brecherische Willen aller gleichmäßig in Betracht kommen. Jeder habe das Scinige dazu beigetragen, daß die verbrecherische Abficht erreicht werde, und darum müsse auch Jeden die Strafe des Mordes treffen. Nur bei der Frau Boso habe die Anklagckam- mer bloße Beihilfe angenommen, doch sei er nach Dem, was er jetzt gehört habe, damit nicht einverstanden, vielmehr fest überzeugt, daß auch sie an dem Komplott Theil genommen und die Ertuordung Chiogna's zum Lorans gebilligt habe. Allein nach Lage der Sache fei,er nicht befugt, weiter zu gehen-, als das Verweisungserkenntniß ihr zur Last gelegt habe. Zwei von den Angeklagten seien geständig, nur suchen sie ihre Schuld dadurch zu verkleinern, daß sie behaupten, für ihr'eigenes Leben von den Andern befürchtet zu haben, falls sie die Thal nickt ansführen, oder geglaubt zu haben, die Sache sei nur Spaß gewesen. Davon, daß Orsolin durch die Drohungen seiner Kameraden ernstlich befürchtet habe, sein eigenes Leben sei auf dem Spiel, könne überall nicht die Rede sein, und bei der schauerlichen Thal vollends von Scherz zu sprechen, wie Tisott, sei gerade frivol. Auch die 5 läugnenden Angeklagten haben sich au der That in gleicher Weise bctheiligt, wie Diejenigen, welche ihre Schuld eingestehe». Der Staatsanwalt schloß seinen überzeugenden, klaren und lichtvollen Bortrag damit, daß er den Geschworenen sagte: So schwer auch die That sei, über welche sie ihren Spruch zu geben haben, so leicht werde ihnen das Urtheil werden, wen» sie unbefangen und ruhig die einzelnen Thatsachen prüfen. Sie mögen den Angeklagten in ihrem Wahrspruch geben, was ihnen gebühre: — Gerechtigkeit! Der Bortrag des Staatsanwalts wird den Angeklagten morgen früh verdolmetscht, und wird darauf in der Nachmittagssitzung die Vertheidigungsrede des Dr. Nheinwald entgegengenommen werden.
Stuttgart, 23. April. Dem nun bestimmt erst kommenden Herbst zusammentretenden Landtag soll nun, wie man glaub- würdig vernimmt, ein umfassendes Eisenbahnnetz für ganz Württemberg vorgelegt nnd der Bau einiger weiteren Bahnen schon für die nächste Etatsperiode verabschiedet werden. — Die Wasser alfingen-Nördlinger Bahn hofft man noch im Laufe dieses Sommers dem Betriebe übergeben zu können, wie eS in dem betreffenden Staatsvertrag zwischen Württemberg und Bayern vorgesehen ist. (Fr. I.)
Stuttgart. Dem Vernehmen nach hat sich S. Majestät der Känig gegenüber dem ständischen Ausschuß über die Kriegsgefahr ausgesprochen: im Falle eines Kriegs werde» die deutschen Fürsten es nicht dulden, daß der Kaiser von Frankreich einen Fuß breit von deutscher Erde abreiße. Ebenso soll auch der Kaiser von Oestreich das Anerbieten der Moldau und Wallachci im Fall er in einem vreußisch-russisch-französischcn Krieg neutral bleibe, zurückgewiesen haben. (Wir geben diese Gerüchte als unverbürgt.
(Sckw. V.-Z.)
Der Jndependance belge wird auf telegraphischem Wege aus München gemeldet, daß das Londoner Cabinet dem Beispiel des französischen gefolgt ist und die deutschen Mittelstaatcn eingeladen hat, sich den nach St. Petersburg gerichteten Vorstellungen zu Gunsten Polens anzuschließen.
Berlin, 24. April. Die Krcuzzeitung hört aus Frankfurt a. M.: daß während verschiedene deutsche Höfe bas Ansuchen, sich der französischen Depesche und der französischen Pression gegen Rußland anzuschließen, abgelehnt hätten, Baden eine freundschaftlichere Stellung zu dieser Depesche eingenommen habe. (A. Z.)
Stettin, 21. April. Die „N. St. Z." meldet, es gehe das Gerücht, daß sowohl die an unserer Küste liegenden wie die rheinischen Festungen ganz in der Stille mit dem nöthigen Kriegsproviant versehen werden sollen.
Wien, 28. April. Die General-Correspondenz schreibt: Langiewicz hat am 26. April Anstalten gemacht, Nachts zu entweichen, und wird nunmehr streng bewacht. (Mg. Z.)
Innsbruck, 21. April. Der Papst hat unfern Ultramontanen eine ungeheure Freude gemacht, indem er in einem Briefe an den Bischof Vincenz seinen Beifall über den prolestantenfeind« lichen Landtagsbeschluß vom 25. Febr. aussprach.
Wenn gleich die Wolken am politischen Himmel gegenwärtig etwas gewitterschwül sind, so scheint doch der Wind von Osten dieselben zertheilen zu wollen, denn 1) zeigt sich Oestreich bereit, die Vermittlung zwischen den-Westmächten und Rußland zu übernehmen. Das ist ein wichtiger Umstand; 2) will Rußland
zugleich mit seinen Antworten an die Großmächte eine Denkschrift versenden, in welcher cs sich ausführlich über die in Polen ein- zuführenden Reformen verbreiten wird; 3) Wenn dennoch alle Friedeusstricke reisen, will Napoleon den Krieg oben in der Ostsee und im finnischen Meerbusen gegen Rußland zu lokalisiren suchen, und Dellschland namentlich weder verletzen, noch beunruhigen. Man sieht, er ist der herzensgute Mann mit dem alten italienischen Kunststück von 1859. (Heute schon wird ans Wien der angeblichen Verinittlung Oestreichs widersprochen.)
Wie», 21. April. Nach der „Presse" hat der Kaiser dem Gesuche der hiesigen evangelischen Gemeinde augsburgischen Bekenntnisses um unentgeltliche Ueberlaffung eines Bauplatzes auf den Stadterweiternngsgründen, behufs Errichtung einer geräumigeren evangelischen Kirche, „keine Folge zu geben befunden."
Posen, 23. April. Die „Ostdeutsche Zeitung" meldet: General v. Berg hat seine Entlassung gefordert, wenn er nickt noch ein Armcecvrps gegen Polen bekomme. Der Ausstand wächst täglich. Bel den Gefechte», die in Lilthanen Narbutt de» Russen geliefert, haben die Lilthanischen Bauern vereinigt mit den Insurgenten gekämpft und die Russen geschlagen.
Wa r sch au, 22. April. Die Theilnahme am Ausstand nimmt hier immer größere Dimensionen an. Wer sich nicht freiwillig anschließr, wird gezwungen; diejenigen jungen Leute, die bis jetzt noch zögerten, sich den Freischaareil anzuschließen, erhalten von den geheimen Werbern förmliche Aufforderungen im Name» des Central-Comite's, sich den nationalen Kämpfern anzurcihen, und sie wissen wohl, daß sie nicht ungehorsam sein können. Früher oder später ereilt sie Strafe. Die genaue Controlle der geheimen Obern trifft insbesondere die jungen Maulhelden, die viel reden und nichts thnn. Uebrigens sind dieß nur wenige Ausnahmen, die meisten begeben sich unansgesordert zu den Jnsur- gentenschaaren.
Paris, 26. April. Ter „Moniteur" berichtet, daß die Schwierigkeiten, welche die Annahme der griechischen Krone durch den Prinzen Wilhelm verzögerten, ihrer Hebung nahe zu sein scheint. Die englische Regierung hat den Vorschlag gemacht, baß in London eine Conferenz zusammcntrcle, an welcher die drei Schutzmächte Griechenlands Theil nehmen würden.
Paris, 28. Avril. Der „Moniteur" meldet, daß am Sonntag Abend der Prinz und die Prinzessin Napoleon nach Aegypten und Palästina abgereist sind.
London, 25. April. „Preß" behauptet, Lord Rüssel habe in Betreff der Cvnfiskalioiien ein Ultimat n m nachWashi n g- tou geschickt und den englischen Gesandten zu sofortiger Rückkehr angewiesen, wenn den Forderungen des Ultimatums nicht entsprochen werde. (Fr. I.)
Die Spannung zwischen England und Nordamerika, namentlich über die Wegnahme von englischen Schiffen, scheint einen bedenklichen Grad erreicht zu haben. Im englischen Parlament wnrde bereits die Möglichkeit eines Kriegs ins Auge gefaßt. England soll bereits ein Ultimatum nach Washington geschickt und mit Abrufung seines Gesandten gedroht haben. Ueber den Befehl des M'Clellan hat sich der amerika rusche Kongreß sehr unbefriedigt ausgesprochen. Mehrere Angriffe zu! Wasser und zu Land sind mißglückt nnd es kommt dem Norden nur das zu Statten, daß im Süden, namentlich in Richmond geradezu Hunger und vielerlei Noch herrscht und die äußerste Erschöpfung nahe zu sein scheint.
Newyork, 11. April. Neuere Berichte aus dem Süden bestätigen die Zurückschlagung des Flotten-Angriffs auf Charleston; zugleich melden sie den Anfang einer furchtbaren Schlacht zu Lande. General Grant war am 4. perlönlich unter Waffenstillstands-Flagge in Dicksburg. Der Zweck seiner Anwesenheit war unbekannt. (Kln. Ztg.)
Newyork, 16. April. Die Befürchtungen eines Kriegs mit England nehmen zu. Die Einnahme Charlestons durch die Unionisten scheint ausgegeben. Ein Gerücht behauptet: die neue Note Sewards an Adams mache England verantwortlich, wenn es das Bauen von Sonberbundsschiffen ferner gestatte. (A. Z.)
In Philadelphia existiren bis jetzt 12 privilegirte Compag- nien für Straßen-Eisenbahnen, so daß beinahe jede Straße der Stadt bequeme Fahrgelegenheit hat.
Druck und Verlag der G. W. Zaifer'schen Buchhandlung. Redaklion: Höljle