das energische Auftreten des Oberamtmanns Kausler, der ihnen im Namen des Königs und des Gesetzes befahl, den Platz zu räumen, dergestalt überrascht, daß sie sich zer­streuten; jedoch riefen einige der Unzufriedenen:Bürger raus!" Die hier stationirten Landjäger wußten aber bald die unbesonnenen Schreier heranszufinden. Dieselben sind sogleich an das K. Oberamtsgericht abgeliefert worden. Weitere Verhaftungen sind angeordnet. Nun ist die Stadt wieder ruhig geworden und der morgende Tag wird das Gesetz zur Geltung gebracht haben. Nicht unerwähnt dür­fen wir die thätige Theilnahme lassen, welche alle Bezirks­beamten, der OctSvorstand, Lehrer und einige Bürger zur Erhaltung der Ordnung entfalteten. Besondere Mühe gab sich aber unser allgemein geachteter Helfer Feuerlein, indem er durch Belehrung die dichte Finsterniß des Aberglaubens zur Rettung der gesetzlichen Ordnung zu durchbrechen ver­suchte. Nachschrift. 24. Jan. Die ganze Nacht hin­durch wurde patroullirt; Oberamtmann Kausler und Aktuar Gmelin überwachten die Streifwachen persönlich. Die An­zahl der Verhafteten soll sich vermehrt haben, obwohl ein­zelne Angeschuldigte versucht haben, sich durch Aufsuchung eines Verstecks der Haft zu entziehen. Diesen Morgen in aller Frühe wurde der verhängnißvolle Leichnam mit ent­sprechender Begleitung auf hiesigem Gottesacker beerdigt. Es wird aber nöthig sein, längere Zeit Vorsichtsmaßregeln zu treffen, da das Volk, vom Kinde auf der Gasse bis zum ältesten Mann hinter dem Ofen, noch nicht von seinem Wahne geheilt ist und deßhalb zu befürchten steht, daß der Leichnam ausgegraben und ins Freie geworfen werde.

(St.A.)

Ulm, 20. Jan. Wir haben hier alle Aussicht, die Einrichtung einer größeren Speiseanstalt nach Egestorf'scher Manier ins Leben treten zu sehen. Eine Beilage des heu­tigenAllgemeinen Anzeigeblattes von und für Ulm" ent­hält eine Einladung zur Bethciligung an dieser Anstalt, zu deren erster Einrichtung 2000 st., sowie die gleiche Summe zum Betrieb durch 400 Aktien n 10 st. aufgebracht werden sollen. Vor der Hand sollen täglich 1000 Portionen ä 7 kr. abgegeben werden und bietet das Programm nicht allein eine große Auswahl von Speisen, sondern auch in den täg­lichen Gerichten Verschiedenheit dar- (St.A.)

Ulm, 22. Jan. Bei der gestern Abend im Rath­haussaale abgehaltenen, durch den Reiseprcdiger Werner geleiteten Versammlung soll der Opferstock mit nicht gerin­gem Geldinhalte entwendet worden sein.

Heilbronn, 24. Jan. Seit einigen Tagen halten sich mehrere bedeutende Wollkäufer aus Frankreich hier und Gegend auf, und haben, sicherem Vernehmen nach, aus dem hiesigen Wollmagazin gegen 700 Centner Wolle in feinen Qualitäten, die von Spekulanten größtentheils auf dem Kirchheimer Markt aufgekaust und hier gelagert wor­den sind, gekauft und zu guten Preisen bezahlt. (H.T)

T n g e s«N e n i g k e i t e n.

In den Herzogthümern Schleswig und Holstein fehlt es an Schullehrern und man sieht tich gcnöthigt, so­gar Pcäparanden, die noch kein Seminar besucht haben, anznstellcn. Als Ursache, warum immer weniger Leute sich

finden, die sich dem Schuldienst widmen, wird die kärg­liche Besoldung genannt, da oft Knechte und Mägde einen bessern Jahreslohn bekommen, als der Schullehrer. Wo ist das Land, wo Milch und Honig für die armen Schul­meister fleußt?

Man will Kennzeichen des Hungertyphus in einem Dorfe des westphälischen Kreises Brilon wahrqenom- men haben. (Ü. S.)

Wien, 21. Jan. Es verlautet, daß der Waffen­stillstand unter folgenden Bedingungen beantragt werden soll: Wenn bis zum Frühjahr der Frieden noch nicht hergeftcllt ist, so wird die Verbündete Flotte wohl abermals in die Ostsee eindringen, aber während der Dauer der Unterhand­lungen nicht über Gothland hinausgehen. In der Krimm bilden die Tschernaja und die zwei großen Pässe ins Bai- darthal die Demarkationslinie. Hinsichtlich Kinburn, Eu- patoria, Kertsch und des asiatischen Kriegsschauplatzes ha­ben sich die gegenseitigen betreffenden Feldherren unter ein­ander iits Einvernehmen jn setzen." (F. P.-Z.)

Der Bund theilt mir, daß das Bärenpaar im Bären­graben in Bern zwei muntere Jungen bekommen hat. Die Bärenmutter hat aber ein geworfenes Junges bald nachher sehr unsanft wieder erdrückt. (S.M.)

Jn R o m hat der Winter bereits dem Frühling Platz gemacht. Jn den Gärten schlagen die Bäume aus und die Blumen fangen an zu blühen. Die Witterung ist so warm und mild, daß man die leichteste Kleidung vertragen kann. Jn einigen Gegenden von Unteritalicn hat es Ge­witter gegeben.

Madrid, 16. Jan. Jn Sevilla begann das Volk Erceffe gegen die Bäcker. Die Ueberschwemmung in Se­villa ist die stärkste seit 1784. Die ganze Ebene ist Ein Fluß; die Dörfer Inseln. Es ist auffallend, daß die Bäcker- Ercesse mit den Vorfällen in Madrid zusammentrafen. Große Miiitärkräfte wurden entwickelt.

Paris, 18. Jan. Beim Räumen seines Hauses in der Rue Rambuteau, welches einer neuen Straße Platz machen muß, hat ein gewisser Herr Verricr, ein Spedi­teur, vorgestern eine kuriose Entdeckung gemacht. Er fand in einer Kiste, die ihm vor etwa 6 Jahren aus Amerika zugeschickt worden war und die da sie Niemand rekla- mirte in einem Winkel des Magazins unbeachtet stand, einen männlichen Menschenkopf mit rothcn Haaren und Bart. Die linke Schläfe war zerbrochen und das durch die Zeit geschwärzte Gesicht mit geronnenem Blute bedeckt. Tic Kiste enthielt ferner Hemden, Früchte und kleine Eidechsen. Das Ganze wurde der Polizeibehörde übergeben. (St.A.)

Paris, 19. Jan. Die Regierung hat Befehl gege­ben, jede Sendung von Munition und Waffen nach der Krimm zu sistircn. Die Uebcrrefte der alten Kaiserarmee bestehen nur noch aus 4000 Mann. Seit 2 Jahren star­ben 1800 dieser Kriegsgenoffen Napoleons.

London, 21. Jan. Die Morning-Post sagt, daß die Westmächte handgreifliche Proben dafür verlangen , daß Rußland sich künftighin aller Angriffe enthalten werde.

(K. Z.)

London, 23. Januar. DieMorning Post" sagt: Wir glauben, die authentische Nachricht ist aus St PeterS-