Der Pjrinz Napoleon und seine Frau gehen am nächsten Sonntag nach Algier, von wo aus sie auch Spanien und Syrien besuchen werden. Der Prinz hat seine Entlassung als Großmeister der Freimaurerlogen genommen.
London, 31. Mai. Unterhaus. Russell sagt: Er müsse erklären, er sehe weder bezüglich Amerikas, noch Frankreichs, noch in Angelegenheiten anderer Nationen Aussicht, daß Englands friedliche Beziehungen gestört werden könnten. Nicht Vorhersagen lasse sich, daß der Friede unter allen Umständen aufrecht erhalten werde, aber die Gesinnungen Englands seien freundschaftlich, keine schwebende Frage bestehe, welche einen Cvnflikt wahrscheinlich mache. Abstimmung Amcndcments gegen Papiersteuerabschoffung verworfen mit 296 gegen 281. Oberhaus. Wodehonse: Die Regierung erhielt Nachricht, daß Said Pascha natürlichen Todes und nicht durch Gift gestorben sei. Das Eigenthum der Drusenhäuptlinge werde confiscirt. Der Erneunungsvorschlag eines christlichen Gouverneurs in Syrien würde erwogen, die Bestimmung aber sei noch nicht gefaßt. (T. d. H. T.)
Warschau, 30. Mai. Fürststatthalter Gortschakoff ist heute gestorben. (T. d. H. D)
Mit dem letzten Dampfer aus New-Avrk trafen 364 Deutsche, aus Amerika zurückkehrend, in Hamburg ein, von denen etwa 80--90 über Harburg nach Mittel- und Süddeutschland vzurückkehrten. Sie sagten ans, daß noch sehr Biele Nachkommen würden. Als mau sie nach dem Grunde ihrer Rückkehr fragte, sagten sie übereinstimmend, daß aller Handel und Verkehr und die Arbeiten in den Fabriken stockten, die Männer aber hätten der Gefahr, zum Kriegsdienst genölhigt zu werden, sich durch die Rückwanderung nach Deutschland entziehen wollen.
Aus New-Jork, 18. Mai. Die Gesetzgebung von Massachusetts votirte drei Millionen für den Krieg. Maryland erklärte sich entschlossen, die Union zu vertheidigen. Von Seite der Südstaaten wird ein Angrift in großem Maßstabe erwartet. Präsident Davis führt selbst den Oberbefehl.
Aus Cincinnati. Wir leben hier in großer Sorge und Unruhe und rathen Ihren Landsleuten, nicht hieher auszuwandern. Die Entrüstung über die treulosen Südstaaten ist groß, zumal sie sich viele Scheußlichkeiten haben zu Schulden komme» lassen, als ob in ihnen lauter Räuber und Mörder wohnten. Alles eilt zu den Waffen, um die Union zu vertheidigen und die Deutschen sind voran. Auch Hecker hat die Axt mit dem Schwerte vertauscht und steht wieder an der Spitze von Freischaaren. Die Opferfreudigkeil ist groß. Der reiche Astor in Newyork hat 4 Millionen Dollars für die Berthcidigung der Union geschenkt und ein Darlehen von 10 Millionen angeboten- Selbst das schöne Geschlecht nimmt das Gewehr in die Hand und laßt sich im Laben und Schießen cinübcn. — Tie patriotische» Gaben für den Krieg beliefen sich vor 3 Wochen auf 23*/s Millionen Dollar.
Wie die Ehemänner in s Wirthshans kommen.
Den Ehemännern wird so vielfach der Borwurf gemacht, daß sie mit Hinteuansetzung aller Familien-Verhältnisse zu bäusig das Wirthshans besuchen. Zu verwundern ist, daß der Vorwurf gerade von einer Seite kommt, die, wenn auch nicht als unmittelbare, so doch als mittelbare Ursache angesehen werden muß; nämlich von Seiten der Frauen. Obgleich ich schon mehrere „abscheulich" und sonstige wohlklingende Redensarten höre, muß ich doch bei meinem Ausspruch stehen, werde ihn aber auch durch das Nachfolgende beweisen.
Wie mir Niemand bestreiten wird, ist der Junggeselle größten- theils mit seinen Bedürfnissen auf bas Wirthshans angewiesen. Die „Kneipe", wenn ich mich für die Folge dieses Ausdrucks bedienen darf, ist ihm nicht allein der Ort, wo er seine leiblichen Bedürfnisse befriedigen kann; sondern sie gewährt ihm auch geistige Erholung durch die Gesellschaft gleichgestimmter Seelen, die er dort findet, und die ihm das Familienleben, welches er gewöhnlich nur vom Hörensagen kennt, ersetzen muß.
Dies ist auch der einzige Grund für das Vorhandensein der vielen DämmerungS- und Nachtfalter, auch zeitweise Kneipgenies genannt. Mag der Abend in irgend welcher liebenswürdiger Gesellschaft zugcbracht worden sein, immer ist noch das Bedürfniß rege, das geliebte Lokal zu sehen und noch ein Glas mii seinen Freunden zu trinken. Nun denke mau sich die Verzweiflung, wenn der Junggeslle ein paar Viertel umgegangen, kein Licht mehr in der „Kneipe" fleht, oder den Nachtwächter selbst gegen Erlegung eines anständigen Honorars sich nicht willfährig zeigt, die Pforten des
lieblichsten Aufenthaltes zu öffnen. Man denke sich ferner die durch träumerische Vorspiegelungen von Bierkufen voll des schönsten Stoffes gestörte lange Nacht, und man wird die Tiefe des Schmerzes ermessen könne». Wende» wir uns von. diesem schrecklichen Bilde ab und berichten wir weiter.
Außerdem ist die „Kneipe" anch der Ort, wo er sich für seinen Gram, seinen Kummer, kurz für jede seiner Gemüthsbe- wegungcn Linderungen holt; ja selbst Vergessenheit trinkt. Die Ursache für diese Gemüthsbcwegungen findet sich in jeder himmlischen Zeit, wo er ein sog. heimliches Verhaltniß hat, wo er bei einem sehr kleinen Einkommen eine unendlich große Liebe im Herzen trägt, und wo er immer auf eine solche Unmasse süßer Beinamen, wie „mein Engel", „mein Leben", „mein Herz", wodurch sich leider die Damen so gern bcthören lassen, verbraucht, daß häufig für den Ehestand gar nichts übrig bleibt. Hat er gar einen Kuß erhalten, so kommt er so lustig, wie ein Zeisig, in die „Kneipe" und trinkt viel Bier; ist sie schnöde gegen ihn aufgetreten, so ist er melancholisch, wie ein Besenbinder und — trinkt viel Bier; hat sie aber gar einen Andern freundlich angesehen, so ist er wüthend wie ein zahmer Löwe, und trinkt sehr viel Bier. Während dieser Zeit ist er natürlich allen seinen Freunden ein Räthsel. Sie könne» sein Benehmen nicht begreifen, bis endlich das Verhältniß entweder entdeckt oder das Einkommen eine solche Steuerstnfe erreicht hat, daß die bekannte Annonce „Als Verlobte empfehlen sich" rc. erlassen wird. Jetzt geht er zwar jeden Abend in Familie; bleibt aber noch treu der Fahne, der er zugeschworen, bis zu dem Augenblick, wo wiederum die Zeitungen als Mittel zur Verbreitung der freudigen Nachricht: „Als Verehelichte empfehlen sich", benutzt werden. Schon während der Verlobung wurde er von sämmtlichen jungen Ehemännern seiner Bekanntschaft mit den schrecklichsten Schilderungen des Ehestandes überfallen und Redensarten, wie „Auch Du, mein Brutus", „Aber Mensch, Du weißt ja gar nicht, was das heißt", „O, wenn ich noch einmal zurückkönnte, Na! Du wirst's gewahr werden, die Kinder, das Geschrei und die Kosten, O!" mußte er täglich anhören.
Natürlich ist Alles, wie obige Anzeige beweist, ohne Erfolg gewesen, er hat es ausserdem sehr komisch gefunden, daß alle diese Leute, die doch ähnlich gewarnt geworden sind, trotzdem das Alles gar nicht bestätigt. Es ist so schön in der Häuslichkeit; sein „liebes süßes Weibchen" thnl Alles, was sie ihm nur an den Augen ab- sehen kann; er ist der Gegenstand der nngetheiltesten Aufmerksamkeit und die Kosten, „du lieber Himmel", sagt er, „ich komme ganz gut aus; ich habe früher, wo ich täglich in die „Kneipe" ging, weit mehr gebraucht. Ein Driktheil der Einnahme ist für meine Bedürfnisse bestimmt; zwei Driltheil erhält meine Frau." Natürlich wirb der Sparsamkeit wegen zuerst eine LedienungSfran angenommen, bis man einfleht, daß eine Bedjennngsfran eine Frau ist, die nur bann vorhanden, wenn man sie nicht braucht. Die Nothwendigkeit einer Köchin stellt sich schließlich heraus und diese Mehrausgabe wird, da erfahrungsmäßig eine Frau sich von dem, was sie einmal hat, nichts kürzen läßt, von dem Dritiheil des Mannes bestritten. Er läßt sich auch diese Schmälerung ganz gern gefalle»; denn er geht ja doch nicht mehr auS; er kann überhaupt gar nicht begreifen, wie er sich jemals in einer so rauchigen, übelriechenden und ungesunden „Kneipe" aufhalten konnte. Kurz der Ehchimmel hängt voller Geigen und nur mitunter läßt sich der Ton einer Clarinette vernehmen, wenn ein kleiner Streit wegen der Oberherrschaft stattgefunden hat.
(Schluß folgt.)
Allerlei.
— Auf einem öffentlichen Platze stand ein Fiacre mit sehr gebrechlichem Gaule. — „Soll ich Ihr Pferd halten?" fragte ein Straßenjunge den Kutscher. — „Es läuft nicht fort." — Ich meine, daß es nicht umfällt, crwiererte der pfiffige Junge.
— Was ist Eis? — Scheintotstes Wasser.
— Eine sehr zanksüchtige Frau, deren Mann eben gestorben war, fragte den Arzt, an welcher Krankheit er seinen Tod gefunden habe. „Am ßungenschlage", antwortete der Arzt lakonisch.
— Apotheker ist ein Mann, der von Eingebungen lebt und sich daher um so wohler befindet, je schlechter es andern geht. Er braucht das Pulver nicht zu erfinden, um so besser aber muß er's zu mischen verstehen.
Neuestes deutsches Wörterbuch.
Auflösung dos Zahleuräthscls i» Nro. 43 :
Saum.
Druck und Verlag der K. W. 3 a! >'er'sckr» Buckhaurtuug. Virr-knoii: -H ö >zls. ^