»Aber wenn die Liebe aufhören soll, dann bleibt ja dem Baum auch kein grünes Laub!" seufzete die junge Fran.

Ei, die braucht gar nicht auszuhören; fragen Sie einmal alle die Frauen da, wenn sie auch nur Einmal in vierzehn Tagen schreiben: ob sie nicht heute noch, wie die Weiber von Weinöberg, wenn ihnen gestattet würde, ihr Liebstes und Bestes zu retten, den Mann davon tragen würden, und ob sie nicht seither in vielen schweren und traurigen Stunden und an viel schönen Freudentagen gespürt haben, daß man sich nicht vergeblich Liebe und Treue ver­sprochen, auch wenn man sich nimmer alle Tage küßt." Mit inniger Zustimmung sahen Aller Augen, auch die der Frau Schweizer, auf die Mama, Fräulein Karoline, die sich dem Frauenkreis angeschlossen, sah still vor sich nieder und auch Frau Lenz heftete ihre Blicke mit einem etwas verbissenen Ausdruck fest aus ihre Arbeit.

Das glaub ich gern, aber wie wenig sieht man oft von dieser Liebe," sagte die junge Frau.Ist es denn nothweudig, das mau äußerlich kalt und trocken wird, wenn man sich doch im Herzen das Theuerste ist?"

Ei, bewahre," fiel Marie, eine heitere, lebensfrohe Frau, ein,das ist gar nicht nöthig; freilich läuft man oft tagelang recht altbacken um einander herum, da ist aber auch die Frau schuld, wir müssen daheim das Flämmlein pflegen, daß es der Mann brennend autrifft, er kann'S von draußen nicht mit hereinbringen. Und es kommt viel darauf an, wie man den ersten Zwist überwindet."

Den ersten Zwist? ach, wann kommt der?" fragte ängstlich die junge Frau.

Wann? unterschiedlich; bei uns kam er sehr bald."

Aber aus welchem Grunde denn?"

* *

*

Der Tag nach der Hochzeit.

Ja, sehen Sie, wir haben einander so lieb gehabt, wie nur irgend ein Brautpaar, und wenn ich tie Briese aus unserer Brautzeit verbrennen wollte, ich könnte einen

O'chscn dabei braten! Von einer Hochzeitreise wollte mein

Mann nichts hören.Nicht in der Fremde, daheim am eignen Tisch Witt ich mein liebes Weib zuerst eigen haben." So fuhren wir denn von der Hochzeit weg in die neue

Heimath, in der ich noch ganz fremd war. Mitnehmen

wollten wir auch Niemand/ Daß die Magd nicht gleich cintreffen konnte, war uns eben lieb.

Am Morgen in der Früh mußte mein Mann in seine Kanz'ei, nun sah ich mich erst recht um in unserer Woh­nung. Da standen im Wohnzimmer die Meubel kreuz und quer durcheinander, nothdücstig ausgepackt, die Stuhlsüße noch in Papier, der Boden mit Stroh und Heu besät, der Gang voll Kisten. Es sah Alles recht trostlos aus. Ich machte mich dran, Ordnung zu schaffen, aber die schweren Meubel konnte ich nicht allein schieben, Niemand war zu Hülfe da, wo ich ein Fach öffnete, fiel mir ein Haufen von Dingen entgegen, für die ich keinen Platz wußte. Daheim war ich an eine besorgte Mutter, an hülsreiche Schwestern gewöhul. Es war mir etwas heimwehattig und weinerlich zu Muthe, aber ich bezwang mich tapfer jetzt kam ja bald mein Liebster; wie wird der mich so

freundlich trösten und mir so lieb helfen! Ich ordnete

und rückte zurecht so gut ich konnte, dann öffnete ich alle

Fenster, um die Heu- und Strohmassen auszukehren. Es war ein sehr kühler Herbsttag, ich hatte das in der Hitze des Geschäfts nicht gefühlt und war eben in vollstem Eifer, als die Thür aufging und mein Mann eintrat."Aber um GotteSwillen, welcher Unsinn, jetzt die Fenster aufzu­sperren!" lautete sein EintrittSgruß. Ich schluckte noch meine Thräneu mühsam hinunter und sagte mit erzwunge­nem Lächeln:Sieh, wie ich schon so fleißig gewesen bin!

Komm, probier', wie unser Sopha ist."Habe nicht

Lust im Staub zu ersticken," sagte er verdrießlich und ging hinauf in seine alte Stube, die er schon zuvor bewohnt hatte. Jetzt aber brachen meine Thräneu loö, da saß ich inmitten meiner staubigen Stube und weinte zum Herzbrecheu. Es war mir, als sei'ö nun mit allem Glück zu Ende auf im­merdar. Das also war die Liebe bis in den Tod, so rauh konnte er mich anfahren und schon am Morgen nach der Hochzeit? Dazwischenhiuein wartete ich im Stillen, ob er nicht komme, Versöhnung suchend. Er kam aber nicht. Da raffte ich mich auf, ergeben, rcstgnirt. So wollte ich denn nur meiner Pflicht leben, auch ohne Liebe, ohne Freude, ohne Dank, und ging in die Küche. Was war da anzufaugeu? Ich hatte noch kein Fleisch, keine Butler, keine Kartoffeln, Milch aber hatte die Nachbarin gebracht und Niehl war auch da von Hanse. So beschloß ich denn Brei zu kochen. Albert hatte ja einmal mit mir und den kleinen Geschwistern Brei in der Laube gegessen und ihn so gelobt. Dann hatte ich auch »och einen kalten Braten, den uns die Mutter mitgegeben. Ich machte mich an'S Werk, und die Geschäftigkeit vertrieb in etwas meinen Herzens­kummer. Ter Brei, der mußte ja die Erinnerung an die schönen Tage der ersten Brautzeit in ihm erwecken, mußte ihn mahnen, wie hart, wie lieblos sein Betragen diesen Morgen gewesen. Aber daß er nicht ein einzigmal herun­ter kam, um nach mir zu sehen: Ach ich wußte nicht, daß 'er ein verdüeßliches Geschäft zu schleuniger Bereini­gung von der Kanzlei mit heimgenommen halte, wußte nicht, daß er seit der gestrigen kühlen Heimfahrt an H ilsweh litt und sich gefreut hatte, nun daheim ein behagliches Stübchen zu treffen."Ja warum hat er Ihnen das nicht gleich gesagt," meinte Frau Schweizer.Das ist's eben, wo wir oft zu viel sagen, da sagen die Männer oft zu wenig, auf'S Errathen verstehen wir uns aber besser als sie, drum soll das unsere Sache sein. (Fortsetzung folgt.)

Zweisilbige Charade.

Die Erst'nud Z weit', fremd unsrer Sprache klingen, Sind dennoch unveffälscht und rein;

Ich lieb' sie wohl an allen Dingen,

Absonderlich am deutschen Wein.

Ehrfurcht erweckend ist das Ganze,

Es muß des Königs Thron umzieh'»,

Und schön ist neben gold'nem Glanze Sein tiefes, wunderbares Glühn.

Auslösung der Eharade in Nr. 47:

Stre ichfeuerzeug.