zu jenen zweien gehört: Friedrich Ludwig Iah», der wie sie für deS Vaterlandes Befreiung, Kräftigung und Einigung gewirkt, der wie sie für seine vaterländischen Bestechungen von dem Feinde des Vaterlandes geächtet wurde?
Friedrich Ludwig Jahn, aufgewachsen in einer Zeit deutscher Zerrissenheit und Schwäche, unternahm es, zum ersten Male den Deutschen zu zeigen, daß sic ein Volk sein könnten und müßte». Sein „deutsches Bolksthum" warf einen Funken in die erschlafften Massen, der gewaltig zündete. Der Mann, der aus Trauer über Deutschlands Schmach und Schwäche nach der Niederlage bei Jena schon als Neunundzwanzigjähriger ergraute, unternahm es als ein Einzelner, als rastlos Wandernder im ge- demüthigtcn Vatcrlande, die Geister auf die Zeit der Wiedererhe- bung zu ermuthigen, jener Schwäche entgegen zu wirken und Männlichkeit der deutschen Jugend wiederzugcben. Er ward vor Allen der Erwecket und Gründer des volksthümlichen deutschen Turnens, der zuerst die Leiber der Knabe» und Jünglinge stählen wollte, um sie dann tüchtig zu machen, mit der wiebergewvnnenen Männlichkeit des Mannes edelste Güter, Freiheit und Selbständigkeit, zurückzugewinnen und zu schützen.
Er gründete 18l1 den ersten öffentlichen deutschen Turnplatz in der Hasenhaide bei Berlin, der bald von Tausenden wiederhallte, die im Kraftgefühl und regsamen Spiele jubelten, der seine Jünger in alle Gauen Deutschlands aussandte, um überall de» Samen der neuen Männlichkeit und Deutschhcit zu säen.
Und als es galt, ins Feld zu ziehen gegen die Unterdrücker, da war der alte Meister einer der Ersten, die sich in BreSlau einfanden, um sich den Vaterlaudsvertheidigern anzureihcn, und der durch sein Wort und Beispiel die Turner unter den vaterländischen Fahnen sammle.
Der Same, den er einst streute, ist jetzt aufgegangen zu einem weiten Aehrenfeld. Sein Streben, Mannheit und Wehrhaftigkeit im Volke zu pflanzen, früher so oft verkannt und von Bielen verdammt, hat in unseren Tagen, nachdem der Dulder aus unserer Mitte geschieden, im ganzen Baterlande bei Regierungen und Volk die vollste Anerkennung gefunden.
Wer erkennt es nicht als eine heilige Pflicht des deutschen Volkes an, das Andenken des Turnvaters zu ehren, und ihn der Nachwelt in einem würdigen Denkmale immer gegenwärtig zu halten? —
Doch Jahn's Bedeutung nnd Verdienst beruht nicht allein in der Begründung des Turuwcsens. Er war vor Allem ein deutscher Mann, ein Mann des Volkes, der den Gedanken der Einigung Deutschlands, nach welcher gegenwärtig alle deutsche» Stämme ringen, zuerst ins Volk warf, und der am Ende seines Lebens mit Recht von sich sagen konnte: „Deutschlands Einheit war der Traum meines erwachenden Lebens, das Morgenrot!) meiner Jugend, der Sonnenschein der Manneskraft, und ist jetzt der Abendstern, der mir zur ewigen Ruhe winkt." —
Turner, Turnfreunde, Freunde des Vaterlandes und Volkes haben zu Berlin den Unterzeichneten Ausschuß gewählt, daß er die Errichtung eines Denkmals für Friedrich Ludwig Jahn vorbereite und ausführe. Die Hasenhaide bei Berlin, wo Jahn seine Wirksamkeit zuerst und am meisten entfaltete, dürste wohl die angemessenste Oertlichkeit für das Denkmal sein.
Wer dann nach Berlin kommt und dessen Merkwürdigkeiten beschaut, wird, wenn er das große Siegesdenkmal auf dem Kreuzberge bewundert hat, welches die ruhmreichen Schlachten des Freiheitskrieges verewigt, auch hinüber gehen in die nahe Hasenhaide, um das Standbild des Mannes zu schaue», der jene Schlachten mitkämpfte, der mit Wort und Thal geholfen, jene Liege zu erringen. —
Helfe nun Jeder, daß das Werk in einer des Mannes und des Volkes würdigen Weise ausgefübrt werden könne. Turner, Turnfreunde und Alle, die Volk und Vaterland lieben, mögen ihre Gaben spenden. Auch das kleinste beigctragene Scherflein ist geeignet, daS Werk zu fördern. Darum bethcilige sich der turnende Knabe, jeder deutsche Jüngling, der Mann und der Greis!
Zur Erreichung des Zweckes wünschen wir, daß sich in allen Städten des großen Vaterlandes und so weit die deutsche Zunge klingt, Zwcigvercine bilden, und sich mit dem Unterzeichneten Ausschuß in Verbindung setzen. Besonders wäre auch zu wünschen, daß sich die Direktoren von hohen und niederen Lehranstalten der Sammlung von Beiträgen unter ihren Schülern unterzögen.
Beiträge werden vorzugsweise von dem mitunterzejchnctcn Schatzmeister des Ausschusses, Herrn Hehl d. Aelt., Charlottenstraße
Nr. 67 im Comptoir, in Empfang genommen, doch ist auch jedes der Unterzeichneten Mitglieder zur Entgegennahme bereit. Berlin, den 18. Juli 1861. Der Ausschuß zur Errichtung eines Denkmals für Friedrich Ludwig Jahn. Vorsitzender: v. Pfuel, General der Infanterie a. D. Stellvertreter des Vorsitzenden: Kerst, Geheimer RegicrnngSrath z. D. Schriftführer: Dr. Angerstei», praktischer Arzt. Stellvertreter des Schriftführers: Busse, Privatgelehrter. Schatzmeister: Hehl d. Aelt., Stadtverordneter, Charlottenstraße Nr. 67 im Comtoir. Stellvertreter des Schatzmeisters: G. Keibel, Kaufmann, Stralauerstraße Nr. 52. August, Dr., Gymnasialdirektvr. Engelbach, Maler. A. Fischer, Bildhauer, Professor. Haußmann, cunck. msll., Vorsitzender des akademischen Turnvereins. Kluge, Vorsteher einer Tnrnanstalt. Knoblauch, Baurath. Kochhaun, Stadtverordneter. Marggraff, Schulvorsteher, Stadtverordneter. Maßmann, Dr., Professor. Möller, Bildhauer. Schulze, Stadtschulrath. Voigt, Dr., Reallehrer. Zabel, Dr., Redakteur.
Allerlei.
— Mittel gegen die Fliegen. Um das Fleisch oder die Räume, worin es aufbcwahrt wird, von Fliegen zu befreien, wird vorgeschlagen, die inner» Wände der Fleischhallen, die übcr- dem ganz frei und offen sein können, mit Lorbeeröle zu bestreichen, dessen Geruch diese Thiere nicht vertragen können. Für die Menschen ist der etwas penetrante Geruch dieses Oelcs, welches sich als Fliegen abwehrend und vertreibend bewährt, nicht gerade unangenehm , da man sich leicht daran gewöhnt. Man kann die Fliegen also auch ans den Wohnzimmern entfernt halte», wenn man die Rahmen der Spiegel und Gcmätde mit diesem Oele leicht bestreicht.
— Aufbewahrung von Käse. Um Käse gut aufzube- wahlen und sie vor Maden zu schützen, gibt es kein besseres Mittel, als sie in Hopfen zu legen. Man kann ihnen dadurch zugleich eine» angenehmen Geschmack geben.
-- Frankreich hat eine Capital schuld von mindestens 2700 Millionen Thalern. Keine der andern Großmächte, England ausgenommen, hat eine solche Schuld. Die preußische Staatsschuld beträgt etwa 283'/s Mill. Thaler, die russische etwa 1600, die östreichische etwa 1800 Mill. Thaler. Eine hohe Staatsschuld ist an und für sich, wie England zeigt, kein Beweis für den üblen Stand des Neichthums eines Landes. Die Frage ist nur, ob mit ihrem Anwachsen die Aktiva des Landes gewachsen sind. Bei Frankreich ist dieß nicht der Fall, die Volkszahl hat sich in den letzten Jahren nicht vermehrt.
— Die Flüsse und Bäche im Süden Frankreichs sind jüngst mit künstlich erzeugten jungen Fischen, namentlich mit Salinen und Forellen bevölkert worden. Die künstliche Fischzucht gedeiht in Frankreich außerordentlich und bewährt sich glänzend. Auch in Bayern macht sie gute Fortschritte.
— Deutsche, französische und englische Gelehrte haben neuerdings mit schlagenden Zahlen und Beispielen nachgewiesen, wie schädlich die Heirathe» unter Blutsverwandten sind. Unter 121 solcher Heirathen waren 24 unfruchtbar, unter den Kindern der andern gabs zahlreiche Klumpfüße, fehlende Gliedmaßen und Wasser- und Hohlköpfe. Familienkrankheiten erben in solchen Ehen entsetzlich rasch fort und arten aus, die meisten Kinder selbst anscheinend ganz gesunder Eltern sind und bleiben schwach an Körper und Geist, die Sterblichkeit ist unverhältnißmäßig groß. Die Leutchen heirathen zwar viel Geld zusammen, die Kinder verzärteln und verdummcns aber wieder. Die Gelehrten bleibe» dabei: frisches Blut gutes Blut! nnd besser: Geld und Geist als Geld und Geld!
— Ein Dorfschulmcistcr erklärte seinen Schülern die Stelle: »Wenn Du einen Backenstreich bekommst, so reiche den andern Backen auch dar." — Der Amtmann im Orte, der dem Unterrichte beiwohnte, den Schulmeister aber nicht leiden konnte, fragte ihn, nachdem die Dorfjugend fort war, ob er bei seiner Meinung bleibe. „Ja", erwiderte dieser. Hierauf gab der Amtmann ihm eine Ohrfeige. Der Schullehrer reichte auch seinen andern Backen hin, und bekam noch eine. „Nun", sagte dieser, „steht aber auch in der Bibel: „Mit eben dem Maße, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen." Hierauf prügelten sich Beide derb herum. Ein Reifender, der dazu kam, ließ halten und schickte seinen Bedienten hin, um zu sehen, was es gäbe. Dieser hatte sich über das Streitobjekt erkundigt, und kam mit der Antwort zurück: „Der Schullehrer und der Amtmann legen sich gegenseitig die heilige Schrift aus."
Druck und Perlui, der W. W. rl a> fer'sckien Luchbaudz»»«, SirkaMnu: H o ljle.