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rog und Leonowicz, über 600 Mann stark, erlitten nach einander empfindliche Niederlagen. Alle obcngciianiiten Führer, mit Aus­nahme Ostrag's, sind gefallen. Die Trümmer dieses Korps ver­einigte dann Landauski mit dem Korps Wawcrs. Nicht besser erging es dem Neiterkorps des Neklewski, welches nur durch ungeschickte Leitung zu Grunde ging. Die geheime Regierung in Warschau gibt auch eiu Verordnungsblatt unter dem Tuet: Verordnungen des PolizcidepartemeutS" heraus. Tie erste Num­mer enthält die Erklärung, dag die Ermordung der beide» Wi- chert und der Magd nicht im Auftrag der Nakionalregieruug ge> schah. Lemberg, 10. Scpt. Das Korps Lclewel's wurde am 7. geschlagen. Lelcwel selbst ist geblieben; 100 Insurgenten sollen gefallen, 300 gefangen, die übrigen versprengt sein. (St.-A.>

Einer der besten russischen Spione in Paris schrieb an die russische Regierung in Warschau: verhaftet rasch den Pfarrer- Do di cki (in einem Torfe bei Warschau) und tbut Hanssnchnug. er kennt die geheime polnische Regierung und ihre Geheimnisse! Bei der Haussuchung fand sich nichts als der Pfarrer und der sah so einfältig aus, daß die Russen selber sagten: wir sind an­geführt. Sie wollten ihn wieder lausen lassen, da kam eiu neuer Brief aus Paris: Dodicki ist einer der Häupter der Polen und die polnischen Comitos in London und Paris sind über seine Ver­haftung äußerst bestürzt. Dodicki wurde mit alle» Martern be­stürmt und blieb dabei: ich weiß nichts. Ihr irrt Euch in mir armen Manne! Als ihm eine Domherrnstelle versprochen wurde, thaute er auf. Schickt mir einen Beichtvater, bat er, er soll mich meines, der geheimen Regierung gegebenen, Eides entbinden, ehe ich spreche. Dies geschah, die Russen schickten ihm einen ihrer zuverlässigsten Anhänger; als sie aber nach einer halben Stunde in die Zelle traten, lagen Beichtvater und Beichtkind todt da; sie hatten Blausäure getrunken.

St. Petersburg, 9. Sept. Das heutigeJournal de St. Petersbourg" demenkirt die Zeitungsgerüchte, die von radi­kale» Reformen und neuen Allianzen sprechen und sagt: Der Kaiser betrachtet bezügltch Polens als erste Pflicht die Wieder­herstellung der materiellen Ordnung und wird die internationalen Verbindlichkeiten, sowie das Recht Rußlands in den Grenzen der Verträge aufrecht halten. Rußland sympathisirt mit der Einheit und Stärke Deutschlands, gegründet aus die Interessen aller Staaten, woraus Deutschland besteht; es braucht sich so wenig gegen die von daher drohenden Gefahren zu sichern, wie umgekehrt. (St.-A.)

AuS dem amerikanischen Bürgerkriege wird ein gräßlicher Auftritt berichtet. Die Stadt Lawrcilce in Kansas mit etwas über 3000 Einwohnern hielt treu und standhaft zur Union und hatte de» größten Thcil ihrer waffensähigeu Mannschaft zum Heere gestellt. In der Nacht des 21. August brach Quantrell, ein be­rüchtigter Guerillahäupkliug der Sklavenpartei mit seiner wilden Horde über die Stadt herein, besetzte alle Ausgänge und überfiel die Einwohner im Schlafe, das Signal zum Würgen, Sengen und Brennen gebend. Seine entmenschten Schaaren hausten wie Tilly's Kroaten in Magdeburg. Mit indianerartigem Mordgcheul dringen sie in die Häuser und Schlaskammcrn und metzeln alle Männer nieder, die ihnen Vorkommen. Weiber und Kinder klam­mern sich an Väter und Brüder und flehen auf den Knieen die Mordhunde um Schonung; umsonst: kaltblütig wird den Unglück­lichen das Pistol auf Brust oder Stirn gesetzt und den Angehö- ligen nur der blutige Leichnam gelassen. In den Straße» ent­steht eine furchtbare Hetzjagd au» die Fliehenden, kaum Emer entrinnt, die Häuser, in denen sich Fliehende setzen, werden in Brand gesteckt, auf eine Schaar, die sich an den Fluß geflüchtet, wird Salve auf Salve gegeben, bis die Letzten niedergestreckt sind, 25 Neger-Rekruten werden aus der Stelle kanibalisch nie­dergemetzelt. Die Mordbande vcrkheilte sich schließlich und raubte und plünderte, was sie forttrage» konnte, den Frauen wurden die Ringe aus den Ohren und von den Fingern gerissen, und alles, was nicht tragbar war, zertrümmert und vernichtet. Eine furchtbare Feuersbrunst, die zwei Drittel der Stadt in Asche legte, beleuchtete die Mordnacht. Die Stadt, eine der blühendsten in Kansas, ist im Grunde zerstört, an Hab und Gut sind zwei Mil­lionen Dollars unwiederbringlich vernichtet und zwei Drittel der männlichen Einwohner ermordet. Bei Tagesanbruch flüchtete die berittene Bande über die nahe Grenze. So erzählen amerikani­sche Briese der Weserzeitung.

! Allerlei.

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Die im südlichen Sibirien wohnendeu Kirgisen haben i eine eigenthümlichc Art, sich ihren Geliebten anzu'tragcu und ^ deren Gegenliebe zu erproben. An einem dazu bestimmten Tage kommt nämlich an einem vorher dazu gewählten Platze eine Menge Volks, besonders aber solche, die da Lust zum Heirathen habe», und zwar beiderlei Geschlechts, zusammen, alle zu Pferde. Nach den eingeleiteten Ceremvuieu folge» die Wettrennen. Die Jung- j srauen, aus tüchtigen Pferden, reiten nach der Reibe an. Jede l dieser Amazonen wird lofort von einigen, oft von vielen Jüng- ! lingen verfolgt, welche sich alle Mübe geben, die Fliehende zu erjagen, sie zu überholen und im vollen Jagen auf die Brust zu ! küssen. Ist das einem gelungen, so faßt er sie und reißt sie auf ^ jein Pferd hinüber, und nun gehört die Jungfrau ihm und er . hat daS Recht erworben, ihr Mann zu werden. Es scheint, als ! wenn daS eben nicht schwierig sei, allein man muß wissen, daß i jede Kirgiska einen sehr guten Kautsch» führt, mit dem sie das ! Recht hat, den Verfolger nach Beliebe» zu bearbeiten und den : sie namentlich nut Energie gegen Denjenigen auweudct, den sie § nicht mag, nicht leltcn aber auch gegen Denjenigen, de» sie lieb ! hak, aber dessen Grad der Leidenschaft sie auf diese Weise prüfen i will. Mau muß eben Kirgne sei», um dabei in der Liebe nicht zu erkalten, doch wissen die Kirgisinnen dieses Thermometer der Gefühle jo geschickt zu schwingen, daß jeder der Verfolger sofort erkennt, was er z» erwarten habe, und gewöhnlich gelingt cS dem jungen Manne ganz leicht, die sich ,chei»oar Sträubende zu erobern; wen» aber einer, den sie nicht mag, mit Gewalt seine Absicht durchführen will, so führt die erzürnte Dame die Kar­batsche so furchtbar, baß der Verfolger froh sein kann, wenn er nach vergeblichem Bemühe» mit gesunden Augen und Zähnen da­von kommt.

(Rühre n de Anhänglichkeit einer Gans.) Das Journal de Eharleroi" verbürgt die Anlheuticilät der folgenden kleine» Gejchichle. Ei» Pächter in der Nähe von Lüttich wid­mete einer auf seinem Hühnerhose befindlichen großen Gans be- sondere Aufmersamkeir und brachte ihr täglich selbst das für sie bestimmte Futter, ein Act, der von dem Thiere regelmäßig mit Flügelschlägen und Freudengeschnatter begrüßt wurde. Plötzlich erkrankie der Pächter und starb. Tie arme Gans, die den Herrn, der sie immer gesülkert und gestreichelt halte, schmerzlich vermißte, verschanzte sich aus einen Düngerhaufen, verschmähte jede Nah­rung und starb nach zwei Tagen den Hungertod.

Worauf haben die Polen gebaut? Diese Frage beant­wortete der WienerFigaro" durch folgenden logische» Schluß: Polen baut auf Frankreich, Frankreich baut ans England, Eng­land baut auf Oestceich, Oestreich baut aus Rußland, Rußland baut auf Preußen, Preuße» baut auf Berlin, Berlin ist auf Sand gebaut, cwAo: haben die Polen auf Sand gebaut."

Der Verfasser einer kürzlich erschienenen Abhandlung über die Natur der Frauen bemerkt, wie wir glauben, nicht obnc Grund, daß sehr viele früher ausgezeichnete Schönheiten als alte Jungfern sterben.Sic setzen so viel Werth auf sich selbst/' sagte er,daß sie keinen Käufer finden, bis der Markt vorüber ist. Bon einem Dutzend Schönheiten, welche ich in den letztvcrgangenen zehn Jahren kennen gelernt, sind elf noch ledig und bringen ihre Tage damit zu, daß sie grüne Hunde auf gelbe Wolle sticke», während sie ihre Abende der Einsamkeit und Romanenlck- türe widmen."

Logogryph.

Ich hemm' und breche an gar mancher Steile Oft deines inncrn Willens heißen Drang,

Die Nonne hüt' ich in der stillen Zelle Und schließe sie in klösterlichen Zwang;

Wohl wahrt' ich auch schon der Geliebten Schwelle, Daß dir das kühne Wagstück nicht gelang;

Auch decke ich die in den schwarzen Truhen Des Grabes für den ew'gcn Frieden ruhen.

Kehrst du mich um, so wohn ich in der Erde Und nur Gewalt reißt mich ans Tagelicht,

Daß ich ein Reiz Z»m Leckerbissen werde,

Wcnn's einem Schwelger an App'tit gebricht.

Zu viel genossen mache ich Beschwerde,

Drum traue meinem Woblgcschmackc nicht;

Scharf bin ich, mache eine spitzcMiene Und muß gewaschen sein, daß ich dir diene.

Druck und Verlag der G. W.^a i I- r'scheu Buchhandlung. Redaktion: Hölzle.