ist in'- Schloß Gotcorp hcu!e früh um 7 Uhr eingerückt. Die Dänen haben ihre Stellung verlassen. Bei 60 schwere» Geschü­tzen stehen in den Schanzen. Die Verfolgung der Tauen gegen ^ Flensburg ist eingcleitet, die Truppen sind vom besten Geiste be- l seelt. Nach Berichlen aus Lottors Mittags ist die Stadl SclleS- s wig geräumt. Die Oestreieber marschire» aus das Danewirk los. ^ Zn Holm bei Flekebye und Umgegend wurde der Herzog Fried­rich proklamirt. iSr -A.)

In Neildsbnrg ist eine Pulvermine entdeckt, die vom Zeughause ins dänische Lager führt. Wahrscheinlich wollte» die Dänen das Zeugbans in die Lust sprengen.

Die Kopcnhagener Abendblätter geben den dänischen Ver­lust bei Missnndc an Todten und Verwundeten auf 200 Mann und 8 Offiziere an. Der König von Dänemark befindet sich in Gottorff. (T. d. Lt.-A.)

Ueber die englisch-schwedische Beihilfe zur Verlheibignng der dänischen Integrität wird es wieder ganz still, doch scheint, nach einer Mittheilung derGen.-Corr.", der Allianzvertrag zwischen Schweden und Dänemark, wenn auch in etwas milderer Form, als der Telegraph meldete, abgeschlossen zu sein. Die englischen Blätter, welche sogroßen Lärm geschlagen, werden kleinlaut und von dem britischen Hilfskorps ist schon nicht mehr die Rede. Die Eröffnung des englischen Parlaments und die dort bevor­stehenden Debatten werden Aufklärung hierüber bringen. Eng­land wird sich nicht einmal, sonder» zehnmal bedenke», bis es diesen Schritt thut, da es selost de» größten Schaden hierbei zu tragen hätte.

An einen Krieg Englands gegen Deutschland ist nickt z» denken. Der bisherige dänensnuudlicke Einfluß des Prinzen von Wales auf die äußere Poimk Englands hat dem enlichiedencn Auftreten der Königin Victoria weichen müssen. Die Königin hat erklärt, sie werde liever das ganze Ministerium fallen lassen, alS einen Krieg mit Teutsct taud ansangen.

London, F./5. Februar, Nachts. Heute wurde das Par- lament wieder eröffnet. Im Oberbaus wurde sogleich über die Adresse debattirt. Lord Derbv verdammt die auswärtige Poli­tik des Ministeriums auf's St- engste,.nnentlich seine Haltung gegenüber Frankreich und d>r Herzogthümei frage. Ein Krieg wäre für daS nach alle» Smttu isolirie England bas größte Unglück. Ec warnt Deutschland vor Frankreich und europäischen Umsturzelcmenken. Lord Nuffll bedauert die Unversöhulickkeit der deutsche» Großmächte, von welche» heute eine zweideutige Depesche ringelaufen sei, die erkläre, sie beabsichtigen zwar am Londoner Traktat fcstzubalken, dürften jedoch durch fortgesetzte Hartnäckig­keit der dänischen Regierung, oder bei einer Einmischung dcS Auslandes eventuell ihren Verbindlichkeiten entsagen, würden jedoch ohne Einwilligung der Mächte, welche den Londoner Trak­tat unterzeichnet, keine definitiven Arrangements treffen. Lord Russell versichert weiter: Die Negierung Ihrer Majestät habe den Däne» keine» materiellen Beistand versprochen. Zukunst ungewiß. Es erfolgte hieraus die Annahme der Adresse. Auch im Uuterbause wurde ein Antrag auf eine Adresse gestellt. Lord Grosvenor bedauert bas Mißlingen der Vermittlungsver­suche der Regierung, das Gleichgewicht der Staaten müsse jedenfalls erhalten werden. D'Zsraeli beklagt die auswärtige Politik der Regierung, welche er als eine Konfusionspolitik be­zeichnet. Sie babe die Polen zuerst aufgemuntert, nachher ver­lasse»; Frankreich beleidigt, Deutschland durch Russell, Däne, mark durch Palmersio» aufgehetzt, jetzt mache sie Vermittlungs­versuche Angesichts einer Entscheidungsschlacht, die Regierung Ihrer Majestät soll offen erklären, ob sie die Jntiative ergeifen wolle. Lord Palmcrston leuauet alles Vorgeworsene. Eine DermiMung wäre durch eine übereilte Theilnahme am Kriege undenkbar. Dänemark treffe der Vorwurf einer Vertragsver­letzung, Deutschland der der Aggression, denn der Krieg sei zwecklos, nachdem den deutschen Kriegsmächten erklärt worden sei, man wolle die Abschaffung der Novemberverfaffung Seitens der übrigen Großmächte garantiren und jene (Preußen und Oest- reich) die Fcsthaltung am Londoner Traktat zugesagt hätten.

- (T. d. St.-A.)

C a p t a l.

(Fortsetzung.)

Sei unbesorgt, lieber Knabe, er wird uns nicht finden," sagte mit tröstender Stimme der Alte.Ich kenne hier Weg und

Steg, und werde dich bald in Sicherheit bringen. Komm, halte dich an meiner Hand fest und trabe neben mir her. Kannst du?"

Ja, ja, ich kann!" cntgegnete Captal.Geh nur schnell, damit wir bald aus seiner Nähe kommen!"

Der Savoyarde schritt rüstig vorwärts, merkte aber bald, daß der Kleine seine Kräfte überschätzt hakte. Bald konnte dieser ruckt weiter, und der Alle nahm ihn freundlich auf den Arm und eilte durch das dichteste und verschlnngenste Gestrüpp davon. Jetzt bauerte cs nickt mehr lange, so vernahm man den Ruf Rollels nur noch aus weiter Ferne, und bald trat auch die Däm­merung ein, welche eine weitere Verfolgung des Zigeuners un- möglich machte. Das Rufen hörte gänzlich aus, und der alte Savoyarde setzte mit gemäßigtem Schritte seinen Weg durch daS Gehölz und über die Berge fort.

Jetzt kannst du ganz ruhig sein, Kleiner," sagte er zu Captal.Fürchte dich nicht mehr, bald sind wir in meiner Hütte angckommcn."

So sind sie fort?" rief Capkal.Nun, da will ich dem lieben Gott recht danken, daß er mich zu dir geführt hat, guter Man»! Ach, wie wird sich meine Mutter f.mien, wenn sie mich wieder sieht!"

Ja, bas will ich recht gern glauben, mein lieber Knabe." erwlederte der Savoyarde.Aber wie sollen wir deine Mutter finde», wenn du mir ihren Namen nickt sagen kannst? Weißt du denn wirklich nicht, wie sie heißt?"

O ja. gnädige Frau oder Frau Gräfin heißt sie, denn so habe ick sie mehr als einmal nennen hören," sagte Eaptal.

Das ist ja aber ihr Name nicht," entgegiiekc der Savo« yardc.Gräfinnen gibt es viele in der großen weiten Welt, und wenn du weiter nichts von deiner Mutter weißt, so könnten wir lange nach ihr suchen, ehe wir sie fände». Aber sieb, da 'chimmcrt sckon d«S Lickt aus meinem Hänschen herüber. Wenn wir dort sind, sollst du mir mehr von deiner Mutter und von deiner Heimath erzählen."

Mil neuer Eile ichritt der ehrliche Savoyarde vorwärts und überlegte unterwegs, was er nun mit dem kleinen Captal ans'an- gen solle. Daß der Knabe gestohlen sei» müsse, hatte er schon von ihn« gehört; aber in seinem schlichten, einfachen Sinne ver­mochte er durchaus keine» Grund zu finden, wer eine solche Frc« veithat veranlaßt baden konnte. Er hoffte, das Nähere aus der Erzählung des Knaben zu entnehmen, wenn er mit ihm zu Hause angetommen sein würde.

Endlich war die kleine Hütte erreicht und unsere Wanderer sandelt die Thür bereits gastlich geöffnet.

Ei, lieber Mann," ertönte eine freundliche Stimme,wo bist du heute so lange geblieben? Ich habe mich schon recht um dich geängstigt."

Geduld, Jcannette, du wirst schon den Grund erfahren," erwiderte der Savoyarde, indem er rasch in daS Haus trat.Da steh', was ich unterwegs gesunden habe!"

Mit Verwunderung starrte die Frau den Knaben an und rief an-:Ein Zigeuncrjnnge!"

Nein, nein, ein Kind vornehmer Eltern, daS von Zigeu­nern gestohlen worden ist, Frau!" erwiderte der Savoparde lächelnd.Aber davon nachher, denn der Kleine wird hungrig sein, und unsere Milchsnppe gewiß nicht verschmäh, n. Gelt Captal?"

Ach ja, recht hungrig bin ich, den» seit heute Mittag habe ich nichts gegessen," sagte der Kleine seufzend.

Ach du lieber Gott, das arme Kind!" rief Frau Jean­nette aus.Dann wollen wir nur gleich de» Tisch decken und ihm sei» Mäulchen stopfen!"

Hurtig sprang sie in die Küche hinaus und kehrte bald darauf mit einer tüchtigen Schüssel voll Milchsnppe zurück, die dem kleinen Grafen, der seither nur selten etwas anderes, als tro­ckenes Brod gegessen hatte, nicht wenig mundete. Während er , blickte er freundlichen Auges den alten Savoyarden und die gutmülhige Frau desselben an, welche den hübschen Knaben eben­falls nicht ohne ein heimliches Wohlgefallen betrachten konnte. Mit Vergnügen sah sie, wie es dem Kleinen schmeckte, und legte ihm so lange von der süßen Suppe vor, bis Captal selber bat, daß sie ihm nun nichts weiter geben möchte.

(Fortsetzung folgt)

Druck >l»d «erl», »er G. W. Ziiscr'schk» «»ch-andlun,. : Htljt«.