Paris, 12. Dez. Die Congreßbcitrittserklärung NomS und Neapels ist eingetroffen; sie senden zwei BevoUmächtlglc. Alle eingelabenen Mächte sind beigclrcten. (A. Z.)
London, 7. Dez. Mortara, der Vater, der durch seinen unmündigen Knaben eine traurige Berühmtheit erlangt hat, befindet sich seit wenigen Tagen in London. Bei der letzten Sitzung der Evangelical Alliance dankte er dem Ausschüsse derselben für ihre bisherigen Bemühungen zn Gunsten seines Kindes, worauf dessen Borsitzender, General Alerander, ihm die Versicherung gab, daß der Verein ferner bestrebt sei» werde, für eine Milderung des auf den Inden Italiens lastenden Druckes nach Kräften zu wirken. (K. Z.)
Ans der Alpenwelt.
(Fortsetzung.)
2 .
Die Sesteignng des Montblanc.
Als er in das trauliche, von großblättrigem Ephcn beschattete Stübchen Cilly's eingetreten war, glaubte diese eher ein Gebilde ihrer mit Wido stets beschäftigten Phantasie als ihn selbst zu erblicken, nicht nur, weil er zur Vermeidung jeder Übeln Nachrede noch nie in ihres Vaters Haus gekommen war, sondern weil sie auch erst in ihrer letzten Verabredung überein- gekommen waren, einander nicht so bald wiederznsehen. Sobald sich nämlich am gestrigen Abend der Vater auf die Jagd begeben, hatte Wido, der die Abwesenheit Simon's nur gar zu gern zn einem Gespräch mit Cilly benutzte, an sie ein Kind geschickt unter dem Vorwände, daß die Hirten die weiße Kuh Simon's jenseits des Flusses unter der alten Wolsseiche, einem in der ganzen Gegend unter dieser Benennung bekannten Baume, die er von einer hier erlegten Wölfin erhalten hatte, einsam hätten weiden sehen und daß sie daher von dort ihr Thier so bald als möglich abholcn möchte. Die Wolfseiche war aber schon öfters Zeuge der heimlichen Unterredung gewesen, welche die Liebenden mit einander geflogen hatten. Cilly war auch
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auf sie wartend fand. Mit trüberm Blicke jedoch als sonst ihr entgcgentretend, fragte er sie nach den ersten Begrüßungen mit bange zitternder Stimme:
„Jst's wahr, Cilly, was die Leute sagen, daß dein Vater schon in ein paar Wochen dich dem Georges geben will?" Und als Cilly seine Frage bejahte, da preßte er sie mit aller Gluth seiner Seele an die Brust und rief: „Nein, nein, Cilly, eh' ich nicht gestorben bin, nennt dich kein Anderer sein, und wär' er noch so reich und hält' er noch so große Macht. Aber ich weiß auch schon, wie du noch inein werden kannst, wenn du nur selber ernstlich willst. Schau, dein Vater gibt dich bloß dem Georges, weil der viel Geld hat, und sonst ist er doch kein braver Bursch und hat's Herz nickt auf dem rechten Flecke; der schießt dir keine Gems und das Wirthshaus ist dem lieber als die hohe, frische Alp. Hab' ich nun ebenso viel Geld, wie er, siehst du dann gibt dich dein Vater mir ebenso gern, vielleicht auch noch lieber."
„Ja, aber wie willst du zu mehr Geld kommen?"
«Ich geh auf die Wanderschaft und handle. Weißt du, drüben Sordel's Ignaz hat sich in einem halben Jahre mehr als ein paar Hundert Franken verdient und ich denk', ich bin auch so klug wie der, und wenn ich nur ein Jahr draußen bleibe, schau, dann haben wir mehr, viel mehr als wir zu unserer Einrichtung brauchen, und dein Vater wird mich schon gern zu seinem Eidam nehmen! — Cilly, willst du mir treu bleiben?"
Bei Cilly bedurfte es aber nicht erst einer solchen Frage, und so kamen denn beide überein, daß schon mit dem nächsten Morgen Wido, dem die gewöhnlichen Jagdwege Simon's so bekannt als die eigenen waren, trotzdem daß er nur selten mit ihm ein Wort gesprochen, dem Vater nachgehen und mit ihm reden, dann aber sich unverzüglich auf seine Wanderschaft begeben sollte.
Erst wollte er aber noch einmal zu Cilly kommen, um Abschied von ihr zu nehmen; sollte jedoch der Vater seine Ein
willigung nicht geben, dann würde er gar nickt mehr zurückkehren: er sagte, es müßte ihm sonst si-in Herz zerspringen. — Da waren sie denn unter vielem Weinen auseinandergegangen und Cilly hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und auch den folgenden Tag nur immer an Wido gedacht und daß sie ihn nimmer Wiedersehen sollte; denn daß der Vater einverstanden sein würde, das konnte sie sich nimmer denken.
Tcßhalb nun glaubte sie, da Wido so bald schon wieder zurückkchrte und in ihre Stube trat, eher seinen Geist als ihn selber zu erblicken.
Wie sehr erschrack sie jedoch, als er ihr den wirklichen Grund seiner Ankunft miltheilte. Schnell war sie entschlossen, hinauf in die Sennhütte zn eilen, um ihren Vater zn pflege», und Wido bestärkte sie nur in diesem Entschlüsse; auch wollte er sie begleiten, jedoch nur, um ihr den rechten Weg zu zeigen, dann aber znrrückkehren; denn etwa bei dem Vater zu bleiben und mir ihm über sein Vorhaben zu sprechen, das, sagte er, ginge nach dem, was jetzt geschehen sei, nimmer an. „Müßt* er doch meine», ich wollt' mich dafür, daß ich ihn von der Felsbank hernntergehvlt, gleich bezahlt mache», und wahrlich, ich könni's ihm nicht verdenken, wenn er mich für einen recht citeln jämmerlichen Burschen hielt. Drum sprich du lieber selber noch einmal mit ihm, wenn er wieder ganz gesund worden ist. Ich geh' nun so wie so fort, Cilly, und werd's schon erfahren, ob du mit dem Georges Hochzeit hältst oder nicht!"
Darauf waren sie beide zusammen die Berge hinaufgegangen; als sie aber an die Sennhütte gekommen, nahmen sie noch einmal recht traurige» Abschied und die jungen Sonnenstrahlen spiegelten sich in ihren heißen Thränen. Dann ging Cilly zu ihrem Vater hinein, der ans seiner Bewußtlosigkeit noch nicht wieder erwacht war und doch auch nicht schlief, sondern ängstlich stöhnte und sich unruhig auf seinem von duftigem Heu bereiteten Lager hin und her wendete, so daß seine Tochter mit rechter Angst und Sorge ihr Amt als Krankenwärteriu antrat. Wido aber ging noch einmal zn der Stelle hin, wo er Kimou das Leben aprnktnk i» >>'- s.-in- trrur Viichse
wiederzufulden, die er dem Alten als Schutz gelassen- Als er nach langem Umherspähen nirgends eine Spur von ihr entdeckt, ward er wohl traurig und niedergeschlagen, tröstete sich jedoch mit der Vorstellung, der Himmel selber habe ihm dadurch ein Zeichen geben wollen, daß er nicht mehr auf der Alp schießen und jagen, sondern lieber unten in der Ebene sich Gold und Schätze erwerben solle, um Cilly bald heirathen zu können. Und in diesem Gedanken suchte er sich ein weiches, schattiges Plätzchen, um für lange Zeit zum letzten Male in seinen lieben Bergen einen süßen Schlaf zu thnn, dessen er nach so gewaltigen Anstrengungen äußerst bedürftig war. Bald waren seine Augen geschlossen, und in seiner Seele wechselten Bilder von Freud und Leid und nahm er noch einmal Abschied von Cilly, oder kehrte zurück aus weiter Ferne mit schweren Geldsäcken, und kam ihm Cilly und ihr Vater entgegen, und spielten die Spielleute lustig auf zum fröhlichen Hochzeitstanz.
(Fortsetzung folgt.)
-Allerlei.
-— Die Kartoffelfäule will Professor Pleß in Wien durch ein soeben entdecktes, ebenso einfaches als sicheres Mittel verhüten. Die Bedingungen, unter welchen er seine Entdeckung anbietet, sind sehr Vertrauen erweckend. Für 100 fl. will er dasselbe Jedem mittheilen, der sich verpflichtet, es nicht weiter zu verbleiten. Diese Summe wird bei der Kreditanstalt in Wien hinterlegt und nicht eher ausbezahlt, als bis es sich vollkommen bewährt und ein besonders ernannter Ausschuß sachverständiger Männer dasselbe als zweckentsprechend anerkannt hat. Der Gewinn für die Landwirthschaft und Brennereien wäre ganz ungeheuer, da man die Kartoffeln ein ganzes Jahr aufheben könnte. In Wien haben bereits 17 große Grundbesitzer für die Ent- deckung je 100 fl. unterzeichnet. (Arbeitg.)
Druck und Verlag derÄ. W. Z als« r'schea Buchhandlung. Redaktion - Hölzl».