die Bestätigung des Königs, der Verstund deS Gerichtes zerbrach den Stab und warf ihn Roller mit den Worten zu Füßen:Euer Leben ist verwirkt; Grtl sei Eurer ar- men Seele gnädig!" und zum Scharfrichter gewendet: »Nachrichter, ich übergebe Euch den Johann Michael Rol­ler mit dein Befehle, zu richte» vom Leben zum Tod!" Hierauf kniete Stadtpfarrer Dr. Wolff zu einem stillen Ge­bete mit ihm nieder und flehte den Allbarmherzigen um Gnade für den nun dem Schwerte Verfallenen an. Die Gehülfen des Nachrichiers entblößten ihm sofort Hals und Nacken, schnallten ihn mir verbundenen Augen auf das Brett, schoben ihn auf demselben vor, ein Zug des Nach- richterS (Schwarz von Oehringen) das Beil fiel und rennte in raschem Schnitte das Haupt vom Rumpfe. Sei» Leichnam wurde auf die Anatomie nach Tübingen geführt. Während des Aktes ertönten die schauerlichen Klänge des Armensünderglöckchens vom Klosterthurme. So endete ein Mann, den Sinneslust aus günstigen Verhältnissen durch die Bahn des Verbrechens auf daS Blutgerüst führte!

Ta ftes«Neuiftkeiten.

Baden, 39. April. Diesen Morgen starb dahier Se. Großh. Hohen der Prinz Emil von Hessen. (K.Z)

Am 25. April feierte Braunschweig das Regie» rungsjubiläum seines Herzogs. Der Bürger- und Bauern­stand des wohlhabenden Landes entfaltete die ganze Fülle seines Reichthums und zwar nicht ohne politische Nebenab­sichten. Zunächst wollte man damit den letzten Versnch machen, den Herzog zur Vermählung zu bewegen und an offen ausgesprochenen Bitten, sowie an Anspielungen aller Art, namentlich an höchst ergötzlichen bei der prächtigen Illumination fehlte es 'nicht. Ferner tsollte daS Fest eine Demonstration gegen den Hofadel sein, welche die ganze Feier zu hintertrebcn und den Herzog: gegen dieselbe einzu­nehmen versucht hatte, und dieser Partei gegenüber wollten Bürger und Bauer einmal zeigen, waS sie vermöchten. 1200 Bauern in schöner Landestracht auf prächtigen Pfer­den, wie sie die Eavallerie nicht schöner hat, zogen zu Ehren ihres Herzogs im Festzug durch die jubelnde Stadt.

, In Sorau in Oberschlesien hat der Jude Abraham Margelins nicht nur seinen lOOsten Geburtstag gefeiert, sondern er gedenkt auch noch am 5. Mai seine goldne Hochzeit mit seiner zweiten Frau zu halten. Mit der ersten war er 26 Jahre verheirathet. Ec lieft die kleinste Schrift ohne Brille, hört scharf, fuhrt eine ganz gute Unterhaltung und auf den Beinen ist er so kräftig wie der Jüngste.

, Wien, 27. April. Heute wurden in allen Kirchen Bittgebete veranstaltet, um einen Regen zu erflehen. Wir haben übrigens wirklich eine beispiellose anhaltende Dürre, welche sich durch prachtvolles Wetter auözeichnet, aber unerquicklich ist durch die Trockenheit und die unge­wöhnliche Hitze. (Fr. I.)

W icn, 27. April. Obleich die Neuenbnrger Frage auf der Pariser Eonferenz nicht zur Besprechung gekommen ist, so scheint es doch gewiß zu sein, daß Preußen ent­schlossen ist, diese Frage im Wege der diplomatischen Ne- geriaiion zur Erledigung zu bringen. Dian erzählt sich,

daß Graf Arnim unserem Cabinete in dieser Beziehung bereits vertrauliche Mittheilung gemacht habe. Graf Arnim conferirte in den letzten Tagen zu wiederholten Malen mit dem Minister deS Aeußern; der von Seite Oestreichs am Bundestag einzubringende Antrag wird als der specielle Gegenstand dieser Conferenzen bezeichnet. Preußen und auch mehrere der Mittelstaat n sollen dem östrcichischen Antrag bereits beigestimmt haben. (Fr. I.)

Tri est, 26. April. Die Oberlandpost ist mit Nach- richten aus Bombay vom 2. April eingetroffen. Die Stadt Prome ist durch eine Feucröbruust zerstört worden.

(T. D. d. H Nchr.)

Paris, 29. April. Die Gazette de France beklagt die Auslagen des Krieges und wünscht, daß endlich Etwas geschehe, um die Wiederkehr so unfruchtbarer Auslagen zu verhindern. Wenn man zu den sieben Milliarden, welche ansgegeben wurden, noch die in Folge von Zerstörung zu Grunde gegangenen Kapitalien rechnet, wird man sich eine Idee von den Josten des Krieges machen können. Hierzu kommen aber noch die Verluste an Menschenkapital, welches der friedlichen Entwickelung des Genie's der Völker entzo­gen wurde. Natürlich erinnert sich die legitimistische Ga­zette an Heinrichs IV. Plan eines AmphytrincngerichteS, aber daran sei nicht mehr zu denken. Aber die allgemeine Industrie, welche doch in hohem Maße am Frieden inlercs- sirl ist, könnte die Lösung des wichtigen Problems erleich­tern, indem sie auf irgend einem Punkte der Erde ihre Abgeordneten permanent versammelt hätte, welche die Wün­sche derselben ausspräche. (H. T.)

Paris, 30. Aeril. Der Kaiser hat gestern Se. Er- cellenz den Grafen Orloff, Bevollmächtigter Sr. Maj. deS Kaisers aller Reußen am Congresse von Paris und beauf­tragt Se. kais. Maj. die Notifikalionsschreiben von der Thronbesteigung des Kaisers Alexander II. und ein Glück­wunschschreiben dieses Fürsten aus Anlaß der Geburt des kaiserlichen Prinzen zu überreichen, in öffentlicher Audienz empfangen. (H. T.)

Mitte Mai beginnt in Paris eine land wirt li­sch aftliche Ausstellung, an welcher auch auswärtige Aussteller Theil nehmen können. Die ausstellendcn Thiere, Geräthschasten oder Ackerbauprodnkre genießen aus den fran­zösischen Eisenbahnen zollfreien Eingang.

Von den Werken des Kaisers Napoleon lll. ist soeben eine neue prachtvolle Ausgabe erschienen.' Der russisch« Graf Orloff hat sogleich auf 20 Eremplare subscribirt, um sie mit nach Rußland zu nehmen und dort smdiren zu lassen.

Marseille, 29. Avril. Die Presse d'Orient zeigt an, daß die meisten der Einwohner von Eupatoria aus­wandern, in der Furcht compromntirt zu sein. Aehnliche Stimmungen zeigen sich in Abasien und Mingrelicn. Tie Einschiffung von 40,000 Mann der französischen Ar­mee gehl ihren Gang. Ein großes Zelthospital ist aus der Prinzcninsel errichtet in einer vortrefflichen Lage, um die Heilung der Kranken zu beschleunigen Ein anderes Lager für die Skorbutkranken Wird in Ramischiflik errichtet.

London, 26. April. Dem Minister der öffentlichen Arbeiten, Sir Benjamin Hall, wurde, zum Dank dafür,