jnterpellirt den KriegSminister rücksichtlich der Vergrößerung des Conlingents um 600 Mann, die dem Lande angesonnen wird. Er weist hin ans die Besetzung deutscher Festungen mit Italien,, auf die fatale Heerversassung, das lange Hin- und Herrathen um -ix Bestellung des Oberbefehls rc., u»d fragt, ob der Minister Mittheilungen darüber macken werde, welche Maßregeln die Re­gierung ergreifen werde. Ter Kriegsminister erklärt, die Negie­rung habe Alles gethan, besonders in Würzburg. Dnvernoy beantragt die Tiskutirung des Berichts über das Konkordat auf die nächste Woche. Wiest und Andere wollen die Verhandlung hinausschieben, weil nicht alle Punkte von der Commission recht berathen seien. Bei der Endabstimmung wurde aber der Antrag Duvcrnoy's mit 45 gegen 42 Stimmen angenommen. 114. Sitzung. Bcrathung des Gesetzentwurfs über das Nekrutirungs- gesetz für 186163. Der Antrag hierauf, die geforderten 4600 Mann nur auf ein Jahr zu verwiegen, wurde mit 76 gegen 8 Stimmen verworfen und ist der Art. 1 des Entwurfs unverändert angenommen worden. Die übrigen Artikel dieses GesetzeSentwurfS wurden theilS unverändert, theils mit kleinen Modifikationen an­genommen, nur Art. 2, wonach die Landwchrmänncr der zwei jüngsten Altersklassen, die nach dem Gesetz zum aktiven Truppen- korps verwendet werden können, und einen Ersatzmann gestellt ha­ben, von der Dienstleistung der Landwehr in jenen Klassen ent­bunden sein sollen, wurde gestrichen. In der 115. Sitzung kam die Erhöhung der Einüandssumme für Exkapitnlanten zur Be- rathnng. Nachdem von mehreren Abgeordneten gegen eine Er­höhung des Einstandsgeids gesprochen wurde, wurde der Gesetzes­entwurf nach dem Commisflonsantrag angenommen und haben so­mit Einsteller in Zukunft 600 fl. zu bezahlen.

Im Elberfelder Waisenhause sind in der letzten Zeit wunderbare Dinge vorgekommen, die ein neues Licht auf die Zustände in dem frommen Wuppcrthale werfen: religiöse Erwe­ckungen! Die Vorgänge sind bereits amtlich untersucht und der Stadtverordnetenversammlung in Elberfeld mitgethcilt worben, welche eS aufs tiefste mißbilligte, daß in einer städtischen Erzie­hungsanstalt für Waisen statt einer, der nüchternen, einfachen Hausordnung und Instruction entsprechenden Erziehung, in so aus­fallender Weise und ohne ihr Wissen eine Behandlung der Kinder möglich gewesen sei, welche Leib und Seele der Kinder gewaltsam erschüttert habe. Ein am 19. Februar ansgegebenes Flugblatt: Vorläufige Mittheilungen über die in den letzten Wochen unter den Waisenkindern des städtischen Waisenhauses staltgefundcnc Er­weckung," berichtet darüber die wunderbarsten Tinge. Danach scheinen diese Zustände hervorgerufen zu sein durch Anordnung ge­meinsamer Gebetsversammlungen in der Woche vom 6. bis 13. Januar. Tie sogenannte Erweckung der größtenteils unmündigen Kinder zeigte sich infolge dessen zuerst bei einigen Mädchen, später bei einzelnen Knaben und zuletzt Mirde eine große Anzahl von Knaben, 6070, davon ergriffen. Bei vielen derselben stellten sich Krämpfe ein, welche eine ganze Nacht dauerte», worauf Be­ruhigung und stilles Beten eintraten, andere schrieen, brüllten und tobte» und meinten, der Satan habe sie gepackt und halte ihnen den Mund zu, damit sie nicht beten könnten. Mehrere Wochen lang haben diese beklagenswcrthen Zustände bereits gedauert. Der Vorsitzende der Waisenhaus-Dircctio», Herr Grafe, scheint die ganzeErweckung" hervorgerufen zu haben. Derselbe ist der Gründer und das Haupt einer pietistischen Sekte, welche sich freie evangelische Gemeinde" nennt. Nach dem Urtheil von Aerztcn gehört übrigens die ganze Sache wohl hauptsächlich in das medizinische Gebiet; eine gräuliche Entsittlichung der Kinder, welche der Hausarzt längst hätte erkennen müssen, ist die Quelle auch der religiösen Ausschweifungen geworden.

DieElberfelder Ztg." meldet ans Elberfeld:In einer hiesigen Elementarschule ereignete sich vor einigen Tagen folgender Vorfall. Ein Schüler legte sich in der Schule klagend, winselnd und die Augen verdrehend über das Pult; der Lehrer fordert ihn auf, gerade zu sitzen; der Knabe beharrt in seiner Lage; darauf vom Lehrer befragt, was ihm denn eigentlich fehle, ant­wortet er jammernd:Ich habe so heftigen Gebetsdrang!" Statt diesem unzeitigen Gebetsdrange nachzugebcn, holt der Leh­rer einen recht kräftigen Haselnußstock zum Vorschein, und mirsblls äietu der Gebetsdrang ist verschwunden und der faule Junge kurirt.

Nicht nur für Preußen, sondern für den ganzen Zollverein ist eS verdrießlich, daß die preußische Sendung nach Ja­pan zu mißglücken droht. Der Kaiser von Japan hält die Preu­

ßen unter allerlei Borwänden hin, ohne Handelsverträge abzu« schließen, die den deutschen Fabriken neue Absatzwege eröffnen wür­de». Bereits soll Befehl zur Heimkehr an die preußischen Schiffe ergangen sei», und mit den Schwalben des Jahres 1862 könne» sie da sein.

DieDonau-Zeitung" meldet ans Mostar, 25. Februar: Die Aufständischen des Bezirks Deni-Bazar an der montenegrini­schen Grenze überfielen, 5000 Mann stark, mit Hülse von Mon- tenegrinern die Stadt Bihor, tödtctcn über 50 muselmännische Ein­wohner, mehrere Frauen, plünderten die Häuser und zünde­ten sie an.

Turin, 27. Febr. General Türr ist in geheimer Mission nach London gereist. DieUn. Jtal." willaus bester Quelle" wissen, baß L. Napoleon und Victor Emanuel über das Schicksal Noms in Unterhandlungen stehen, unter der Bedingung, daß Pie­mont Frankreich in der Eroberung der Rheingränze mit aller Macht unterstützt, da dieses Unternehmen seil langem festgesetzt und vorbereitet sei (A. Z.)

. Die Kaiserin Engenie besteht auf ihrer Wallfahrt nach Jerusalem und ihr Gemabl läßt für Ostern dort Wohnung be­stellen. Am liebsten sähe sie der Kaiser die Reise mit dem Papste «»treten.

Paris, 2. März. In der Senats-Debatte erklärte Prinz Napoleon: Wir sind nicht die Verirrter der Reactio», sondern die Repräsentanten der modernen Gesellschaft. Die Völker sind nicht gelänsscht, wenn sie aus Napoleon zählen, der seiner Aufgabe nicht ungetreu ist. Die Frömmigkeit des Kaisers ist nicht mit sei­ner Sympathie zu verwechseln. Unsere Sympathien sind für die ruhmwürdige Sache Italiens. Ich trete der Anspielung des Se­nators v. Hekeren auf die Bourbonen bei. Wenn aber für die Kaiserliche Dynastie Gefahr dabei wäre, so würde die Geschichte keine Beispiele wie bei den Bourbonen anfznzeichnen haben. Die Napvleonidcn würden zusammen stehen und ein Ganzes bilden. Der Prinz vertheidigt die Allianz, nicht mit dem englischen Mini­sterium, sondern mit dem liberalen großen englischen Volk, mit welchem wir die Principien der Freiheit und des Fortschritts ver- theitigen können. Er rechtfertigt Piemonts Politik der ilalienischen Einheit, als Frankreich günstig, da Italien der natürliche Verbün­dete Frankreichs sei. Cr sympathisirt für Venedig, erklärt aber die Angriffe für unzeitig und beklagenSwerth. Er sieht voraus, daß das geeinigte Italien bald Rom als Hauptstadt fordern werde. Dabei mache die Sicherheit des Papstes eine Schwierigkeit, denn er könne nicht Unterthan eines andern Souveräns werden. Wenn man aber dem Papste das Recht über einen Theil der Stadt Rom, eine Garnison und ein garantirtes Budget gewähre, so sei seine Unabhängigkeit gesichert. Der Prinz ist endlich gegen die Vereinigung der weltlichen und geistlichen Herrschaft.

.(T. d. H. T.)

Petersburg, 2. März. Aus Warschau, 27. Februar, wird tclegraphirt: Neue Ansammlungen in den verschiedenen Straßen. Die Truppen, mit Steine» geworfen, gaben Feuer, töd- teten sechs, verwnndeten sechs. (T. d. H. T.)

Warschau, 28. Febr. Die Ruhe ist wieder hergestellt. Im Falle nencr Unruhen ist der Belagerungszustand proclamirt.

sT. d. H. T.)

London, 1. März. In der heutigen Nachtsitznng des Un- terhauses sagte Lord Russell, der Vorschlag Oestrcichs, die Occu­patio» in Syrien noch bis zum 1. Mai d. I. zu verlängern, sei von der Conferenz in Paris angenommen worden. England nimmt an der Occupatio» nicht Theil. (Fr. Pstz.)

Allerlei.

Ein Wolf als Doctor. Ein Mann in Trier war seit 50 Jahren heiser und konnte kein lautes Wort spreche». I» den kalte» Tagen neulich kam ein Wolf querfeldein aus ihn zugc- rannl; der Man» entfloh, kam in furchtbaren Angstschweiß, wandte sich endlich verzweifelt um und brüllte den Wolf laut an. Die Stimme war da, der Wolf riß aus.

Eines der sichersten M ttel, Jemand das Branntwein, trinken zu verleiden, besteht darin, alle Speisen und Getränke, welche derselbe zu sich nimmt, mit dem berauschenden Gifte zu ver­setzen ; der dadurch hervorgerufene Eckel ist so groß, daß der Ge- heilte künftig keinen Branntwein mehr riechen mag.

Truck un» Vrrlag dr, », W. zaisri'k»«» «»«hiindlu»,. Sirdullio»! 4 S >jl«.