Kaufmanns führte, mit Gewalt gesprengt. Nachdem die Haus­bewohner in die Wohnung eingetrekc» waren, fanden sie die Gattin deS Kaufmanns vor, welche von einem Starrkrampf ergriffe», wieder zum Bewußtsein gekommen war und sich ans der vorderen Stube, in welche sie von der Leichenwäscherin und einer anderen Frau geschafft worden war, in das Schlafzimmer bis an das Bett ihres Mannes geschleppt hatte. Dort war sie i» Ohnmacht gefallen. Schnell heroeigeholte ärztliche Hülse brachte die vom Tode Auferstandene wieder ins Leben zurück und ist jetzt Hoff- nung ans-Genesung der Kranken vorhanden.

Berlin. Die Abgeordneten wollten wisse", mehrere Mini­ster hätten privatim geäußert, Preuße» dürfe sich nicht wieder in die holsteinische Sache einlasse»; die Haltung der Großmächte lasse keine andere Wahl; die Holsteinischen Beamte» müßten von einem Widerstande ablassen, der ihnen nur Unglück dringe rc.

In einem offiziösen Artikel derWiener Abendpost" lehnt Oestreich nicht nur die Trennung Schleswigs von Dänemark ab, sondern erklärt sich sogar für die Erhaltung der Stipulationen des Londoner Protokolls, also t je Fortdauer der dänischen Herr­schaft selbst in Holstein. Oestreich will die holsteinische Vcrfas- sungsfrage, wie sie der Bundestag bisher behandelte, forlexisti- ren lassen und verlegt dasgute Recht" Deutschlands in die Lösung derselben, will dagegen die Snccesstonssrage durch das Londoner Protokoll erledigt wissen. Daß Herr v. Bismark die­serAnschauung" sich bereitwilligst anschlleßen werde, darauf beu­tet hin, daß die jüngste Nummer der ,,N. Allg. Ztg." an Stelle eines Leitartikels einen Abdruck des Londoner Protokolls und der Ratifikation desselben durch Friedrich Wilvelm IV. mittheilt. Was unter solchen Umständen vom Einschreiten des deutschen Bundes in Schleswig-Holstein zu erwarten ist, brauchen wir nicht zu wie­derholen. (Schm. B.)

In Sachen Schleswig-Holsteins wird von Seiten der Re­gierungen stark dip lo m a t i sirt. Im Bundestage wünscht man, wie zu lesen ist, die Entscheidung über Anerkennung oder Nicht­anerkennung des Herzogs Friedrich so lange zu verzögern, bis die Frage entschieden ist, ob der Pariser Kongreß zu Stande kommt. Die Haltung Oestreichs und Preußens deutet auch dar­auf hin. Sachsen beantragte die Nichlzulaiiung des dänischen Gesandten am Bundestag und die Absendung verstärkter Exeku­tion nach Holstein bis-znm AnStrag der Snccesstonssrage. So erklärte der Minister Brust aus Anrufen in der Kammer. . Ueber die Anerkennung des Erbprinzen Friedrich und des Londoner Protokoll sagte er nichts.

Traurig geht es den armen schleSwig-holsteinischen Soldaten in Kopenhagen. Sie waren, als König Ebnstian den Thron bestieg, vor dem Schlosse ausgestellt, wurden von de» Däne» als Insurgenten, deutsche Diebe und Hunde augecufen und mit Slra- ßenkoth geworfen. Tod und Verderben wurde ihnen und allen Deutsche» geschworen, und gemeine Fischweiber schleuderte ihnen Schmutz ins Gesiebt. Ein Schuß ihrer SeitS und es wäre zur Massacre gekommen. Bis jetzt unverbürgten Privatnachrichten zufolge wurden die deutschen Bataillone, welche sich weigerten, dem König Christian de» Eid der Treue zu leisten, entwaffnet und zu Gefangenen gemacht.

England hat die Einladung znm Pariser Friedenskongresse mit Bedauern" abgelehnt, die meisten andern Regierungen, na­mentlich die t rutschen, haben sie angenommen unter der Bedin­gung, daß vorher eine Vereinbarung über die z» verhandelnden Gegenstände stattfiude.

Der Kölnischen Zeitung wird aus Parts vom 2-4. Novbr. geschrieben:Die Antwort Rußlands und die Erklärung der englischen Regierung haben den Congreßhoffnungen ein Ende ge­macht. Man spricht heule von der bevorstehenden Veröffentlichung einer kriegerisch lautenden Broschüre, zu welcher der Kaiser und Hr. Droui» de Lhuys die Elemente vorbereitet haben und deren Abfassung Hr. Lagueronnitzre übertragen werden soll. Rußland will, daß die polnische Frage nicht vor den Kongreß gebracht werde!"

Paris. Constitntionnel. Boniface schreibt über die Elbe- herzogthümerfrage: Er sei erstaunt, baß die brittische Presse zum Krieg zu Dänemarks Gunsten ansporne. Bei aller Neigung Frank­reichs für Dänemark habe auch Deutschland Recht auf die fran­zösischen Sympathien, die Achtung vor dem Völkerwillen, das Recht der Nationalitäten müsse die französischen Entschlüsse bestimmen.

Der Mangel eines allgemeinen Einverständnisses sei bedauerlich. Da das Etnverständniß der Protokollmächte zur Lösung nnzurci- chend, wäre cS logisch gewesen, die Frage Gesammteuropa vor­zulegen. _ (T. d. N.-Ztg.)

Allerlei.

Loubo n. lieber die Beschäftigungen, welche dem weib­lichen Geschlecht« offen stehen, gibt der letzte Ceusns interessante Enthüllungen. Unter den Frauen Englands befinden sich dieser Quelle zufolge 10 Bankiers, 7 Geldverlriberinuen, 274 Hau- delsgehilsinnen (d. i. weibliche Commis). 25 weibliche Handels­reisende, 54 Mäklerinnen, 38 dem Kaiismannsstande augrhörigc, 29 Tbierärz,innen. 419 Druckeriuuen, nur 3 Schäferinnen, 43,964 auswärts belchästigic Feldarbeiten»»«»; 13 Dame» waren Aerzte, 2 Wundärzte, 17 Zahnärzte, 6 Berichterstakteriuueu oder Stenographinnen, 3 Gemeindeschreiberinnen, 4 Lehrerinnen der Bcrcdlsamkeit, 4 Zauberinnen, 1 Astrououiiu und V Naknrfvr- scherrnnen. Zuweilen findet mau tönende Titel, welche einige vom schönen Geichleck't sich beilege». So nannten sich 15 Na- tnrphilosophinnen. Eine bezeichneie sich als Lexikograph!», eine andere als Chronologin, eine deute als Rednerin.

Wi e v ie lWö. te r derMcn) ch zun, Reden braucht. Ans London wird eine eigenthnmliche Berechnung über den mehr oder minderen Gebrauch der in einer Sprache enthaltenen Wör­ter mitgetheilt. Ein Geistlicher vom Lande hat die Beobachtung gemacht, daß viele der arbeitenden Klasse zugehörigen Insassen seines Psarrbezirks nicht 300 Wörter in ihrem Sprachsatze besitzen. Der Wvrtreichthnm der alten egyplischen Weisen umfaßt, so weit »ns die hieroglyphjschen Inschriften an die Hand geben, nur 625 Wörter, und daß ein iialtenischer Operntext über eine grö­ßere Mannigfaltigkeit gebiete, ist eine seltene Erscheinung. Ein wohlerzogenes Jndividnni in England, welches seine Bibel, sei­nen Shakelpeare, seine Times und die ganzen Bnchermassen iu der Mudie'scheu Leihbibliothek liest, gebraucht in der wirklichen Unterredung gewöhnlich nur zwischen 3- und 4000 Wörter. Den­ker und strenge Logiker, welche vage und allgemeine Ausdrucke vermeiden und warten, bis sie ein Wort finden, das genau den Gedanken decke, versteigen sich schon bedeutend höher, »nd beredte Sprecher mögen sich znm Kommando über 10,000 Wörter em- porschwingen. Shakespeare, welcher bekanntlich eine ungewöhn­liche Mannigsaliigkeit des Ausdruckes entwickelt, prodnzirte alle seine Dramen mit ungefähr 15,000 Wörtern, Milton's Werke sind aus 8000 dieser cinzeliien Steine ansgebaut, und das alte Testament sagt Alles, was es zu sagen hat, in 5642 Wörtern.

G n a » o. Die pelikanartigen Vögel, die gefräßigen Ver­folger der Fische, sind cs neben Tauchern, Möve» und Pingui­nen, welche durch ihre massenhaften Dnngeranhänfnngcn de» Kü­stenländern Südamerikas eine Quelle des Wohlstandes eröffnet haben. Man kennt das unter dem Name» Hnano (Guano) seit schon so langer Zeit in den Handel gekommene Produkt und seine befruchtende Kraft. In Europa kaum seit einigen Jahrzehnten benützt, holten es die Araber bereits im 12- Jahrhundert von den Klippeninse!» des persischen Golfs, und ebenso beuteten schon vor Entdeckung Amerikas die Inkas die gnanoreiche» Eilande au der Küste von Peru ans. Todesstrafe traf einen Jeden, der während der Brütezeit eine jener Vögelniederlassnngen zu betreten wagte. Nirgends finden sich auch beute noch so gewaltige Lager dieses zum Theil unenträthselten Stoffes, als ans den zu Peru gehörigen Gruppen der Lobos- und Chincha-Jnseln. Sie errei­chen dort eine ungeheure Mächtigkeit und ist dieselbe nach den neuesten Vermessungen so bedeutend befunden worden, daß man den Werth der peruanischen Gnanolager auf 230,000,000 Dol­lars geschätzt hat. Bedenkt man die ungeheure Anzahl der Vögel, deren Züge sich gleich Wolken längs der Küste bewegen; erwägt man ferner die große Gefräßigkeit dieser Tbiere und die Leichtig­keit, mit der sie sich ihre Nahrung verschaffen, so wird man die Mächtigkeit solcher Schichten, die das Ergebniß einer jahrtau­sendelangen ununterbrochenen Anhäufung sind, nicht mehr über­trieben "oder unerklärlich finden.

Auflösung der Charade in Nro. 94:

Rohrdorf.

Druck und -vertag der tz>. W. Za iser'scheu Buchhandlung. Ncdaelion: Holzte.