Knaben wurden, mit den Händen über den Rücken zusam- meiiqcbmlden, in eine tiefe Grübe geschleudert, wo manche im Sturze Arme, Beine und den Hals brachen, und die Gnibe dann schnell mit Erde gefüllt. Unter schallendem Gelächter und Geschrei stampften die Kaiserlichen ans die­sem lebendigem Grabe die Erde zusammen und spottcten des Schangti, welcher seine Verehrer so wenig zu schützen vermöge! Die 200 Knaben der zweiten Abtheümig sind mit dem Schrecken davon gekommen. Man hat sie gegen hohes Lösegeld ihren Verwandten ausgetieftrt.

Der Fuchs und das Perlhühnche».

Non Hermann Koihe.

(Forschung.)

Es war wohl nicht zum Verwundern, daß rin solches Wesen, zufolge einer solchen Erziehung, die gewöhnlichen Alltagsnikiischen so nannte sie jeden, der ihr zu einem Romanheldcn zu prosaisch schien nur für Marionetten hielt, und, so weit es nämlich anging, sie auch als solche behandelte. Auch W.llter, den sie im Mmhwillen er halte blondes Lockenhaac ---- wohl ihren Lieblingspndel nannte, da er so eract nach ihrer Pfeife zu tanzen wisse, war ihr nur Marionette. Drohete auch sein Räderwerk von Zeit zu Zeit durch das ewige Tranherumdrehen und Veriren in'S Stecken zu gerochen, so wußte sie es immer wieder, durck ein paar zur rechten Zcit hingelröpfelte Lie­bes- und Hoffmingstropfcn in Gang zu bringen, Und der geduldige Ehekandidat ließ sich immer von Neuem cmfziehen, und das Räderwerk ging vor wie nach.

Hätte nun Walter von der Maschine zum Maschini­sten , vom Gefopgsen zum Foppe- den sich -herauszuschwin- gen und,' wo eS paßte, die Rollen zu vertauschen gewußt, so hätte das Ding gut gehen mögen. A er er war zu wenig Menschen-, oder richtiger, Damenkenner, als daß er hätte wissen sollen, wie einem Frauenzimmer Niemand gleichgütiger ist, als wer zu Allem Ja sagt. Freilich mit Rücksicht. Wer den Weibern überall und in Allem wider­sprechen wollte, hätte sicher das ganze schöne Geschlecht zu Feindinnen; wer ihnen in Allem Rllcht giebt, interessirt sie nicht. Weiß man ihnen aber zur rechten Zeit zu wi­dersprechen, Recht zu geben, sich necken zu lassen und wie­der zu necken, so erzeugt dies oft ein warmes Interesse; und nicht selten steigert sich diese Wärme zur heißen Lic- besslamme, die freilich im Schornstein der Ehe nur allzu» häufig wieder verdampft.

Kurz: Walter, der brave, verständige, kalte Walter hatte eine solche Flamme nicht aiizuzniidru gewußt. Er ging den schlichten Weg der Väter, ward bei dem Herrn Papa um ihre Hand, dieser ernannte ihn zum Kompag­non und Schwiegersohn in spe; auch das Engelteuselchm war ihm hold und spielte mit ihm freilich nur daun, wenn sonst Niemand zu haben war und nun, folgerte der ehrliche Walter, könne seinem Glücke nichis mehr im Wege sichen. Aber ach! wem hat nicht einmal ein sieben- zehnjährigeS Mädchen ein Schnippchen geschlagen?

Darum gilt auch Alles, was ich oben von Bcrtha'S kleinen Unarten und dem Marionetteisspiel zwischen ihr und dem armen Walter erzählt habe, nur bis zu einem gewis­

sen Zeitpunkt. Denn siehe, plötzlich kam wie aus dem Himmel geregnet aus dem irdischen Himmel Italien mein' ich ein schlanker schwarzgelockter Mann, der die Kunst verstand, den Fürsten Paläste, und der Liebe Hütten zu bauen. Anfangs hielt Fräulein Bertha auch ihn für eine Marionette, die ihr Kurzweil machen sollte. Aber wie schlug sie in Gedanken die Hände über dem Krpf zu­sammen, als er nicht tanzen wollte, wenn sie pfiff! Und wie erstaunte sie, wenn er thöricht nannte, was sie für weise irocken, waS er für naß gehalten hatte, und ihr mit Gewalt seine Gründe Tropfen für Tropfen zu schlu­cken gab! Anfangs sperrte sie sich; je mehr sic aber diesen Arzt mit jenen Charlatanen verglich, die ihr Nichts als s ü ß e Pillen eingegeben hatten (sie meinte die pomadisirten Herrchen mir Schnürleibern und falschen Waden), um so himmelweiter fand sie den Unterschied, um so unentbehr­licher wurde er ihr. Je mehr er sie lehrte, desto mehr wollte sie lernen, je dunkler, je tiefer und zauberischer ihr des Schwarzkünstlers Augen dunklen, um so länger, um so lieser wollte sie hineinsthanen ach, sie schaute zu tief hinein! Und das neugierige, naseweise Herzchen schaute mit husch! weg war's!

Fernando dies war der Name des Architekten Fernando war ein Glücksritter. Die Architektur, die er übrigensdurchaus studirt" hatte, war bas magere Rößlein, ans dem ec in der Well hernmteabte. Hätte er sich mehr um dieses beinmmeet, so würde er auch wohl weiter gekommen sein. Wurde ihm aber irgendwo ein Bau ausgetrageu, so fing er ihn hastig an, setzte ihn lang­sam fort und vollendete ihn nie. Eh' man sich'ö versah, war er über alle Berge.

Das hatte seine gmen Gründe.

Fernando war das, waö man ein.m Spieler von Me­tier nennt. Solche Menschen sind nie ruhig, als im Na­turzustände der Nacktheit. Sitzen sic aber einmal in der Wolle, so zausen sie sich so lange mit der ihnen freilich oft überlegenen Glücksgöttin herum, bis sic wie geschorne Schäflein dastehen und Nichts mehr zu.verlieren habe». So Fernando. Hatte er auf eine von ihm übernommene Baute einige Vorschüsse erlangt, so war seine Spielwnth nicht mehr zu bändigen. Ein einziger Aocnd' sah ihn oft den sauren Erwerb von mehreren Monaten vergeuden. Die einfache Folge war dann, daß er sich gcuöihigt sah, Schulden zw machen, und die noch einfachere, daß er seine Schulden auch bezahlen sollte. Er wurde verdrießlich, be­trieb sein Geschäft nachlässig; und konnte er seinen Gläu­bigern, diesen beschwerlichen, immer wiederkehrenden Stech­fliegen, die ihre heillosen Angriffe um so beharrlicher er­neuern, je mehr man sie zu scheuchen sucht, gar nicht mehr aus.veiehen, so packe er seine Sachen, d. h. er packte seinen Wanderstab mit der Rechten und seine Rock­schöße mit der Linken, schüttelte den Staub von den Fußen und suchte sich eine ireue Heimnlh. Mit Thräncn erin­nerte man sich des Entschwundene»; hatte er sich doch so Vielen durch ein schmerzliches Andenken verbunden.

(For.setzung folgt.)