt: (rechnet mau aber die Zahl derjenigen Verunglückten dazu, von denen nur noch cinjelne Gliedmaße» ansgrfundcn wurden, sg steigt die Zahl ans ungefähr 2500! (-S- M.)
Der Kircheubrand in Sanjago. Die entsetzliche Katastrophe in Sanjago (Südamerika) vom 7. Dez. tv63 ist vielfach dazu ausgebeutet worden, «in die katholische Geistlichkeit zu verdächtige» »ud zu verlänmde». Gestützt auf einen von Herrn Proftssor Ballacey in Sanjago am Tage nach dem Brande geschriebenen Brief und andere zuverlässige Berichte ans Chili, ist die „Schweizer Kircheuzeitung im Stande, folgende'Anschuldigungen und Verdächtigungen zu berichtigen: 1) In der Kirche waren nur zwei Priester und vier Seminaristen anwesend. Diese hauen sich nicht in die Sakristei eingeschloffen, um die Kirchenschätze zu rette», wie gelogen wird, sondern ein Priester wurde ohnmächtig durch einige Laie» heransgetragc», nachdem er selbst zwei Schwestern im Brande verloren; der andere Priester verließ die Kirche nicht und als er sah, baß Niemand zu retten sei, gab er den Unglücklichen noch die große Absolution; von de» vier Seminaristen sind drei verbrannt. 2) Die Flüchtling einiger Kirchengegenstände au» der Sakristei geschah nicht durch Geistliche,^ sondern durch einen junge» Laie», Namens Guevara, der unaufgefordert diese Flüchtling wagte, und nur dadurch zu Stande brachte, weil die Sakristei zuletzt in Brand gerieth. 3) Die Thur der Sakristei wurde nie geschloffen und gerade durch diese Sakristciihüre wurden Personen gerettet. 4) Sobald das Brandunglnck bekannt wurde, eilte Se. Exccellenz der Herr Erzbischof mit asten seine» Geistlichen herbei und sie blieben die ganze Nacht ans der Unglücksstätte, um wenigstens noch Trost zu spenden, wo keine Hilfe mehr möglich war. 5) Die Größe des Unglücks ist dadurch vermehrt worden, weil die Bedachung und Kuppel nur von Holz war, weil die Kirche, von oben herab erleuchtet, keine Fenster hatte, weil das GaS alle Draperien in der ganzen Kirche in Feuer setzte, weil die Frauen nach hiesiger Sitte in große, schwarze, leicht feuerfaßliche Schleier gehüllt und die 240 Fuß lange und 100 Fuß breite Kirche mit Menschen vollgepfropft war, welche bei den Pforten einen undurchdringlichen Knäuel bildeten. Alles dieses bewirkte, baß die Katastrophe mir riesiger Schnelle um sich griff; in 15 Minuten waren 1800 Personen io zu sagen nur eine --- Leiche. — Man darf wohl von der Gerechtigkeitsliebe, der Toleranz und Unparteilichkeit einer „AUg. Zeitung", eines „Schw. Merkurs", eines „Beobachters", einer „Bnrgerzlg", einer „Schw. Voiksztg." u. s. w. erwarten, daß sie auch diesem Bericht ihre Spalten öffnen. *) (Deutsches BolkSblatt.)
C a P t a l.
(Fortsetzung.)
Noch einmal umarmte Captal die treuen Pflegeeltern, dankte ihnen für alles Gute, waS er von ihnen genoffen, versprach ihnen, immer mit kindlicher Liebe ihrer zu gedenken und ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von seinem Schicksale zu geben, und eilte dann
-) Da der vom Schwäb. Merkur gebrachte Bericht über das gräßliche Brandunglück in Sanjago auch im „Gesellschafter" abgcdruckt worden, so nehmen wir keinen Anstand, auch vorstehendem Artikel unsere Spalte» zu öffnen. Einer Aufforderung des Hrn. St. in R. hätte rö dcßhald hiezu nicht bedurft, da cs uns nur freuen kann, wenn wir die erhobenen Anschuldigungen gegen die dortigen Geistlichen als unwahr berichtigen können. — Wenn besagter Hr. St. uns wegen des in einem zweiten Artikel in der Beilage zu Rro. 14 d. Bl. gebrauchten Ausdrucks: „bethörtcn Heerde" der Ungerechtigkeit und Verläumdung gegen die kath. Geistlichkeit beschuldigt, so scheint es uns, daß Hr. St. den Schluß des Artikels im Schw. Merkur vom 4, Febr. nicht gelesen hat, wo von eine»! gewissen Ugarte, einem geistlichen Marktschreier, gesagt wird, daß er die weibliche Bevölkerung halb verrückt gemacht habe, indem er ihr einredete, daß sie ihre Bittgesuche — mit Geld beschwert — in Briefform direkt an die heilige Mutter Gottes erpeviren könne, und durch dessen Veranlassung auch die Kirche mit Musselindraperien und Lampen überfüllt worden sei. Derselbe Ugarte tröstete die trauernden Verwandten mit der Versicherung, daß die Mutter Gottes selber den Brand angezündet habe, um ihre andächtigen Kinder zu sich zu nehm n, während einer seiner Kollegen auf offenem Markte erklärte, die Stadt habe allen Grund, sich dieses Feueropfers zu freuen, denn Chili sei eines großen Borraths von Heiligen und Märtyrern ganz entsetzlich bedürftig gewesen! Und solches berichtet ein Blatt aus Valparaiso. Und. nun fragen wir Hrn. St. in R-, ist gegenüber solchen von Hrn. Prof. Ballacey in obigem Artikel nicht widerlegten Thatsachen der Ausdruck: „bethörten Heerde" noch unstatthaft und verdienen wir deß- hälb noch den Borwurf der Intoleranz? Die Redaktion.
laut schluchzend von dannen. Mit nassen Augen blickte da» fromme Ehepaar ihm nach und kehrte erst dann in das Hänschen zurück, als seine geliebte Gestalt hinter dem nächsten Hügel verschwunden war.
„Der Herr geleite ihn," sprach Vater Giroud, indem er sich die Thräneu von den Wangen wischte. „Er ist ein frommer und guter Knabe geworden, und wird treu und fest am Rechten halten i» allen Stücken und in allen Lage», in die Gott ihn versetzen mag. So wenigstens ist mein Glaube, und ei» tröstlicher und sänftigendcr Glaube ist cSl"
Sechstes Kapitel.
Die ersten Tage, welche Captal ans seiner Wanderichaft zu- brachte, vergingen ihm ziemlich traurig, da er fortwährend an seine Pflegcettcrn denken mußte. Tie Liebe zu ihnen, die er sich leibst unbewußt empfunben hatte, wachte jetzt bei der Trennung recht klar und lebhaft in ihm ans, und ,e,n dankbares Gemüt!) rechnete ihm Alle» vor, was er von den alten, wackeren Lenken Liebes und Gutes genosien hatte. Und gerade dadurch arbeitete er sich immer tiefer in eine Weh,nnth hinein, die ihn viele Thrä- uen kostete, und nicht eher aufhörte, als bis er aus den einsamen Gebirgen in bewohntere Gegenden gelangte. Hier, wo er so viele Menschen sah, und so viele neue Gegenstände erblickte, wurde der Schmerz der Trennung bald minder lebhaft und ver- wandelte sich endlich in ein still wehmütbiges Gefühl darüber, daß er die Geliebte» nun in so manchem Jahre nicht Wiedersehen würde.
Vater Giroud Halle ihm ein kleines Beutelchen voll Geld mjtgegeben, damit er unterwegs nicht Mangel leiden möge; aber Eapkal gebrauchte mir wenig davon, weil er in der Regel bei freundlichen reuten übernachtete, die den hübschen Knaben nickt von der Thüre weisen mochten. Wo er anklopste, da wurde ihm aufgelhan, und herzlich gern befriedigte man seine geringe» Bedürfnisse. Waren Kinder im Panse, so zeigte sich Captal dank- bar, lnbem sein Mnrmelthier aus dem Kasten heransspaziere» und seine Kunststücke zeigen mußte. Das verursachte immer vielen Spaß, und obwohl rer französiscke Bauer an und für sich schon sehr gastfreundlich ist, so vermehrte doch Captalö liebfrennb- lichcü und dankbares Wesen noch ibren Eifer, ihn zu erfreuen, und „ach seiner manchmal recht tüchtige» Wanbermig zu erquicke». Nahm er am folgenden Morgen in der Frühe Abschied von seinen Gastfrennden, packle ihm die Hausmutter wohl gar »ock die Taschen voll Nahrungsmittel, so daß Captal auch während seiner Tagemäcschc nur selten feine,, kleinen Schatz anzngreifen brauchte.
Als er erst »och weiter von seiner Heimat!) entfernt war, ging eS ihm noch besser; denn nun wurde sein Murinelthier etwas Selteneres, und wenn ec in den Gasthäusern die Künste desselben sehen ließ, öffneten sich die Beutel der Zuschauer und mancher Sous flog in die bescheiden hingehaliene Mütze unseres hübschen Knaben.
Ans solche Weise kam Captal weiter und weiter, bis er endlich eines Tages die Thürme der großen Stadt Paris in bläulicher Ferne emporragen sah. Sein Herz pochte freudiger bei diesem Anblicke, und die Hoffnung, daß er nun bald seine Mutter wiederfinde» werde, wachte lebhafter und stärker als jemals in seiner Seele auf. Er beflügelte seine Schritte und hoffte, das Ziel seiner Reise binnen einer Stunde zu erreichen. Aber über die Entfernung täuschte ec sich, und nach einer Stunde angestrengten Gehens sah er wohl ein, daß er gewiß noch einmal so lange würde laufen müssen. Dies mäßigte seine große Eile, und da er überdies müde und hungrig war, so beschloß er, ein wenig auszurnhen und sich von seinen Vorräthen, mit welchen er in seinem letzten Nachtquartier versehen worden war, zu sättigen. An seinem Wege stand eine Gruppe schöner Linbendäumc, in deren Mitte sich ein Brunnen erhob, aus dessen Röhren das klarste, frischeste Wasser sprudelte. Der Schalten der jBänme hielt cs den ganzen Sommer hindurch kühl, und im inner» Kreise rund um den Brunnen herum waren Bänke angebracht, welche ohne Worte und doch recht sprechend zur Ruhe einlnden. Captal besann sich nicht lange, der Einladung Folge zu leisten. Er setzte sich auf eine Bank, stellte seinen Murmelthierkasien neben sich aus die Erde und Holle seine Vorräthe anS der Tasche, um hier t,n Freien unter den schattigen Bäumen seine einsacheMahl- zeik zu halten. (Forts, f.)
Druck und Lerlag der S>. W. Z i> i se r'schen Puchhandwusi. Rc»acti«ii: Holzt«.