dessen Zukunft Frankreich nicht gleichgültig betrachte, seien auf günstigere Zeit vertagt. Die Regierung würde zur Linderung der Rath, entstanden aus Keschäftsstocknng, die ihre Sarge in hohem Grade in Anspruch nehme, zur Unterstützung der Arbeiter einen Credit beantragen. Er ermahnt die Depntirten zur Eintracht und Versöhnlichkeit.
Paris, 13. Jan. Moniteur. König Ferdinand beharrt ungeachtet des Schreibens des Königs von Belgien auf Ablehnung des griechischen Thrones.
Von der polnischen Grenze, 8. Jan. Ein Denun- ciant wurde in Warschau durch einen Dolchstoß tödtlich verwundet, als er gerade an der Regierungskasse erschien, um sich seinen Denunciantcn-Lohn auszahlcn zu lassen. (K. Z.)
Die polnische Grenze wird von den Russen streng bewacht, weil viele junge Polen der Aushebung in das Militär zu entfliehen suchen. Es ist kein Geheimniß, daß die Polen in die sibirischen oder kaukasischen Regimenter gesteckt werden, wo Klima, Strapazen und Tscherkcssen dafür sorgen, daß Wenige wiederkehren. (Dsz.)
England. Bei der Hinrichtung eines blinden Mannes, der sein Weib gemordet, zu Woodstock, in West-Canada, am 16. Dez., ereignete sich eine grausige Scene. Der Strick war über 9 Fuß lang, und in Folge dessen riß dem Gehängten bei dem tieft» Fast des Leibes buchstäblich der Kops ab und der Rumps, aus dem das Blut strömte, stürzte polternd in das Innere des Schaffots! Ein drastischer Beitrag zur Abschreckungstheorie.
27 englische Bischöfe und Erzbischöfe haben wieder einmal ein gewaltiges Lamento erhoben, daß die sündige Welt auch an Sonntagen aus der Eisenbahn fährt, und sämmtliche Eisenbahn- Gesellschaften in Denkschriften anfgefordet, die Sonntagszü ge einzustcllen. Daraus ist ihnen entgegnet worden, Millionen Menschen hätten sechs Tage in der Woche in den dumpfe» Städten so schwer zu arbeiten, daß sie nur am Sonntag Gelegenheit hätten, frische Luft auf dem Lande zu schöpfen und sich einmal an- znsehen, wie Gottes liebe Sonne aussehe. Die Herren Bischöfe führen freilich am Sonntag nicht; denn sie hätten jeden Wochentag dazu Zeit und Geld.
Von England ist nunmehr der regierende Herzog von Coburg als Kandidat für den griechischen Thron ausgestellt.
Newyork, 3. Ja». Eine Proklamation Lincolns erklärt alle Sklaven in Arkansas, Texas, Mississippi, Alabama, Florida, Georgia; Karolina und theilweise in Louisiana und Virginien für frei und befiehlt den Behörden, die Union anzuerkennen, den Sklaven, sich aller Gewaltthätigkciten zu enthalten. — Vom 31. Dez. bis 2. Jan. wurde eine große Schlacht bei Murfreesboro in Tennessee geschlagen. Die Unionisten durchbrachen das feindliche Centrum und waren siegreich, halten aber ungeheure Verluste. — Am 27., 28. und 29. Dez. griffen die Unionisten dreimal Vicksburg in Mississippi an, wurden jedoch mit großem Verlust zurückgeschlagen. — General Bniler ist in Washington angekommen. Er soll ein wichtiges Commando erhalten. iS. M.)
Newyork, 30. Dez. General Lanks, der an die Stelle des Generals Butler tritt, ist in New-Orleans eingetroffen und hat Banton-Rouge besetzt, welches zur Operationsbasts der Mi- sisflppi-Expebikion bestimmt ist. (Fr. I.)
Newyork, 31. Dez. General Stuart ist gestern mit 1500 Mann Kavallerie und einer Batterie über den Potomac nach Maryland gegangen und wird sich vermuthlich gegen Frederik wenden. Es sind ihm unionistische Truppen cntgcgengeschickt.
Eine Prophezeiung.
(Fortsetzung.)
Der Knabe, tief bewegt, cutgegnete, daß er sich noch nicht von ihr trennen wollte.
„Geh," sagte sie, „nur statt alles Dankes behalt inHgutem Andenken die arme Zigeunerin, die Tochter des Teufels."
Sie hing ihre Mandoline über die Schulter, steckte die Korbflasche in die lederne Tasche, drückte dem Knaben die Hand und war plötzlich, wie eine Fledermaus dahin schießend, im Dunkel der Nacht verschwunden.
Michael Zibin befand sich dann wieder allein, aber nur für kurze Zeit.
Da nämlich kein dürres Holz mehr vorhanden war, um das Feuer zu erhalten und dieses schon dem Verlöschen nahe war schickte er sich an, einen andern Zufluchtsort z» suchen.
„Halt da! Wohin so schnell?" ries ihm jetzt eine Männerstimme entgegen.
Es war sein günstiges Geschick, das ihm hier in den Weg trat, in der Verkörperung eines Mannes.
2 .
Im schwachen Schein des verlöschenden Feuers konnte Michael Zibin nvck einigermaßen die Umrisse der Gestalt prüfen, die ihm so unerwartet entgegen kam.
Es war ein schlank gewachsener, vornehm aussehender Mann in einen Pelz eingewickelt und mit einer Peitsche i» der Hand.
„Wer bist Du?" fragte er mit ziemlich sanfter Stimme Len kleinen, am ganzen Körper zitternden Vagabunden.
„Ei» armes Kind ohne Eller», ohne Familie, ohne Schutz," stammelte der Knabe.
„Wie heißt Du?" .
„Michael Zibin."
„Wie alt?"
„Zehn Jahre."
„Sehr gut. bas paßt charmant! Dein Gesicht ist auch nicht übel — die Sache wird sich macken."
„Welche Sache, gnädiger Herr?
„Nenn' mich kurzweg ,',Herr," »m Anderer Ohre» nickt zu beleidigen. Was die Sacke anbetrifft, von der ich rede, so wirst Du bald genug erfahren, was ich meine. Vorläufig begnüge Dich hiermit und folge mir sogleich."
„Wohin denn, Herr?"
„Das wirst Dn sehen."
„Sie hatten kaum zehn Schritte gethan, als der Fremde wieder anhob:
„Es ist wahrhaftig eine Fügung des Schicksals, daß wir uns getroffen haben! Denke Dir, cs sind fast zwanzig Jahre her, daß ich dieses abgelegene Gäßchen nicht durchschritten habe; ich mied etz stets, weil es gewöhnlich ein Sammelplatz für Zigeuner und andere Vagabunden ist. Und ick wäre auch heute sicherlich nickt hieher gekommen, wenn mich nicht eben erst — als ich den Ne- wa-Quai entlang schritt — eine gehcimnißvolle Stimme dazu angetrieben hätte/'
Michael Zibin dachte augenblicklich au die Wahrsagerin und war schon im Begriff, seinen Gedanken Worte zu verleihen, als ihn »och zu rechter Zeit halb die Bescheidenheit, halb ein richtiger Instinkt daran verhinderte.
W.iterschreitend begann der Unbekannte wieder:
„Ich bin überzeugt, daß Du der Prinzessin gefallen wirst."
„Welcher Prinzessin?"
„Das wirst Du bald erfahren: Dn. gehst mit mir in ihren Palast."
Michael Zibin konnte nicht umhin, einen Ausruf der Verwunderung über die AUwcisheir der Zigeunerin auszustoßcn.
„Ja, ja," begann der Fremde wieder, halblaut vor sich sprechend, „er ist ganz dazu geschaffen, den Circassier der Prinzessin zu ersetzen."
„Wenn von mir die Rede ist," wagte der Knabe einznwen- den, „so möchte ich doch wissen, welcher Prinzessin ich dienen soll."
„Der Prinzessin Potoka," versetzte halb zerstreut der Unbekannte.
Michael Zibin, wenig bekannt mit der vornehmen Welt Petersburgs, war noch so klug wie zuvor.
(Forls. folgt.)
Allerlei.
— (S e nsen-Fabrikation.) Die Steyrer Sensen- fabrikcn fertigen jährlich über zwei Millionen Sensen, im Werth von l'/s Mich östr. Gld. Der Hanptabsatz ist in Rußland und dem Orient. Aus der Londoner Ausstellung haben die Fabrikanten wieder viele Verbindungen angeknüpst. In letzter Zeit haben die Württemberger und die Römscheider Fabriken (Rheinpreußen) ihnen viel Conkurrenz gemacht.
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'sche» Buchhandlung. Redaknon: H ö l xl e.