in seiner Gegenwart gekostet hat, sodann wird die Kiste wieder «erschlossen und so aus die Tafel gekrackt. Der Großfürst sieht fast niemanden mehr, als seine beiden Adjutanten; seine Familie ist bereits abgereiSt, und er hegt keinen innigeren Wunsch, als ihr sobald als möglich nachzufolgen.
Krakau, 9. Juli. Nack einer an der preußisch-polnischen Grenze verbreiteten Notiz hat die polnische Nationalregiernng den Verlust, welchen die Insurrektion an Menschenkräften auf polnischer Seite herbeigeführl hat, zahlengemäß feststelle» lasse». Nach dieser Ermittlung soll die Zahl der waffenfähigen Männer auf polnischer Seite 150,000 betragen, von welchen iin Ganzen 40,000 theilS in Gefängnissen schmachten, theils nnter das russische Militär gesteckt, theils in das Ausland geflohen, theils gefallen oder an Wunden gestorben sind. Die Zahl der Gefallenen und an Wunden Verstorbenen wird auf 12,000 fixirt.
London, 14. Juli. sUnterhauSsitzung.) Im Unterhaus zog gestern Roebuck seinen Antrag auf Anerkennung der amerikanischen Südstaaten zurück. Graf Russell erklärte das Gerücht, die Kanalflotte gebe in die Ostsee, sür unbegründet. Zugleich erneuerte Graf Russell die Versicherung, daß England sich einer bewaffneten. Einmischung (wegen Polens) enthalten müsse.
In Veracruz herrscht das gelbe Fieber wieder mit der größten Heftigkeit; cs unterliegen ihm täglich durchschnittlich 30 Mann der französischen Besatzung. Schöne Aussichten für die demnächst daselbst eintreffenden Verstärkungen.
Allerlei.
Für die Frauen!
Fanny Lcwald fährt fort:
Und bei Allem, was Ihr gewährt und leistet, habt stets das eine Ziel vor Angen, Jbr sollt die Mädchen unter Euren Auge» erziehen, nicht sie verwöhnen. Ihr sollt sie beranbilden nicht allein für Euren Dienst, sondern reckt eigentlich zu Frauen ihrer Männer, zu Müttern ihrer Kinder. Sie sollen bei Euch lernen, sich: einst innerhalb bestimmter Schranken zu bescheiden. Sie müssen mit Lust arbeiten lernen, sie müssen sparen, das Ihre zu Rath halten, mit geringen Mittel» viel leisten lernen. Sie müssen bei Euch gesünder an Leib und Seele werden, als sie zu Euch gekommen sind, wenn Ihr Eure Mission an ihnen erfüllen, wenn Ihr das Glück verdiene» wollt, geehrte Frauen und Mütter, und nützliche Mitarbeiter an der fortschreitenden Erhebung der Menschheit zu sein.
Ich glaube, jetzt sind wir wenigstens darüber einverstanden, was Ihr, und daß Ihr sehr viel für die Erziehung der dienenden Frauen leisten könnt, ohne selbst irgend ein Opfer zu bringen;! einzig und allein dadurch, baß Ihr Euch ans freiem Antrieb und mit ernstem Willen zu den Freunden nnd Erziehern derjenigen macht, die bisher gewohnt gewesen sind, Euch als ihre Feinde und Tyrannen zu betrachten.
Aber Ihr sollt auch Opfer bringen für sie, Opfer, die freilich auch für Euch ihren Lohu nicht nur in sich tragen, sondern Euch reichlich vergolten werden können.
Wir lesen im Evangelium, was Jesus Christus dem Manne antwortete, der ihn fragte, durch welches Thun er die Glückseligkeit erlangen könne.
, „Was fehlt mir noch?" fragte er, nachdem er sich gerühmt, daß er Alles von Jugend auf gehalten, was die zehn Gebote vorgeschriebe«.
„Willst Du vollkommen sein," sprach JesuS, „so gehe hin und verkaufe was Du hast und gib's den Armen, so wirst Du einen Schatz im Himmel. haben." Da der Mann bas Wort hörte, ging er betrübt von hinnen, denn er hatte viele Güter. Christus aber sprach zu seinen Jüngern das schwere Wort: „Ein Reicher wird schwerlich in's Himmelreich kommen, es ist leichter, daß ein Kameek durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher in's Reich Gottes komme!"
Nun denn, Ihr Wohlhabenden und Reichen unter den Frauen, das Opfer, die Gaben, die von Euch verlangt werden, find weit minder schwer, als die Erfüllung des Gebots Christi. Ihr braucht Eure irdischen Güter nickt zu verkaufen, nicht zu theilen, Ihr sollt und könnt sie ungestört behalten und genießen, Ihr sollt nur dazu beitragen helfen, daß Ihr sie noch sorgenfreier und noch leichteren Herzeus genießen möget. Die Verwer-
khung Eurer geistige» Güter ist es, um die eS sich hier handelt.
Ihr habt Gelegenheit nnd Zeit gehabt, Eure Herzen und Euren Geist zu bilde», Kenntnisse mancher Art zu sammeln. Macht diese Eure Bildung, Eure Einsicht, Eure Kenntnisse nutzbar, indem Ihr ansangt, sie den Armen unter Euren Schwestern mitzntheilen. Ihr seid in der beneidenSwerthen Lage, geben zu können, ohne ärmer dadurch zu werden; denn die Liebe und das Wissen sind wie das Lickt, sie nehmen nickt ab, wie Viele ihrer Segnungen auch tbeilhaftig gemacht werden.
Habt Ihr Mädchen vor Euch, die de» Lese- nnd Sckreib- IlnterrichtS entbehren können, so bringt ihnen die ersten Begriffe der Physik bei; sie haben praktische Beschäftigungen genug, an welche Jbr auknüpfen l^-nt.
Erzählt ihnen die Geschichte der Stadt, in der sie leben, des Volks, unter dem sie geboren sind.
Leset ihnen Mäbrchen vor, sie braucken dieselben für ibre und für Eure Kinder; denn so an» sind die Frauen des Volkes durch lange Verabsänmnng geworden, daß das Volksmährchen, welches wir uns ungeeignet haben, für das Volk selber fast »er- lorcn gegangen ist.
Merkt Ihr, daß sie Freude an Musik habe», so singt ihnen an Euren Instrumenten Lieder vor, die sich ihnei, leicht einprägen; »nd finden sie Mädchen darunter, die Gehör und gute Stimmen haben, so laßt sie mit Euch singen.
Lehrt sie Spiele, — spielt mit ihnei^ was Ihr spieltet, ehe Ihr in die Gesellschaft tratet — denn sie spielen auf ihre Weise jene Spiele, wenn sie unter sich sind.
Lehrt sie Netze schneiden, Decken fleckten, ein Papier in verschiedene Formen falten, Kunststücke machen. Gebt ihnen kleine Freuden, kleine Unterhaltungen, die Nichts kosten und die sie zur Erheiterung für sich nnd für die Ihren, ja auch für Eure Kinder, in jedem Augenblicke bei der Hand und bereit haben.
Es ist inehr gewonnen, als sich mit Worten schnell bezeichnen läßt, wenn ihr ein menschlich freies Verkebrsverhältniß zwischen Euch und den weniger begüterten und weniger unterrichteten Frauen herstellr. Es wird ihnen wohl thnn, im Sonnkagsanznge Euch frei nnd geistig von Euch bedient — die sie Euch die Woche hindurch leiblich zu bedienen haben — ein paar Stunden gegenüber zu sitzen. Es wird ihnen wohl thun, sich für einen andern Zweck, als für den Spaziergang, ansznputzen; ja selbst die Art dieses Ansputzcs wird unter Euren Augen, nickt bcnte, nickt morgen, aber vielleicht allmählich eine andere, eine verständigere werden.
Freilich, damit diese Lehrstunden, diese Erholungen für Eure Dienenden möglich werden, mnßr Ihr ein Opfer bringen. Jbr müßt in unserem Sinne „den Feiertag heiligen!" Jbr müßt Euch so einrickle», baß Eure Leute an ihre» freien Sonntagen das Haus zeitig verlassen, daß sie in jeder Wocke auch noch an einem andern bestimmten Tage eine oder zwei Stunde» ihr eigener Herr sein können. Aber was das ganze England an jedem Sonntage, was die orthodoxen Inden an jedem Sonnabende ermöglichen, ihrer Dienstboten dis zu einem gewissen Grade zu entratben, sollte das für nnS, in einem aufgeklärten protestantischen Laude unmöglich sein?
Wären wir wirklich so verwöhnt, so unselbstständig, unsere Töchter so unbehülflich, daß wir gar nicht ohne die Hülse der Dienenden fertig werden könnten? Nun dann sind sie ohne alle Frage uns überlegen, und wir von ihnen abhängig. Wären wir so egoistisch, daß wir sür einen von uns als gut erkannten Zweck, für ein Werk der Selbsthülfe, der Nothwendigkeir, der Menschenliebe nicht einen geringe» Theil unserer gewohnten Bequemlichkeit zu opfern im Stande wären, nun — — dann wär's allerdings die höchste Zeit, daß wir uns ändern! aber gründlich ändern! —
— „Du bist mein Ruin!" sagte eine ältliche Danke, welche einen jungen, sehr leichtsinnigen Mann geheirathct hatte. — „Was kann ich anders sein, da du meine Ruine bist?"
R ä t h s e l.
Bcfitzst du mich, vcrgißst du mich. Doch flieh ich dich, so suchst du mich. Denn welches Glück du auch erreicht. Weich ich zurück, so ists erbleicht. Drum bist du klug, ists dir genug. Will ich allein dir gnädig sein-
Druck und -Verlag der G. W. Lais-r'sch-n Buchhandlung. Redaklion: Holzte.,.