den Kopf und sprach sodann noch (ganz nach italienischer Ban« ditenart) ein Gebet. Dann erst ging er seinen Genossen nach und sah, wie Tisott in einer Waldkultnr die Brieftasche visttirte. Er trat zu ihm hin und beide musterten die darin befindlichen Papiere; sie fanden eine östrcichische Einguldcnnote, welche Oc- solin zur Hand nahm, die übrigen Papiere, die Briefe und Schuldscheine versteckten sie unter Moos. Daraus gingen sie den Anderen nach und setzten sie davon in Kenntlich, wie cs gegangen sei. Die Therese Boso weinte, als sie hörte, was geschehen sei, Franz Boso und Baptiste Marcou sagten: was weinst du, sie haben recht gethan, dach sie ihn umgebracht haben, den Biehkerl, sie sind brav; wenn sie es nicht gethan hätten, hätten wir es gethan. Viktor Boso öffnete dann vor Allen bas Geldtäschchen des Chiogna, um zu sehen, wie viel darin sei, denn es war zum Voraus verabredet worden, das Geld unter Allen zu gleichen Theilcn zu vcrtheilen. Es war ein Fünssrankenrhaler, einige Sechser und mehrere gelbe Münzen, anscheinend von Gold. V. Boso steckte daS Geld ein und warf das Geldtäschchen weg, ebenso auch das Sackmesser. Beim Anblicke des Geldes machte Therese Boso den Vorschlag, vom nächsten Dorfe au bis Schaff- Hausen zu fahre», was B. Marcon widerrieth, weil er fürchtete, eS möchte dadurch ein Verdacht auf sie geleitet werden. Im nächsten Dorfe, bereits im Badische», kehrten die Angeklagten alle ein und tranken Bier. V. Boso wollte hier bei der Mithin eines der vermeintlichen Goldstücke wechseln lassen, cs zeigte sich aber, daß es werthlose Spielmarken seien. Darüber war die ganze Gesellschaft sehr verblüfft, und es wurden den beiden Mar- con's Vorwürfe gemacht, weil sie gesagt haben, Chiogna habe so viel Geld, während er so wenig gehabt habe, daß es kaum der Mühe werth gewesen sei, ihn todt zu schlagen. B. Marcon bestand darauf, daß Chiogna viel mehr Geld gehabt habe und daß ihm eben nicht alles genommen worden sei. Auf dies beschlossen Orsolin und Tisott, nochmals zur Leiche zurückzukehren und sie genau auszusuchen, während die Anderen im nächsten Wirthshaus warten sollten. V. Boso ließ nun den Fünffrankcn- thaler wechseln, bezahlte die ganze Zeche und verthcilte dann den Nest unter Alle — es bekam Einer noch 12 kr. — (Forts, f.)
Zu der Schwurgerichtsverhandlnug über die des Mordes an- gcklagten Italiener zu Rottweil wurden zwei hiesige Stenographen berufen, um die Rebe des Staatsanwalts und der einzelnen Vertheidiger wortgetreu nachznschreiben, da diese nicht Satz für Satz verdolmetscht werden können, sondern im Ganzen in die Sprache der Angeklagten übersetzt werden müssen. (S. V.-Z.)
Stuttgart, 10. April. Die Ankunft S. M. des Königs ist nun vorläufig auf Samstag den 18. festgesetzt und soll der Empfgiig ein eben so herzlicher als glänzender werden.
Unter den wegen vorzüglicher Dienstleistungen mit Auszeichnungen bedachten Mitgliedern des K. Landjäger-Corps nennen wir folgende: Geld-Prämien haben empfangen: Die Stalions- Commandanten Schöppler in Tübingen, Vollmer in Rolten- burg; die Landjäger Eppler in Wildbad, Neidinger in Pfullingen; öffentlich belobt werden: Stations-Commandant Ammon in Böblingen und Landjäger Kübler in Walddorf.
München, 8. April. II. MM. der König und die Königin gaben der heute Morgen nach Rom zurückreisendcn Königin von Neapel das Geleite bis Augsburg.
Wien, 4. April. Nach den letzten Nachrichten des „Czas" hat sich der polnische Kriegsschauplatz bedeutend erweitert, denn ein allgemeiner Aufstand brach jetzt in dem Pouiviezer und Sza- wclsker Bezirke auf der Zmudz hervor und im elfteren Bezirke haben nebst dem Adel und den Bürgern auch die Bauern nach den Waffen gegriffen, zum Kampfe gegen die russische Regierung. Diese Erhebung reicht bis über den Potogafluß an die preußische Grenze, wodurch sich die preußische Negierung veranlaßt fand, Klajpeda oder Mamel und mehrere andere Grenzpunkte mit Militär stark zu besetzen. — Der Aufstand auf der Zmudz bedroht die wichtigsten russischen Communicationsmittel und soll daher die Petersburger Regierungskreise stark beunruhigen; aus Cars- kie-Siolo wurde eiligst eine Jägerabtheilung der Garden nach der Smudz abgcschickt. Während so der Aufstand im Norden sich bis zur Dzwina und dem baltischen Meere erweitert hat, erhalten sich die Gerüchte, daß im Süden eine polnische Abtheilung in Bessarabien eingedrungen ist und daß der Kampf an dem unteren Dniester entbrannt ist.
Wien, 5. April. Die „Presse" hat Nachrichten aus Berlin, wonach die Spannung Rußlands mit Frankreich auf einem sehr hohen Grad gediehen ist; ein völliger Bruch sogar liegt innerhalb der Möglichkeit. Eigentliche Verhandlungen wegen Polen werden von Petersburg ans augenblicklich »ach keiner Richtung hin geführt. — Es soll ein Briefwechsel zwischen den beiden Kaisern von Rußland und Oestceich stattgefunden haben. (Mz. A.)
Berlin, 9. April. Die feudale „Zeidler'sche Corresp." gibt folgende interessante Enthüllungen: „Die Tendenz der Demokratie geht jetzt dahin, Preußen unter dem schwarz-rot h-golde- nen Banner in einen Krieg mit Dänemark zu verwickeln und damit Frankreich eine Handhabe für das linke Rheinnfer zu geben." — „Ein Getreideschwindler hat die Berliner und Stettiner Börse durch falsche Papiere um 100,000 Thalcr betrogen und ist mit dem Gelde nach Polen gefluchtet. Bekanntlich 'war die Berliner und Stettiner Börse sehr schlimm auf Hrn. v. Bismarck, daß dieser den freien Verkehr der polnischen Jnsnrrection zu beschneiden wagte." (F, I,)
Die Wafsenstrecknng der Polen ans Befehl des Ne- volntions-Comite's in Warschau wird heute von allen Seiten widerlegt. Man hat, wie die Wiener „General-Corresp." andeutet, eine vlos aus taktischen Gründe» ungeordnete vereinzelte Maßregel für einen allgemeinen Beschluß genommen. PadlewSki hat allerdings sein Corps aufgelöst und mehrere andere Führer folgten seinem Beispiele, jedoch jener wie diese baden ihre Leute nicht heim geschickt, sondern kleinere Corps gebildet, die immer nur. einige hundert Mann stark sind. Genau dich hatte auch Langieo wie; gewollt, als er ins Gedränge kam. Die Polen wollen in Folge der jetzigen diplomatischen Lage, vielleicht auch in Folge erhaltener „Garantien", wie vcrmulhet wird, de» Kampf wieder mehr m die Länge ziehen, ohne zu viel Leute und Geld aufs Spiel zu setzen. (F. I.)
Paris, 7. April. Die „Nation" berichtet: Frankreich, England und Oestreich haben sich bezüglich der volnischen Frage geemigt, lind es hat jedes eine, wenn nicht in der Form, so doch in der Sache identische Note nach Petersburg geschickt. Diese Note vermeidet jede Pression und stellt die Initiative der zur endgilkigen Erstickung des Herdes der periodischen Aufstäude dienlichen Maßregeln dem Czaren anheim, i London, 6. April. Auf gestern Nachmittag war im Hyde- park ein Polenmeeting aiigekündigt, zu dem sich nach und nach gegen 20,000 Personen eingefnnden hatten. Als eben der Vorsitzende gewählt werben sollte, kam ein Polizei-Inspektor mit mehreren Cvnstablern und erklärte, daß er Jeden verhaften werde, der die Versammlung zu eröffnen versuchen werde. Die Menge war zwar höchst unzufrieden hierüber, ging jedoch ohne Ruhestörung auseinander.
Der Kaiser von Rußland hat der „Köln. Ztg." zufolge einen Mas unterzeichnet, nach welchem sämintlicbe Theilnehmer an dem polnischen Aufstande mit Ausnahme der Anführer begnadigt sind. Diese Amnestie soll verkündigt werden, sobald der Aufstand vollständig niedergeschlagen ist, und es bat eine amtliche Mittheilung von diesem bereits in Warschau liegenden Akte an einige Regierungen stattgefunden. — Nach demselben Blatte hat Rußland die englischen Forderungen für Polen als thatsäch- lich und rechtlich unbegründet zurückgewieseu, und gleichzeitig seine ganze Armee in Kriegsbereitschaft, Kronstadt in Belagerungszustand versetzt. Ein offiziöses Berliner Blatt bestätigt den letzteren Theil dieser Nachricht.
Allerlei.
— Für Biene n Halter. Die nun höher stehende Sonne, die seit einigen Tagen sich hinter Wolken hüllt, hat am letzten Freitag einen von seinem Besitzer vermuthlich verwahrlosten Bienen- (Hunger-) Schwarm zur Wanderschaft veranlaßt und wurde derselbe von hiesigen Bienenzüchtern sammt Königin gefaßt und in gute Pflege gebracht. Der Zweck dieser kurzen Anzeige ist nun, die Bienenhalter, die auf rationellen Betrieb keinen Anspruch haben, noch machen, zu veranlassen, ihre Körbe untersuchen zu lassen, damit diese bei richtiger Pflege die Mühe so reichlich lohnenden Geschöpfe vor Hungertod geschützt werden.
j Druck und Verlag der G. W. Za i ser'schen Buchhandlung. Redaktion: Holzle.