Tages-Neuigkeiten.

Konstanz, 1. Juni. Heute Nacht ist unsere Stadt von einem großen Unglück betroffen worden. Be­kanntlich befindet sich beim Ausfluß des Bodensees, an der Stelle, wo der Rhein beginnt, eine alterthümliche hölzerne Brücke und mitten auf derselben auf Pfählen im Strom erbaut eine große Mahl« und Sägmühle, Alles von Holz errichtet. Plötzlich Nachts 2 Uhr brach in der Sägmühle Feuer aus und in wenigen Minuten stand die ganze Brücke mit sammt den Gebäuden in Flammen. Die Be­wohner der Mühle retteten mit genauer Noth daS Leben, aber zwei Müllerknechte werden vermißt und sind wahr- scheinlich verbrannt oder ertrunken. Auch 22 Mastschweine. fanden bei dem Brande ihren Tod. (S. M.)

Bayreuth, 28. Mai. In der heutigen öffentlichen Sitzung des Stadtgerichts wurde die ledige Dienstmrgd Susanna Pansch von Frankenhammer wegen fahrlässiger Brandstiftung zu 2ch Monaten Gefängniß vernrthcilt. Die Verurtheilte ist die bedanernswerthe Person, durch deren Fahrlässigkeit über Selb so namenloses Unglück kam. Vier Menschen verbrannten und 316 Gebäude, ohne die Nebengebäude, wurden ein Raub der Flammen!

Berlin, 30. Mai. Der Kaiser Alexander von Nuß- land traf gestern Abend kurz nach 10 Uhr hier ein. Unser König und die Prinzen waren dem hohen Gaste bis Für- stenwalde entgegengefahren. In Begleitung des Königs befand sich auch der Ministerpräsident. Der Kaser wird von seinem Minister des Auswärtigen, Fürsten Gortschakoff begleitet. (Fr- 3-)

Berlin, 31. Mai. Seit der Ankunft Sr. Maj. des Kaisers von Rußland nimmt der Kreis der an unserem Hofe versammelten Souveräne mit jedem Tage zu. In Begleitung des Kaisers langte S. K. H. der Kronprinz und die Kronprinzessin von Württemberg, der Großherzog von Weimar und Prinz Friedrich von Hessen von War­schau hier an. Gestern sind Se. Maj. der König von Sachsen, heute I. M. die Königin von Baiern hier ein- getroffen. Auch der Großherzog von Oldenburg, der Groß- herzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, der Herzog von Nassau, der Prinz und die Prinzessin Fried­rich der Niederlande weilen gegenwärtig an unserem Hefe.

(St.A.)

Berlin, 1. Juni. Die Konferenzen der hier ver­sammelten gekrönten Häupter und ihre Diplomaten baben sich auch viel mit den Donaufürstenthümern beschäf­tigt. Man soll dahin übereingekommen sein, aus allen Kräfen für die Vereinigung derselben zu wirken und die Krone des neucreirtcn Staates dann einem deutschen Prin­zen zu übertragen. (Karlsr. Z.)

Berlin, 2. Juni. Der Kaiser von Rußland wird in der Nacht vom 23. Juni von Sanssouei mit Eisen­bahn nach Königsberg und von dort mit Ertrapost nach der Gcänze zucückkehren. Auf seinen Wunsch werden auf dieser Reise alle Empfangsfeierlichkeiten und die Begleitung der Behörden unterbleiben. Der Kaiser hielt am Samstag spät Abends noch einen Kabinetörath im hiesigen russischen Botschastshotel.

Königsberg, 30. Mai. Die Königsberger Har« tung'scheZeitung enthält eine telegr. Depesche aus Peters­burg vo n 29. Mai, nach welcher die Unterrichtsanstalten d,'S Reichs unter des Kaisers nächste Aufsicht gestellt wer­den sollen. Die Originalprotokolle in Betreff von Refor­men in der Oberschulvecwaltung sind dem Kaiser vorgelegt worden. Es soll neben der Oberschulverwal ung noch ein gelehrtes C.nnit« errichtet werden. (T. D. d. A. Z.)

Paris, 30. Mai. Die Getreideernte hat in Algier bereits begonnen. Ein Sack Getreide und ein Sack Gerste sind für die landwirthschaftliche Ausstellung angckommen.

(F. I.)

Paris, 30. Mai. Die Einladungsschreiben zur Tausfeierlichkeit, welche der Münster des Innern an die Maires der Departements-Hauptorte richtete, lauten: Pa­ris, 24. Mai 1856. Herr Maire! Der Kaiser bat den Tag der Taufe deS ka serlichen Prinzen auf den 14. Juni festgesetzt. Se. Maj. hat mich beauftragt, Sie zu dieser Eeremmie cinzuladen. Da der Kaiser sich bei diesem An­lässe nicht mit den Abgeordneten aller Gemeinden Frank­reichs umgeben kann, so wollte er, daß sie durch die Herren Maires der Hauptorte vertreten werden. Ihre Anwesenheit bei diesem Feste wird für die Departements ein abermaliger Beweis sein, daß der Kaiser wünscht, das ganze Land sich an dieser Nationalseier becheiligen zu sehen. Empfangen Sie rc. Billault. (St.A.)

Paris, 30. Mai. Das Journal des Debats erhebt heute sein-.' mahnende Stimme und warnt die Italiener nachdrücklichst vor England, vor seiner Regierung, vor Lord Palmerstou. Wie Alice dem Robert, so ruft es den Ita­lienern zu:Tran den Worten des Mannes nicht, er führt dich in's Verderben," und eS wäre sehr zu wünschen, daß die Italiener diesen woher cs immer kommen mag guten Rath hören möchten. (St A.)

Paris, 1. Juni. Ans dem südlichen Frankreich tref­fen von Neuem UuglückSbotfchasten ein. In Lyon wurden seit vorgestern auf allen Seiten Vorsichtsmaßregeln getrof­fen; man war wegen Rhone, und mehr noch wegen der Saone besorgt. Die Uferbewohner arbeiteten rastlos, um Laden und Magazine zu räumen, und Marschall. Kastellane hatte ganze Bataillone Soldaten zu ihrer Unterstützung kom- maudirt. Die Quais de la Baleine und St. Antoine, so­wie die gleichlaufenden Straßen standen bereits unter Was­ser. Auf dem Platz Bellecour fuhr man neuerdings mit Nachen; die Straßen Marrenuiers, St. Joseph, Bourbon, der Platz de la Charite, und viele andere Punkte der Stadt waren überschwemmt, und gestern Morgen hatte das Was­ser alle Siaßen vom mittleren Niveau überflnihet. Auf dem jenseitigen Ufer brach in der letzten ,Nacht der Damm des Granv-Camp beim untern Fort auf einer Lange von 150 Mrtres; 1100 Soldaten der Armee Lyon, welche dort unter Leitung der Ingenieure arbeiten, um dem befürchte- ten Unglück vorzubeugrn, sind dadurch abgeschnitten. Mar­schall Castellane und der Präseki begaben sich sofort an Ort und Stelle. Morgens hatte sich das Gerücht verbrei­tet, 390 Mann seien nmgekommeu. Glücklicher Weise war dasselbe unbegründet. Das Fort de la Viiriolcrie mußte geräumt werden, wobei zwei Soldaten ertrunken sein