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bestehenden Bordellhäuser, den Verordnungen gemäß, nach, abgelegenen und entfernten Gegenden der Stadt verlegen möchte. Zur Begründung dieses Antrags führten die Pe­tenten namentlich an, daß die Hausbesitzer in der Nähe von Bordellen die erheblichsten Nachtheile an ihrem Ver­mögen erlitten. Schwer finde sich für solche Grundstücke ein Käufer, ja selbst ein anständiger Miecher und nicht selten seien dergleichen Hausbesitzer, um nur überhaupt eine Rente von ihrem Grundstück zu ziehen, zur Vermiethung ihrer Wohnungen an liederliche Dirnen gezwungen, ein Umstand, der dann das Umsichgreifen der Prostitution au­ßerhalb des Bordells begünstigt. (St.A.)

Wien, 25. März. Die abermalige Reduzirnng der Artnee ist bereits eingetretcn und wird, soweit eS die Ver­hältnisse nur immer gestatten, ausgedehnt, und die Aus­gaben für dieselben in der Art sestgestellt werden, daß au­ßerordentliche Zuflüsse von selbst entfallen. Die Tabak­ernte in Ungarn war im verflossenen Jahre so reich, daß Heuer zur Deckung des Tabakbedarses in den Aerarialfabri- ken ausländische Blätter in weit geringerer Quantität an­gekauft werden, als in den Vorjahren. Die Ankäufe wer­den meist in Holland und in der badischen Pfalz bewerk­stelligt.

Triest, 30. März. Man meldet aus Alexandrien vom 23. v, M., daß der Vicekönig die Weisung erhalten hat, für die egyptischen Truppen die tückische Uniform an­zunehmen und die Forts von Alexandrien zu zerstören.

(T. D. d. KrlSr. Ztg.)

Krakau, 26. März. Im ganzen Königreich Polen findet diese Nacht die Aushebung von 30,000 Mann Re­kruten statt. Wie gewöhnlich wird dieselbe im Verlaufe Mer Nacht vollzogen. ES werden Leute nicht wie ehemals im Alter bis 30 Jahr, sondern von 19 bis 35 Jahr aus­gehoben. (Börsenhalle.)

In Ungarn ward ein gefährlicher Räuberhauptmann Hatvany gefangen und nach Ofen gebracht. Beim Verhör stellte er sich stumm. Man ließ ihn 3 Tage hungern, um ihn zum Sprechen zu bringen. Er blieb stumm; man gab ihm Speise; er rührte sie nicht an, blieb stumm und starb nach 16 Tagen freiwillig den Hungertod.

Pius IX. soll dem Kaiser Napoleon geantwortet ha­lben: ja, ich komme selber zur Taufe nach Paris, dann bringe ich aber deine Soldaten in Rom als Taufjeugen mit! Und sollte mich der Kaiser von Oestreich zu Gevatter bitten, dann nehme ich des Kaisers Soldaten mit nach Wien! Der Papst wird aber Franzosen und Oestreicher in seinen Landen behalten müssen; denn gerade jetzt sieht's fast in ganz Italien gar bedenklich aus und Niemand traut dem Landfrieden. In Parma z. B. steht's so schlimm, daß die Oestreicher auf der einen, die Sardinier auf der an­dern «Seite bereit stehen, einzumarschiren.

Paris, 28. März. Gestern speiste Graf Orloff in dem Hotel der türkischen Gesandtschaft, und am Morgen hatten seine Adjutanten mit mehreren französischen Offizieren im Walde St. Germain gejagt. (S. M.)

Paris, 2R. März. DieSentinelle de Toulon" gibt im Nachfolgenden > einige Aufschlüsse über die afrikani­sche Expedition, auf welche-eine im Moniteur angezeigtc

Truppeneinschiffung nach Algier hinwcist:Ungeachtet der Aussichten auf demnächstigen Frieden, dessen definitive Unter­zeichnung man täglich erwartet, nimmt die in unserem Ha- fen herrschende Thäiigkell nicht ab. Bereits ist ein Theil unseres Geschwaders nach der Krimm abgegangen, um Kranke abzuholen; der andere Theil hat gleichfalls Befehl erhalten, sich segelfertig zu machen, um Truppen einzuneh­men. 38,000 Mann der Orientarmee sollen nach Algier gebracht werden, wo man eine große Expedition gegen die Kabylen vorbereitet- Nur 30,000 Mann der französischen Armee werden in Konstaminopel bleiben. Man beschäftigt sich Mit Kantoninmg der auS dem Orient rückkehrenden oder nach Afrika einznschiffenden Truppen. (St.A.)

Paris, 31. Marz. Der Friede wurde heute Sonn­tag um 1 Uhr im Hotel der auswärtigen Angelegenheiten unterzeichnet. Die Bevollmächtigten von Frankreich, Oest­reich, Größbritanien, Preußen, Rußland, Sardinien und der Türkei haben ihre Unterschrift unter den Vertrag gesetzt, welcher dem gegenwärtigen Krieg ein Ende macht und der, indem ec die orientalische Frage regelt, der Ruhe Europas feste und dauerhafte Grundlagen verleiht. Der Austausch der Ratifikationen wird in vier Wochen oder wo möglich früher, in Paris stattfinden. Bis dahin können die Sti­pulationen des Vertrages der Oeffentlichkeit nicht übergeben werden. Die Patrie berichtet, daß jeder der Bevoll­mächtigten viermal sechsundneunzig Unterschriften (oder Pa­ragraphen) zu machen hatte, was auf eine respektable An­zahl von Annexen deutet. Für den Akt der Friedens­unterzeichnung war ein eigenS prachtvolles Dintenfaß an- geftrtigt, ein wahres monumentales Meisterstück, welches nicht weniger als 11,000 Flanken gekostet hat. (H. T.)

Paris, 31. März. Die Feber, womit der Frie­denstraktat unterschrieben wurde, ist einem lebendigen Adler des Pflanzengartens entnommen, die ein Hofjuwelier mit kostbaren Edelsteinen besetzt hat. Dieselbe bleibt Eigenthum der Kaiserin.

Paris, 31. März. Gestern um 2 Uhr zeigten 101 Kanonenschüsse der Bevölkerung von Paris den Frie­densschluß an. Abends war die Stadt freiwillig in glän­zendster Weise beleuchtet. Die Kanonen der Forts feuerten bis Abends 8 Uhr. Man zählte von 1 bis 8 Uhr 1000 Schüsse.

Paris. Der 30. März ist der Tag, an welchem im Jahr 1814 Paris eingenommen wurde, und der heute erfolgte Friedensschlnß ist somit eine Art Aussöhnung mit diesem Unglücks-Jahrestage.

London, 27. März. Bei Lloyds wurde gestern eine telegraphische Depesche aus Konstantinopel, 24. März, an­geschlagen, des Inhalts, daß am 14. ein furchtbarer Or­kan im schwarzen Meer ausgebrochen sei und 48 Stunden lang gewüthet habe. Mail spürte ihn besonders auf der Küste zwischen Varna und der Donaumündnng. Sechs englische Barkschiffc und fünf englische Briggs, alle zum Transportdienst verwendet, und zehn nicht englische Fahr­zeuge , haben vollständig Schiffbruch gelitten. Die englischen Schiffe waren alle versichert, und von der Bemannung ist glücklicherweise Niemand ums Leben gekommen. (F. Pstz.)

London, 28. März. Die britisch-deutsche Legion