ragende konservative Männer die Provinz bereise», nm die Grund­sätze der Partei zu vertreten und zu verbreiten."

Thorn, 6. Juli. Vorigen Sonnabend wurde nach drei­tägigen Verhandlungen das Urtheil des SchwnrgerichlSbofes gegen den katholischen Pfarrer Alb. Ossowiecki und dessen Dienstmäd­chen M. Wrzezinska ans Lobbowo bei Gollnb pnblicirt, welche Heide deS Mords ihres Kindes durch Gift angeklagt waren. Der Gerichtshof erkannte gegen den Pfarrer ans Todesstrafe, gegen das Dienstmädchen auf Freilassung.

Berlin, 7. Juli. Einer vorlänstgen Benachrichtigung aus Petersburg zufolge würde die russische Negierung die östrei- chischen Forderungen accevtircn und auch diejenigen Frankreichs noch als eine geeignete Basis zu weiteren Verhandlungen betrachten, dagegen die Forderungen Englands insofern dieselben von denjenigen Frankreichs und Oestreichs abweichen und namentlich insoweit sie sich auf einen Waffenstillstand beziehen, znrückweisen. Die russische Re­gierung betrachtet diese Forderungen als unvereinbar mit der Würde und der Souveränität der russischen Krone. Das Weitere bleibt abzuwarten, bis die AnkworkSnolen abgegangen und näher be­kannt geworden sein werden. Doch ist bei der bevorstehend be­zeichnten Sachlage, welche als die richtige zu betrachten wir al­len Grund haben, voranSzusehen, daß der Weg der weitern fried­lichen Verhandlung, vorläufig wenigstens, nicht verlassen wer­den wird. iS. M.)

Frankfurt, 9. Juli. Die Bundesversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung die Anträge der vereinigten holsteinischen Ausschüsse, welche auf ein Vorgehen gegen Dänemark gerichtet find, angenommen. Dagegen waren nur Luxemburg und Däne­mark, welch Letzteres Verwahrung gegen den Beschluß einlegte.

Wien, 7. Juli. Die Nachrichten aus Ungarn lauten we­nig erfreulich. Das Volk verharrt in dumpfem, mißmulhigem Schweigen und wartet auf die Gelegenheit, sein Recht geltend zu machen; der Nothstand ist nicht bewältigt und wird sich auch wohl nicht bewältigen lassen, obwohl in einigen Gegenden die Ernte nicht ganz schlecht ausfallen wird.

Nach derB. A. Z." soll Oestreich in der deutschen Frage folgende Präpositionen stellen wollen: 1) ein LnndeSdireklorinm, etwa aus 7 oder auch aus 5 Mitgliedern; 2) Volksvertretung; 3) zunächst Versuch einer Verständigung mit Preußen, und wenn diese nicht erzielt werden kann, weiteres Vorgehen am Bundestag.

Wien, 9. Juli. Hofrath Hackländer in Stuttgart ist als Ritter der Eisernen Krone 3. Klassein ansnahmSwciscr An­wendung der Ordensstatuten" (auf einen Ausländer) in den öst« reichischen Ritterstand erhoben. Ritter von Hackländer begleitete bekanntlich als journalistischer Berichterstatter und Panegyriker den Kaiser auf seiner Reise nach Ungarn und auf dem italieni­schen Kriegsschauplatz. (Schw. V.-Z.)

DerTriester Ztg." schreibt man aus Mailand, eS stehe so schlecht um Garibaldi, daß er nie mehr kriegstüchtig sein werde. Der verwundete Fuß ist ganz steif, und Garibaldi bewegt sich höchst mühsam auf Krücken vorwärts. Die Wunde, so unglaub­lich dieß auch klingen mag, eitert noch immerfort, und öfter kom­men neue-Knochensplitter zum Vorschein. ,Dabei ist auch der übrige Körper Garibaldi'S und besonders einige innere Organe, wie z. B. die Leber, sehr stark angegriffen, und die Hoffnungen auf volle Genesung sind schon lange anfgegeben. Nnllo'S Tod hat auch moralisch sehr niederdrückend auf Garibaldi gewirkt, denn Nullo war sozusagen sein Arm.

Paris. WieJndep. belge" berichtet, wären in einem dem Ministerwechscl vorausgegangenen Ministerrath Persigny und WalewSki mit Fould und dem Marineminister arg aneinander ge- rathen. Fould habe erklärt, er werde nicht Minister bleiben, wenn es zum Krieg käme, und der Marineminstcr, nach Abnutzung des Materials durch die Expedition nach Mexiko könne Frankreich in den nächsten zwei Jahren sich auf keinen Seekrieg einlaffen.

Paris, 7. Juli. Erlauben Sie mir. Ihnen einen zur Charakterisirung der Situation nützlichen Vorfall zu erzählen. Der Aufenthalt in Fontainebleau war dieses Jahr sehr wenig unterhaltend. Die Kaiserin bemühte sich vergebens, die verle­gene Kälte zu entfernen, welche die üble Laune und die auffal­lende Zurückhaltung des Kaisers verursachten. Um die Zeit zu vertreiben, beschäftigte man sich viel mit dem für sein Alter sehr klugen kleinen Prinzen. Eines Tages, als der Kleine düster und schweigend wie sein kaiserlicher Vater durch die Säle schritt,

fragte ihn eine Dame:Prinz, was haben Sie?"Ich möchte etwas für die Polen thun, die meine Freunde sind," lau­tete die Antwort.Und die Russen, sind das nicht Ihre Freunde?"Das sind Barbaren." Ein Kreis bildete sich um den kleinen Prinzen, der ans dem besten Wege war, aus der Schule zu schwatzen, und man fragte weiter:Was moch­ten Lic denn für Jbre Freunde thun?"Ich möchte Krieg führen, aber ich weiß nicht wie, denn ich mag es nicht allein thun." Dies ist offenbar die Sachlage und das kaiserliche Kind hat wahrscheinlich in seiner Weise nur wiedergesagt, was es seinen Vater sagen hörte. (Fr.' Pstztg.)

Paris, 8. Juli. DemPaps" zufolge wird die Kaiserin während der Abwesenheit des Kaisers den Ministcrrath präsidiren.

Paris, 11. Juli. Der Moniteur meldet, daß der fran­zösische Consnl von Newyork ein erstes Telegramm ans St. Fran­cisco mit der Nachricht der Uebergabe Mexiko's erhalten habe.

Man hat jetzt allen Ernstes den Plan anfgenvmmcn, Paris durch einen, wie eS heißt, von der Seine unabhängigen Kanal in einen Seehafen zu verwandeln. Der neue Minister der öss. Arbeiten, Behic, soll sich sehr für dieses Unternehmen inreressire».

Wa-rschan, 3. Juli Das Milikärmagazi» in Radom ist abgebrannt. Es befanden sich 17,000 Säcke Mehl in demselben, die Staatseigenthum waren. Man erzählt sich in Warschau, daß in voriger Woche 25,000 Stück vortreffliche Gewehre i»S Land gekommen seien, und zwar für die Jnsurgenten-Abtbeilnngen im Plocker Gouvernement. Die sog. Nativnalregiernng hak verordnet: 1) keine Cigarren auf der Straße zu rauchen; 2j nur Kleider von billigen Stoffen, 3> keine Krinolinen und 4) keine Blnmen- bonqnetö weder zu tragen noch zu kaufen. Gegen die Beschrän­kung des Luxus an sich würde Niemand etwas einwenden können, aber wenn die rechtmäßige Regierung so etwas verordnete, wie würbe da das In- und Ausland über Tyrannei der Russen schreien.

Polen. Mnrawieff ist ein erfinderischer Kopf. Er hat nun verordnet, daß die öffentlichen Dirnen nur schwarze Kleider tragen sollen. Eine jede also in schwarzen Kleider» ans der Straße angetrvffene Dame muß entweder das den öffentlichen Dirnen erkheilte Polizeibuch vorzeigen, oder sie wird der betref­fenden Revision unterworfen und wie eine Dirne behandelt!

Die neuesten Telegramme der Wiener Bl. lauten: Kra­kau, 7. Juli. Der russische Invalide meldet, baß die Russen in dem Tressen bei Dragin ivw (Litthanen) am 22. Juni allein an Tobten 7 Offiziere und 70 Soldaten verloren haben. Me­tz edow lieferte den Russen bei Telszc ein glückliches Gefecht. Am 29. Juni kam cs bei PrasnySz zn einem fünfstündigen Kampfe. Tie Russen wurden von den Insurgenten unter Jasinski, bene» sich die Bauern angeschlossen batten, vollständig anfgerie- ben. Der Krenzztg. wird ans Warschau mitgethcilt, daß Mar­quis WilopolSki ans vier Monate beurlaubt ist, und sich mit sei­ner Familie zunächst nach der Insel 'Rügen begibt.

Amerika. Die Lage ist trostlos. Die Rebellen sind nun bis in den Norden vorgcdrungen. Die Nordarmec hat die Ini­tiative gar nicht mehr in der Hand. Man beginnt zu zweifeln, ob die Union sich mit eigener Kraft aus dieser Noth zu ziehen wissen wird.

Newyork, 1. Juli. General Hooker ist auf sein Ver­langen des Befehls über die Potomakarmee enthoben und durch General Meade ersetzt worden. Die Secessionistcn habe» die SuSquchannalinie verlassen und sich in Erwartung eines Angriffs der Unionisten auf der Linie der Cumbcrland-Thalbahn concent- rirt. Präsident Davis hat eine nenc^TruppenanShebung zur Verthcidiguug der Südstaatcu an der Stelle von Lee's Armee angeordnet. Vicksburg, 26. Juni. Die Unionisten spreng­ten ein Fort auf dem linken Flügel und montirtcn cs, nachdem es vom Feind verlassen war, mit 2 Kanonen. (N.-Z.)

'Vera-Cruz. (Juarez.) Berichte vom 2. Juni melden, daß der Präsident Juarez den Oberbefehl über die mexikanische Armee übernommen hat; man glaubte, derselbe werde bei An­näherung der Franzosen, die mittlerweile San Martiniko erreicht haben, die Hauptstadt unter Wasser setzen.

Auflösung des Räthsels in Nro. 54: Flitterwochen.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schcn Buchhandlung. Redatlion: Hölzlc.

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