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reich als gesichert angesehen, seit an Preußen nicht mehr Zn- muthungen gestellt werden, die ihm widerstreben.Wir wollen Oestreich, heißt cS, beistehen gegen den Bund der Revolution und des Despotismus, aber wir wollen nickt die Unterdrückung des außcr-östreichisckcn Italiens, wir wollen nicht die Eristcnz Sardiniens oder seiner Einrichtungen mit unserem Sckwert tödklick verwunden. Davon ist nun keine Rede mehr. Zn einer Campagne der Contrerevolntion hätte sich Preußen niemals hergcgebeu."

'Dresden, 10. Juni. Preußische Commissarien haben gestern hier mit der sächsischen Finaiizverwaltung wegen Eise»- bahutranSports bedeutender preußischer Truppenkörper unter­handelt, ein befriedigendes Resultat wurde sofort erzielt und sse haben sich zu gleichem Zweck auch »ach München begeben.

(Mg. Z)

Brüssel, 6. Juni. Ei» Gerückt will wissen, Frank­reich habe die Vermittlung Englands und Preu­ßens angenommen und der Kaiser dürste bald nach Paris zurückkehren. (T. D. b. H. T.)

Wien, 8. Juni. DieWiener Zeitung" bringt einen Bericht des g.Z.M. Gyulai über die Schlacht bei Magema. Der östreichiscke Verlust beträgt 6000 Todte und Verwundete; der Verlust des Feindes, der seine letzte Reserve ausbot, die Hälfte mehr. Das Hessen-Regiment stürmte am 5. nochmals, nachdem Tags zuvor 25 seiner Offiziere verwundet und 1 Ma­jor und 9 Hauptleute getödtet worden waren. (T. D. d. Krls. Z.)

Wien, 10.Juni. Benedek ist bei Melcguano, Urban bei Canonica der Ucbermacht gewichen; die Addalinie ist am 9. aufgegcben worden. Die Armee setzt ihren Rückzug hinter die Adda fort. Hauptquartier Cavatigozzi (unmittelbar vor Cremona).

Wien, 11. Juni. Die vstreichische Armee hat gestern die Adda verlasse». - Fürst Metternich ist lebensgefähr­lich erkrankt. (T. d. S. M.)

In Wien fand unter Vortritt des Erzbischofs ein feier­licher Bittgang für den Sieg der vstreichischeu Waffen statt; die Theilnahme war so groß, daß der Zug eine volle Stunde Wegs einuahm.

Bern, 11. Juni. Die Herzogin von Parma ist abge- reiSt und hat die Truppen ihres Eides entbunden. Die Muni­zipalität bittet Victor Emauucl um Antritt der Regierung. Garibaldi besetzte am 8. Bergamo und schlug (?) 1500 von Brescia kommende Oestreicker. (T. d. S. M.)

In Vcrcelli, wo Napoleon den Kampfplatz am Tage nach dem Gefecht besichtigte, versuchte ein Priester ein Attentat auf sein Leben. Der Verbrecher wurde ergriffen und sofort vor den Augen des Kaisers erschossen.

Mailand, Freitag Abend. Nach offiziellen Details über die Schlacht bei Mariguano hat der Feind von 47 Uhr Abends energischen Widerstand geleistet, und sich mit Verlust von einer Kanone und kOOO Gefangenen zurückgezogen. Die Franzosen hatten 50 Offiziere und 800 Soldaten kampfunfähig. Me Oestreicker haben Pavia und Lodi geräumt und sind hinter die Adda mit Zerstörung der Brücken zurückgegangen. (H L.)

Mailand, 10. Juni. Eine kaiserliche Proklamation au die Italiener weist die Absicht einer Territorialvergrößernng zurück: Der Kaiser sei nicht in der vorgefaßten Absicht gekom­men, die Souveräne aus ihren Staaten zu vertreiben und sei­nen Willen den Nationen aufzulegen. Das Glück lächle zu­weilen den Völkern wie den Individuen. Benützet dasselbe in würdiger Weise! seid einig! strömt zu den Fahnen des Königs vvn Sardinien! Eine angeschlagene Proklamation an die Soldaten erinnert an die erfochtenen Siege und die 8000 Ge­fangenen. Jndcß ständen noch Kämpfe bevor. Darum Muth! Eure Väter blicken auf Euch mit Stolz von den Höben des Himmels herab. Dann gibt die Proklamation eine Uebcrstcht über die Ereignisse seit der Schlacht bei Magenta. (T.D.d.H.T.)

Der östreichiscke Bericht über die Schlacht bei Magenta ist vor dem französischen erschienen. Er klärt vollends alle Zweifel auf. Schlicht und einfach ist er auch ehrlich genug, einen großen Hauptfehler, der in der Führung gemacht wurde, cin^e^ehen. Aus den klaren und sich gegenseitig selbst per-

bürgenden Angaben des Gyulai'schen Berichts geht hervor, daß im Ganzen nur 4550,000 Mann und nur allmählig ins Ge­fecht kamen; die Kräfte wurden also nicht nur nicht ganz ent­wickelt, sondern auch verzettelt. Tic kaiserliche Garde hat fürch­terlich gelitten, vom Gardc-Zuavenregiment ist ein ganzes Drittel geblieben. Der Verlust an Todteu und Verwundeten soll 6000 weit übersteige». 75 französische Oberofstziere sind kampfunfähig. Die Zahl der französischen Gefangenen gibt Gyulai nicht an. Sehr große Verstärkungen sind auf dem Wege vvn Frank­reich nach Italien. Der Kaiser will nach einem Gerücht bald nach Frankreich zurückkehreu und Pettssier daS Oberkommando übergeben.

Nähere Angaben über die Schlackt bei Magenta fehlen noch. In einem Briese derK. Z." aus Paris vom 6. heißt es : WaS die Zahl der Gefangenen betrifft, so scheint eine vstreichische Brigade durch den heftige» Angriff des Gene­rals Mac Mahou abgeschuitten worden und in die Hände der Franzosen gefallen zu sein. Was den Verlust der französischen Armee betrifft, so geben die offiziellen Depeschen denselben ans 3000 Mann an. In wohlunterrichtete» Kreisen nennt man eine bedeutend höhere Zahl. Jedenfalls haben die Franzosen herbe Verluste gehabt. Gefallen sind der Divistousgencral Espiuaffe und der Brigade-General Clerc von der Garde. Fünf französische Generäle, darunter der Marschall Caurobert, der tödtlich verletzt sein soll, und der General Mac Mahou sollen sich unter den Verwundeten befinden. Der Angriff selbll ist, wie ich erfahre. Seitens der Oestreicker ausgegangen. Sic warfen sich nach dem Uebergange der Franzosen über den Ticino mit aller Macht über dieselben her. Die französischen Heerführer selbst wurden durch diesen Angriff überrascht, da sie geglaubt hatten, daß cs erst morgen, und zwar mehr in der Nähe von Mailand zu einer Schlackt kommen würde. Die französische Armee befand sich eine Zeit laug in einer höchst kritischen Lage, und nur der kühne Flauken-Angriff des Gene­rals Mac Mahou bei Magenta sicherte den Franzosen den Sic- des Tages. Dic Oestreicher scheinen durch diesen Flankenangriff zwischen 2 Feuer gekommen zu sein, und mau kann sich da­durch auch nur ihren großen Verlust erklären. Außer der kai­serlichen Garde und dem Korps des Marschalls Mac Mahou war das Korps des Marsckails Caurobert noch besonders bei der Action vom 4. betheiligt. Die. Garde, daS Corps des Marschalls Caurobert und ein Theil deS Nicl'sckcn Corps, so wie ein Theil der piemontesische» Armee unter dem Oberbefehle des Königs (er soll ebenfalls verwundet sein) waren an dem Kampfe, der bei dem Dorfe Tnrbigo begann, betheiligt. Auch General Niel wurde verwundet. Auf luiden Seiten, wurde mit ungemeiner Hartnäckigkeit gekämpft, als der General Mac Ma- hon mit seiner fast mir aus afrikanischen Truppen bestehenden Division dein rechten Flügel der Oe-strcicher in die Flanke fiel »ud den Kampf zm Günsten der Franzosen entschied. Die nächste Folge der Schlacht von Magenta war die Insurrektion von Mailand. Die vstreichische Garnison räumte Stadt und Citadclle. Sic war nngesähr-3000 Mann stark. Hier erregte es einiges Erstaunen, daß sie keinen Widerstand leistete. Die Garde wurde stark mitgenommen; besonders stark litt das Garde-Znaven-Reglmeiit. Der Kaiser ernannte auf dem Schlacht­felds fünf Generale und verlieh dem General Mac Mahou die Marftballswürde.

Paris, 6. Juni. Man theilt mir da? Original eines Briefes eines Kapitäns in einem Linicnregimcnl mit. Der Schreiber spricht mit Entrüstung von den Zuaven, welche vierzig abgeschnittene Köpfe als Trophäen dem Kaiser entgegen trugen.

(Ällg. Ztg.)

Paris, 7. Juni. Es find mir genaue Angaben zuge« gangen, denen zufolge in dem Kampf bei Magenta am 4. Juni 89000 Franzosen theilS verwundet, thcils getödtet worden sind. Der bei Magenta gefallene General Espiuaffe hat ans der Umgebung Napoleons III. am lebhaftesten zum Krieg in Italien gedrängt. Er hinterläßtsidrei unmündige Kinder. Das von den Oestreichern bei Magenta erbeutete französische Geschütz mit gezogenem Rohr war nach dem zuletzt angenommenen, sehr geheim gehaltenen Muster angefertigt, und daher wird der Ver-