Das O'Donnell ergebene Militär soll mitBlutdurst gehaust haben. Die Korrespondenzen von Times »nd Advertiescr stimmen darüber denselben Ton an. Nach einem Brief des letztem Blattes aus Madrid vom 19. Juli ist dort die Erbitterung über die Unbarmherzigkeit deS Militärs so groß, daß keine Uniform sich auf den Straßen zeigen kann, ohne daß aus irgend einem Versteck auf sie geschossen wird. Schon sollen 27 Soldaten und Offiziere in Madrio als Opfer der Volksrache gefallen sein.
In Leicester wurde gestern Morgen ein gewisser William Brown wegen eines DoppclmordS hingerichtet. Bis zum letzten Augenblick behauptete er, daß er unschuldig sei, indem er sagte: „Ich werde als Märtyrer sterben und bald in den Himmel eingehen." Dem Gefängnißkaplan wollte er kein Gehör schenken , aber zu Zeiten Pflegte er seine Andacht privatim zu verrichten und wohl stylisicte Gebete laut herzusagen. Um ihn zum Bewußifein seiner schauer- vollen Lage zu bringen (wie es heißt), zeigte mau ihm am Donnerstag sein Grab, da bemerkte ec einfach: „Ah! ein hübsches Plätzchen, nicht wahr? Unter den Bäumen mag ich gern liegen." (Das Grab war in der Nähe einiger Bäume gegraben.) Am selbigen Tage besuchte ihn sein Vater nebst mehreren Freunden, und er bat den elfteren, „zu kommen und ihn hängen zu sehen." Wirklich kam der alte Mann, verschaffte sich einen Platz an einem Wirlhs- hausfenster gerade gegenüber dem Schaffet, saß dort mehrere Stunden lang vor der Hinrichtung bei einem Krug Bier und unterhielt sich angelegentlich mit seinen Kameraden. Der Delinquent hatte um die Eclaubniß gebeten, eine Rede ans Volk zu hasten und erklärte, daß er wenigstens eine Stunde lang sprechen werde. Diesem Wunsche gemäß ! führte man ihn einige Minuten vor 8 Uhr auf das Schaf- i fot. Sein Vater schwenkte ihm zum Erkennungszeichen ein Taschentuch zu. Der Delinquent verbeugte sich sehr tief, brachte aber kein Wort über die Lippen, bis Calcraft herantrat, ihm rasch die Schlinge um den Hals warf, die weiße Schlafmütze über das Gesicht zog und den Unglück, lichen in's Jenseits schleuderte.
Eine Türmer Korrespondenz der Jndependance belge meldet über Neapel: „Tie neapolitanische Polizei war am 13. Juli in großer Aufregung wegen einer Menge von Maueranschlägcn, die man früh Morgens in der Toledostraße fand und die eine Proklamation enthielten, in welcher den Neapolitanern Geduld anempfohlen, zugleich aber auch gesagt wurde, daß das Reich des Rechts und der Gesetzlichkeit nicht firn sei. Die Polizei crschrack natürlich sehr, namentlich wegen der großen Mäßigung, welche in dieser Proklamation von Anfang bis zu Ende herrschte."
Neapel den 18. Juli. Wie wenig die Regierung gesonnen ist, auf die Verlangen der Wcstmachte einzugehen, zeigt ein neuer Vorfall. In den letzten Tagen wurde der Commis eines französischen Kaufmanns Gaudin verhaftet unter der Anschuldigung, an irgend einem politischen Vorfälle des Jahres 1848 Theil genommen zu haben! - (Jtal. Korr.)
In Rimini wurde am 16. Juli Abends der Kaufmann und Secretär des französischen Konsulats, Herr Tis- serand, auf öffentlicher Promenade, wo er mit Frau,
Tochter und einigen Freunden spazierte, von Mörderhand erdolcht. Die Mörder entflohen. (O. K.) H
New-Nork, 8. Juli. Friedrich Hecker ist aus w seiner bisherigen Verborgenheit dadurch hervorgetreten, daß er die Candidaiur der republikanischen Partei von Illinois P
für das Amt eines PräsidentschaftSwahlmanues angenommen ;
hat, und jetzt den Westen bereist um in öffentlichen Vcr- sammlungen für Fremont zu wirken. (A. Z.) ge
Ein Morgenbild im Comptoir. G
(Fortsetzung und Schluß.) de
Ein junger Mensch, mit der größten Eleganz gekleidet, kam auS dem Comptoir, verneigte sich vor Herrn S
Mohrfeld und wollte zur Thüre hinaus, aber auf einen S
Wink seines Principalö stand er still. de
' „Wie sehen Sie denn aus?" fragte der Kaufmann P: unwillig, „ist etwa auf meinem Comptoir heute Ball?
Und wo waren sie gestern Abend? Wenn ich nicht irre, eir courbettirten Sie auf einem Schimmel zum Dammthore Hl hinaus, und hatten nicht Zeit, auf ihren Pcineipal zu sei achten, der zu Fuß nebenher ging." — ne
Ich bitte tausendmal um Entschuldigung!" entgegnete der junge Mann blutroth, „ich-" G
„Schon gut!" unterbrach ihn Mohrfcld, „ich habe wc
nichts damit zu schaffen, was meine Leute außer den un
Comptoirstunden anfangen, sobald sie ihre Geschäfte sonst kei
pünktlich besorgen. Aber mit Ihnen ist das ein Anderes. ne:
Sie haben eine arme Mutter, die am Nochwendigsten Mangel leidet, drei unerzogene Brüder, von denen mir ge- er
stcrn zwei baarfuß begegnet sind, und das zu einer Tages- mi
! zeit, wo Kinder in der Schule sein müssen. Es würde Ur
! Ihnen mehr Ehre machen, wenn sie darnach trachteten, voi
für Ihre Brüder zu sorgen, anstatt sich nach dem Modejournal der
zu kleiden und auf einem Schimmel zu stallmeisterii. Ge- zu
hen Sie an Ihre Geschäfte." stei
Ter junge Mann war wie mit Purpur übergossen, dci
er verzog sich rückwärts, wie ein Krebs, und war wie ein ein
Blitz zur Thüre hinaus. Der Kaufmann schritt vollends dm
die Diele entlang, und trat in sein Comptoir. Ich folgte. — Ze
Welch' ein Anblick! Ein langer, ziemlich finsterer Dc
Saal, in welchem Pult an Pult stand, hinter jedem der- Ka
selben ein emsig schreibender oder rechnender Mensch, ich sin
zählte deren dreißig; in einem Nebensale faßen auch noch hö>
mehrere. Unfern der Thüre hatte ein ziemlich bejahrter gu
Mann hinter einem Zahltisch Platz genommen, neben und Si
hinter ihm standen mehrere eiserne Kisten. — Ich that einen tiefen Seufzer. ein
„Nun, Herr Carstens!" redete der Principal bei sc!- Ar
nein Eintritte den Cassirer an, „was gibt es Neues? M
„Wenig!" entgegnete dieser rnhig. „Mehrere Anfra- km
gen sind cingelaufen, können aber nicht berücksichtigt werden. In Livorno haben wir nichts, auf Genua und De- nci
nedig können wir um des eigenen Bedarfs willen nichts wi
abgeben, drei unserer Schiffe laden auf dort. Zwei Valuten auf New-Uork und eine auf Havannas, die auch be- ric
gehrt wurden, habe ich angewiesen. Können Sie Kopcn- un
Hagener und Schwedische Papiere zu einem annehmlichen gci
Course brauchen?" Si