Tages - Neuigkeiten.

Freudenstadt, 12. Okt. Die Einweihung der-katholi­schen Kirche, Eröffnung der kath. Pfarrgemeinde und Investi­tur des Pfarrers fand gestern unter Beteiligung mehrerer aus­wärtiger kath. Geistlichen, der Bezirksbeamten, des Stadtraths und einer zahlreichen Volksmenge in feierlichster Weise statt. An dem Festessen nahmen nahezu 50 Gäste Theil, wobei Herr Obcramtswerkmeister Pfeifer einen Toast auf Se. Maj. den König, den Beförderer alles Guten und Schönen, den Gön­ner der katholischen Kirche, ausbranchte. Herr Stadpfarrer Gintcr sprach den Wunsch aus, daß das friedliche Einver­nehmen, das zwischen Protestanten und Katholiken auf seinem früheren Posten Nohrdocf bei Nagold bestanden, ihm auch auf den neuen Wirkungskreis folgen und daselbst bewahrt bleiben Möge. Die Kirche ist im byzantinischen Styl von Hrn. Bau- Inspektor Landauer von Ludwigsburg erbaut und steht auf einer freundlichen Anhöhe nahe der Stabt. (Gr.)

Rotten bürg, 10. Oktbr. Unsere Wein- und Hopsen­bauer sind in bester Stimmung; die Wirthe versehen sich mit Neuem" auf die Kirchweibe, woher cs kommt, daß hiesiges Gewächs mit 60 fi. per Eimer bezahlt wurde! Die Hopfen- Preise stehen auf 6070 st/, wobei die Verkäufer wohl beste­hen können. (D. V )

Auf dem letzten Heilbronn er Lcdcrmarkt wurden 92,949 Pfund Leder verkauft und hievon ein Gcsammtcrlös von 92,000 fl. erzielt. Die Preise blieben ungefähr die glei­chen, wie bei dem Augustmarkt.

Gmünd, 12. Okt. Heute Vormittag 9 Uhr passtrtcn Seine Majestät der König die Stadt, um den Schießübungen der K- Artillerie mit einigen neu konstruirtcn Geschützen anzu­wohnen, nachdem Tags zuvor schon Ihre Excellcnzcn die Herren Kriegsministcr v. Miller und Geuerallicutenant v. Baur hier eingetroffen waren. (St.-A.)

Heiden heim, 11. Okt. Heute Frühe zwischen 14 Uhr ist die Wiedemann'sche Tuchfabrik, die eine große Anzahl Arbeiter beschäftigte, total abgebrannt. Das Feuer griff so schnell um sich, daß an ein Rekten von Mobilien re. nicht zu denken war. Der ältere Hr. Wiedemann mußte sich durch einen Sprung ans einem Fenster des zweiten Stockes retten, der ihm übrigens glücklicherweise nur unbedeutende Contnfivm-n verur­sachte. (U. S.)

Dinkelsbühl, 12. Okt. Gestern wurde das Denkmal Christoph Sehmids feierlich enthüllt. Die Stadt war fest­lich bekränzt. Abends war festliche Beleuchtung der Stadt und der Kirche. Das schöne Denkmal erglänzte weithin in rosigem Lichte.

Ein armer Handarbeiter in Leipzig fand zur Meßzeit ein Packet mit 1010 Thalcrn; er lieferte es an. die Polizei ab und erhielt 200 Thaler.

Aus Berlin wird der A. Ztg. geschrieben, ein ärztliches Gutachten habe dem König von Preußen eine nur noch ganz kurze Lebensdauer zugesprochen. Die Aufblicke des Be­wußtseins seien sehr selten, die gewöhnlichsten körperlichen Be­herrschungen hörten auf und auf dem Antlitz sei jeder geistige Zug erloschen.

In pfäfstsch gesinnten Blättern kann man Hetzereien und Drohungen gegen Preußen die Hülle und Fülle finden. In französischen und belgischen Zeitungen steht: man müsse den König von Preußen wieder zum Marquis von Brandenburg hernntcrdrücken. Das ist bekanntlich das Kunststück, das am alten Fritz verunglückt ist trotz der famosen Marquise von Pompadour.

Von Brcsslau aus will man eine Pilgerfahrt nach Je­rusalem veranstalten. Jeder Theiluchmcr an dieser beschwer­lichen und interessanten Reise soll wenigstens 100 Thlr. Reise­geld aufzeigen und die Pilgrimschaft angctrcten werden, wenn sich wenigstens 10 Pilger znsammcngcfuudcn haben. Wenn sich im gelobten Lande wirklich so viele'deutsche Handwerkeburschen herumtrciben, wie schon erzählt wurde, so mögen die Pilgrime von Breslau immerhin noch einige Silbcrgroschen für diese ar­

men Schlucker einstecken, denn es werden jedenfalls auch einige Berlinerman drunter sinn."

Die hannoversche Regierung soll beschlossen haben, das Heer ganz anders zu uniformircn, um jeden Anklang an das preußische in demselben zu verwischen.

Turin, 8. Okt. In Genua hatte vorgestern ein schreck­licher VergiftnngSfall statt. Ein junger Mann aus Genua ging mit seiner 18jährigen Braut, einem Bilde von Schönheit, und ihrer Mutter in das berühmte Cafv auf der Aequasola und verlangte zur Erfrischung gasirendc Limonade, die ihnen der Anfwärter kredenzte. Unglücklicherweise tranken alle drei gleich­zeitig und fielen auch in demselben Momente alle drei vom Schlage getroffen zu Boden. Sie hatten von Essenz von bit­teren Mandel» getrunken, die Blausäure in hohem Grade ent­hält. Alle Rettungsversuche bliebe» fruchtlos; sie blieben Lei­chen. Das Cafö ist geschlossen; Eigenthümer und Anfwärter in Verwahrsam. (S. M.)

In Parma ist die Untersuchung gegen die Mörder des Obersten Anviti eiugeleitet; strengste und schnellste Justiz wird die klügste Politik der Regierung sein. Oberst Anviti hatte sich so furchtbar verhaßt gemacht, weil er unter dem (ermordeten) Herzog den Vorsitz in einem politischen Ausnahme-Gericht, einer Untersuchungscommission führte; er war jetzt verkleidet gekom­men, um eine Verschwörung und Gegenrevolution zu leiten; so erzählen englische Blätter. Das Militär kam zu spät zu seiner Rettung, weil cs eine halbe Stunde vor der Stadt in der ki- tadelle lag; die unerschrockenen Bemühungen Einzelner, ihn vor der Wuth des Pöbels zu retten, waren vergebens.

Bologna, 5. Okt. Garibaldi erließ heute einen neuen Tagesbefehl des Inhalts:Italienisches Heer! Eilfte Division! Die Stunde einer neuen Erhebung ist nicht mehr fern. Der Feind bedroht uns und wird uns wahrscheinlich bald angreifcn. Indem ich mich an meine Waffcngefährten aus der Lombardei i wende, weiß ich, daß ich nicht zu tauben Ohren rede, wenn eS sich darum handelt, Italiens Feinde zu' schlagen. Ich erwarte Euch also fix und fertig in Reih und Glied. Hauptquartier zu Bologna, 5. Okt. 1859.

Paris, 11. Okt. Dem Vernehmen nach soll der Papst die französische Negierung ersucht haben, die in Rom befind­liche französ. Garnison zu verstärken, damit alle seine Strcit- krafte gegen die Rebellen der Romagna geschickt werden können,

Paris, 12. Oktbr. Der Moniteur berichtet aus Bor­deaux: Als der Kaiser die Behörde empfing und die Anrede des Erzbischofs beantwortete, drückte er die feste Hoffnung aus eine neue ruhmvolle A ra aus, welche die Kirche erheben werde. Er werde stets die Uebcrzcngung thcilen, daß die zeitliche Herr­schaft des Papstes der italienischen Freiheit und Unabhängig­keit nicht im Wege stehe. Die Regierung, welche den Papst wieder zurückgcführt, könne keine anderen als ergebene Rath­schläge dem Papst ertheilen. Die Regierung sei aber unruhig, nm die Räumung des Kirchenstaats nicht zu lange hinauszu- schicbcn, da Europa eine unendliche Verlängerung der Occnpa- tion nicht gestatte. Tic Räumung würde alsdann die Anarchie oder den Schrecken hinter sich lassen. Aber um so schwierige Fragen zu lösen, dürfe man nicht an glühende Leidenschaften appclliren, sondern mit Ruhe die Wahrheit suchen und Gott bitten, daß er die Völker nud die Könige über ihre Rechte und Pflichten erleuchte. Der Uuivcrs hat eine Verwarnung er­halten, weil er in einem Artikel über Cochinchina die Regierung der Sorglosigkeit und Schwäche beschuldigte. (T. D.d. H.T.)

Paris, 14. Okt. Der Constitutiounel sagt: man müsse den Papst als Oberhaupt der Kirche vom Papst als weltlichen Souverän unterscheiden. Als kirchliches Haupt erkenne er einen Gott über sich an, als weltlicher Fürst stehe er unter dem eu­ropäischen Recht: denn wenn er den Frieden gefährde, könne er vor einen Kongreß geladen werden. Weiter erklärt der Const. die Unterzeichnung des definitiven Friedcnsvcrtrages als nahe bevorstehend: die contrahircndcn Mächte seien einig, ab­gesehen von der Frage der lombardischen Schuld, die rasch werde erledigt werden. Darüber, daß neue, noch nicht geregelte Fragen einem Kongreß vvrgclegt würden, seien alle Großmächte gleichmäßig einverstanden. (T. D. d. H. T.)