Lord Palmerston abgeschickten Kabinetskuricrs der englische Gesandte Lord Cowley sich vorgestern (8. Mai) nach den Tui-- lerien begab, um dem Großfürsten Konstantin zn sagen, daß die Königin Victoria ihn einlade, eine Reise nach England zn machen, daß, wenn es ihm nicht paßte, seinem Besuche einen offiziellen und politischen Charakter zu geben, er wenigstens nicht die Einladung ansschlagen möge, welche die Königin an ihn richte, eine alte Freundin zn besuchen. Ter Gesandte fügte hinzu, daß in diesem Falle die Königin den Großfürsten bäte, 48 Stunden bei ihr in Osbornehouse ans der Insel Wight znzubringen. Der Kaiser Alexander, welcher.sogleich mittelst des in' der Wohnung des Großfürsten aufgestellten Telegraphen befragt wurde, antwortete sofort, daß er die Reise billige.

London, 8. Mai. In der gestrigen Oberhaussitzung zeigte Lord Granville an, daß einer so eben eingegangenen tele­graphischen Depesche zufolge der General Outrain die Nachricht von dem Abschlüsse des Friedens zwischen England und Persien am 5. April erhalten habe. (Fr. Pstz.)

Neapel, 2. Mai. Jener Priester, welcher das Atten­tat auf den Erzbischof von Matcra gewagt und der mit diesem traurigen Vorfall selbst in unbegreiflicher Weise verschollen schien, wird nun in nächster Zeit abgeurtheilt werden. Die Gazette de France berichtet über den Prozeß wie über die Person des Verbrechers:Die Instruction währte sehr lange; die bis zum Uebermaße genau beobachteten gerichtlichen Formen sind hier sehr langsam. Aus der Instruktion soll sich ergeben, daß die Geistesfähigkeiten des Verbrechers überreizt waren. Diese Ueberreizung wird dem Umstande zugeschrieben, daß er in sei­ner Kindheit streng katholisch erzogen worden, später aber sich dem Studium protestantischer Bücher eifrig hingegebeu habe. Hierdurch habe sich ein Zwiespalt und ein stampf in seinem Geiste ansgebildct, der ihm den Ruf eines Sonderlings erwarb. Einige seiner Eiugepfarrten behaupteten, daß ihm der Glaube fehle; im letztverflosscnen Jahre hatten ihm die Acrzte zur Kräf­tigung seines Nervensystems Mecrbäder empfohlen. Er kehrte ruhiger von denselben zurück, und nur die Nachricht von dem Attentate Bergers, den er einen Heroen nannte, riß ihn aus dieser Ruhe. <Fr. Pstz.)

Brüssel, 9. Mai. Von einem Herrn SalsinatS, der sich Astronom und Ehrenmitglied der Berliner Akadamie nennt, ist hier so eben eine Broschüre erschienen, welche mit mathema­tischer Genauigkeit uachweist, daß der Untergang der Welt nicht am 13. Juni, sondern erst am 14. August d. I. statt­finden wird. Desto besser, so haben wir doch noch ein paar Tage länger zn leben! ' (K. Z.)

Allerlei.

London. Wenn wir vor etlichen Jahren die Mitthcilung gemacht hätten, eS sollte in England ein Dampfschiff erbant werden, das beispielsweise länger und breiter, als das ganze Mannheimer Hafenbassin sei, und an welchem ans beiden Sei­ten Rettnngsdampfboote hingen, welche die Größe eines Rheiu- dampfschisses erreichten, wenn wir gesagt hätten, es konnte auf diesem Schiffe das ganze badische. Armeekorps in einem Monat nach Australien transporlirt werden, so würde man cs für eine Fabel gehalten haben. Dieses Riesenschiff, an wel­chem seit 3 Jahren 6800 Menschen arbeiten, soll nun am 24. Mai l. I., dem Geburtstage der Königin Victoria, vom Stapel gelassen werden, und eine Beschreibung desselben, welche auf authentischen Mittheilnngen beruht, dürfte nicht uninteres­sant sein. The Great Eastcrn ist der Name des zn den Wun­derwerke» der Welt gehörenden Schiffes, welches Per von der königl. großbrittanischen Regierung konzcssionirten Eastern-Stam- Navigation-Company zu Eigenkhum gehört. Der Entwurf des Plans ist von Jsambard Kingdom Brunei, dem berühmte­sten Jngcuiei-r unserer Zeit, der Schiffskörper und die Maschi­nen für die Schaufelräder werden bei Scott Rüssel und Comp, in Millwall bei London und die Dampfschraube mit Maschine bei John Penn und Sohn in Greenwich angesertigt. ES wer­den nämlich Schaufelräder und Schraube zusammen arbeiten:

cin Verfahren, welches noch nie zur Anwendung gebracht wurde. Die Schnelligkeit des Schiffes ist aus 15 engl. Meilen in einer Stunde berechnet, und selbst beim größten Sturme soll dieselbe beibehalten werden können, so daß die Reise zwischen England und Indien, am Kap der guten Hoffnung vorbei, in 30 bis 32 Tagen und zwischen England und Australien in 33 bis 36 Tagen zurückgclegt werden kann. Der Hanptvvrtbeil an die­sem Koloß ist der, daß Kohlen, Wasser und Proviant für die ganze Reise hin und zurück i» England an Bord genommen werden können und ein bei anderen Schiffen immer mehrere Wochen nothwendig werdendes Anhalten am Kap vermieden wird. Das Verdeck ist flach und nur die 5 Kamine und 7 Masten befinden sich aus demselben, so daß die Passagiere, wenn sie das Schiff nmschreiten, eine Promenade von engl. Meile znrücklegen können. Die Dimensionen des Schiffes, die Ladungsfähigkeit und Kraft desselben sind folgende: Länge 680 Fuß; Breite 85 Fuß; Höhe vom Deck bis zum Kiel 60 Fuß; Länge der Hauptsäle 400 Fuß; 4 Säle sind über ein­ander von 400 Fuß Länge; 80 Fuß Breite. (Die Angabe der Fuß ist englisches Maß, welches etwas größer als das badische ist, das Schiff ist sohin 700 bad. Fuß laug.) Die Ladungs- fähigkeit ist 22,500 Tonnen n 20 Ctr.; es sollen jedoch ge­wöhnlich nur 18,000 Tonnen, also 360.000 Ctr. Kohlen und Güter geladen werden. An Passagieren fassen die Räume 1. Kl. 800, 2. Kl. 2000 und 3. Kl. 1200, zusammen 4000, und Truppen können bequem 10,000 Mann an Bord genom­men werden, wenn das Schiff nicht zugleich auch zum Güter­transport verwendet wird. Die Rädcrmaschinen haben 1000 und jene der Schraube 1600, sämmtliche Maschinen also 2600 Pferdekraft. (Das Tanwerk und die Segel werden durch Dampf­kraft ausgezogen, sowie die Einladung der Kohlen, Güter und andere Verrichtungen hierdurch vorgenommen.) Die Kosten sind ans 14,400.000 fl. veranschlagt und dürfen nöthigeufallS den Betrag von 24 Millionen Gulden erreichen. Das ganze Unternehmen ist aus Aktien -r 20 Pfd. Sterl. gegründet; letz­tere sind größtenthcils in fester Hand und werden in derselbe» bleiben; da die Unternehmer lediglich die Sache im Auge ha­ben und eine Börsenspekulation hierbei nicht im Spiele ist. Gelingt das Unternehmen, so ist in einigen Jahren das ganze Schiss durch Pen Verdienst bezahlt, im Falle eines Unglücks aber auch Alles verloren. (B. L.)

E ine d e r w ichtigst e n F r a gcnd e r Land w i r t h- s ch ast, jene des Eierlegens und Brütens wurde sagt ein landwirthschastliches Journal von einem Gutsbesitzer in der Nähe von Paris, H. v. Pora, in der glücklichsten Weise ge­löst, der das Mittel gefunden haben will, die Hühner regel­mäßig jeden Tag LeS ganzen Jahres legen zu wachen, indem er sie mit Pferdefleisch füttert. Einige Stunden von Paris ent­fernt, liefert Hr. v. Pora dem Markte der französischen Haupt­stadt wöchentlich 40,000 Dutzend Eier, was L 4 Fr. pr. 6 Dutzend eine runde Summe von 5000 Fr. wöchentlich, oder 260,000 jährlich ergibt. Auf dem Maierhofe des Hr. v. Pora sind über 100 Frauen im Hühnerhos beschäftigt; die Ausgabe» belaufen sich jährlich aus 75,000 Fr. und der Jahrcsnutzen er­gibt 185,000 Fr. Seine Hühner brüten nie; bas Ausbeuten geschieht künstlich mittelst des Dampfes, die Eier liegen in De­cken gehüllt auf Bretter und jeden Morgen schlupft eine neue Hühner-Generation ans.

Die englische BibelgesellschaftMat in dem abgelaufencn VercinSjahr wieder 1,517,858 Bibeln und zwar in allen mögli­chen Sprachen und an alle Völkerder Erde abgesetzt. Seit ihrem 53jährigen Bestehen hat sie an 32,000,000 Bibeln auSgetheilt.

Welcher Unterschied ist zwischen einem geladenen Fruchtwagen und der Vrodtarc? Der Fruchtwagen geht schwer auswärts, aber leicht abwärts, wenn er einmal in der Höhe ist, und die Brodtare leicht hin­auf, aber nur schwer herunter, wenn fie hoch ist.

Auflösung des Rechnungsräthsels in Rro. 38: a) Im Jahre 17N3, als Kaiser Joseph 2 Jahre alt war.

Druck undVerlag der G. W. Za ise r'scheu Buchhandlung. Redaktion: Hölzle.