aber in Trick und Venedig fürchtet man einen sehr nahen Znsam- Menstoß und Benedek hat seine Offiziere veranlaßt, ihre Familien heimzuschicken. Das geschieht in der Regel kurz vor Ausbruch eines Krieges.
Das Journal de Konstantinople sagt: Es sei positiv, daß 51 Individuen in Spizza gelandet. Die Montenegriner eilten herbei und führten sie in ihre Berge. Der Levanherald fugt bei: Die Schiffe hatten die sardiuische Flagge und führten Mieroslawski, welcher die Telegraphendrähte durchschneiben ließ.
Garibaldi ist in Turin angckommen und hat eine Deputation von Neapel empfangen.
Es stürmt zu viel auf Pins IX. ein. Am 2. Ostertage überfiel ihn eine Obnmacht am Altäre der sixtinischen Kapelle; doch erholte er sich bald.
Nach einem alte» Brauch hat der Papst zur Feier des Osterfestes Gefangenen die Kerkerthüren geöffnet. Diesmal sind der Befreiten so viele wie »och nie, nämlich 3300, lauter solche, die wegen gemeiner Verbrechen bis zu 7 Jahren Zuchthaus vcrur- theilt waren. «
Der Wächter Englands schläft, nickt wenigstens manchmal ein. Kein Wunder, der Mann ist 76 Jahre alt und sein Freund Napoleon singt ihm Schlummerlieder übers Meer. Im Parlament, wo er nicht weit vom Wollsack sitzt, ward er interpel- lirt; — er schwieg; denn in seinem Sessel schlief er den Schlaf der Gerechten. Freilich wars Morgens 2 Uhr, der Frager und die Verhandlung unverantworrlich langweilig. Lord Palmerston wird morgen antworten, sagte der Sprecher.
Der Wildfang.
(Fortsetzung.)
Alle blickten auf den alten Herrn, welcher im ersten Augenblicke wie versteinert schien. Man erwartete einen heftigen Zoru- auSbruch, aber er entgegnete in kaltem, stolzem Tone:
„Die gesellschaftlichen Verhältnisse müssen sich seit meiner Jugend so verändert haben, daß ich mich kaum hineinzufinden vermag» da der Lehrer meines Sohnes es wagt, um die Gräfin Wellda zu werben, als wäre er unsers Gleichen. Doch ich selbst muß mich anklagen, ich habe ihn erziehen und studiren lassen, und, verblendet durch meine Güte, meine Wohlthaten, mochte er wohl für Augenblicke seine untergeordnete Stellung vergessen 7 Daß er aber in seiner Undankbarkeit und Hinterlist so weil gehen konnte, sich in das Herz eines Mädchens zu stehlen, um sie der Ehre und Pflicht abwendig zu machen, hatte ich freilich nie geahnt."
Eine dunkle Röthe bedeckte Finks Züge bei diesen Worten, und und nur Jsabeaus leiser Ruf:
„Höre ihn nicht, Gustav, es ist mein Vater!" vermochten ihn, sich zu mäßigen.
„Die Gräfin Wellda wenigstens wird nicht ganz vergessen, was sie ihrem Range und mir schuldig ist — hieher, meine Tochter; und Sie, Herr Hofmeister, verlassen morgen mein Haus."
Das Mädchen rührte sich nicht, sie hatte den Arm noch inniger um FinkS Schulter geschlungen und stand trotzig und schweigend da.
„Hast Du mich nicht verstanden?" rief jetzt der Graf laut und heftig. „Ich hoffe, Du machst einem Benchineii ei» Ende, welches sich ebensowenig für eine Wellda, wie für die Braut des Barons von Wartenbach ziemt."
„Vater", erwicderte sie mit fester Stimme, „ich werde und will nie — niemals Arthurs Braut sein, Dn weißt das längst."
„Und Tu", versetzte er, „Du weißt, daß ich mein Wort gab und geschworen habe, Deinen Eigensinn zu beugen, ich werde cs halten."
„Und ich!" rief sie leidenschaftlich, „ich werde Finks Weib und niemals das eines Andern — ich hasse Arthur, und eher mögt ihr mich tödten, als mich mit ihm zum Altar schleppen."
„Besinne Dich, Jsabean!" sagte ihr Vater drohend.
„Vater," bat sie sanft und dcmüthig, „hebe dieses Verlöbnis auf, das Du, ohne mein Herz z» befragen, geschlossen hast, und laß mir die Hoffnung, daß Du einst, und läge diese Zukunft noch so fern, mich Dem nie opfern willst, den ich so tief hasse."
,,Niemals! — Du bist Arthurs Braut und wirst sein Weib — oder . . . ."
„Oder?" wiederholte sie mit flammenden Augen.
„Oder ich sage mich los von Dir — hier und dort, und mein Fluch bleibt Dein einziges Crbtheil."
Tödtliche Stille folgte auf die schrecklichen Worte.
„Vater," rief sie, und stürzte zu seinen Füßen, „Vater, sei barmherzig, denke an den Himmel, der ja auch Gnade und Barmherzigkeit für uns Alle hat! Denke an die seliae Mntter, deren einzige Tochter hier ihr ganzes Erdenglück von Dir erfleht! Sieh, Fink ist gut und edel, als er diese Liebe in sich erwachen sah, da wollte er fort. Deßhalb hat er die unbedeutende Stelle angenommen und alle Deine Anerbietungen ausgeschlagen. Er hat mir gesagt, wie Du ihn mit Wohlthaten überhäuft und wie er Deine Güte nicht mit Undank lohnen könne. Aber mein Herz hängt an ihm und kann ihn nickt lassen. Vater, mache uns nicht Beide unglücklich, irdischer Vorurtheile wegen, nur weil der Zufall ihn Dir nicht gleichgestellt hak an äußern Güter». Sieh, ich bin Dein Kind — Du hast mich freilich nie geliebt, vielleicht verdiente ich cs auch nicht, ich war störrisch und eigensinnig, ich will Dir eine gehorsame zärtliche Tochter werben mein Lebenlang, und er Dein liebevoller Sohn. Erhöre uns doch, Vater, erhöre uns, um der Mutter willen."
„Dn hast zu wählen^ ich lasse Dir bis morgen Bedenkzeit," versetzte der Graf und wandte sich fort.
„Stehen Sie auf, Jsabean," sagte Fink, näher tretend, ,,eS ist unwürdig, länger zu knieeu."
Er hob das Mädchen vom Boden empor, küßte sie auf die Stirn, legte sie dann mit einem bittenden Blick in die Arme der herbcieilenden Elis und verließ ruhig und stolz die Halle.
Elis führte die Freundin sorgsam in ihr Zimmer und versuchte ihr liebevoll zuzusprechen; aber Jsabeau schüttelte den Kopf und erwiederte tonlos:
„Bitte, laß mich, gute Elis, da kann Niemand rathen und helfen, als Gott und das eigene Herz."
Als Alles im Hause still geworden, schlich sich die junge Gräfin in den Saal. Dort saß sie, den Kopf in die Hand gestützt, und blickte durch die Glasthüren hinaus ans den Park. Sie sah, wie der Mond hinter den dunklen Berge» emporstieg, wie ein Berg »ach dem andern sichtbar wurde; bis alle die tausend goldenen Himmelsaugen auf sie herniedcrschauteii; wie dann eines nach dem andern allmälig zn erblassen begann, und selbst der Mond lichtlos dazustehen schien, als die Sonnenstrahlen Wald und Flur in ihren Glanz hüllten und den Nebel von Fluß und Ebene aufsogen. ES war, als habe sich ihr die Hcimath niemals so schön gezeigt.
Ihre Kindheit zog an ihrer Seele vorüber, mit all ihren Freuden, all ihrem Weh. Sie hörte nicht, wie eS nach und nach rege wurde im Park und Schloß, bis endlich Pauls Ltimme sie dem leisen, schwcrmuthsvollen Nachdenken entriß.
„Jsabeau", begann er in leisem Tone, „der Vater läßt Dich bitten, hinabzukomineu."
Sie strich mit der Hand über die Stirn, sah ihn erschreckt an, und erhob sich bleich und zitternd.
„Jsabeau, um Gott, was hast Du beschlossen, was wirst Du thun?" fragte er bringend und ängstlich! „O, Schwester, Schwester, gib nach; es ist der Vater, glaube mir, es gewährt mehr Befriedigung, das eigene Glück zu opfern, als cs sich so schwer zu erkaufen; wir Alle wollen Dein Leid Dir treulich tragen helfen."
„Du kennst mich, Paul, und weißt, daß ich nicht anders handeln kann, als wie ich muß", entgegnete sie, und Beide ginge» nun schweigend hinunter.
Als sie das Zimmer betraten, stand der Graf aufrecht, die Hand auf den Schreibtisch gestützt, am Fenster. Wenige Augenblicke nach ihnen erschien auch der Hofmeister.
„Du hast zn wählen", sagte der Schloßherr, und blickte die Tochter streng und hart an. (Forts, f.)
Allerlei.
— Folgender Vorschlag, künftige Kriege ohne Menschcnver« lust zu führen, dürste zu beherzigen sein: Jeder der betheiligten Staaten sendet einen Kriegscommissär an den Kampfplatz, in dessen Mitte ein kolossaler Behälter, eine Art Danaidensteb steht. Dahinein wirft jeder Commissär der Reihe nach Geld, Stück für Stück. Welcher Staat dieses Hineinwerfen am längsten aushält, ist Sieger. Das gesammelte Geld wird schließlich unter die an ihrem Geldbeutel am meisten Verwundeten vertheilt. Soldaten sind dabei höchst überflüssig._
DruO und Be,lag der Sv W. Z a lscr'i'chk» Buchhandlung. SiedakliM,, Lü lzlt.