zrhrung — vielleicht herbeigcführl durch übermäßige Anstrengung, für die Seinen das tägliche Brod zu erwerben und waS sonst zum Leben nöthig war, — gestorben, als Gustav kaum zwei Jahre alt war. Die junge Wittwe, eine verständige und christliche Frau, war Anfangs ziemlich untröstlich, denn sie halte ihren braven Mann von Herzen lieb gehabt, und was sollte nun aus ihr und ihrem kleinen Gustav werben, nachdem ihr der Versorger genommen war? Doch raffte sie sich bald wieder ans. L>e warf sieb Dem ganz und unbedingt in die Arme, der verheißen hak, ein ! Freund und Versorger der Wittwett und Waisen zn sein. Sie ! war arm, aber sie hatte dock bas schuldenfreie Hänschen und den > Webstuhl ihres seligen Mannes. Ihr Entschluß war bald gefaßt. ! Sie suchte und fand Arbeit. Ein Webermeister, derselbe, für wel- chen ihr seliger Mann gearbeitet hatte, gab ihr Beschäftigung. Sie hatte ihrem Manne das Weben abgesehen und es gelang ihr, sich die Zufriedenheit dcS Meisters mit ihrer Arbeit zu erwerben ! und zu erhalten. Ais ihr Gustav, den sie herzlich liebte und ' von frühe an in der Furcht Gottes erzog und zu allein Guten anleitete, mehr heranwuchs, wurde eS ihr leichter, das Nölhlge zu verdienen, als sie es im Anfang ihrer Wittwenschast gesunde» Halle, da seine Pflege noch viel Zeit in Anspruch nahm und sie selbst noch wenig Uebung im Weben hatte. Sobald er in die Schule ging, — das Schulgeld wurde ihr in Betracht ihrer Ac-> muth erlassen — konnte sie ihre Zeit noch mehr der Arbeit widmen, zumal als er größer wurde und sie ihn zum Spulen an- stellen konnte, wodurch er ihr in die Hand arbeitete. Doch verlangte sie von ihm nicht, daß er nun unausgesetzt arbeitete, wenn er zu Hause war; hatte er sie mit Spulen hinreichend versorgt, so durste er siusihrem kleinen Hofe für sich spielen — aus die Gasse zu gehen erlaubte sie ihm nicht — oder sich mit seinen Büchern beschäftigen. Diese waren ihm lieb und wurden ihm immer lieber. Da er gute Anlagen hatte, wurde ihm das Lernen leicht. Er war fleißig, lernte seine Aufgaben gut und machte in der Schule schöne Fortschritte. Dies und sein sittsames Betragen, wodurch er sich vor vielen seiner Mitschüler voriheilhaft aus« zeichnete, gewannen ihm die Liebe und das Lob seiner Lehrer. Seine Zeugnisse gehörten immer unter die besten, welche am Schlüsse eines Vierteljahres ans der Schule crlhciil wurden. AlS nun die Zeit näher herankam, da von der Wahl eines künftigen Lebensberufs die Rede sein konnte: da zeigte sichs, daß er den herzliche» Wunsch hatte, bei seinen lieben Büchern zu bleiben und sich auf den Beruf eines Predigers vorzubereiteu. Seine Mutier, -er er diesen seinen Herzenswunsch entdeckte, wie er den» überhaupt vor ihr keine Geheimnisse halte, konnte ihm zu ihrem ti - fen Schmerze keine Hoffnung zu Erreichung desselben machen. Sie mußte im Gegenihcil ihm rathcn, sich den Gedanken daran ganz aus dem Sinne zu schlagen. Schon bas Gymnasium ging weit über ihre Mittel, selbst wenn cs ihr gelungen wäre, Freitische für ihn zu,bekommen: aber nun vollends der Unterhalt aus der Universitätl hatte sie es doch bei allem Fleiß noch nicht dahin bringen können, ihm einen neuen Anzug zu verschaffen, als der bisherige, der immer schlechter wurde und, ob sie ihn gleich fortwährend auSbesserte, kaum mehr zusammenhalten wollte, während er ihm überdies viel zu klein geworden war. „Du wirst wohl Weber werden müssen, wie dein seliger Vater cs auch gewesen ist," sprach sie eines Tages. „Es ist mir völlig unmöglich, dich studiren zu lasten. Aber benütze nur die zwei Jahre, die du noch zum Schulbesuch vor dir hast, recht treulich. Die da erlangten Kenntnisse können dir einmal später noch recht zu Statten kommen. Ueberlaß deine ganze künftige Führung dem Herrn und bitte Ihn, daß Er dir die rechte Ergebung in Seine Wege schenke, wenn diese auch deinen Wünschen nicht entsprechen. Welchen Beruf du auch ergreifest: sei treu in demselben und beweise dich allewege als ein Kind Gottes, so wird es dir nie au dem Röthigen fehlen und du wirst glücklich sein, denn die Gottseligkeit ist zu allen Dinge» nütze, und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens." Gustav ergab sich in sein Loos, aber es kostete ihn doch manche Thräne, ehe er sich mit dem Gedanken vertraut machen konnte, Weberlehrling zu werden. Nicht daß er diesen Beruf verachtet hätte odeir hochmülhig gewesen wäre: aber all sein Sehnen ging eben einmal auf eine wissenschaftliche Beschäftigung und schließlich auf den Beruf eines Predigers, bei welchem er, wie er meinte, jenes Sehnen auch später fortwährend befriedigen konnte. Er hätte der Ermahnung der Mutter
kaum bedurft, sich die beiden noch übrigen Schuljahre recht zn Nutze zu machen. Lebte doch seine Seele ganz in dem, was ihm ans der Schule geboten wurde zur Stillung seines Wissensdranges! Seine Lebrer, die seinen Fleiß und seine Talente schätzten und seine Aussichtslosigkeit auf eine denselben entsprechenden Fortbildung bedauerten, liehen im gern Bacher, sin denen er zu Hanse fleißig las, so viel es seine beschränkte Fieizeit ihm gestattete. Aach die Mutter trauerte i.>m Stillen darüber, daß es ihr nicht vergönnt sein sollte, seinen Lieblingswnnsch, der auch der ihrige war, in Erfüllung gehen zn sehen; aber sie war zu verständig, ihn das merken zu lassen. Nm so fleißiger aber betete sic in ihrem Kämmerlein, daß derHeir, der Alles vermöge, wenn der Trieb in ihrem Sohne von Ihm gewirkt sei. Mittel und Wege schaffen und bereiten wolle, iyren Liebling dereinst eitlen treuen und gesegneten Diener Seines Wortes werden zn lassen trotz aller ihrer Acmuth und troß aller Aussichtslosigkeit.
Jener ältliche Herr, welchem Gustav so freundlich und kh-sil- nehmend beigespriingen war, als er hnlflos aas dem Eise lag, war, was sein Aussehen freilich nicht verriet:,, ein reicher Fabrikant aus Berlin, der. ,m Begriff sein Geschäft aüizngebcn und sich zur Ruhe zn setzen, ans sein e letzten G schäsisresse nach A. gekommen war, nm da ansstehenbe Gelder einznkrelbc». Wie müssen ihn näher kennen lernen. Here Hammer, so hieß er, Halle in seinen junge,, Jahren mit sehr beschränkie» Mitteln ein eigenes Geschäft ganz in. Kleinen angefaugeu. Durch eisernen Fleiß verbunden mit der äußersten Sparsamkeit, so wie durch geschickte Benutzung der Zeitumstäiide war er rasch vorwärts gekommen, Halle sein Geschäft von Iahe zn Jiyr weiter ausgedehnt und war dabei ein wohlhabender Man» geworden. Ob auch ein glücklicher? Wir möchten eö bezw.is.ln. Denn sein Sinn war ein irdischer, »nr ans Erwerbung „„d Anhäusnn z.iiiicher Güter gerichteter; die Schätze, die weder Motten noch Roll fressen, und da die Diebe nicht nachgraben noch steylen, kannte er nicht, noch wollte er sie kenne» lernen, viel weniger strebte er nach ihrem ! Besitz. Als er schon für reich galt, lebte ec noch immer so eiu- ! gezogen und sparsam wie damals, als er sei» Gesll'äst eben an- gesange» Halle. Ec gönnte sich keine» jener erlaubten Genüsse, die daS Leben des Geschäftsmanns erhsitem, und für welche auch : er keineswegs nnempsänglich war, wie es sich öfter zeigte, wenn sie ihm von Geschäftsfreunden in der singen Voraussetzung, da- ^ durch seine Gunst zn gewinnen und jbren eigenen Vvrtheil zu i fördern, nmsonll dargevoten wurde». — So wenig als sich selbst gönnte ec auch Andern, z. B. seinen armen Verwandten, einen Genuß von selnem großen Vermögen. Ibce Bitten »m Darlehen wurden jedesmal abfchiäglich beschiedcn; keiner konnte sich rühmen,
' auch nur die geringste Unterstützung von ihm empfangen zn habe».
„Ich brauche mein Geld selber," pflegte er ihnen zn antworten;
! „ich habe eS mir sauer genug erwerben müssen. Seid fleißig ^ und sparsam, wie ich eS gewesen bin, so werdet ihr auch etwas , vor euch bringe». Ein Jeder ist seines eigenen Glückes Schmid. Ich würde mich schämen, von Andern zu empfangen, was ich mir selbst erwerben kann durch eigenen Fleiß und Geschick." Dabei hatte cs sein Bewenden; wie sehr sie auch bitten mochte», sie empfingen nichts. Zuletzt wurde er anzüglich und grob, bis sie nach und nach wegblieben, ohne ihn weiter z» behelligen. Bo» Wohlthalen an Arme war vollends bei ihm keine Rede. Für gemeinnützige Zwecke hatte er eben so wenig etwas übrig. Seine Arbeiter erhielten ihren Lohn, der freilich 1» kärglich zugemessen war. als sie es sich gefallen ließen, regelmäßig und pünktlich, aber nie ein Geschenk oder eine Extra-Zulage. Daher kam es, daß er bald nicht nur für eine» reichen, sondern auch für einen geizigen Mann galt und als solcher gemieden wurde, waS ihm übrigens ganz recht war, da es ihm Ausgaben ersparte, die er nicht ganz hätte vermeiden können, wenn man seine Gesellschaft gesucht hätte. _( Forts, s .)
Hr. Mathieu de la DrSme wird in seinen Wetterprophezei- ungen immer düsterer. Er richtet an alle diejenigen Wetterlleb« Haber, welche Zeugen eines der erschrecklichsten stürme dieses Jahrhunderts sein wollen, sich in den letzten Tagen des Novem- der 1864 nach Veneticu zu begeben. Man werbe dort vom 29. November bis zum 3. Dezember, jedenfalls näher dem 29. als dem 3., das jammervollste Schauspiel erleben, das die ent- fesselten Elemen te dem menschlichen Auge darzubieten vermögen.
Druck und Berlag der W. W. Haise r'scheu Buchhandlung. Sicdactiou: 4«ljle.