selbst das Verlorne suchen müßten, dann dürsten wir < verzweifle», aber weil es der Heiland thut, darum dürfen I wir uns freuen, und sehen so herrliche Erfolge. Weil I aber auf dem großen Erdenrunde noch so viele Verlorne sind, deßhalb ist es die Aufgabe aller, die das Evange­lium gehört, geglaubt haben und selig geworden sind, sich zu betheiligen an der Verwirklichung des Plans der ewigen Liebe. Wir haben Ursache zur Freude; der Herr hat sich aufgemacht, Seine Ehre in allen Landen auszubreiten, und wenn auch die Christenheit lange geschlafen hat, so ist doch in neuerer Zeit ein regeres Leben erwacht in einzelnen Herzen und in ganzen Gemeinden. Der Herr bekennt sich zu Seinem Werke und sammelt Seine Heili­gen von den 4 Winden. Auch mir war es vergönnt, Augen- und Ohrenzeuge zu sein, wie alle falschen Namen Staub werden und zu Schanden werden vor dein Namen uusers Herrn Jesu. Das Arbeitsfeld, auf welchem ich bisher arbeitete, liegt im fernen Morgenlande, in Ostindien, einem herrlichen Lande, ausgezeichnet durch Reichthum und Mannigfaltigkeit von Producten; allein wie ein Land nur durch das Evangelium ein schönes wer­den kann, so geht diesem Laude bas Wahre ab. Noch vor einigen Jahrzehnten war dieses Land dem Evangelium verschlossen; kein Bote desselben durste es wagen, seinen Fuß in das Innere desselben zu setzen. Seitdem cS aber unter englischer Herrschaft steht, kann mau da, wo man vor Kurzem nichts sagen durste von dem Namen Jesu, mit dem Worte Gottes ungehindert hin und her wandern und die Leute einladen zum Reiche Gottes. Das Volk, welches dieses Land bewohnt, ist religiös; es gibt keinen Menschen ohne Religion. Natürlich ist ihre Reli­gion eine falsche; kein Mittel, die Seelen in Gemein­schaft mit dem lebendigen Gott zu bringen, sondern vom Quell des Lebens wegzuleiten. Es fehlt in Indien nicht an Göttern, es ist deren eine Unzahl, aber unter Allen keiner, der den Durst der Seelen stillen und die Leere der Herzen ausfüllen kann. Alle diese Götter, mit An­dacht angebetet, sind das Werk sündiger, abgesaüener Menschen. Einer ihrer zahllosen Tempel in der Nähe meiner Station, dem Gotte Schiwa geheiligt, ist umge­ben von hohen Mauern; in seinem Innersten, wohin nur die obersten Priester Zutritt haben, ist das Götzenbild, das zwei bis drei mal täglich von ihnen bedient, gebadet, gewaschen, mit köstlichem Oele gesalbt, mit Essen und Trinken versorgt wird. Aber der Gott verschmäht Speise und Trank, und cs kommt den Priestern zu. Die Gvtzcn- feste, die jährlich zu verschiedenen Zeiten gehalten werden, sind verbunden mit Lastern und Greueln aller Art; jeder Sünde ist hier Thür und Thor geöffnet; wer es am wei­testen treiben kann in der Unzucht, der glaubt der höchste Verehrer seines Gottes zu sein. Auch viele Wallfahrten zu den Götzen werden gemacht von Kranken und andern Nothleidenden, die unaufhörlich den Namen des Götzen anrufen. Man hat sogar um den Tempel herum Spitä­ler angelegt, wo die Kranken auf die gnädige Mittheil­ung der segnenden Kräfte des Go.tes warten. Wenn lange keine Hilfe erfolgt, dann fragt der Hilfesuchende, warum der Gott ihm nicht helfe. ' Der Gott erklärt,

wenn der Kranke Hilfe finden wolle, so müsse er noch diese und jene Opfer bringen. Endlich, wenn auch die­ses nicht hilft, dann wirb erklärt, er habe ein solches sündiges Leben geführt, daß ihm nicht geholfen werden könne. So in ganz Ostindien. Das Volk hat ein Be­dürfnis der Vereinigung mit Gott, das Gewissen drückt viele, sie wollen mit weitern Wallfahrten und schmerzhaf­ten Selbstpeinigungen, mit Baden im heiligen Wasser des Ganges sich versöhnen und reinigen. Es läßt sich denken, daß bei solchem Gottesdienst kein Heil, kein Friede in den sozialen Verhältnissen des Volkes ist, überall nur Elend und Herzeleid, kein mitleidiges Herz gegen Pen hilfsbedürftigen Bruder, nur Selbstsucht in ^ schrecklichem Grade. In ihrer Todesstunde welch ein !

Jammer und Verzweiflung! Zuerst wird eine Menge ^

Doktoren, daun Zauberer und Beschwörer gebraucht, um die bösen Geister wegzutreiben, dann ergibt sich der Kranke mit Zittern und Bebe», ruft einen Gott um den Andern um Hilfe an, je und je mit der Jammerklage:

Wo will cs mit mir hin, in wie viel Millionen von Thier- leibern werbe ich wandern müssen! Indessen zeigen die Hindn's Empfänglichkeit für das Evangelium des Frie­dens, für die Wahrheit, die kräftig ist, sie aus dem Tode ins Leben zu versetzen. Der Schwierigkeiten sind freilich viele und große, insbesvndere das Kastenwesen, wornach jeder in der Kaste oder Klasse, in welcher er geboren ist, bleiben muß, die er aber zur Strafe verlie­ren kann, so daß er kastenlos wird, und als solcher un­rein ist, mit keinem Hindu in Berührung kommen kann, als gestorben angesehen, von Jederman gehaßt und ver- --

abschent wird und besitzlos ist. Wenn da nicht eine gött- s

liche Kraft das Herz durchdringt. Alles für den Heiland zu verleugnen, so ist es unmöglich, diese Hindernisse zu überwinden; dennoch geschieht es, zum Beweise, daß daö Evangelium eine Gotteskraft zum Leben ist. Die Hindu's fangen an zu zagen, daß ihre Religion dem Ende nahe sei; ein Geist von Oben ist, der Alles in Bewegung setzt; Gelehrte und Ungelehrte sangen an, darüber nachzudenken, daß vielleicht in ganz kurzer Zeit Alles neu sein werde. Im Jahre 1848 wurde von den Engländern nach blutigen Schlachten die mächtige Dynastie der Shiks im Nvrdwcstcn von Ostindien aufge­hoben, weil jene Könige sich bemühten, alle Länder In­diens sich zu unterwerfen. Der junge Thronfolger wurde pensionirt und unter die Oberaufsicht der Engländer ge­stellt. In Berührung mit den Christen wurde er gläubig und bekehrt, der Erste heidnische Fürst in Indien, der j. sich bekehrte. Seine Kenntnisse im Christenthnm zu er- ^ weitern und zu erhellen, ging er nach England, kam in viele christliche Kreise, ward überall geschätzt und geliebt als wahrer Christ und wirkt jetzt segensreich in seinem Lande. Die Religion der Shiks fangt an zu vergehen, das Volk wird irre an dem Götzendienst seiner Väter. Das sind mächtige Dinge von der Hand des Herrn, der sich ansgemacht hat, diese Nation cinzusammeln in sein seliges Königreich. Doch ists immerhin noch ein klei­ner Anfang; gegen 160 Millionen finsterer Heiden sind noch in diesem Lande, nur etwa 120,000 bekennen den i