auf sein persönliches Verdienst an." Und als im Jahr 1769 sich ein Darmstädter Geh. Rath bei Friedrich d. Gr. schriftlich ent­schuldigte,daß er nicht von Adel, aber doch ein ehrlicher Mann sei," antwortete der große König:Ein ehrlicher Mann ist in meinen Augen vom besten Adel und vom größten Werlh, denn seine Tugend glänzt in seinen Handlungen." Der große Fürst wollte die sittliche Grundlage dieser Stammbäume. Sie sollten nicht Marktsäule der Selbstsucht sein. Von ihnen aus sollten die einzelnen Glieder demVolk" dort unten nicht zurufen:Ihr seid die Thoren gebückt geboren! Wir sind die Klugen, die nie was trugen!" Nach seinem Ausspruch waren große, durch Talent und Wissen sich auszeichnende Männervom besten Adel" und brauchten nicht erst durch einen Adelsbrief dem Bürger- oder sogenannten niedern Stande entnommen zu werden.

Und wie ist denn im Sinne Friedrichs d. Gr. auf diesem sittlichen Grunde ein wahrer Familien-Stammbaum zu errichten? Nach meinem Dafürhalten auf folgende Weise:

In jeder Familie sollen die Aeltcrn für jedes Kind ein Fa­milienbuch aulegen. In demselben soll voranstehen die Ge­schichte ihres eigenen Lebens, ihrer Familie Vergangenheit, und die schöne Kunst der Photographie möge einen treuen Abdruck der Gestchtszüge, der ganzen äußerlichen Persönlichkeit dazu liefern. Dann folge die Geschichte des Kindes von der Geburt an. Jeder Geburtstag eignet sich am besten zu einem solchen geschichtlichen Rückblick auf das verflossene Jahr. Wichtige Ereignisse können auch sofort kurz verzeichnet werden. Ihr Aeltern sollt dem Kinde auszeichnen, wie cs sich im Verlaufe des Jahres körperlich und geistig entwickelt hat. Schreibt nieder, was gut, was schlecht auf das Kind gewirkt, was es erfreut und betrübt welche gute oder schlechte Eigenschaften in ihm hervorgetreten wie leicht oder schwer es sich Gutes und Schlechtes angeeignet wie seine körperliche Entwicklung (Gehen, Sprechen, Zahnentwicklung) vor sich gegangen welche Krankheiten und wie leicht oder schwer es dieselben überstandeu hat wie und wann Ihr durch Erziehung, Lehre, Unterricht sein körperliches und geistiges Wohl zu fördern bestrebt gewesen seid. Schreibt ihm auch nieder, was sich in Eurem eigenen Lebe» Wichtiges ereignet hat, was Gutes und Schlechtes durch eigenes Verschulden oder nicht. Euch betroffen und wie Ihr es ertragen und überwunden habt.>

Auf diese Weise schafft Ihr für jedes Jahr einen Spiegel, in dem Ihr selbst Euch in fernster Zeit »och Wiedersehen könnt, in dem aber vor Allem Eure Kinder ihr Werden, ihre körperliche und geistige Entwicklung erkennen werden.

Und wenn das Kind dann selbständig ins Leben tritt, dann übergebt ihm dies Buch als den neu begründeten Familien-Stamm- baum, oder als ein Familien-Album, welches weiter zu führen Ihr ihm als ein heiliges Vermächtnis überliefert. Und so soll dieser Stammbaum kommen von Kind zu Kindeskind, und jede folgende Generation soll damit die heilige Verpflichtung überkommen, an der Veredlung des Stammbaums zu arbeiten.

Und wie wird dies geschehen? welchen Nutzen wird ein solcher Stammbaum gewähren? Der Einzelne wird aus diese Weise einst ein klares Bild feines ganzen Lebens vor sich haben. Er wird einsehen, was ihm dienlich, was ihm nachtheilig gewesen ist. Er wird erkennen, welche körperliche Mängel ihm anklebten; wie seine körperliche Gesundheit beschaffen war; was ihm in dieser Beziehung angeboren, was ihm als fehlerhaft durch Krankheit, Lebensweise, Gewohnheit rc. gekommen ist. Daraus wird er große und heil­same Lehren für die Pflege seiner eigenen körperlichen Gesundheit, sowie für die seiner Nachkommen ziehen. Auf diese Weise kan» erst eine wirklich vorbauende Gesundheitspflege geschaffen, so können allein Krankheitsanlagen ausgerottet, Krankheiten verhindert werden; so können wir mit einem Wort an der körperlichen Veredlung der kommenden Generationen arbeiten. Diesen wird aber ein nicht minder großer Nutzen in geistiger Beziehung erwachsen. Denn alle Fehler und Mängel, die dem Einzelnen ankleben, kann er erst ablegen und überwinden, wenn er sie bis zu ihrem letzten Grunde erkannt hat.Kenne dich selbst!" war die bedeutungsvolle Templinschrift. Erst wenn der Einzelne sich selbst kennt, sich selbst in seinen Fähigkeiten und Kräften, in seinen Vorzügen und Mängeln vollkommen und allseitig erkannt hat; erst dann wird er auch Andere allseitig zu erkennen und anzuerkennen im Stande sein.Willst Du die Anderen verstehen? Schau in Dein eigenes Herz!" Außerdem muß der Bildung, der Gesittung und Veredlung die Selbsterkenntniß vorangehen. Und zu solcher Veredlung wird dies Familienvermächtniß antreiben, und zwar um so mehr, je mehr

edlen Sinn und Hoheit der Gesinnung der Väter Hand hinein­schrieb; je mehr der Geist jener Mütter darin fortlebt, die mit Liebe die Jugend pflegten und den Töchtern hohen edlen Weibes- sinn als Richtschnur ihres Lebens vorzeichneten. Denn dies heilige und durch der Aeltern Segen geheiligte Vermächtniß wird wie ein schützender Talisman das Leben überwachen. Wer je sich von der vorgezeichnelcn Bahn entfernte, der soll nicht Ruh noch Rast finden, bis er zurückgekehrt und von dem heiligen Geist der alten Ahnen, der in seinem Album lebendig ist, sich Verzeihen erbeten und Ver­söhnung gewonnen hat.

Wohl werden Viele erwiedern: ja, wenn wir dazu nur die Zeit hätte»? wenn wir das nur in rechter Weise ausführen könnten? Sie dürfen das nicht sagen; denn wenn Sie wollen, so können Sie auch.

Ihr Mütter braucht nicht gelehrt, nicht schön schreiben zu wollen! Eure Liebe wird Euch die Worte diciiren. Fangt cs nur an!

Ihr braucht auch nicht viel zu schreiben; aber Ihr müßt Euch das Jahr hindurch die wichtigsten Ereignisse merken, oder sie so­gleich verzeichnen mit kurzen, einfachen Worten. Dabei braucht Ihr Euch selbst nur zu fragen, was Ihr wohl gern über.Euch, Eure Kindheit, wissen möchtet, dann werdet Ihr wissen, wq.s Ihr Euren Kinder erzählen sollt. Und dann müßt Ihr Euch nicht denken, was wird sich das Kind einst daraus machen, wenn cs diese oder jene Geschichte liest? weshalb sollst Du ihm Fehler und Jrrlhümer erzählen, die Du begangen? es kann ja leicht Dich deshalb verspotten! O glaubt das nicht! Das Kind wird immer, von heiligen Schauern der Kindesliebe durchweht, in seinem Buche lesen. Es wird in stillen feierlichen Augenblicken seines Lebens in seinem Buche lesen! Es wird in Noth und Sorge, in Kummer und Leid, in schwierigen düster» Lagen des Lebens sich Trost und Rath aus seinem Album holen! Das wußten unsere Vorältern schon, welche in der Hausbibel oder dem Gesangbuche eine kurze Genealogie zu verzeichnen pflegten, welche Palhenbriefe ausstellten oder sonst einen frommen Spruch in ein Buch schrieben, welches sie verschenken wollten. Sie beabsichtigten offenbar dem Empfänger darin einen Talisman zu übergeben, der ihn auf dunkele» Lebens- Pfaden geleiten sollte.Ueb' immer Treu und Redlichkeit" Dein Lebelang habe Gott vor Augen und im Herzen"Werd' was Du willst im Staat nur werd' ein Biedermann, o Sohn!" das sind solche schützende Genie», die sich entlang des Lebensweges stellen und so viele vor Jrrthum und Verderben bewahrt haben.

Darum, Ihr Aeltern, die Ihr nach des Tages Arbeit noch spät ein Stündchen Euch zum Schreiben nehmt und dem geliebten Kinde verzeichnet, wie Ihr für dasselbe gesorgt, gearbeitet, was Ihr für seine Lehre und Erziehung gethan Ihr verschafft Euch dadurch nicht blos selbst schöne genußreiche Stunden, sondern Ihr helft so thatsächlich milarbeiten an der Veredlung der kommenden Generationen!"

Allerlei.

Bei der gegenwärtigen heißen Jahreszeit dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, wie man Fleisch und Fleischwaaren möglichst lange aufbewahren kann. Man übergießt nämlich das Aufzubewahrende in einem Topfe mit abgekochtem Wasser, in dem etwas Eisenfeilspäne liegen; um den Zutritt der Luft unmöglich zu machen, gießt man auch eine Schichte Oel auf das Wasser. Auf obige Art behandelt, erhält sich das Fleisch nicht blos meh­rere Tage, sondern 6 bis acht Wochen. Da das Oel keineswegs verloren ist, indem man dasselbe bei Gebrauch des Fleisches nur abzugicßen braucht, so ist das Verfahren ohne die geringsten Kosten.

Einer der reichsten Türken, der frühere Großvezier Rud- schi Pascha, schrieb an den berühmten Augenarzt vr. Gräfe in Berlin, er solle geschwindt nach Constantinopel kommen und ihm die blöden Augen heilen. Der Herr Doctor schrieb umgehend zu­rück, der Herr Pascha möge nur gefälligst zu ihm nach Berlin kommen, denn in Berlin seien gar so viele Kranke, die ihn und ihre Augen noch weniger entbehren könnten, als der reiche, in Ruhestand lebende Pascha und der Pascha hat sich vorgestern eingestellt.

Auflösung der Charade in Nro. 60: Bach stelzch en.

Druck und Vrrlag der <8. W.-j ui fer'sch»» Buchhaudlunz. Nrdalttuo: Höljl«.