und er für todt weggetragen werden mußte; doch erholte er sich wieder. Mehrere Andere wurden ohnmächtig. Un­ter diesen Umständen entschloß man sich, die Zeichnungen nicht auf einen einzigen Tag zusammenzudräugen, und pro­klamiere, was mau schon früher hätte thuu sollen, deren Fortgang für die beiden folgenden Tage. Im Ganzen sind gestern etwa 2'/, Millionen gezeichnet worden. (Magd. Z.)

Wer die dießjährigen preußischen Kammerverhandlun- ge» lieöt (wer etwas ängstlicher Natur ist, thut besser, sie ungelesen zu lassen), der ist manchmal versucht, sich vor den Kopf zu schlagen und sich zu fragen, ob er wache oder träume, ob ihm seine Phantasie einen Streich spiele, ob er Ln der Gegenwart lebe oder in das Mittelaller zurückver­setzt sei. Es ist unglaublich, welche Art Weisheit ans der Mitte der Vertreter des Staates der Intelligenz jetzt in die Welt hinanstönt. Alle Tage eine neue Emdecknng. Der Begriff des Standes ist nach Herrn v. Gerlach ein christlicher Begriff, also der Unterschieb der Stände im Chri­stenthum begründet; nach der Ansicht desselben kleinen Herrn ist es der Triumph des Adels, daß er in der Armee den bürgerlichen Offizieren adelig-militärische Sitte miltheilt, und sein Beruf ist es, im ganzen Lande Aehnliches zu wir­ken; der ist am freiesten, der am meisten beeinflußt und gebunden ist; es gibt einen großen Herrn, das ist der Kö­nig, und viele kleine Herren, das sind die Adeligen; die Hörigkeit ist ein von Gott geordneter Zustand, und nach Gras Pfeil müssen die Rittergutsbesitzer möglichst souverän sein und auch einmal einen unschuldigen Hörigen prügeln und fesseln und einsrerren lassen dürfen; das sinv aber noch lange nicht alle Kernsprüche auS dem politischen Katechis­mus der äußersten Rechten. (Dfz.)

Stettin, 18. März. Gestern früh 3 Uhr ist in Sarow bei Stargard ein Feuer ausgebrochen, welches, mit rasender Eile zur furchtbarsten Brunft gesteigert, das ganze Dorf (24 Bauerhöse, Kirche und Schulhaus) in Asche gelegt und nur drei Häuser verschont hat. Mit dem Hause, in welchem der Brand auögekommeu, sind 10 Men­schen verbrannt. (Pm. Z.)

Lübeck, 19. März. So eben trifft hier per Tele­graph die Meldung ein, daß der Hafen von Li bau durch englische Kreuzer wieder unter Blokade gesetzt ist. (N. Z )

Wien, 17. März. Wir hatten hier in einigen Vor­städten in den letzten Tagen Lazzaristenmisfionen. Ein Mis­sionar predigte:Das Concordat ist eine Thüre in den Himmel, aber eine kleine, schmale; man muß sich bücken und winden, um durch dieselbe hineinzukommen. Dagegen soll in Oestreich jetzt ein Riesenthor, das zur Hölle führt, aufgethan werden; es heißt Gewerbefreiheit." (A. Z.)

St. Gallen, 25. März. Gestern fand die Eröff­nung der Eisenbahn von Winterthur bis St. Gallen statt, und zwar mit einer Feierlichkeit, wie man sie hier so balv nicht wieder erleben wird. (S. M-)

Im Amt Konolfingen (Kanton Bern) predigt ein 14jähriger Knabe aus dem Stegreif über theologische Dinge; dasselbe fand vor einiger Zeit in Rchtobel bei St. Gallen statt. (St A.)

Parma, 19. März. Der Kriegsauditor Gantani Bordi wurde meuchlings ermordet. Die Stadt Parma

wurde deshalb, sowie wegen des früheren Mordes in Be- gi

lagerungszustand erklärt. (St.A.) g

Man schreibt dem Journal des Tebats aus Rom, st-

15. März: ES ist beschlossen worden, daß gegen Monat L

Juni ein Spezialbevollmächtigter nach Paris geschickt werde, P

um im Namen des Papstes das kaiserliche Kind zu taufe».

Vorerst ist zu dieser Mission der Kardinalvikar Patrick er« ch

sehen. Die römische Kurie verhandelt in diesem Augen- b,

blicke eine wichtige Angelegenheit, welche man nach Wunsch F

zu beenden hofft. Man hatte bei dem Kaiser Alerander L

von Rußland die Ermächtigung nachgesucht, die großen Bi- b,

schofssitze Polens besetzen zu dürfen; er soll erwidert haben, ei daß man Bischöfe für alle Sitze ernennen könne, wobei der sc

Kaiser sich jedoch das Präsentationsrecht und einige andere fe

Vorrechte Vorbehalte. Wenn dieses sich bestätigt, so würde § man einer Verständigung nahe, die gleich vorthcilhast für st Polen und für beide Höfe wäre. dl

AuS Paris, 18. März, wird demNord" geschrie- I

den:In den letzten Konferenzsitzungen wurden von Eng- n

land und Piemont einige Anläufe gemacht, um Fragen zur d

Erörterung zu bringen, die dem jetzigen Kriege und dem v

Zwecke der Verhandlungen-fremd sind; man wollte z. B., d

daß die Konferenz sich auch mit Italien beschäftigen solle.

Diese Versuche wurden jedoch von der Majorität der Be. st

vollmächtigten schlecht ausgenommen und konnten nicht ein« zi

mal zur Sprache kommen." (K. Z.) ss

Paris, 19. März. Die Antwortsrede des Kaisers d

auf die Beg ückwüuschungsrede des Präsidenten des Senats h

enthält folgende Stelle:Der Senat begrüßte die Geburt e

einesKindes Frankreichs" als ein glückliches Ereigniß. g

Ich bediene mich absichtlich dieses Worts. Denn der Kai- 3

ser Napoleon, mein Onkel, welcher in dem neuen, aus der v

Revolution hervorgegangeneu Systeme Alles mitaufnahm, s

was die alte Regierungsform Großes und Erhabenes besaß, g

hatte die frühere Benennung derKinder Frankreichs" wie« r

der angenommen. In der That, meine Herren, wenn ein e

Erbe geboren wird, der ein nationales System fortzupflan- r

zen bestimmt ist, so ist dieses Kind nicht nur der Sprößliug x

einer Familie, sondern er ist wirklich auch der Sohn r des ganzen Landes, und dieser Name zeigt ihm seine Pflich- s

ten an. War dieß unter der alten Monarchie wahr, welche s

die bevorzugten Klassen ausschließlich repräseutirtc, um wie t

viel mehr muß dieß heute der Fall sein, wo der Herrscher i

durch die Nation erwählt, der erste Bürger des StaalS t

und der Repräsentant der Interessen Aller ist." l

Paris, 20. März. Ans Anlaß der Geburt deS l

kaiserlichen Prinzen hat Se. Maj. der Kaiser nun beschlos­sen, daß die Eclaubniß zur Rückkehr nach Frankreich allen l Jenen gewährt werden solle, welche erklären, der Regierung, welche die Nation sich gab, sich loyal zu unterwerfen und sich auf Ehrenwort verpflichten, deren Gesetze zu achten.

Schon bei Errichtung des Kaiserreichs wurde dieser groß- müthige Ausruf erlassen; der Kaiser hat angeordnet, daß dieß wiederholt geschehe. Es werden fortan außerhalb deS vaterländischen Bodens nur Jene noch sein, welche darauf beharren, den Willen der Nation und die durch ihn ge­gründete Monarchie nicht anzuerkennen. (St.A.)

Paris, 21. März. In Folge der letzten Ernennt!,,-