trouille erschienen, vor welcher sich die Crawaller aus dem Staube machten. Der Hr. Stadtschultheiß Schuster, der bei seinem Erscheinen sogleich das anwesende Publikum aufforderte, sich vom Platze zu entfernen, und den Zuwi­derhandelnden mit Verhaftung drohte, der Herr Gouver­neur Graf v. Sontheim, der Herr Generalmajor v. Reinhard, sowie der Platzadjutant Hauptmann v. Lipp und der Oberamtsverweser Roger fanden sich am Orte der That ein. Die zu dem Hause führenden Straßen wurden abgesperrt und erst spät in der Nacht ward die Passage wieder frei gegeben, doch wurde das Haus von einer Patrouille sowohl, als auch von der Polizei im Auge behalten, um jeder Wiederholung dieses Unfugs bei Zeiten Einhalt thun zu können. (U. Z.)

!T a g e s - N e n ik e i t e n.

Lindau, 19. Aug. Der Unfall, welcher sich ver­gangenen Sonntag auf dem See zutrug, gewährt durch die Mittheilung der Geretteten ein trauriges Interesse. Bei dem Ausbruche des Orkans war bereits an einer Gondel das Segel bis zur Hälfte niedergelassen, als die Wucht des Windes es erfaßte und das Boot mit Blitzes­schnelle in die Fluthen versenkte. Von drei darin befind­lichen Personen kam ein älterer Mann nicht mehr zum Vorschein, die Wellen hatten ihn begraben; hingegen ein IZjähriges Mädchen umfaßte den des Schwimmens kun­digen Fährmann des Bootes und Beiden war es in ihrer angstvollen entsetzlichen Lage möglich, sich mehr denn eine Viertelstunde auf der Oberfläche des Sees zu halten, bis eine Welle das Mädchen, das noch ein Stück des Ge­wandes in den Händen hielt, hinwegführte. Nach we­nigen Minuten erschien das Dampfboot, das nur mit Anstrengungen sich nähern und den mit dem Tode ringen­den Fährmann retten konnte. Ein anderes Boot war ebenfalls ein Spiel der Wellen; die Ruder waren entführt und das Schiff bis zum Rande gefüllt. Die darin Be­findlichen, ein Vater mit seinem Sohne, wurden an Bord des Dampfschiffes genommen. Eine dritte Gondel mit sechs Perspnen erreichte noch sicher den Hafen von Bre­genz. (N. M. Z.)

Dresden, 19. August. Gestern ist wieder ein politischer Gefangener durch die Gnade des Königs aus dem Zuchthause zu Wald heim entlassen worden. Es ist dieß der vr. inock. Günther aus Potschappcl.

(Sächs. Const. Ztg.)

Schweiz. Seit dem tarpejischen Tod des Englän­ders Schedcl vom Pilatusgipfel hat sich ein zweiter noch merkwürdigerer Selbstmord am Vierwaldstättersee zugetragen. Der Leichnam eines Deutschen, der sich seit mehreren Jahren unter verschiedenen Namen bald in der Umgegend von Luzern, bald bei Brunnen aufhielt und für einen politischen Flüchtling galt, wurde unterhalb des Grütli bei Seelisberg gefunden. Er hatte sich im See selbst, wie es scheint, einen Dolch in das Herz ge­stoßen. Die erstarrte Faust des Selbstmörders hielt noch krampfhaft den Griff des kleinen scharfgeschliffencn Dolchs. In seinen am Ufer liegenden Kleidern fand sich nichts, was eine Spur seines wahren Namens verrieth. Er war

ein Mann in den Vierziger Jahren mit stark markirten Gesichtszügen. Die Leiche wurde in Brunnen im Kanton Schwyz begraben. (U. S.)

sKuriosa aus Graubünden.j Der Bünd. Ztg. wird aus Grono im Misox geschrieben, daß letzte Woche einige Wölfe, kaum zweihundert Schritte von mensch­lichen Wohnungen entfernt, ein Kalb gctödtet und halb verspeist, ein zweites angefallen haben. Die Bestien sollen sich in der Gegend vermehren; statt daß man aber ernstliche Jagd auf sie machte, hat man sie, auf Anrathcn der Kapuziner, in öffentlicher Messe in Bann gethan. Der Korrespondent ruft ans:Wenn cs so fortgcht, werden wir das Thal bald voll Wölfen haben, und wehe dann euch, ihr gläubigen Schäfchen und unwissenden Kälber!"

Gent, 18. August. Ein schreckliches Ereigniß hat gestern Abend auf der Eiscnbahnstrccke von Antwerpen nach Gent stattgefunden leider sind mehrere Menschen­leben zu beklagen. Der letzte Zug von Antwerpen nach Gent hatte durch die große Menge von Passagieren, welche zu den Festlichkeiten nach Antwerpen geeilt waren und nun znrückkehrten, den Gebrauch zweier Lokomotiven noth- wcndig gemacht, um 800 Personen in zwanzig Wagen fortbringen zu können. Nach kurzer Zeit auf der ersten Station Zwyndrecht angelangt, erfuhren die Passagiere in sämmtlichcn Wagen plötzlich einen fürchterlichen Stoß; die erste Lokomotive war gegen eine Kuh gestoßen, welche die Weide verlassen und sich mitten auf den Schienen hingelegt hatte. Dieses Rencontre brachte dieselbe aus dem Gleise, sie wird auf die linke Seite geworfen, wäh­rend die'zweite Lokomotive nach der rechten Seite die Gepäckwagen mit sich fortriß. Ein Wagen dritter Klasse, welcher unmittelbar folgte, ward völlig zertrümmert, ein Wagen erster und zweiter Klasse über einander geworfen, ein anderer Wagen dritter Klasse fing Feuer. Alle nach­folgenden Wagen erlitten eine» solchen Stoß, daß die Achsen der Mehrzahl zerbrachen und die Fußboden in Stücke zertrümmert wurden. Die Erschütterung war so gewaltig, daß die meisten Passagiere von ihren Sitzen er­hoben und die Köpfe gegen die Decke geworfen wurden. Glücklicherweise war der Zug bereits zum Stehen gekom­men. Zwanzig Passagiere sind, soweit bis jetzt die Nach­richten lauten, mehr oder weniger schwer verwundet, eine noch größere Menge durch Contusionen leidend geworden. Die Verwundeten sind in den Hospitälern von Antwerpen untergcbracht. (N. P. Z.)

Amsterdam, 15. Aug. Es herrschte TodteuMe allenthalben am Abend des 11. August, die Uhr hatte eben 10 geschlagen. Da erscholl von fern ein Tosen oder Donnern, ein fast unterirdischer Laut, gleich dem Rollen eines schwer beladenen Wagens, das immer näher und näher kam. Viele hörten die unheimliche Stimme, die Niemand für Donner hielt. Auf einmal endete die Ruhe der Nacht, denn plötzlich ward Holland von Brabant bis zu der Außendünen der Südsee von einem so furchtbaren Wetter heimgesucht, wie selbst die ältesten Leute allcrwärts im Lande nie erlebt. Manche sogar behaupten, daß feuer­artige Massen, keine Blitze, beim Einbruch des Ungewit-