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russ. Offizier nach einem Vorposten-Gefechte das Leben rettete, eine Rente von 2500 Rubeln sicherte, Eine ähnliche Episode des Krimmfeldzngs fand dieser Tage in der Kaserne in der rne de la Popinierc, eine nickt minder glückliche Lösung. Nach der Einnahme des Malakoffs führte ein Znaven-Sergeant (denn aAe Offiziere waren unter den Geschossen der Russen gefallen, die Ueberbleibsel seiner Compagnie durch die halb zerstörten Straßen Scbastopols. Da die abzichenden Feinde diesen Theil der Stadt mit einem Kugelregen übcrgossen, so suchte das Häuflein hinter einem, von den Bewohnern kaum erst verlassenen Hause Schutz. Plötzlich tönt ein lauter Schrei aus den, ersten Stockwerke; der Sergeant eilt hinauf und sieht eine in Blut gebadete, tvdtc Frau, ein Kind in ihren Armen vor fick. Das unschuldige Wesen ausnehmen, es in ein Zimmer des Erdgeschosses tragen, wo cs gegen das Feuer sicher war, das war für den tapfer» Sergeanten das Werk eines Augenblicks. Abends vertraute man das Knäblein de» Markcdcnte- rinnen an, die eS nach Herzenslust hätschelten; später wurde cs von Sebastopol nach Marseille und von da nach Paris gebracht. Letzten Mittwoch nun stieg eine trauernde Dame in Begleitung eines Greises an der Kaserne der rne de la Popi- niöre ab; sie fragte nack dem Sergeanten B . . .; man sagte ihr, der Herr Lieutenant wohne in der Nachbarschaft. Die Besucher begaben sich dahin. Als die junge Frau in das bescheidene Zimmer des Offiziers trat, sank sie ohnmächtig auf einen Stuhl: sie hatte das Kind, wclckeö sie zu Sebastopol verlor, mit seinen NenjahrSgescheuken am Boden spielend gesehen. Lieutenant B . . . erzählte einfack, was er gethan, bc- händigte das Kind tief gerührt der freudetrunkenen Mutter und bat sich nur die Erlaubniß aus, den Kleinen von Zeit zu Zeit umarmen zu dürfen. Heute herrscht in dem Hotel der Gräfin C. ebenso große Freude, als nock vor Kurzem Trauer dort banste. Der brave Lieutenant wird von der jungen Wittwe als Freund und Wohlthäter behandelt und bald werden engere Bande diese Vaterschaft des Muths und der Uueigeuuützigkeit weihen. (H. T.)
— In Nizza, wo die Leute, die an der Brust und nicht am-Gelddeutel leiden, überwintern, ists Heuer noch einmal so theuer; denn die Kaiserin-Mutter von Rußland mit großem Gefolge und vielen vornehmen Russen lebt dort. Der Rubel rollt nur so. Auf einmal sahen die Italiener, daß auck die russische Knute überall mit hiureist. Die Fregatte Orloss lag vor Anker und 6 Matrosen mit einem Obmann gingen aus Land, Fässer zu reinigen. Das war bald geschehen; die Leute stellten die Fässer in die Sonne und setzte» sich ins Nasse in eine nahe Weiukncipe. Ms sie aber an Bord des Schiffes kamen, erhielt jeder Matrose 25 Knutenhiebe, der Obmann 100. Bei den letzten 20 verzog er keine Miene; denn er war todt.
— In Wengenroth hat der Todtengräber 2hs Jahre lang nichts zu thun gehabt und will sich -pensioniren lassen. Der, glückliche Ort liegt in der Grafschaft Westerburg in Nassau und zählt 220 unsterbliche Seelen.
— Der „Volksbote" beneblet aus Niederbaicrn von einem Bauern, der Hasenschlingen gelegt hatte und einmal einen lebendigen Hasen in der Schlinge fand. Da er keine Schnur bei sich hatte, um demselben die Läufe zusammenznbindcn, zog er seinen ledernen, reich mit Zwanzigern gespickten Geldbeutel heraus, schlingt mit der ledernen Schnur davon einen Knoten dem Hasen um die Läufe und macht ihn los. Kaum spürt aber dieser die Freiheit, so macht er einen Satz und noch einen und springt davon. Der Bauer schreit, was er schreien kann um seinen Geldbeutel, aber den nimmt der Hase mit, und der Schlingenleger hatte das Nachsehen.
— Hausfrau. „Da sieh nur, jetzt hast Du 'den Braten wieder über Deiner Toilette vergessen und ihn anbrennen lassen. Tn gefällst mir jeden Tag weniger!" — Köchin: „Men im Hause kan» man's nickt reckt machen. Der Herr sagt wieder: ich gefiele ihm jeden Tag besser!"
— Jemand bemerkte, daß er in der biblischen Geschichte den Traum des Pharao doch gar nicht begreifen könne, wie es nämlich möglich sei, daß 7 magere Kühe 7 fette verzehrten, ohne daß man es ihnen ansähe. „Ich konnte es auch nicht
begreifen," versetzte ein Kaufmann, bis ich mir eine Frau »abm. Ta hatte ich mehr als sieben große und dicke Caffa- nud Handlungs-Bücher, meine Frau aber hatte ein nur ganz kleines Wirthschaftsbuch. Am Ende des Jahres aber hatte das kleine Buch alle meine großen und dicken aufgezehrt, und man sah es ihm auch nickt au. Seit der Zeit glaube ich auch an den Traum des Pharao."
— sBillige Pferdehaltuu g.j Ein Engländer, Namens Wedlake, hat unter dem Titel: „Mittel, ein Pferd für den billigen Preis von 1 Shilling (— 36 kr.) zu ernähren," eine Broschüre hcrausgegcbeu, welche in dem kurzen Zeiträume nur einiger Monate in 5000 Exemplaren in England und Amerika verbreitet wurde. Der Verfasser, selbst ein geschickter Fabrikant landwirthschaftlicher Instrumente und Maschinen, hat sich nickt damit begnügt, die Schrotmühlen und Siedema- schinen zu vervollkommnen, sondern hat Jahre lang über ein Ernähruugssystcm nachgesonneu, bis er ein solches' heransgc- sunden hat, welches wegen seiner erprobten Zweckmäßigkeit bereits in einer großen Zahl von Pferdehaltuugcn und Stutereien rc. befolgt wird. Jedermann weiß, daß Pferdemist stets eine Anzahl Haberkörner enthält, welche durch den Verdanuugspro- zeß nicht zerstört und verwandelt wurden, also ohne Nutzen für die thierische Ernährung durch den Körper des Pferdes hindurch gegangen find. Darin liegt aber ein offenbarer Verlust für den Eig'eutbümer, und es ist gut, das Getreidekorn durch Zerquetschen für die vollständige Verdauung vorzubereiten. Wedlakc aber hat durchaus kein Bedenken, bei seiner Fütte- ruugSmethode, die gewöhnliche Haberration bis auf den vierten Tbcil^zn ermäßigen, also eine wesentliche Ersparniß eintreten zu lassen, welche von der K. Ackerbaugesellschaft in England für ganz gerechtfertigt anerkannt worden ist. Unter den Verbesserungen, welche Wedlakc eingcführt wissen will, sind es besonders 2, auf die er besonders sein Augenmerk gerichtet bat.
1) Die vollständige Entfernung der Raufen, da das Futter, aus Mengsel bestehend, in Krippen vorgelegt werben kann. Es ist von kompetenten Sachverständigen anerkannt worden, daß ein Pferd mit dem Verzehren von l5 Pfund Heu 6 Stauden zubriuge» kann, während es zum Fressen desselben Gewichtes präparirten Futters nicht mehr als 20 Minute» braucht. Das Pferd kann also bei letzterem um so länger ruhen. Auch liegt darin schon eine bedeutende Ersparniß für den Pferdcbesitzer, daß von dem Heu nichts verstreut und von den Pferden in den Dünger getreten wird, und Laß auf diese Stroh, Klee und mancherlei Abfälle, welche sonst von Pfeifen nicht gefressen werden, verwerthet werden können. Der Verfasser räth, 1 Theil Wieseuhcn mit 2 Theilc» Weizen-, Gersten- oder Habcrstroh und mit einem Theile gequetschten Habers zu vermengen.
2) Das Futter mit mehr oder weniger warmem Wasser anzufeuchten, ist das zweite, worauf Wedlake die Aufmerksamkeit der Pferdebcsitzcr zu lenken sucht. Diese Zugabe erleich- - tcrt die Einspeichelung des Futters und verbindet den gequetschten Haber so innig mit dem Futter, daß das Pferd nicht in demselben hernmwühlcn kann.
Doch soll der Haber nur gequetscht, aber nicht zu Mehl gemahlen sein, auch soll das Stroh und Heu 1—2 Centi- mctcr (etwa ffg—^/s") lang geschnitten sein.
Schließlich führt Wedlake mehrere Fälle an, wo die Besitzer von einer großen Anzahl von Pferden dieses System mit bedeutendem Nutzen seit vielen Jahren angcwcndct haben. So z. B. die große Rollcompagnie in London, welche an 130 Pferde hält und seit Annahme dieses Füttcrungssystcms jährlich an 9300 Thlr. erspart. Ihre Pferde sind zum Uößeren Theile in brillantem Futterzustande, sehr tüchtig zur" Arbeit und zli Krankheiten weit weniger disponirt. Die Pferde der Londoner Bierbrauer, deren Zustand sprüchwörtlich geworden ist, werden ebenfalls nach dem System von Wedlake gefüttert.
Das System des Engländers Wedlakc verdient Angesichts der thcucren Ccrealienpreise die ernsteste Berücksichtigung aller Pferdcbesitzer. (Landw. Anz.)
Verantwortliche Redaktion: Holzle. Truck und hcrauSgegeben »°u <S. Zaiser.