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und verlangt immer nach dem Doktor."Ich werde ihn ku- riren, den Hallunken," murmelte der Baron mit einem derben Fluche vor sich bin, indem er zugleich die Thür in das Wohn- gemach des Schäfers aufstieß. Da lag nun auch wirklich der armselige Mensch in seiner Federdccke tief eingewickelt, und man sah ihm wohl an, daß er wirklich schwer erkrankt sei; aber der Edelherr nahm hierauf lediglich keine Rücksicht, sondern stellte sich hart vor das Bett und durchborte den Elenden fast mit sei­nen Blicken.Niederträchtiger Lügner, der du bist," rief er ihm mit nur mühsam unterdrückter Wuth zu,willst du jetzt gleich Alles gestehen, wie es heute Nacht zugegangen ist, oder soll ich dich auf den Schindanger werfen lassen, damit du dort , elend verfaulest, wie du es in der That nicht besser verdientest?"

Wie die Donner des Gerichtes trafen diese Worte den schuld­bewußten Menschen, und sein noch soeben von Fieberhitze glühen­des Gesicht überzog eine Todesblässe.Um Gottes willen, gnä­diger Herr," wimmerte er,schonen Sie meiner, denn wenn ich auch schuld bin, so trifft doch die Hauptschuld nicht mich, sondern den Oberjäger. Aber ich will Ihnen haarklein Alles er­zählen und Sie mögen dann selbst entscheiden." Solches that er denn auch, und da der Baron nicht von dem Bette wich, als dis der Mensch jeden Umstand, auch den geringsten, gebeichtet hatte, so trat nun natürlich die ganze volle Wahrheit an Tag. Schließlich bat er nochmals auf's Flehentlichste, daß ihn der gnä­dige Herr doch nicht aus dem Dienste jagen möchte, und dieser sagte es ihm auch, wenigstens halb und halb, zu.

Du magst vorderhand bleiben," erklärte derselbe,aber nur auf Wohlverhalten, denn sowie du dich für die Zukunft nicht ganz ehrenhaft benimmst, so bist du ohne Gnad entlassen." Mit diesen Worten verließ der Baron das Zimmer und begab sich nun in seine eigenen Gemächer.

Aber Ruhe gönnte er sich deswegen doch nicht, sondern ließ vielmehr alsobald den Rentmeister vor sich kommen, und befahl diesem, sowohl den Oberjäger als auch den füns oder sechs an­dern Bediensteten, welche die falsche Aussage von heute Nacht zu beschwören bereit gewesen waren, sofort ihren Lohn auszubc- zahlen, und sie zum Teufel zu jagen. Ich will die Schufte nicht in eigener Person entlassen," fügte er hinzu, denn sonst könnte mich der Zorn so weithinreißen, daß ich mich an ihnen vergriffe; also werden Sie meine Stelle vertreten. Das aber möge» Sie den Elenden noch extra kund thun, daß ich Jeden von ihnen, der nicht von jetzt an in dreißig Minuten mein Schloßgut mit Sack und Pack verlassen hat, oder es wagen sollte, sich irgend einmal wieder vor mir sehen zu lassen, ohne Gnade und Barm­herzigkeit durch die Pferdeschwemme ziehen lassen werde."

Natürlich wurden diese Befehle auf's Genaueste vollzogen, und in einer halbe» Stunde Hatte die ganze meineidige Bande das Schloß verlassen. Nun erst, als die Lust auf diese Art ge­säubert war, athmete der Baron wieder etwas leichter, und sein Gesicht verlor den grimmigen Ausdruck, der es bisher entstellt hatte. (Schluß folgt.)

Allerlei.

Aufforderung zum Tiefpflügen.

Ein Vater starb und ließ bei seinem Sterben drei Söhne seine Güter erben. Diese sollten sie unter sich vertheilen; doch einen Weinberg schenkte er ihnen obendrein. Diesen sollten sie gemeinschaftlich behalten. In ihm, sagte der Vater, liegt ein Schatz verborgen, diesen hebet wenn ich gestorben bin. Nachdem der Vater diese Worte gesprochen, hauchte er seine Seele aus. Alsbald fingen die Söhne an zu suchen und gruben den ganzen Weinberg so tief um, als es nur möglich war, fanden jedoch kei­nen unmittelbaren Schatz von Gold; aber schon im nächsten Jahre trug der Weinberg eine solche Masse von Trauben, wie sie in der ganzen Weinberghalde bei den andern Winzern nicht zu sehen war. Die Söhne erlösten aus ihrem Wein eine große Summe Gold. Sie verstauben nun, was ihr Vater mit dem Schatze gemeint batte.

Meine Herren! Auch in unsern Ackern liegen noch viele Schätze begraben und es ist nur zu bedauern, daß dieselben noch so vielfach unbeachtet liegen gelassen werden, und daß man so häufig statt zu ackern, d. h. tiefe Furchen zu machen, die Aecker nur schält, nur die obere Rinde losmacht.

Zu dem tiefen Ackern gibt uns die Natur selbst, als die größte Lehrmeisterin, die deutlichsten Winke, aber leider werden

dieselben noch so vielfach nicht beachtet. Betrachten wir die Wur- zeln der Pflanzen und sehen z. B. auf unsere Gctreidearten, so finden wir, daß dieselben tiefer gründen wollen, als ihnen mit dem Pfluge gebettet ist. Die Wurzel» gehen am liebsten chcr Tiefe zu; wenn sie aber hier wegen dem zu seichten Grund nicht abwärts gehen können, so müssen sie die Richtung nach rechts und links einschlage», sie müssen sich in einander verfangen, die stärkere Pflanze vertreibt die schwächere, letztere muß verkümmern oder gar absterben, wie man sehr häufig ans unser» Getreidefel­dern sehen kann. Also wer diesem Umstand entgehen will, der pflüge seine Aecker, wo es sich machen läßt, tief, ja tiefer als bisher, daun können die Pflanzen neben einander dichter stehen, und desto eher werden sie ihrer gleichen Reife entgegengehen. Ja bei 7 bis 8 Zoll Tiefe wird die Ernte bereits noch so groß sein, als auf einem geschälten Acker mit 4 Zoll Tiefe.

Ein tief geackerter Boden ist natürlich im Stande, mehr Feuchtigkeit aufzunehmeu und zu behalten, während dem ein flack geackerter Bodyn bald mit Nässe überfüllt ist. Der tiefere Be­den hält zur Zeit der Trockenheit zum Nutzen der Pflanzen län­gere Zeit aus, weil die Wurzeln derselben sich iu diesem Falle mehr nach der Tiefe begeben und dort die »othwendige Feuchtig­keit holen können. Also zur Zeit der Nässe kann diese mehr ver­sinken und zur Zeit der Dürre kann die Feuchtigkeit nicht so bald verschwinden. Ferner: Selbst bei stetiger Abwechslung von Frost und Wärme haben die Pflanzen mehr Schutz und leiden daher weniger, wenn ihren Wurzeln tief genug gebettet ist.

Woher kommt denn das so oft vorkommenbe Weggehen oder Auswintern des Samens, als vielfach daher, weil derselbe nicht tief genug im Boden ist? Je tiefer wir »ns betten, desto wärmer liegen wir. Woher sonst kommt es, daß so viele Felder zur Zeit einer anhaltende» Dürre so schnell reifen und die Kör­ner der Aehren gehaltlos und leicht werben, als häufig von dem zu seickten Ackern, weil im letzteren Falle alle Feuchtigkeit zu bald verschwindet? Woher, kommt es weiter, daß man so häufig gelagerte Frucht findet, die ebenfalls wenig Werth hat, als wie­derum vielfach von derselben Ursache, weil in einem flacken Bo­den der Halm nicht erstarken und sich nicht kräftigen kann? Wo­her kommt cs denn endlich, daß man oft so schwer des Unkrauts Herr werben kann, als häufig daher, baß man demselben mit dem Pfluge nur die Kopfe abreißt und die Wurzeln sodann nur um so üppiger wieder ansschlagen?

Bei einem tief geackerten Boden ist es auch eher möglich, bei trockener und nasser Witterung die Bestellungsarbeiten vorzu- nehmen, weil derselbe langsamer austrocknet und weniger zu naß wird.

Noch muß ich erwähnen, daß im Laufe der Zeit so viele düngende und nährende Theile von der Ackerkrume in die Tiefe hinabgeschwemmt werden, wo sie unbenützt begraben liegen; also herauf mit diesen, daß auch sie den Pflanzenwurzeln zugänglich werden!

Aber, wird mancher von Ihnen sagen, wenn ich tief ackere, so bringe ich fremden Boden heraus, der mir mehr schadet als nützt. Darauf antworte ich, daß die Vertiefung des Bodens mit dem Pfluge nur nach und nach geschehen soll, damit nur so viel neuer Boden wenn man diesen je so nennen will zu Tage komme, als derselbe sich mit dem fruchtbaren leicht vermischen kann. Dabei frage man zuvor seinen Dunghausen, um wie viel tiefer auf einmal geackert werden dürfe. Beim Beginn der Be­stellung der reinen Brache kann dieses, ohne Sorge zu haben, angefangen werden, weil der Dung, besonders in gehöriger Menge aufgebracht, mit Luft, Licht und Wärme den sogenannten fremden Boden bald fruchtbar macht. Auch vor Beginn des Winters kann das Vertiefen vorgenommen werden; denn der Winter ist ein trefflicher Baumeister. Sieht es aber bei manchem mit sei­nem Düngerhaufen nicht besonders gut aus, so nehme er den Untergrundspflug, mit dem der Boden nur aufgeacker wird, aber unten liegen bleibt, und den jeder schon kennt.

Dieses Wenige wollte ich vortragen, um von den Schätze», die im Acker verborgen liegen, Kenntniß zu geben und sie jedem Landwirth theilhaftig zu machen. Sie sind zwar keine unmittel­baren Schätze von Gold oder Silber, werden aber mit dem Pflug durch die Hand des klugen Landmanns zu solchen werden.

Wochenbl. f. Land- u. Forstwirthschaft.

Druck unv Vertag der 2L. Zaifer'fckitll Buchhandlung. Hedafnou:

Hölzle.