Als Spekulation betrachet ist die Industrie-Ausstellung in London verunglückt. Der dießjährige Palast hat über 100,000 Pfd. St. mehr gekostet, als der vom Jahr 1851 und etwa 70,000 Menschen haben ihn weniger als 1851 besucht. Das reine Defizit beträgt über 50,000 Pfd. Sterling.
Konstantinopet, 30. Okt. Omer Pascha fängt aip, auf ähnliche Weise wie er seine Lorbeeren gepflügt, auch sein Schäfchen zu scheercn. Er hat geschickt ausstreuen lassen, daß er ein blutarmer von Schulden erdrückter Mann sei, der mit seinen 15,000 fl. monatliche» Gehalts, seinen Landgütern und Nebenverdiensten kaum das trockene Brod habe, ja in einer verzweifelten Lage stecke. Der Sultan, von den traurigen Verhältnissen seines Helden in einer rührenden Schilderung unterrichtet, that, freigebig wie immer, seine Schatzkammer ans, und beschenkte den großen Bedürftigen mit 500,000 Piastern; seine beiden Unter- seldherren, Abdi, und Derwisch Pascha, deren elfterem das Verdienst der ganzen Campagne gebührt, erhielten jeder 150,000 Piaster; zwei Bataillone aber, die sich vorzüglich hervorgethan, wurden per Mann mit 300 Piastern, und die Offiziere mit einer zweimonatlichen Gage belohnt. (Allg. Z.)
Kräuter-Aeiincheri.
«Fortsetzung.)
Es verstrichen fast drei Monate ohne ein belondcres Ercig- niß. So lange die sommerliche Witterung währte und die Schloß- Herrschaft mit ihrem lärmenden Schweife von Hoflcuten abwesend war, genügte der Aufenthalt im Kloster einer durch namenloses Unheil gedrückten Bescheidenheit. Ader nun kam die rauhere Witterung, unter deren Einflüsse die erschütterte Constitution der Wittwe Mohl zu leiden begann. Lebhaft besorgt, suchten Golt- wald und Anna ihr mehrere Bequemlichkeiten zu bereite». Der alte Ludmiller lieferte eine eiserne Kohlenpsanne zum Wärmen, und Kräuter-Aennchen brachte von einem wackern Köhler Holzkohlen herbei. Ein unverhofftes Unglück aber steigerte Noch und Kummer der armen Berstoßenen.
Unter den Dienstleuten des Hofstallmeisters befand sich ein alter verschmitzter Bereiter, ein Kroat von Geburt, der sich seil dem Kriege in Deutschland vagirend nmhergetriebcn und durch Ränke und Schwänke sich endlich am Hainburgcr Hofe sattelfest gemacht hatte. Er hieß bei Jung und Alt nur der schwarze Fritz, ein Titel, der sich ebenso wohl auf sein finsteres, teuflisches Aussehen, als auf seine lasterhafte Seele bezog. Der schwarze Fritz war wegen seiner Durchtriebenheit der Leibknecht des Herrn von Kiekebusch, trug sich stets phauiastisch, rasselte mit kolossalen Sporen, und strich abenteuernd und iu's Waidwerk pfuschend im Forste umher.
Gottwald Ferner wagte sich einst in der Verfolgung eines Auerhahncs etwas zu weit vom Refldenzschlossc weg und wurde vom schwarzen Fritz bemerkt, der einem im Walde streifenden Mädchen nachschlich, welches aber glücklich entfloh und, wie sich später ergab, Anna gewesen war. Leise und vorsichtig, wie ein Fuchs, folgte der schwarze Fritz dem wohlbekannten Ferner durch's Gebüsch, bis dieser an die Ruine kam und mit Anna zugleich darin verschwand. Der schwarze Fritz kniff ein Auge zu, schnalzte mit den Fingern und zog schadenfroh nach Waidmannsheil hinüber. Dort unterrichtete er sogleich seinen Herrn und Meister von Kiekcbusch von der gemachten Beobachtung und versprach, ganz nach dessen Anweisung zu handeln, wenn ihm nur eine gute Belohnung werde. Unter einem glaubbaren Vorwände flog der Hofstallmeister, von dem Leibknechte begleitet, auf seiner Calesche nach Hamburg, legte dem schwarzen Fritz tiefes Schweigen aus und begab sich heimlich mit ihm durch den Schloßthnrm in den von ihm vollständig gekannten Klostergang. An der schon früher erwähnten Eisenpforte angelangt, war er im Stande, jedes Wort zu erlauschen, welches in dem Nischcngewölbe gesprochen ward; er hätte jauchzen mögen in teuflischer Lust, als er die Ueberzeu- gung gewann, die schöne Anna gedcmüthigt in seine Gewalt bekommen und den Gottwald Ferner unschädlich machen zu können.
Ich will das ganze Nest ausnchmcu, raunte er dem Leib- knecht zu; aber vorsichtig, Fritz, wenn ich Dir in meinem Unternehmen eine Rolle zutheile! Und nun höre. Du begiebst Dich sogleich an jenes Gebüsch, durch welches Dn Ferner in de» Ruinen hast verschwinden sehen, und legst Dich mit geladenem Gewehr auf die Lauer, damit der saubere Vogel uns nicht entgeht. Das Weitere findet sich.
Nach der Rückkehr aus dem Klostergange ließ der Hofstall-
mcister den Schloßförster Ludmiller rufen. Der alte Mann konnte kaum ein heftiges Zittern verbergen, als er den Auftrag erhielt, im Verein mit dem Kroaten den jungen Ferner abzufangen und lebendig ins Schloß einzuliefcrn. Er, der Mitwisser um den geheimen Zufluchtsort, mußte unerbittlich zum Schergen dienen und wußte zuversichtlich, daß wer in des schwarzen Fritz Klauen fiel, nicht mehr entrinnen könne. Er gehorchte, denn jede Weigerung wäre sein Verderben gewesen.
Kaum verließ Gottwald die Mauern der Ruine, so überfiel ihn der schwarze Fritz rücklings, riß ihn zu Bode» und band ihm die Hände mittels eines mitgebrachlen Riemens. Lautlos schleppte er ihn nach dem Schlosse. Der alte Ludmiller vergoß Thränen, denn ein vorwurfsvoller Blick aus Gottwald's Auge schien zu sagen, daß er für den Verrälher gehalten werbe. Aber als der tückische Hofstallmeister sich höhnisch an Ferner's Machtlosigkeit weidete und ihm die Fessel, die seine Hände blau und blutig färbte, nicht abnahm, da faßte der Alle sich ein Herz und be- kannte laut, daß er keinen Theil habe an der Behandlung Ferner's. Dieses Bekenntniß schadete. Er erhielt den Befehl, sofort nach Waidmannsheil abzugehen und sich bei dem dortigen Schloßvogr als Arrestant zu melden, bis er von Seiten des Für- sleu weitere Verfügungen erhalte.
Gottwald ward eingekerkert, und der schwarze Fritz erhielt Befehl, innerhalb der Klostcrruinen zu wachen, baß weder Anna, noch thre Mutter die Flucht ergreife. Als Anna den schwarzen Fritz erblickte, den sie sonst wie einen Teufel gemieden hatte, erkannte sie, ohne Näheres zu hören, mit Schrecken das Schicksal ihres Geliebten. Jammernd stürzte sie zu den Füßen ihrer tränkelnden Mutter und begrub das Gesicht in deren Schoße. Der Wittwe schien die böse'Kunde den Todesstoß zu geben; sie sprach kein Wort, sondern erhob de» Blick mit stummer Klage zum Bilde der Gottesmutter, und erbebte in Ficbersrost. Sie sehnte sich in diesem hoffnungslosen Momente nach dem Tode.
Da rasselte ein Schlüssel in der Eisenpforte, die nach dem Klostergange führte; diese that sich knarrend ans und ein feucht- kalter Mvdcrduft wehte den beiden Frauen entgegen. Gleich einer Schreckgestalt, die einer dunkeln Gruft entsteigt, erschien ihnen aus der Höhlung des durch den rothen Schein einer Fackel düster beleuchteten Ganges der Hofstallmeister, ein grinsendes Lächeln aus der Lippe.
Ah, meine Damen! rief er mit kaltem, schneidendem Spotte, ich hatte lange nicht mehr die Ehre, Sie zu sehen, und da verschafft mir ein seltsamer Zufall das Glück. Sie sind Einsiedle- rluuen geworden, wie ich sehe, das verleiht Ihnen einen neuen Reiz. Wer möchte nicht Mönch unter Nonnen sein wie Sie, schönste Anna? «Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— In der Nähe der kalifornischen Küste verbrannte kürzlich der Dampfer Gold en-Gate. Die Passagiere warfen verzweifelt Las mühsam Gesammelte hanfenweis in das Meer. Einer wickelte eine ungeheure Summe Gold in ein Hemd und warf'S über Bord. Wenn ich untergehe, rief er, soll mir Niemand nachsagen, daß das verfluchte Gold schuld ist! — Hier ist Gold! Will Niemand Gold? rief ein Anderer, und als Niemand es wollte, warf er eine Hand voll nach der andern ins Meer. Ein Schwimmer trug einen Gürtel mit 3000 Dollars; er schwamm vorzüglich und hätte trotz des Goldgewichtes das nahe Ufer erreicht; allein neben ihm trieb ein Kind her, schon nutcrsinkcnd. -cher Schwimmer ließ den Gürtel fallen, nahm das Kind auf seinen Rücken und rettete sich und das Kind. Ein anderer trat seinen Schwimmgürtel einer Dame ab, er kam glücklich ans Ufer, die Dame versank trotz Gürtel. Die meisten Passagiere retteten sich.
— Fürst Metternich hat dieser ^Tage aus seiner Domaine Platz einen ganz weihen Hasen geschossen, den er in sein Museum
nach Königswart sandte. .
— Katzen im Budget. Im östrcichlschen Militärbudget befindet sich auch ein Posten 1250 fl. für die Katzen, welche in de» Militärmagazinen gehalten werden.
— Der „Mainzer Zeitung" schrieb man zungst aus Darm- stadt: „Wie man hört, soll in'dieser Wocke eine Verordnung cr- fließen, welche den Nichtcombattanten des Militärs «also den Ml- litärbeamten, Militärärzten, Mililärgcrichlsfunktionären u. s. w.) das Tragen von Schnurrbärten verbietet."
' Druck und «criag der L. W. ri ai se r'ia-en ° > zl c.