Berlin, 13. Feb. Die Githaltsamkeitsverel'ne Preußens fahren fort, unter dem Vorgänge eines Theils der protestantischen Geistlichkeit, die gesetzgebenden Faktoren mit Petitionen zu bestürmen, um ein Einschreiten der Gesetzgebung gegen das Branntweintrinken herbeizusühre», und zwar jetzt nicht mehr auS Gründen der „Theurungs- politik", sondern im Interesse der „Gesundheit und Sittlichkeit des Volks". Nach dem neuesten Petitionsbericht der Kommission des Abgeordnetenhauses für Handel und Gewerbe liegt derselben ein Gesuch des Central-EnthalrsamkeitS-Ver- eins von Ostpreußen vor, welches dahin geht, „es in Erwägung zu ziehen, wie nach dem Vorgänge in anderen Staaten, auch in unserem Vaterlande die Verdrängung deS Branntweins als Volksgeiränk auf dem Wege der Gesetzgebung nachhaltig herbeizuführen sei." (N.-Z.)
Wien, 13- Febr. Der Fürst-Erzbischof von Wien hat sich, aus Anlaß eines von unserem Gemeinderathe gestellten Antrags, gegen die Aufstellung deS beabsichtigten Mozart-MonumentS in einer der hiesigen Kirchen ausgesprochen. (Zn Italien haben Dichter und Künstler Monumente in den Kirchen, z. B. Tizian und Canova in der Kirche ai Frari in Venedig.) (A. Z.)
Paris, 15. Febr. Wir erfahren auS zuverlässiger Quelle, daß die Eröffnung der Couserenzen auf den 23. Lebr. festgesetzt werden sei. Man war geuöthigt, die Eröffnung um einige Tage zu verzögern, um die Ankunft Ali Paschas abzuwarten, der nicht vor dem 21. oder 22. in Paris eintreffen wird. (H. T.)
Paris, 15. Febr. Als wahrscheinlicher Pathe des kaiserlichen Kindes, wenn es ein Knabe ist, wird der Papst bezeichnet, der in diesem Falle bei der Taufhanbluug durch einen Legaten vertreten werden könnte. Die Unterhandlungen über diese Angelegenheit sollen schon im Gange sin. Der normännischen Amme ist jetzt eine zweite, angeblich aus Bourguignon, beigegeden worden, die ebenfalls in den Tuilerien wohnt. Für das kaiserliche Kind sind zwei Zimmer eingerichtet; in dem einen wirb es sich bei Tage in der Nähe des Kaisers, in dem andern bei Nacht in der Nähe der Kaiserin befinden. (Köln. Z.)
Paris, 18. Febr. Mit Ausnahme des Grafen Or- loff und des türkischen Bevollmächtigen sind sämmtliche Mitglieder der Konferenzen in Paris eingetroffen, und Lord Elarendon ist dem Kaiser bereits vorgestellt worden. Der Eonstitutionnel hat einen CykluS von Biographieen der Kon- serenzmitglieder mit denen der HH. v. Bnol und v. Hübner eröffnet. In jener erzählt er, daß Hr. v. Buol im Augenblicke vor der Unterzeichnung deS Dezembervertrags eine telegraphische Depesche deS Hrn. v. Mantenffel erhalten habe, welche laurete: Unterzeichnen Sie um Gottes, willen nicht! Die Aussichten, daß Preußen eingeladen werde, verschwinden immer mehr. Was sich zugetragen bat, wissen wir nicht, aber in den letzten Tagen^ist die französische Negierung viel zurückhaltender geworden. (S. M.)
Paris, 18. Febr. Man meldet den Tod deS Dichters Heinrich Heine. Derselbe starb gestern Morgens um 5 Uhr (S. M.)
London, 13. Feb. Nach einem Ge richt im Herald ist — „j,l Folge der Wahrscheinlichkeit deS Friedens" —
den Flottenosfizi'eren, die. nicht auf Halbsold gesetzt sind, befohlen worden, ihre Schnurrbärte wegzurasiren. Die „steife Kravate" für die Infanterie wäre ein noch gewisseres Friedenszeichen.
London, 14. Febr. Hr. Ewart fragt im Unterhaus: Können brittische Schiffe während deS Waffenstillstandes mit Rußland Handel treiben? Lord Palmerston empfiehlt den Schiffern, die Waffenstillstandsbedingungen genau durchzusehen, bevor sie eS riskiren. (T. D d. Ä. Z.)
London, 14. Febr. Admiral Sir Edm. Lyons verläßt England Anfangs nächster Woche, um wieder das Commando der Mittelmeer-Flotte zu übernehmen. (Krlsr. Z.)
London, 15. Febr. Hr. Roebuck verlangt Vorlage der Correspondenz mit Amerika. Lord Palmerston sagt: Das amerikanische Cabinet beschuldige Hrn. Crampton, die Rekrutirungen fortgesetzt zu haben, nachdem er Entschuld,- gungen angeboten. Ist diese unwahrscheinliche Behauptung wahr, dann will Palmerston Erampton nicht vertheioigea.
(A. Z.)
Kon stan tino pcl, 4. Febr. Nicht mindere Wichtigkeit als die viel genannten vier und fünf Punkte haben für den ganzen Orient die 21 Artikel, in denen die Reformen znsammengefaßt sind, welche im ottomauischen Reiche unter abendländischen Auspizien inS Leben treten sollen. Dieselben enthalten theils allgemeine Bestimmungen, wir die Aufrechthaltung des Hattischeriss von Gulhane und der Tansimatgcsetze, sowie die Gewährleistung der der griechischen und armenischen Kirche von Alters her verliehenen Privilegien durch seine neue Akte des SnltanS, theils eine Reihe von Grundregeln, vie sich ans die innere Ver- waltung und die Stellung der christlichen Unterthanen deS SnltanS beziehen, deren völlige Gleichberechtigung nunmehr grundsätzlich ausgesprochen ist. Vrn großer Wichtigkeit ist ferner die den Franzosen in Aussicht gestellte Erlanbniß, Grundbesitz zu erwerben und die projeknrie Errichtung von Creditinstitnten für den Handel, dem andererseits auch durch die Reform deS Münzwefens, die Verbesserung der Com- munikationswege u. s. w. mächtiger Vorschub geleistet wer- den soll. (N.-Z.)
Trapez» nt, 28. Zan. Die Russen haben einen Theil von Armenien geräumt und sich nach Ecivan gezogen. — Die transkaukasische Expedition unter Omer Pascha befindet sich in gänzlicher Stagnation, der Kern dieser Ar- mee wird in Erzerum concentrirt und Omer Pascha nächstens hier erwartet. (F. I.)
Petersburg, 8. Febr. Nach dem Wortlaut des Vertrages zwischen der Pforte und den Westmächten soll die Armee der letzteren vierzig Tage nach dem Abschlüsse des Friedens mit Rußland die onomauischen Staaten verlasse». Von verschiedenen Seilen wird nun berichtet, daä, weil zur Sicherung der Durchführung der Staatsresormen in der Türkei die Anwesenheit einer ansehnlichen Truppen- machl noch aus längere Zeit nölhig sein wurde, 10,000 Mann Ocstreicher in den Donaufürstenchümern und 30,000 Mann westmächtlicher Truppen in den Stationen der See- defileen zwei Jahre lang bleiben sollten. Der betreffende Vertrag würde auch auf den Pariser Conserenzen zur Sprach« kommen. (N. Pr. Z>)