-rießlichkeit nach Dänemark ging, »»> gegen Schleswig-Holstein zu schreiben und zu agiren, hat sich dort selbst entleibt. Den Dänen war der Verrath zwar recht, aber nicht der Berräther; > so starb Bollmann in einem Anfall von Trübsinn. Auch sei» Bruder, ein Photograph, war lebensmüde und nahm Gift. Letz­terer hinterließ eine Wittwe und 4 Kinder.

Barcelona, 10. Oktober. Ei» schwerer Unsall hat auf der Eisenbahn zwischen hier und GranollerS staikgesunten. Ein auS Frankreich kommender, aus 9 Wagen bestehender Zug war eben auf der Brücke über den Waldstrom Haber», als die Brücke, von heftigen Regengüssen unkerwühlt, einstürzte. Die Lokomo­tive und 7 Wagen stürzten in den Strom. 23 Leichname nmrden bereits aus dem Strome gezogen, andere wurden mii fortgerissen und konnten nicht aufgesunden werde». Biele Bei- mundete.

Paris, 14. Okt. Der Moniteur verkündet folgende Ver­änderungen im diplomatischen Korps. Zum Botschafter in Lon« von ist ernannt Graf Latour d'Auvergne, bisher l» Rom; zum Botschafter in Rom Graf SariigeS, bisher in Turin; zum Ge­sandten in Turin Malaret, bisher in Hannover; i» Brüssel Fec- reire; in Hannover Graf Reiset, bisher in Darmstadl; in Darm­stadt Graf d'Astorg. In einem Schreiben dankt der Kaiser dem Baron Gros, daß er seinerzeit seinen Rücktritt aus dem Staats­dienste durch Annahme des Botschaftersposten in London verscho­ben habe; heute erlauben eS die Umstände, die von ihm gewünschte Enthebung eintreten zu lassen. Der Moniteur bringt die Nach, richt von dem Tode des Ministers Billault; er nennt dieses Ereigniß einen unermeßlichen Verlust für Frankreich.

Eine gräßliche Hinrichtung eines französischen Soldaten hat neulich in Blidah (Algerien) statkgefunden. Ter Verurtheilte wollte sich die Augen nicht verbinden lassen, und nachdem er seine Kameraden ermahnt, gut zu zielen, kommandirte er selbst Heuer. Aber von eilf Kugeln trafen nur vier und keine töbt- Uch. Der Verwundete schwankte und legte sich dann aus die Erde, um den Gnadenschuß zu empfangen. Der Wachtmeister trat vor, setzte dem am Boden Liegenden die Mündung des Gewehrs au das Ohr und drückte los, aber der Schuß versagte. Jetzt stand der Verwundete vom Boden auf und überschüttete die Soldaten mit Schmähungen und Drohungen. Inzwischen hatte der erer- geant ein frisches Zündhütchen aufgesetzt, wieder legte sich der Verwundete auf die Erde, der Sergeant legte das Gewehr au, drückte loS und zum zweiten Male versagt der Schuß. Noch ein­mal springt der Verwundete auf und schleudert Drohungen und Schmähungen auf die Soldaten, in welche die zahlreichen Zu­schauer einstimmen, während Viele um Gnade riefen. In aller Eile wurde ein frisches Gewehr geladen und jetzt erst kau, die gräßliche Scene zu Ende.

Der Fremde, der im Hotel Europe in Warschau so gc- heimnißvoll erdolcht wurde, scheint ein Deutscher, aber ein >nf- stscher Agent und Spion gewesen zu sein. Er wird Bartyoldi genannt, reiste viel zwischen Deutschland und Polen hin und her und in München und Stuttgart will man ihn unter verschie­denen Namen gekannt haben. Er konnte zum Tode getroffen noch um Hilfe rufen, die auf der Stelle da war und dennoch entkam der Mörder, ein sogen. HängegenSdarm. Der Gastbof sammt Condikorei ist geschlossen und besetzt und wird wahrschein­lich ein RegicrungSgebäude. Andern Abends ward ein Arbeiter, der ohne Laterne ging, verhaftet und durchsucht; man fand bei ihm Handgranaten, die er selbst als Arbeiter in einer Eisen­gießerei verfertigt hatte. Die Fabrik wurde geschlossen und mit 15,000 Rubel Strafe belegt; dem Arbeiter versprach man Be­gnadigung, wenn er Geständnisse mache, namentlich die Mit­glieder der geheimen Regierung nenne; er blieb stumm und wurde erschossen.

Die Völkerschlacht bei Leipzig.

Den 18. und 19. Oktober 1813.

(Fortsetzung.)

Auf diesen Feldern und in diesen Stunden war eS, da die sächsischen Kriegshaufen, die bis dahin nach dem Willen ihres Königs geduldig für Napoleon gekämpft hatten, ihr Blut nicht länger für Denjenigen vergießen wollten, der durch seinen unsin­nigen Trotz nun gar zu klar an den Tag legte, daß er nur Freude an Mord und Zerstörung habe. In geschloffenen Reihen, mit

fliegenden Fahnen und klingelndem Spiele, die Anführer an ihrer Spitze, zogen sie im Angesichte der Franzosen zu den Verbündeten hinüber. Es war ein herzerfrischender Anblick, wie die, welche längst in ihrem Herzen Freunde waren, nun z» einander traten, sich die Reckte reichten und brüderlich schüttelten und wie den benarbten Kriegern die Freudcnthränc über die Backen rann.'

Napoleon, in Bestürzung über diese Nachricht, schickte so. gleich seine Garden »nier Nansoiuy, die gefährliche Lücke zu füllen, und dieser, mit schneller Wendung und vielem Geschütz, bricht plötzlich hervor und will dem siegreichen Bnlow noch dazu in die offene Flanke fallen. Aber die O-streicher unter Bubna, die i» der Näoe stellen, nehmen nicht sobald die Absicht wahr, als sie sich eiligst schwenken und dem verderbliche» Stoß knlln entgegen werfen; und von der andern Seile feuert selbst die eben üllerge- lretene sächsische Ariillerie. von dem Kr. »oriiizc» dazu anfgesor- dcrt, in die französischen Reihen, weil cs gerade an dieser Stelle au Geschütz f.hlte. Da müssen die Garde» eilig ninkehren n»d auch hier bas Feld den Verbündete» übe,lassen.

Ter blutige Tag neigte sich zu seinem Ende. Mit Sehn­sucht blickte Napoleon der Nackt entgegen, die seine n.-ch übrige» hart bedrängten Hausen aus der Hand der ungestümen Feinde erretten sollte. Ec hatte viel Raum verloren und sei» großer Halbkreis war i» ei» schwaches Dreieck zusammengedrängt, das in seiner Spitze Probstheyda hatte und mit einer Seite »ach Con­newitz an der Pleiße, mit der andern über Stötteritz und Volk« marötorf nach Leipzig hin lies. Hätte sei» Heer nicht an diesem Tage »och einmal mit recht festem Muthe und großer Ordnung den schweren Kamps bestanden, dieser Ruhm soll auch dem Feinde nicht geschmälert werden, wäre einer der Schenkel dieses Dreiecks noch vor Abend durchbrochen und Leipzig erstürmt worden, so war AücS verloren. Napoleon kämpfte an diesem Tage nur noch für den Rückzug, und schon von 10 Uhr Mor- genS a» war ei» zahlloser Troß von Wagen und Pferde» und Gepäck den ganzen Tag hindurch hinter den, Berlrand'scken Heer. Haufen hergezogen. Wie ungeheuer die Menge der Menschen und Sachen hier gewesen, kann leicht ermessen, wer bedenkt, daß Alles, was flil dem Monat April aus dem wetten Frankreich nach Deutschland gezogen, die Krieger und die Franen mit ihren Kin­dern, die Wundärzte und ihre Gehülsen und die Schaar der Eommissäre mit ibr-u Helfershelfern, das Geschütz mit der Muni­tion, sowie die Wagen und Gecäthe der Heerhausen und die der Ein einen, paß dicß Alles nur indem Einen Mittelpunkte in und um Leipzig zusammeugedrängk war. Jetzt zöge» diese Gäste ab, und ihr Reick hatte ein schreckliches Ende genommen, und die Herze» derer, die sie ziehen sahen, frohlockten. Gerade an diesem ^.age vor si.be» Jahren waren die ersten Franzosen unter D..voust in Leipzig eingcrück.. (Forts, folgt.)

Allerlei.

Wichtige Entdeckung der Photographie. Der berühmte Photograph M. Variier in London behauptet, daß die Auge» von Personen, welche von einem gewaltsamen Tode getroffen werben, durch eine gewisse Zeit das Bild des letzte» Gegenstan­des» der denselben vorgestanden, bewahren. Zu dieser Erfah­rung gelangte Variier dadurch, baß er die Augen eines Kalbes 8 Stunden, nachdem es geschlachtet worben war, photographirte und bei dieser Gelegenheit in dem mittelst einer Linse betrachte­ten photographischen Bilde ganz deutlich den Fußboden der Schlacht­bank bemerkte. Der berühmte Photograph macht nun den Vor­schlag, die Augen der durch unbekannte Hand gemordeten Per- sonen zu photographieren, um zu erforschen, ob nicht etwa darin das Bild des Mörders hasten geblieben sei. (Fortschritt.)

Eine englische Dampfmaschine drischt zur Probe auf den Dörfern bei Frankfurt; sie drischt täglich 3300 Garben und zwar ganz rein. Das betr. Getreide wird marktfähig in 3 Sor- ten zugleich geliefert und das Stroh nicht im mindesten verletzt. Die Maschine ist nach München zur landwirthschaftlichen AuS- stellung gereist. Auf dieser sind bereits viele ähnliche Maschinen von Gemeinden gemeinschaftlich angekauft worden.

Auflösung der Charade in Nro. 81:

Nagold.

Druck »""-Verlag der w. W. ^aiser'schcn Buchhandlung. Rceaessoi,: Helft«.