sie gleich ein Gesici't macht, wie 'ne Hexe nach einer Wallpurgisnacht.' He, Trine, da hast D» Geld, hole Wurst und ein Roggenbrot-, die Kindlein werden hungrig sein, und schaden wirds auch nichts, wenn wir ans die Haber suppe noch einen fetten Bissen setzen."
Ein stnimneö Kopfnicken war die beistinimende Ansicht der Alten, sie nahm das Geld und ging weg. —
Glücklich zu preisende Zeit der Kindheit, wo noch kein Schmerz und keine Sorge einen dauernden Boden für ihre lebensmarksaugenden Wurzeln findet; wo Freude und Leid wechselt mit dem Augenblick, der sie bringt; wo eine Puppe das Mädchen tröstet für den Verlust einer Mutter, und ein Steckenpferd den Knaben vergessen macht, daß er eine verlap'ne Waise jst. — Warum fliehen deine Jabre so schnell dahin? warum verschwinden sie wie ein angenehmer Traum, da doch ein Menschenleben mit seinen Mühen und Lasten, mit seinen zertrümmerten Hoffnungen und peinigenden Sorgen so langsam und im Ganzen so freudenlos vorüber zieht? —
„Auch der Schmerz des kleinen Olav und seiner Schwester dauerte nur einige Minuten. Tie geldgefleckte Katze, welche sich zutraulich an das Mägdlein herandrängte, sie spinnend und schnurrend umkreisend und auf jede Weise defien Aufmerksamkeit ans sich zu ziehen suchend, lockte bald wieder ein Lächeln auf die leichtgerötheteu Wangen des Kindes; es bückte- sieb und streichelte liebkosend das zahme Thier — der Schmerz war ver-. gessen. Olav musterte neugierig und lüstern die in der tzcke stehenden und an der Wand hängenden Waffen, mit denen er gar zu gern gespielt hätte.
Der Flickschneider, der inzwischen mit seinem allen, verrosteten Türkenmesser geliebängelt, und den Inhalt des von Hainth hinterlassenen Beutels untersucht hakte, warf jetzt seine kleinen blitzenden Augen auf die vergess'nen Kinder, und gewahrte des Knaben Aufmerksamkeit für seine geliebte Wehre. Diese sich knndthuende Neigung gewann ihn, augenblicklich die Liebe seines neuen Pflegevaters.
„Aha, mein kleiner Geselle," hob Hanemann vergnügt an, „Du hast schon Harnisch und Glane im Kopf? das freut mich, das.. Na, sei zufrieden, Jüngelchen, bist D» erst noch ein paar Jährlcin gewachsen, so sollst Tn mit all' diesen Dingen bekannt und vertraut werden, und ich will nicht der ehrliche Sohn meines Vaters sein, wenn ich nicht den stattlichsten Reisigen aus Dir mache, der je durch den weichen Gaffenkoih unsrer freien Reichsstadt getrabt ist. Sieh, mein Bürschfiin," fuhr Jäckel fort, dessen Redseligkeit keine Grenze fand, so bald er ans sein beliebtes Thema kam, „sieh, ich wäre der Glücklichste Kerl im ganzen heiligen römischen Reich gewesen, hätte so mein Vater zu 'mir geredet, wie ich jetzt zu Dir rede; aber da meinte mein Vater — Gott verleih' ihm eine fröhliche llr- stätt — ich müsse durchaus der ehrbaren Schneidcrzunft cingc- hörcn, weil er ein Schneider war, weil mein Großvater ein Schneider war, und weil meine Ahnherrn alle Schneider gewesen sind. Ich hätte auch nichts gegen den Willen meines Vaters und meiner Ahnherren gehabt, hätte sich nur nicht meine Mutter, während sie mit mir umging, an einem Lanzknecht versehen und mir dadurch eine unbeschreibliche Neigung zu den Waffen und zum Kriegshandwerk beigebracht. Denn sieh, mein Junge, schon von Kindesbeinen an zerfetzte und zerriß ich lieber, als ich zusammenflickte.
„Als ich größer wurde," fuhr Hanemann fort, „da stach ich gerne, aber nicht mit der Nadel, sondern mit der Glane, nicht die Wolle, sondern das Fleisch unter der Wolle; ich bügelte lieber mit dem Kolben, denn mit dem Bügeleisen; kurz, ich war zum Schneider verdorben und zum Kriegsmanu geboren. Das wußten auch meine ehrsamen Mitbürger reckt gut, deßhalb mußte Meister Hanemann Jäckel, der Schneider, bei jeder Fehde, deren unsere gute Stadt Frankfurt nicht wenige hatte, immer vorauf, während in Friedenszeit der geringste Trvßknccht Bedenken trägt, sein schmieriges Stallwamms bei mir flicken zu lassen. Der Krieg nährt mich, der Frieden zehrt mich, wie jeden braven Wehrmann; deßwegen bitte ich täglich unfern Herrgott, daß er nur recht bald wieder den Kriegsteufel über das Reich schicken möge."
Olav, der mit gespannter Aufmerksamkeit der Rede des kriegslustigen Schneiders gehorcht hatte, fragte jetzt zutraulich:
„Hast Du denn auch schon eine Schlackt mitgemacht?"
„Ob und wie!" blähte sich der Flickschneider auf, nnd seine kleinen Augen leuchteten.
„Erzähle nur, wie's in einer Schlackt zngeht. Ich will auch ein KriegSmann werden."
„Komm! Bube, Du stehst mir wohl an, ries Hanemann fröhlich, nahm den Knaben auf den Arm, warf ihn in die Höhe nnd fing ihn wieder ans, wie einen Fangball.
„Hätte ich doch nicht gedacht, daß mir der Tnckmänser, Vetter Hainth, heute eine doppelte Freude macken würde: erstlich den Sarazenendolch, dann solch' präcktigc» Bube». Junge, ich will Dir noch von Schlachten und Metzeleien, vom Stürmen fester Burgen und Schlösser ein Langes und Breites erzählen. Du sollst ein wackrer KriegSknecht werden, wie St. Michael, der den Lindwurm erstach. Vor der Hand sollst Du beim Trvßbuben anfangeu, und so von dieser untersten Sprosse, wie die Engelein auf der Leiter des Erzvaters Jakob, bis zur Stufe des gefürchteten Söldners nnd Reißigeu emporglimmen."
„So lerne mich den Dienst eines Troßbuben," forderte ! Olav herzhaft, den dieses Gespräch schnell auf einen vertraulichen Fuß mit dem flickschneidernden Krieger gesetzt hatte.
„Wohlgesprochen, mein kleiner Branßekopf!" rief der Dicke gotkvergnügt. „Ich will Dir sogleich die ersten Handgriffe eines Troßbuben beibringen. Siehst Du hier die zwei Hohlpfennige?"
"
„Liehst Du auch diesen irdenen Krug mit dem Henkel?" „In."
„Nimm diesen Krug in Deine linke Hand, und diese Hohlpsennige in die rechte. So. Jetzt gehst Du hinaus vor die Thüre, da wirst Du an der zweiten Hansthüre hier nebenan links ein altes rußiges Haus mit einem grünen Taunenzweig wahrnehmen — verstanden?"
„Ja!"
„In diesem Haus wohnt mein Gevatter nnd sehr werther Frennd, Bastei Zipf, der Schenkwirth — verstanden? — Die-
> sem Schenkwirth drückst Du diese zwei Hohlpfennige in die fet- ' ten Hände, und sagst ihm dabei: ich, Hanemann Jäckel, sein ^ getreuer Nachbar nnd Gevatter, lasse ihm meinen wohlgemein- : ten Gruß entbieten, und er möge mir für mein gutes Geld in
diesem Krug eine Pinte Fuukelhanues schicken; aber fein eine»
' heidnischen, der noch nicht die Taufe passirt — verstanden? ^ Jetzt geh', mein Junge, und mache Deine Sachen gescheid."
> (Fortsetzung folgt.)
I ...
! Ein Maube.
; (Aus dem Augsburger Anzei'geblait.)
! Zcl> glaube, baß in unfern Tage»
! Gar Mancher manchmal Manches glaubt.
Weil seine Stellung, anders glauben.
Ihm ohne Nachthcil nicht erlaubt.
Ich glaube fest, in unserer Zeit j Glaubt mancher aus Gefälligkeit.
Ich glaube gern, daß Mancher glaubet.
Was Onkel oder Tante glaubt.
Weil er (vielleicht) durch anders glauben Sich seine ferne Erbschaft raubt.
Drum glaub' ich, daß das liebe Geld Den Glauben oft Zusammenhalt.
Ich glaube ferner, daß der Glaube Im Staat oft fördert, nützt und schlitzt Und daß so manche Gunst und Gnade Mitunter sich auf Glauben stützt.
Drum glaub' ich, glaubt man oft im Staat Aus Politik sei fünfe g'rad.
! Ich glaube, wenn heut Christus käme,
! Mau glaubte ihm, wie damals, nicht,
! Und glaub', dem golducu halb zu Ehren,
Verläugnet Mancher Newt und Wicht.
I Ich glaube fest, daß mancher Christ
! Weit schlechter ncch als Judas iss
: Lerm,»wörtlich- : H olzle. TruHund berauszeg« b-n> va» tzs. Zais-r