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An die Schikerwose-Wefitzer!

Diejenigen, die ihre Gewinnste durch unS zu erhalten wünschen, wollen ihre Loose bis zum L. November franco an nns cinsenden. .Für die anvertrauten Loose stellen wir eine Empfangsbescheinigung ans und berechnen für unsere Bemühung für 1 LooS 12 kr., für 25 Loose 24 kr., für 610 Loose 36 kr., welche bei der Uebergabe oder Sendung der Loose sogleich entrichtet werden müssen.

G. W. Iliiser'sche Buchhandlung.

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L u st n a u.

Arbeiter - Gesuch.

Auf dem I. und II. Loos der Sektion Tübingen finden täglich tüchtige Erd-Arbeiter .gegen hohen Lohn den gan-

_zen Winter über dauernde

Beschasiigung. Namentlich find auch Ar­beiter cingeladcn, welche in Rollbahnen, Pflaster-Vorlagen und Pflaster-Arbeiten be­wandert sind.

Den 20. October 1860.

Die Unternehmer des I. und II.

Eisenbabn-Arbeitslooses.

Alten st a i g.

Fahrniß-Änktion.

.äv-. Wegen Umzugs

,. halte ick' am

Donnerstag de» _1. November eine Zahrnißanktion, wobei namentlich verkommt: 1 Sopha, nebst 6 Sessel mit Roßhaar gepolstert und Damast-Uebcrzng, 1 run­der Nußbaum-AnSzngtisch und sonstiger allgemeiner HanSrath, vozu ich Käufer höflich einlade.

Den 24. Oktober 1860.

Wilhelmine Schönhnth.

Jsclshansen,

Obcramts Nagold.

Farren-Vcrkauf.

Einen sehr schönen, rolhblassen Farre», er bereits 3 Jahre alt ist, und für dessen Zrauchbarkeit garantirt wird, hat zu ver- aufen Gottlicb Ranser.

Aufruf des Herbstvereins an die Armenfreundc aller Con- fefftonen.

Der Wittwe Scherflein.

Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: diese arme Wittwe hat mehr denn sie Alle eingelegt; denn diese Alle haben aus ihrem Ueberfinß ein­gelegt, fie aber hat von ihrer Armnth alle ihre Nahrung, die sie hatte, eingelegt.

Wo Christen wohnen, muß die Liebe den Reigen führen, jene Liebe, deren Na­tur cs ist, immer GukeS zu lhnu, Jeder­mann beizuspringen und zu helfen, überall mit Rath und That zu dienen; jene Liebe/ die keinen Hungrigen sehen kann, ohne ihn zu speisen, keinen Durstigen, ohne ihn zn tränken, keinen Nackten, ohne ihn zu klei­den, keinen Kranken, ohne ihn zu ergni-, cken; jene Liebe, die wir das göttliche pvr- potnum mobilo oderNimmer-ruhig" in der Welt nennen mochten, weil es keine Ruhe hat, so lange nur einem noch daö iae fehlt. Diese Liebe, die schönste

und edelste Geistesblüthe eines gottversöhn ten Herzens, war bekanntlich die vorher nie gesehene Himmelslivröe der ersten Chri­sten, welche den Heiden so merkwürdig und so unbegreiflich war, daß sie ausriefen: Sehet, wie sie einander so lieb haben!" Noch im vierten Jahrhundert nach Christo zeichneten sich überall die Christen durch diese Liebe in solcher Weise aus, daß kein Heide sie fasse», noch ihr großes Thun und Wirken sich erklären konnte. Nur in Nom allein, so erzählt die Geschichte, un­terstützte noch im Jahre 350 die verhält- njßmäßig sehr kleine Christengemeinde doch jährlich über 1500 Arme, Hilflose und Kranke mit Liebesgaben, so daß der hab­gierige Präfect und Statthalter ans den Gedanken kam, die Gemeinde müsse große verborgene Schätze haben. Er ries daher den Tiaconns Laurentius zu sich und ver­langte die Auslieferung des Gemeindcscha- tzes von ihm. Laurentius willigte ein und ging, um mit demselben bald wieder znrück- zukommen. Nach kurzer Zeit kehrte er zu­rück und bcackte eine Menge von Alten, Kranken, Gebrechlichen, Blinden, Lahme» und Krüppeln mit fick. Der Präfect machte große Augen, LanrentiuS aber sagte: Ließ ist unsere Schatzkammer. Hier bei diesen Armen und Elenden legte die Ge­meinde ihre Schatze nieder. Du verlang­test die Auslieferung deS GemeindeschatzeS; hier hast du ihn." Der Präfect, dancher erbittert, ließ LanrentiuS dafür ans einem glühenden Roste braten und verbrennen, stiftete aber dadurch, ohne cs zu wollen, dem Namen des Laurentius und der Bru­der- und Nächstenliebe der Christen in die­ser Zeit ein ewiges Gcdächtniß in dem Buche der Geschichte. Mehr als 1500 Jahre sind seitdem über die Erde hinge­gangen. Solche Kranke, Alte, Gebrech­liche, Blinde, Lahme und Krüppel gibt's immer noch so viele wohl, als zu jener Zeit; aber Gottlob! cs gibt auch heute noch Viele unter nns, deren Freude cs ist, ihre Schätze und Liebesgaben hier in die­ser Schatzkammer, bei diesen Armen und Elenden niederznlegen. Der Herbstverein ist. hievon ein lebendiger Zeuge. Wie viele Hohe und Niedere aus allen Schichten der Gesellschaft haben ihm seit dem Beginne seines Wirkens im vorigen Herbst größere und kleinere Summen und sonstige Liebes­gaben übergeben, um sie hier in dieser Hofbank ihres allbarmherzigen Gottes und Vaters im Himmel auzulegen und seinem Bilde ähnlich zu werden, wie Christus sagt: Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist." Be­reits zeigt die Liste der Beiträge eine Summe von mehr als 7000 fl., die zur

Unterstützung solcher elenden, durch Unglück, Alter oder Krankheit arbeitsunfähig geworde' neu Armen im Lande eingcgangen und be­reits auch bis auf Weniges verwendet worden sind. Und wie wohl hat diese Hilfe diesen Armen überall gekhan! Von allen Seiten her, wo nur der Herbstverein mit seinen Gaben in'katholischen wie in evangelischen Orten bis jetzt sich hingewen­det hat, erschallt als das Echo ans den dankerfüllten Herzen der 250 Pfleglinge des Vereins nur Ein Ruf, der Ruf: Vergelt's Gott tausendmal den edlen Ge­bern allen, die so der Aermsten und Ver­lassensten in der Welt, der Arbeitsunfähi­gen und darum doppelt Unglücklichen sich erbarmt und angenommen haben!" Nur Eines trübt noch, wie eine drohende Wolke am Himmel, ihre Freude. Sie wissen es und haben es erfahren, daß auf Regen auch wieder Sonnenschein folgen kann, aber sie wissen es auch und fürchten, es möchte das Blatt sich wieder wenden, und wieder Regen auf Sonnenschein kommen. Und wirklich haben sie auch Ursache, diese Furcht zu hegen. Denn soll das LiebeSwerk des Herbstvereius, das überall je länger je mehr als ein fast unabweislicheS Bedürf­nis; sich herausstellt, auch fernerhin fortge­setzt werde», so muß eS eine» festeren Bo­den z» bekommen suchen. Es wurde mir zufälligen Liebesgaben, wie sie ein und d»s andere Mal in Folge von Veröffent­lichungen des Herbstvereius eingegangen sind, begonnen und bis jetzt sortgesührt. Aber cS ist keine Kunst, zu sehen, daß es so wohl angefangen werden könne, zur Fortsetzung in einer dem Bedürfuiß ent­sprechenden Weise aber einer Einrichtung bedarf, welche dem Verein regelmäßige, feste Zuflüsse, von Liebesgaben sichert. Nur wenn Gott es ihm gelingen läßt, alle, welche die HimmelSlivröe der Nächstenliebe tragen, zu regelmäßiger und bleibender Betheiligung au diesem Werke zu vereini­gen, ist sein Fortbestehen und seine weitere Entwicklung möglich. Aber wie soll das zngehcn? Wie kann das geschehen? Ist hiezu eine Aussicht da? Thatsachen, die vor unS liegen, lassen nns ein Ja a if diese Frage hoffen. Eine Dame in K., eine edle Menschcnfrenndin, welche daS Werk des Herbstvereius von Anfang an mit Freu­den begrüßte, und sofort mit ganzem Her­zen für dasselbe sich intercffirte, trieb die Liebe, jenes göttlicheNimmerrnbig" in der Welt, ohne weiteres Bedenken eine Liste im Ort von Haus zu Hans gehen zu lassen und zu einer regelmäßigen, monat­lichen kleinen Beisteuer für dieses Liebes- werk eiuzuladen, und siehe! Gott segliete den Schritt und 120 Namen stehen nun in der Liste. In einem andern Orte, M., fühlte sich die im Gutcsthun unermüdliche Frau Pfarren» mit ihren würdigen Töch­tern angetricbcu, dasselbe auch zu thnn, und zu einem wöchentlichen Liebcsbeitrag aufzufordern, und siehe! auch da bekannte sich Gott dazu, über 100 Name» haben sich eingezeichnet, und hier wie dort freuen sich seitdem junge thcilnehmende Mädchen, die gezeichneten Beiträge in den Häusern