ich weiß?" —'Hier trat die Königin hinzu, streichelte Se. Majestät, der diesen Tag sehr gut gelaunt war, und bat mich armes Mädchen nicht ferner in so große Verlegenheit zu setzen. Ich hätte ihr schon mein ganzes Herz enthüllt, und wollte nur diesen Grenadier haben, oder gar keinen Mann. Ich bitte Ew. Majestät zu bedenken, fuhr sie fort, wie treu dieses brave Mädchen unser Machen in ihrer letzten Kranke heit gepflegt hat.. —
„Na, versetzte der König, wir wollen sehen, der Hauptmann lobt den Kerl. — Aber einen simplen Pastor kann sie doch unmöglich freien. — Na, wir wollen, wie gesagt, sehn, ich werde den Kerl eraminiren. Aber ä z»o- zws. wenn er Sie nun nicht haben will?"
Ich wußte auf diese Frage Nichts zu erwidern, als daß ich die Augen zu Beten schlug, worauf die Königin meiner Verlegenheil zu Hilfe kam- und sagte: das werden Ihre Majestät schon am besten einzurichten wissen.
»3a, Fiekchen, das sagt Sie wohl, erwiedcrte der König seiner Gemahlin; aber — na, wir wollen sehen; der Kerl wird ja nicht toll sein;" und mit diesen Worten ging Sc. Majestät gedankenvoll in das Nebenzimmer. —
So, fuhr die junge Dame fort, indem sie ihrem Manne einen zärtlichen Kuß gab, nun bin ich fertig, nun erzähle du weiter.
Carl nahm also abermals das Wort und begann: »Ich glaubte natürlich, daß ich gänzlich unbeachtet geblie. den, zumal den ganzen Tag über nicht das Geringste Vorfall, was meine Hoffnung hätte aufrecht Hallen'können.
Am andern Morgen auf der Parade jedoch, rief der König, als er mit Allem fertig war: Wo ist der Kerl, der gestern Mittag von 11 bis 12 vor den Zimmern meiner Gemahlin Posten gestanden, der Kerl soll heraustreten!
Mit klopfendem Herzen befolgte ich sogleich den Befehl, worauf Se. Majestät mich erst, ohne eine Miene zu verziehen, vom Kopf bis zu den Füßen mit den Augen Musterten und dann riefen: „zwei Unteroffiziere heraus! zieht dem Kerl die Jacke aus!" Ich war und konnte nichs Arideres vermuthen, als daß ich für mein unpassendes Singen gefuchtclt werden sollte, und begann zitternd: „ich bitte Ew. Majestät allerunterthänigst!" aber der König unterbrach mich: „räisonnir' Cr nichr — West aus!" Die Unteroffiziere thaten, wie ihnen geheißen und der,König im gleichen Ton und ohne Miene zu verziehen, rief weiter: „Hosen aus!"
Nun meinte ich, daß ich wenigstens gespießt werden würde, und flehte noch einmal in bebender Äugst: aber ich bitte Ew. Majestät fußsälligst, eS gnädig mit mir armen Menschen zu machen. Doch dieselbe AutvOrt erfolgter „rai- sonuir' Ec nicht, Hosen auS!" —
Als ich nun so ganz nackt und in wehendem Hemde dastand, rief der König weiter: „bringt mal den schwarzen Koffer da hinter der Freute her!"
Nun war die Todesangst bei mir vollendet, als ich das schwarze Ungeheuer hcrbetschleppen sah, in welchem ich sicher einen Spieß, oder, wcnn's sehr gnädig käme, ein blanlcö Nichtschwert verborgen wähnte. Ich faltete die Hände und empfahl mich meinem Gott, als der König,
vor dem der Koffer niedergesetzt ward, mir zurief: „sch Er mal hinein, was meint er dazu
O Himmel, sobald ich den Deckel gehoben, lag weder Spieß noch Nichtschwert darin, sonder» schwarze Predigerkleidung und die weißen Läppchen oben drauf. Dies« augenblickliche Wechsel der cutgcgeugestztcsten GemüthSbewe- gungen brachte mich fast der Ohnmacht nahe, als die Stimme des Königs mich wieder wach rief: „Nun zieh' Er sich eins, zwei, drei an und paß Ec auf, was ich Ihm sage! Bringt mal geschwinde vier Trommeln her und legt ein Dutzend Seitengewehre darauf, daß er das Leder nicht eintrüt. Der Grenadier soll uns eine Predigt halten. »Hört Er wohl," rief Er wieder zu mir gewendet: „Er soll uns eine Predigt Hallen, denn ich muß erst Ihn selbst eraminiren, ob Ec etwas gelernt hat. Ist er gut gesattelt, wie eS heißt, dann behält er kaS schwarze Zeug und Alles was darin ist; ist er rin dummer Teufel, dann laß ich ihm wieder die Jacke anziehen. Nun mach' Er, daß Er aus die Trommeln kömmt: zu lang braucht Er'S gerade nicht zu machen; aber gut." —
Unstreitig, fuhr der junge Mann fort, würde ich in diesem großen Orkan aller Gefühle nur albernes Zeug geschwatzt haben, zumal mir gleich von vornherein eine so furchtbare Alternative gestellt ward; allein zu meinem großen Glücke hatte ich während der ganzen Zeit meines elenden Dienstes täglich an mein Sprüchlein gedacht und mir vorgen.'lmnen, wenn ich je wieder erlöst werden sollte, darüber des nächsten Sonntags zu predigen. Die Jdern- Eombination gab mir dann immer von selbst an die Hand, Wie ich'ö machen und meine Predigt eiatheilcn wollte, so daß dies e also seit Jahr und Tag gewissermaßen schon scsi tig in meinem Geiste stand. Ich stieg daher muchig auf die Trommeln und begann gleich mit den Worten: St. Paulus sagt Röm. 8, 28:. „Wir wissen, daß denen, dieGvrt lieben, a l l e D in g e z u m B e stc n d i e n e n," worauf ich erst ausführlich mein Unglück schilderte, daS jetzt mir durch die Stärkung meines Glaubens so sehr zum Besten gedient habe, und dann eine besondere und allgemeine Nutzanwendung machte.
Ich wurde dabei gewahr, daß dem Könige, der dicht vor mir stand und mich nicht ans den Augen ließ, bald die Thränen über die Wangen liefen, und kaum hatte ich „Amen" gesagt, so rief er aus: „komm Er nur ander von der Trommel; Er soll den schwarzen Rock behalten und alles waS darin ist. Visuire Er doch einmal die Taschen, was hat Er denn drin?
Schon während meines Vortrags war mir die eine Tasche schwerer vorgekvmmen, als die andere. Ich griff also zuerst in diese, und wer schildert mein Erstaunen, als ich eine goldene mit Dukaten gefüllte Taban'öre hervorzog. Stumm betrachtete ich sie noch, als der König rief: „das ist ein Geschenk von meiner Gemahlin; aber seh' Er mal, ob Er auch nicht Etwas in der andern Tasche hat?" Noch immer vor Erstaunen keines Wortes mächtig, langte ich hinein und zog das, von Sr. Maj. eigenhändig unterschriebene, Patent eines Generalsuperintmdentm heraus.
(Schluß folgt.)