Belgrad, 10. Sept. Bei dem Konflikt Ujitza erlitten die Türken Niederlage. Diplomatisches Einschreiten bat zu einem Waffenstillstand geführt. Die Türken find in der Festung cin- geschloffen und haben 170 Häuser und 130 Magazine in dem serbischen Viertel verbrannt, die übrig bleibenden Häuser sind be­schädigt, die Stadt ist beinahe zerstört. Die Türken haben 30 Todte und 10 Verwundete. Die Serben 1 Tobten und 7 Ver­wundete. (T. d. St.-A.)

Aus Ragusa wird soeben gemeldet, daß der Fürst von Montenegro alle Bedingungen Omer Paschas angenommen habe. Ivo Rako überbrachte ein darauf bezügliches Dokument. (N.-Z.)

DaSReuter'sche Bureau bringt folgende Nachrichten: Schan­ghai, 18. Juli. In der Stadt herrschte Ruhe. Es war ein neues Mord-Attentat auf den brittischen Gesandten in Jeddo be­gangen worden. Der Mörder hatte sich, nachdem die Thal miß­glückt war, selbst entleibt. In Neuseeland war die Ruhe noch immer nicht hergestellt. Kln. Ztg.)

Die Spieler.

(Fortsetzung.)

Da Franz nicht bezahlen konnte, fand er bald keinen Kredit mehr und mußte in eine dürftige Wohnung ziehen. Er verkaufte das Letzte was er besaß, diese Wohnung zu bezahlen, und einen Tag um den andern trockenes Brod, aber er ging täg­lich zum Spiel. Da er das Beste seiner Kleidung verkauft hatte, erschien er endlich so schlecht augczvgen im Saale, daß ihm be­deutet wurde, er dürfe ihn nicht mehr betreten. Das war ein harter Schlag für ihn. Bon da an stellte er sich unfern der Thür auf. Sein Gedanke drang durch die Mauern, er sah in Ge­danken den grünen Tisch vor sich und spielte immer mit. Jedem, der herauskam, blickte er forschend ins Gesicht, er wollte darauf lesen, ob er gewonnen oder verloren hatte. Er darbte und hungerte;- aber noch hatte er einen Schatten von dem Genuß nicht, aber der fieberhaften Aufregung des Spiels.

Auch dieser sollte ihm nicht bleiben.

Seine tägliche Erscheinung am Kurhause fiel auf. Tie Polizei erkundigte sich nach ihm, und da er gestehen mußte, daß er ganz mittellos, ohne Geschäft sei, ward er für einen Landstrei­cher erklärt und mit dem Schub nach seiner Heimat gebracht.

Ein junger Mensch in abgetragenen Kleidern, dessen un­sicherem Gange man ansah, daß seine Füße wund und müde waren, schlich sich eines Abends spät durch die Thore von A . . . . Wer hätte in dieser elenden, mitleidswerthen Gestalt den blü­henden jungen Mann gesucht, der noch ein Jahr vorher in den Speisezimmern des Kurhauss von Homburg zu finden war, wo er sich die feinsten Gerichte schmecken ließ und die theuersten Weine krank. Und doch waren beide eine und dieselbe Person, der arme, unglückliche Franz, bas Opfer der rasendsten aller Leidenschaften, des unseligen Spiels. Was ging in dem Unglücklichen vor? Wer vermochte in den Lüstern Zügen desselben zu lesen? Dachte er des Schicksals seiner tobten Braut? Faßte ihn da die Ver­zweiflung über seine Schuld und sein verlorenes Leben, und sann er darauf seinen Tod in den Wellen zu suchen, wie die ihm vor­angegangene Geliebte? Oder war der bessere Geist über ihn ge­kommen, dachte er durch Arbeit und Thätigkeit die verlorenen Jahre einzubringen und ein neues Leben anzufangen? Nichts von diesem! Unter allen den Erinnerungen, die ihn quälten, unter allen den Selbstvorwürfen, die ihn peinigten, tauchte immer nur der Gedanke an das Spiel wieder hervor. Nicht er trug die Schuld seines Elends, sondern die üble Laune des Glücks. Hätte ich an jenem Tage aufgehört, hätte ich an diesem Tage mein Glück benutzt und höher gesetzt, so wäre ich ein reicher Mann. Auf diese Gedanken kam er immer und immer wieder zurück. Und diese Gedanken enthielten die größte Selbstqual für ihn. Den Tod seiner Braut, die bittere Ärmuth seiner Mutter und Schwester, die durch den Verkauf des Häuschens herbeigeführt worden, wußte er vor sich zu entschuldigen. Aber daß er bei dieser oder jener Gelegenheit so und nicht anders gespielt hatte, darüber machte er sich Vorwürfe. Und gab es eine Zukunft für ihn, so war cs nur eine, wo er wieder spielen, wo er seine Feh­ler wieder gut machen konnte. Aber diese Möglichkeit lag weit, weit von ihm.

So war denn Franz wieder in seiner Vaterstadt. Was sollte er hier? Er wußte es nicht. Man hatte ihn genöthigt hieher zu gehen. Sollte er seine Mutter aufsuchen? Das wagte er nicht. Ein Brief hatte ihm mitgetheilt, daß eine lange Krankheit seiner

Schwester das wenige Geld aufgezehrt hatte, da« den beiden Frauen ans dem Verkauf des Häuschens zugefallen war, und daß beide sich in drückender Armuth befänden. Er wagte nicht bas Elend zu sehen, das er verschuldet hatte. Von allen denen, die er früher gekannt, getraute er sich niemanden auszusuchen als Gottfried und Ulrich. Er ging zu dem Erster«. I» seiner al­ten Wohnug fand er ihn nicht mehr. Seit drei Monaten war HauS und Gewerbe Schulden halber in andere Hände überge­gangen, und Gottfried wohnte in einer kleinen Straße der Vor­stadt. Franz ging dorthin. In einer elenden Dachwohnung fand er die Familie desselben. Er selbst war nicht zn Hause. Seine Frau verschwieg ihm ihr Schicksal nicht. Da Gottfried sich gar nicht mehr um sein Handwerk gekümmert hatte, so war es natür­lich znrückgegangen, und sie waren durch die Gläubiger aus ihrem Eigenthum vertrieben worden. Auch jetzt noch war Gott­fried zu keiner Arbeit zu bringen. Mühsam verdiente die Frau durch Waschen und Besorgungen so viel, daß ihre beiden Kinder nicht Hungers starben. Und von dem wenigen Verdienst zwang Gottfried sie noch ihm abzngeben, was er ergattern konnte. Er selbst trieb sich in den erbärmlichsten Kneipen umher und lauerte, bis er jemanden fand, mit dem er spielen tonnte um ein Glas Bier, um einen Schnaps. Wurde Geld gesetzt, so war es ein Festtag für ihn.

Während die Frau Franz ziemlich mürrisch diese Auskunft gab, dabei doch gutherzig genug war, dem ermatteten Wanderer einen Platz zum «itzen und eine Taffe dünnen Kaffees zu gönnen, kehrte Gottfried zurück. Er war halb trunken und froh erregt. Das Glück hatte ihm gelächelt, er brachte vierzig Kreuzer mit heim. Vergebens verlangte die Frau das Geld, vergebens bat sie nur um die Hälfte desselben, vergebens stellte sie ihm vor, daß die Kinder am andern Tage hungern müssen, Gottfried hatte versprochen, noch an einen andern Ort zn kommen und wei­ter zu spielen. Dorthin nahm er Franz mit.

Unterwegs fragte dieser nach Ulrich.

Gottfried lachte roh und sagte:Der ist am Ende. Der Narr rechnete den ganzen Tag einen Plan, um im Lotto zu ge­winnen. Das verwirrte ihm die Gedanken. Als sie in dem- reau, wo er arbeitete, einmal seine Bücher untersuchten, fanden sie lauter Lottoberechnungen, aber keine städtischen. Da setzten sie ihn ab. Vier Wochen darauf mußten sie ihn ins Irrenhaus bringen. Da ist er noch. Ten ganzen Tag schreibt er Zahlen an die Wände seiner Stube und wenn sie ihm ein Stück Papier und einen Bleistift gebe», womit er rechnen kann, ist er ruhig. Seine Frau bettelt. Ter Narr! Warum ließ er sich mit dem Lotto ein. Dem habe ich nie getraut!"

Gottfried schwieg. Sie hatten die Kneipe erreicht, nach der sie gingen. Ein dunkles Loch, von einer stinkenden Ocllampe erleuchtet, roch »ach Bier und Branntwein. Auf schmutzigen Tischen wurde lärmend und fluchend um Pfennige und Kreuzer gespielt. Welch ein Abstand gegen den Luxus des Spielsaals von Hom­burg! und doch befand sich Franz seit Wochen zum erste» Mal wohl! Es wurde doch gesvielt!

(Schluß folgt.)

Allerlei.

Jetzt, wo die Hausfrauen mit dem Ein machen der Früchte re. beschäftigt, dürfte ihnen ein einfaches Mittel, wo­mit sich viel Zucker ersparen läßt, von Interesse sein. Es be­steht vieles aus der Anwendung von kaustischem Ammoniak oder gewöhnlich Salmiakgeist genannt. Wird diese Flüssigkeit unter beständigem Umrühren den säuern Früchten zugesetzt, so stumpft sie den säuern Geschmack ab, indem sie die organischen Säure» bindet. Man hat sich zu hüten, daß man nicht zu viel Ammo­niak hinzusetzt, was man sehr leicht an der eintcetenden Farben- veränderung der Früchte erkennt. Bei Preiselbeeren, Stachelbee­ren rc. ist die Zuckerersparung sehr bedeutend.^

Sinnsprüche.

Der kluge Mann schwelst nicht nach dein Fernen, um Nahes zu finden, Und seine Hand greift nicht naiy den Sternen, um Licht anzuzünden.

Wer sich in der Welt möcht' gern Ungekratzet schauen.

Halte sich von Katzen fern.

Häng' sich nicht an Frauen.

Druck und Pcrlng ver Ä. W. Lalier'fchru Buchhandlung, bltdutn»»: Hvtzle.