Schiff widerstand der Wuth der Wogen und des Windes. Nicht alle Fahrzeuge waren damals so glücklich, denn als sich der Sturm ein wenig gelegt hatte, gewahrten wir in Westen ein Schiss, das Nothsignale gab. Wir eilten dahin und fanden eine geringe Bombarde." Story wollte vor Ungeduld vergehen über die lange Erzählung, wagte aber doch nicht, das Mädchen zu unterbrechen. Ein kleines Schiff, das am Versinken war, das Was­ser schoß schon in die Kajüte. Im Ganzen waren es zwölf Personen: der Kapitän"Ich bitte Sie, Donna, wo war Maria?"Der Kapitän mit acht Matrosen und eine Familie, Vater, Mutter"Und Maria?"Maria? welche Maria? meinen Sie die?" und damit zeigte sie auf das reizende blonde Mädchen, das eben mit einem Korb Orangen zwischen den dichten großen Pisangblättern hervortral und erbleichte, als es die englische Marinenniform sah. Es war Maria.

Nach einigen Stunden finden wir Alle in dem Salon des Herrn von Herniez versammelt, den cs nicht wenig schmeichelt, den Engländer in Rio-Janeiro jetzt eine so bedeutende Person der untergeordneten Freundin seiner Tochter seine Hand geben, und sich selbst von ihm als Vater betrachtet zu sehen, da Rowteigh und die Mut­ter an den Folgen der unglücklichen Seefahrt bald nach ihrer Ankunft in Rio-Janeiro gestorben waren.

In drei Monaten, drei seligen Tagen zu vergleichen, war die Heirathserlaubniß Story'S aus England angelaugt, und mit ihr seine Abberufung von der Station zu Nio- Janeiro. Der Glückliche führte seine junge Frau jetzt sicher und ohne Unfall in die Heimath, nahm seinen Ab­schied und zog nach Schottland, wo er ans kleinem Land­sitze ein stilles, bescheidenes Leben begann, in das Maria reiche Blumen zu flechten verstand. An dem Tag, wo sie ihm den ersten Knaben gebar, kam ein Brief von der Admiralität in London mit einem Einschluß. An den Küsten von Norwegen hatten die Wogen jene Flasche mit den Zeilen an Storp auf den Strand geworfen, die Maria bebend und in Todesnoth bei Cuba geschrieben. Sie sah sie jetzt wieder in dem seligsten Augenblicke ihres Lebens.

In der Folge ward Story durch die Erbschaft eines reichen Verwandten in Liverpool in den Besitz eines Ver­mögens gesetzt, das man ans dem Continent groß nennen konnte. Wiewohl nun Maria abrietb, so wußte ihr Story doch eine Reise nach Deutschland, Italien und der Schweiz, besonders wegen der Erziehung der Kinder, so an's Her; zu legen, daß sie endlich einwilligte und mit fünf Knaben das stille Asyl nicht ohne liefen, ahnenden Schmerz ver­ließ. Wir kennen den schönen Zug der Engländer, daß sie am liebsten von ihren ganzen Familien umgeben auf dem Continent reisen, und allem Egoismus fremd, nicht genießen können ohne die Ihrigen. Auch verlor sich Mariens Wehmuth bald, als sie lange in ähnlicher Art, wie einst in Schottland, bei dem freundlichen Dresden und an verschiedenen Orten der Schweiz lebten. Ucberall blieb ihr der treue, liebreiche Story, überall also war ibre Heimath. Endlich bezogen sie mit ihrer Familie, die sich jährlich vermehrte, ein schönes Landgut zwischen

Lausanne und Ouchy. Hier beschäftigte Story besonders die Erziehung seiner neun Kinder, fünf Knaben, vier Mädchen, alle von äußerer Anmuth und schönen Anlagen des Geistes und Gcmüths. Wer achtete Story und seine Gattin nicht von all' denen, die sie kannten? Wer lieble die schönen Kinder nicht in Lausanne und im ganzen Um­kreis des Landguts?

Im Mai 1d27 kam aus England ein unerwarteter Gast, der bald auch ein sehr willkommener und lieber Freund im Hause wurde. Ferner, der Sohn, jetzt in Manchester etablirt, war einer der Glücklichen, die das Unglück gebessert und geheilt hatte. Der Verlust seines Vermögens, tbeils durch eigene und des VaterS Schuld, thcilS durch den Fall anderer Häuser herbeigeführt, ent­wickelte in ihm die Kraft deö Charakters und des Willens die oft nur vom Glück und von der Bequemlichkeit ein­gewiegt, schlummert und deö unsanften AufrüttelnS be­darf, um wach und stark zu werden. Jetzt kam er durch die Schweiz, um nach Genua zu gehen, wohin ihn eine Spekulation rief. Ta erfuhr er in Lausanne Story'S Anwesenheit, er eilte zu ihm, und wie Story und Maria ihn so günstig verändert sahen, vergaßen sie nicht, daß sie Hcnri's Vater ihr Glück verdankten.

Schon vor acht Tagen batte Story nach Genf ge­wollt, um Geld bei dem Bankier H. zu erbeben; aber immer hatte ihn das unfreundliche Wetter abgchalten. Jetzt wurde es fchön, und nun beschlossen die Männer unwiderruflich, Sonnabends den 26. Mai mit dem Dampf- bvot Leman nach Genf zu fahren, daS um 8 Uhr früh von Ouchy abgeht, um Mittag in Genf ankommt, dort eine Stunde verweilt und Abends 6 Ubr narb seinem Hafen znrückkehrt. Die Kinder wollten erst alle mit, daö gab aber die Mutter nicht zu. Darauf fiel die Wahl auf Mark, weil sein Geburtstag am 26. war, der aber wollte keinen Vorzug vor seinen übrigen Geschwistern; je­doch der Hauptgrund war wohl, daß die Kinder aus den benachbarten Familien heimlich für den Abend zu seinem Fest gebeten waren, was ihm der Kutscher verrathen hatte. Nun hätte Mark gar zu gern gesehen, daß auch der Vater dageblieben wäre. Da ihm aber dieser mit Hand und Mund versprach, Abends Punkt sechs Ubr wieder nach Hanse zu komme», so ergab sich der Knabe leicht darein.

Bor rb Uhr am 26. Mai kamen Story und Ferner mit Mad. Story und sämmtlichen Kindern herunter a» den Hafen von Oncky, und nach vielen freundlicher Worten und Küssen stiegen die Männer in die Barke und dann auf den Leman. Bald sausten die Näder, und das schöne Schiff fuhr schanmumflvsse» aus dem Hafen. Die Knaben waren indessen narb der Spitze des Molo gelaufen, um da den Leman. noch reckt weit zu sehen und dem Vater vielfach zuzuwiukeu, der auch ihre Grüße mit dem Taschentuche erwiederte, bis das Schiff zu fern war und man nichts mehr unterscheiden konnte.

(Schluß folgt.)