Am 8. Juni ist ii, Warschau der förmliche Ainnc- stieakt des Kaisers Alerander zu Gunsten der polnischen Flüchtlinge pnblicirt worben. Mau erfährt aus dem Wort­laute desselben nichts weiter, was durch die bisherigen Kund­gebungen in dieser Angelegenheit nicht schon bekannt wäre.

(Si.A.)

Auö Trapezuut vom 26. Mai wird berichtet. Die Russen zerstörten und verließen KarS. Die Bevölkerung von Van hat insurgirt. Ismail Pascha hat 60 Mann von den Truppen in Erzerum hingeschickt. (St.A.)

In Afrika und vorzüglich in dem altberübnitcn Ge­treideland Egypten ist die Kornernte sehr reichlich aus­gefallen und bereits glücklich Angebracht. Diese Nachricht hat im südlichen Frankreich viele Bekümmerte aufgerichüt.

Der erste Ehezwist.

(Fortsetzung.)

Nun, ich trug also meine Mahlzeit hinaus. Der Mann rückte freundlich sein Tischchen zurecht, sah aber gar nicht zer­knirscht ans.Und was bringt meine Frau Gutes?" Ach, der Brei war ans einem offenen Feuer gekocht, da mein Hecrd noch nicht im Stande war, und schm ekle entsetzlich nach Ranch, Ich spürte das selbst, aber Albert, meinte ich, sollte es doch nicht spuren am ersten Tag nach der Hochzeit! Er zog aber ein entsetzliches Gesicht und schob den Teller zurück. Lifge- kränkr stellte ich ihm schweigend den Braten hin. Eine kuriose Mahlzeit das," sagte er halb scherzhaft, halb ver­drießlich,wenn Tu'o nicht besser kannst, Frau, so danre ich mich." Ich ging schnell hinaus mit dem verschmähten Brei und trumen floß aus'S Nene unaufhaltsam meine Thräneiiflmh, und die allerschönsten Verse von begrabnem Gluck und Unverstand,«er Liebe, die nur je in einem Mädchen­album standen, kamen mir zu Sinne. Ich legte mein thräneumntes Haupt ans den Sopha und dachte an meine Mucker daheim, die nicht ahnen werde, wie unglücklich ihr armes Ku.H" sei. Ta siel mir in meinem schwwmnthigen Sinnen ein, wie Albert vorhin einen alten Shawl um den Hals gebunden hatte, und ich begann zu ahnen, daß er unwohl sein könnte. Ich schlich wieder hinaus. Er lag auf seinem Sopha.Fehlt dir etwas?" fragte ich leise und schüchtern.Fehlt dir etwas?" fragte er lächelnd, indem er mich zu sich zog und in meine verweinten Augen sah. Nun kam'S zur Erklärung! Ich leerte mein Herz ans und erzählte ihm unter Lachen und Weinen, was ich Alles gedacht und wie ich so unglücklich gewesen, und er­zählte mir, wie er sich, als er sein Halsweh gespürt, so gefreut habe, daß ihn nun sein Weibchen daheim Pflegen und versorgen werde, und wie ihn's dann gekränkt, daß ich ni bt einmal nach ihm gesehen und ihn mit Staub und Zuglust empfangen hätte. Wir lachten zusammen, daß wir alle Zwei so dumm gewesen, und er mußte zu Bett und ich kochte ihm Thee und Limonade und verpflegte ihn nach Herzenslust. Ich könnte nicht eben sagen, daß dieser erste Zwist der letzte gewesen sei, aber so off mich das Ge­fühl deS Unverstandenscins überschleichen wollte, so dachte ich auch an jenen thcänenvollen Morgen und besann mich zuerst, ob mein Mann nicht etwa auch unverstanden sei."

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DaS,Salat beet.

Tie Gesellschaft lachte herzlich über dieses erste Herze­leid. Die Frau Doktorin aber sagte:So gar früh hai'S bei uns nicht angefangen, aber viel wichtiger ist der Grund unseres ersten Streites auch nicht gewesen. Ich war, wie die meisten Mädchen daheim keine sonderliche Gartensrenn- din, und das kleine Gärtchen vor unseren, Hanse war mir am Anfang unseres Ehestandes eine rechte HerzenSIast.

Aber' ich gewann eine unbeschreibliche Freude daran unk setzte meinen Stolz darein, den hübschesten Küchenaarten zu haben. Zunächst dem Hause, an dem sonnigsten Plätzchen, hatte ich Salat gesät und freute mich königlich am Sonn­tag der Fran Pfarrerin, die sonst die erste Gärtnerin war, davon bringen zu können. Ihre Magd hatte mir nämlich verwachen, daß der ihrige noch ganz Kein sei. Am Sam­stag Abead ging ich im höchsten Profit mir einem Porzel- laateller in den Garten, aber ach, mein schöner langer Salat! Der Mann haste all seine nnaöihig vielen Pfeifen anSgeklopft, an-Sgespritzt, gereinigt. A les ans mein Salat­beet. Das war ganz verdorben mit Tabacksasche, TabackS- saft und roch wie eine übemächstge Biceslnbe. In höch­ster Alteration eilre ich hinaus, der Mann saß ganz be­haglich ans dem Sopha und rauchte wie ein Kamin. So Schatz, jetzt habe ich meine Pfeifen einmal gründlich ans- gepntzt."Ja, auf meinen Salm!" ries ich mir leiden­schaftlichem Weinen. Bei dem Weinen allein blleb'S aber nicht. Ich bin etwas hitziger Natur und weiß nimmer, wa-s ich sagte; was Ec sagte, das weiß ich wohl noch, sag's aber nicht. Er ist auch ein Sprudelkopf und wir * kamen in bitterem Verdruß auseinander. Vor Schlafenge­hen dachte ich wohl daran, daß die Sonne nicht über misercm Zorn nmergchcn sollte. Aber die Sonne war

längst d'rrwstea und mein Mann schlief, als ich mit ver­

söhnlichem Heezen in das Schlafzimmer kam. So ging's den ganzen Sonntag fort mit Tr ritzen. Das Leben war mir recht entleidrt; aber an mir war's doch einmal nickt, wie­der einznlcnknl, ich war doch offenbar im Recht. ES hätte ihn ja freuen sollen, eine fleissigc Frau zu haben!

Ec aber schien gae nicht gesomi.n, eo zu rbnii. Da kam am Momag Morgen wie ein Himmclsbote des armen Flaschners Kind ans drr Nachbarschaft zu mir, ta-S einen immer mit Bleckwaaren überlief:O.et Se uct so gütig

seien und diil Aimspflcg kaufe» ?" DaS war so eine An­

stalt für Tabacksasche, Pfeifetireinigilag, und dazu noch schön lackirl. Ich kaufte das Ding; habe wohl zuviel da­für bezahlt lind sprang damit hinaus. Mein Mann saß noch ganz innerlich brummend an seinem Tisch, wie ein Maikäfer im Juli.Da, Alter," sagt' ich fröhlich,bring ich dir etwas, daß cm mir deine Pfeifen nimmer aus die <Lalaibccte leerst!" Er guckte zuerst noch zweifelhaft aus, als er mir aber in's Gesicht sah, da schwand der alle Groll.

Er schämte sich auch ein Bischen und es gab die schönste Vetsöhnung. Seitbem habe ich mich recht gefürchtet vor meiner eigenen schnellen Zunge, und wenn ich hitzig wurde, ist es nie mehr zu so heftigen Worten gekommen."

(Fortsetzung folgt.)