Mörders Köpf ist heute Morgens 6*/s Uhr durch das Fallschwert vollzogen worden. Der Unglückliche erlitt die Sühne seines gräulichen Verbrechens mit Muth und Fassung, und nur während der Fahrt nach dem Richtplatze schien er von qualvoller Reue gefoltert dem Zusammenbrechen nah, erholte sich jedoch stets auf die Zusprache seiner geistlichen Begleitung rasch wieder, und blickte vertrauend auf das vorgehaltene Kreuz. Dem schauerlichen Akte, der in wenigen Minuten vollzogen war, wohnte ein äußerst zahlreiches Publikum bei, worunter jedoch verhältnißmäßig nur sehr wenige Personen aus dem zarten Geschlechte sich befanden. lieber die letzten Stunden des Unglückseligen erfahren wir, daß derselbe seine Gnadenfrist ausschließlich seinem Seelenhcile widmete. Nur den einen Wunsch hatte er, seine Verwandten noch einmal sehen zu können; ein Sehnen, das unerfüllt bleiben mußte. Heute Morgens stand er — ungeweckt, denn er konnte schon seit Mitternacht nicht mehr schlafen — um 3chr Uhr auf, wusch sich und kleidete sich an, hörte auf die Zusprache seines geistlichen Beistandes mit aufrichtig rcumüthigem Herzen, trug mit Fassung alles, was nun mit ihm verging, und bestieg zuletzt beherzt die Richtstätte. iAugsb. Abdz.)
München. Bei der kürzlich in München stattgehabten kriegsgerichtlichen Verhandlung haben sich, wie der Volksb. berichtet, folgende Thatsachen begeben. Am 28. Mai, nachdem das Künstlcrsest bei Pnllach vorüber, wollte der Chevauxleger-Lieutenant Ermath in Großheff- lohe in einen Eisenbahnwagen einfteigen, als ihm daraus zugerufen wurde, es ist besetzt, worauf er crwiederte, es scheint doch Platz zu sein. Daraus entstand ein Wortwechsel und endlich ein ärgerlicher Auftritt beim Kappler- bräu, welcher ein Pistolenduell zwischen dem Lieutenant Ermath und dem Studirenden der Hochschule, Frhr. v. Thondittmer, in dem Wäldchen bei Milbertshofen, zur Folge hatte. Zweimal wurde» Kugeln gewechselt worauf die Aussöhnung ohne blutiges Ergebnis; stattfand. Da aber bei jenen Auftritten im Kapplerbräuhause der Con- senior Georg von demselben Studentcnkorps anwesend war, welchem jene Studenten angehörten, die sich Ausdrücke bedient hatten, die, wie wenigstens Lieutenant Betzl annahm, das ganze Offizicrkorps betrafen, so ließ er, in die Sache schön dadurch verwickelt, weil dem Lieutenant Ermath secundirtc, den Consenior Georg auf Pistolen fordern. Diese Forderung wurde angenommen, und am 1. Juni wieder im Wäldchen bei Milbertshofen zum Zweikampf geschritten. Der Geforderte, Georg, hatte den ersten Schuß, fehlte aber, worauf der Lieutenant Betzl anlegte, schoß und seinen Gegner in den rechten Arm und die Brust traf, welcher sodann in einen Fiaker gehoben wurde, um nach der Stadt gefahren zu werden, aber noch auf dem Wege verschied. Mälz.Z.)
Wiesbaden, 29. Scpt. Dem Vernehmen nach ist unsere Prinzessin Sophie mit dem Prinzen Oskar von Schweden verlobt. Dieselbe ist die jüngste Stiefschwester unseres Herzogs aus der zweiten Ehe des verstorbenen Herzogs Wilhelm mit der Prinzessin Pauline von Württemberg.
Aus Schleswig -Holste in vom 23. Scpt. Man weiß in Dänemarks daß man in den holsteinischen Gutsbesitzern und namentlich im Adel die Träger der deutschen Opposition zu erblicken hat, und darum geht man darauf los, als Revanche dafür, sie nach Möglichkeit zu drücken. Man weiß, daß das Land äußerst 'niedrig verpachtet ist, mau weiß ferner, daß es auf eine lange Reihe von Jahren verpachtet ist, und man weiß darum auch, daß der Gutsherr bei einer neuen Steuerauflage sich wegen der einmal abgeschlossenen Kontrakte nicht in der Lage befinden kann, die neue Steuer auf den Pachtzins nach Verhältniß zu repartiren. Dieß Alles wohl erwägend, hat man die von den Gutsbesitzern zu zahlenden Steuern denn plötzlich vermehrt, und zwar, damit die beabsichtigte Wirkung ja nicht verfehlt werde, in wahrhaft übertriebener Weise. Wir kennen einen von den betroffenen Gutsbesitzern, dessen Steuern um volle 1800 Thalcr gesteigert worden sind. ES gibt nun allerdings Gutsbesitzer, welche so reich sind, daß sie von der ihnen plötzlich aufgelegten Mehrsteuer nicht gedrückt werden; andere gibt es aber auch, welche durch die betreffende Maßregel der dänischen Negierung rein zu Grunde gehen müssen. Ob man die letzte Absicht, die holsteinischen Gutsbesitzer und namentlich den Adel so lange zu plagen und zu maßregeln, bis sie von ihrem Dentschthum lassen und sich dem Kopenhagener Kabiuct in die Arme werfen; ob man, sagen wir, diese eigentliche und letzte Absicht erreichen wird, das ist freilich eine andere Frage. Wir glauben es nicht. Man kann die zähen Holsteiner wohl beugen, aber nicht brechen. Noch jüngst haben wir von der deutschen Zähigkeit der Holsteiner wieder eine Probe gesehen, welche in Deutschland weiter bekannt zu werden verdient. Als nämlich an dem Tage, als der Prozeß gegen den Minister v. Scheele in Kiel verhandelt worden war, der Vcrthcidiger des Hrn. v. Scheele des Abends in einen von zahlreichen Gästen besuchten Hof kam und sich zu den Ucbrigen an den Tisch setzen wollte, erhob sich plötzlich die ganze Gesellschaft wie Ein Mann und ging, den betreffenden Herrn ruhig sitzen lassend, an einen andern Tisch. Selbst jetzt soll der betreffende Herr noch keine Gesellschaft in Kiel finden können, und cs wird mitgetheilt, daß er seit jener Vertheidigung „eine wahre Hölle" durchzumachen habe. sDtsche. Ällg. Z.)
Das dänische Wüthen gegen alles was Deutsch a»S- flcht, ist tragikomisch. Als die Dvmschüler in Schleswig ihren jährlichen Auszug hielten, verlangt der Rektor, ein alter, ängstlicher Mann, sie sollten sich des Danebrog, der dänischen Fahne bedienen. Die Knaben weigerten sich und fanden den Ausweg, man könne mit einem Adler als altrömische Legion ausrücken. Der Rektor fand das für Gymnasiasten sehr passend, desto weniger der dänische Polizeimeistcr. Er hielt den Adler für de» deutschen oder preußischen und befahl den Schülern zur Strafe, nicht blos mit einer großen dänischen Fahne, sondern jeder Einzelne mit einer kleinen dänischen in der Hand durch die Straßen zu ziehen. Drei Schülern, die sich weiger. ten, wurde eröffnet, daß sic nie angestellt werden würden.
Paris, 28. September. Das Pariser Tribunal erster